Wenn der Wind weht
ein ziemlich deprimierender Film aber das Leben besteht ja nicht nur aus glänzender Schokolade.
Ich hab mal meinen Kommentar den ich mal für eine Film und Serien Seite geschrieben habe, kopiert.
Er war jemanden gewidmet, also einfach den Part ignorieren.
“Eine Träne zu trocknen ist ehrenvoller, als Ströme von Blut zu vergießen“ - George Gordon Byron
Nach jedem Krieg
fragen die Menschen
wozu er gut war
Warum
stellen sie
diese Frage
nicht schon vorher ?
• Gerald Dunkl
“Wenn der Wind weht“ habe ich mir extra für diesen Kommentar nochmal angeschaut.
Bewaffnet mit einem Block und einem gespitzten Bleistift ließ ich mich auf der Couch nieder, wohl wissend was in den nächsten 84 Minuten auf mich zukommen würde.
Normal tue ich so was ja nicht, bin ja auch kein Kritiker, wollte ich doch nur einen guten Wichtel-Kommentar schreiben.
Was es alles auf meinen Notizblock geschafft hat, steht am Ende meines Kommentars.
Viele Grüße noch an die FSK, diesen Film ab 6 freizugeben ist höchst fragwürdig.
Für Eltern geeignet, die nichts dagegen haben ihre in-den-schlaf-weinenden Sprösslinge zu trösten.
In der Grundschule sicher nicht geeignet, aber in höheren Altersstufen fast schon schulisches Pflichtprogramm.
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England, zur Zeit des kalten Krieges.
Die Nachrichten in Großbritannien berichten von einem bevorstehenden Krieg zwischen den USA und Russland. Auch der Einsatz von Atomwaffen ist realistisch, der große Teile Englands vernichten würde.
Eingeleitet wird diese depressive, grausame Thematik von David Bowie mit “When the Wind Blows“, begleitet wird die Anfangssequenz mit realen Filmaufnahmen, was dem ganzen noch mehr bedrückende Ausdrucksstärke verleiht.
Das Rentner-Ehepaar Hilda und Jim leben an einem idyllischen Fleckchen Erde in der nähe von London. Ihren gemeinsamen Lebensabend verbringen sie meistens damit das Jim versucht seiner Frau die Welt zu erklären. Mit seiner ganz eigenen verniedlichten Weltansicht.
Wer auf Hochglanzbilder steht wird hier ein Fiasko vorfinden, wer aber liebevoller Schlichtheit nicht abgeneigt ist wird hier bestimmt nicht enttäuscht werden.
Anfangs noch recht kitschig, verfolgt man aber dennoch gespannt dem niedlichen Alltag der beiden. Die Zwei führen ein einfaches aber sehr friedliches Leben auf dem Lande.
Als im Radio von einem drohenden nuklearem Angriff gesprochen wird, entschließt sich Jim sofort alle in einer Überlebensbroschüre gefundenen Maßnahmen zu treffen und mit dem Bau eines Schutzraumes zu beginnen.
Anders als seine Frau Hilda, die das ganze auf die leichte Schulter nimmt, hat Jim schon sehr bald keine anderen Gedanken mehr als der Schutzraum und seine „Protect and Survive“ Broschüre.
,, Man muss tun was getan werden muss“ sind Jim´s Worte diese Tage, dennoch nehmen beide die Situation nicht zu 100 % Ernst. Hat man doch schon ein mal einen Krieg überlebt mit Bomben, Luftangriffen und allem was dazu gehört. Wieso und vor allem Was sollte denn groß anders sein?
Schrecklich unwissend sind sie, das Liebenswert naive Rentner-Ehepaar von nebenan, das den zweiten Welt-Krieg in jungen Jahren miterlebt hat und ihn nun romantisiert und sich nicht im entferntesten vorstellen kann, was da auf sie zukommt.
“Schlimmer als der Krieg ist die Furcht vor dem Krieg.“ - Lucius Annaeus Seneca
Mit Durchhalteparolen versuchen die beiden dem ganzen den Schrecken zu nehmen.
Das ganze Bild vom Krieg damals... Bodentruppen, Panzer, Überfallartige Invasionen, all das wäre in Anbetracht zur heutigen Kriegsführung der Garten Eden.
Mich erinnert das gerade kurioserweise an ein Spiel das ich sehr schätze.
Denn im Endeffekt ist alles kristallklar, weil:
“Krieg.. Krieg bleibt immer gleich“ - Fallout III
„Dann werden wir halt den Gürtel wieder enger schnallen müssen“. ,,Ja... war eigentlich schön, der Krieg damals. Luftschutzkeller, die Verdunklung und dann noch ne Tasse Tee...". ,,Schließlich kriegt man eine Atombombe nicht alle Tage, oder?"
