Fikkefuchs (2017)
Dieser Film ist nichts für schwache Nerven. Frauen sehen Männer wie sie wirklich sind, was sie wirklich denken und sehen. Das ist nicht immer das, was man - oder eben frau - so glaubt oder glauben will. Männer sehen sich im Spiegel und dürften sich wiedererkennen. Natürlich überzeichnet der Film - aber würden wir das Darzustellende sonst erkennen?
Für Frauen und Männer, die Nerven mitbringen ist es dagegen eine äußerst lustige Komödie. Ich habe jedenfalls sehr gelacht, mich manchmal sogar gebogen vor Lachen. Und auch meine Begleiterin hat sich sehr amüsiert.
Der Film zeigt zwei Männer. Einen älteren Mann (49), dem eine große Aufreißervergangenheit nachgesagt wird. Und Rocky steht immer noch auf junge Frauen "ich bin mir da treu geblieben." Das nenne ich mal einen kreativen Spruch zu diesem Thema. Ohne Frau aber dafür mit Hund lebt er ein kleines Leben und träumt von der mittlerweile fernen Vergangenheit, derer er heute nicht mehr habhaft werden kann.
Zu ihm stößt sein Sohn - jedenfalls sagt das seine Mutter, die ihn alleine groß gezogen hat. Thorben kommt gerade aus der Klapse - genauer gesagt ist er daraus abgehauen. Er ist auch nicht der Hellste und das gibt ihm die Narrenfreiheit, die im Film mehr als einmal zu einem kräftigen Lacher führt. Ganz im Heute lebend ist er mit Internet, Selfies und Youporn groß geworden. Nur wollen die realen Frauen irgendwie nicht so wie er.
Also sucht Thorben seinen Vater, von dem seine Mutter ihm ständig erzählt hat, um von ihm zu lernen. Es entwickelt sich ein Taumel durch Sehnsucht, Versuch und Enttäuschung der jedoch niemals den Humor verliert. Auch filmisch ist der Film durchaus gut gemacht. So referiert Rocky an einer Stelle alle Weisheiten einer Männerbewegung. Die Sätze verschwimmen mehr und mehr - bis Thorben schließlich sagt: "Ich komme gar nicht mehr mit." Eine sehr ironische aber irgendwie auch liebevolle Art diesen Aspekt in Szene zu setzen.
Abwechslungsreich streift der Film alle Bereiche des Mannseins mit Bezug auf das Geschlechterverhältnis in der heutigen westlichen Welt. Neben Schocker und Komödie ist der Film so auch als - sehr mutige - Dokumentation zu verstehen. Der Film ist trotz aller Komik auch sehr weise und er versteht es seine Charaktere liebevoll zu zeichnen. Nicht zuletzt schließt der Film mit einer dramatischen Wendung, die sich aber harmonisch in das Werk einfügt.
So viele verschiedene Filme in einem sind wirklich selten. Ich könnte mir den Film durchaus nochmals ansehen. Einen Aspekt vernachlässigt der Film allerdings: Die Sehnsucht, nach einer reifen, leidenschaftlichen Frau, die zu ihrer Sexualität gefunden hat. Man mag es aber dem Drehbuch durchgehen lassen, dass dieser Aspekt von Mannsein zu den beiden Charakteren nicht gepasst hätte.
Ich lege Fikkefuchs allen ans Herz, die sich für die männliche Sicht auf die Welt interessieren. Auf die unbekannte, verdrängte männliche Sicht. Frauen, die zuhören wollen und können, ermöglicht der Film eine Perspektive, die sie sonst nichr einnehmen können. Männer werden den Film entweder nicht aushalten oder als Befreiungsschlag erleben. Lachen können alle herzlich in einem sehr kurzweiligen und liebevollen Film zum Geschlechterverhältnis.
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Fikkefuchs
Homepage: https://www.facebook.com/fikkefuchs/
Aus Wikipedia lerne ich, dass der Film mit minimalem Budget ausgekommen ist, das zudem über Crowdfunding beschafft wurde. Das erklärt für mich auch, dass der Film so äußerst mutig sein kann - und die Kritik entsprechend gespalten ist
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Diskussion zum Thema Geschlechterverhältnis: https://geschlechterfreundschaft.joyclub.de/forum/t1652469.fikkefuchs_beitrag_zum_aktuellen.html