Diese naiven Sprüche der beiden tun einem in der Seele weh? Sollen sie auch gefälligst.
Normalerweise versuche ich in meinen Kommentaren immer noch etwas witziges einfließen zu lassen, doch es wäre schlicht unangebracht. Im Allgemeinen weiß man nicht ob man über das ganze Lachen oder Weinen soll, macht man das erste, tut es einem irgendwie leid.
Als dann tatsächlich die Hiobsbotschaft per Radio eintrifft, bricht das pure Chaos aus.
Der Bevölkerung wird mitgeteilt das soeben Raketenabschüsse bestätigt worden sind, und das der Einschlag in den nächsten 3 Minuten erfolgen wird.
Entsetzen!
NEIN
"In 3 Minuten,schlägt die Bombe ein"! "Gut,dann habe ich ja noch Zeit die Wäsche ab zu nehmen"
Unglaublich?
Ja..
Greller Blitz
Unbeschreiblicher Lärm
Gott ist fort …
“Der Krieg ist die Mutter der Geschichte“ - Napoleon
Jim und Hilda kommen mit einem Schock davon, aber sie Leben.
Im Fokus stehen die beiden Hauptprotagonisten.
Äußerst erstaunlich ist die Tatsache, das die Zwei stets optimistisch und positiv eingestellt sind, ganz egal in welcher Situation sich die beiden gerade befinden. Das Unvermeidbare, nämlich die sich immens zuspitzende gesundheitliche Situation der beiden Rentner ist immer spürbar. Man wird Zeuge wie die sympathischen Hauptfiguren elendig verrecken. Ein anderes Wort als verrecken wäre eine Lüge. Die Strahlenkrankheit ist etwas schreckliches.
Das stimmt sehr traurig, wirkt tief dramatisch und hinterlässt ein kratzendes Gefühl in der Bauchregion.
Der Plot ist wirklich grandios und lässt kaum einen Zweifel aufkommen.
Wir haben es hier mit einem absoluten Meisterwerk zu tun. Ein Meisterwerk das dringend mehr Beachtung verdient hat.
In Sachen Trickfilmen kann das Geschrei schnell groß werden, sollte einem der Stil nicht schmecken. Sehr minimalistisch, aber furchtbar satt an wirkungsvollen Momenten.
Ich persönlich fühlte mich sehr gut aufgehoben in diesem (zum Glück) apokalyptischen Trick-Szenario. 2D Trickfiguren in einem zum Teil realen Miniatur Haus abgefilmt.
Sämtliche Interaktionen wurden per Stop-Motion realisiert. Nichts weltbewegendes, aber das ist sowieso nur nebensächlich.
Der Film hält voll drauf. Ohne Rücksicht. Bis zum bitteren Ende. Das ist kein Spoilern, das ist die Realität, oder wie Bitte soll es sonst laufen? Es gibt absolut keine Alternative, jedes Happy End wäre abgrundtief lächerlich. Man schämt sich sogar im Nachhinein gelacht zu haben, wohl wissend das es nur diesen einen Weg geben kann.
Wir sehen Oma und Opa beim sterben zu, und man will es eigentlich gar nicht.
Eine erschreckend reale Bedrohung damals, auch die beschriebenen „Protect and Survive“ Broschüren, die heutzutage schier lächerlich wirken, gab es damals in dieser Form.
Definitiv einer der deprimierendsten Filmen die ich jemals gesehen habe.
Diese große Naivität... wollen sie das alles nicht wahrhaben oder wussten sie es wirklich nicht besser?
Liebe Solveig, dieser Kommentar hat dir hoffentlich ein wenig gefallen, und ich konnte dir den entscheidenden “Schubs“ geben, dir dieses Meisterwerk anzusehen. Der Film mutet vielleicht ein wenig wie ein “Sonntagnachmittags-Film“ an, darf aber keinesfalls ohne die entsprechende Aufmerksamkeit gesehen werden.
Am besten mit einer Packung Taschentücher sich´s auf der Couch gemütlich machen. Einen guten Wein dazu, und eine leicht melancholische Grundstimmung erhöhen den Effekt ungemein.
Dieser Film sei hiermit JEDEM ans Herz gelegt.
Ach ja .. am Anfang erwähnte ich meinen Notizblock, wollte mir ein bisschen was aufschreiben.
Anfangs hab ich es wirklich versucht, aber das Einzige das ich zu Papier gebracht habe war folgendes:
Der ganze Film ganz legal hier: