"Die Hütte"
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http://www.moviepilot.de/movies/die-hutte-ein-wochenende-mit-gott
http://www.cinema.de/film/di … enende-mit-gott,8600590.html
Ein Wochenende mit Ohgott.
Nach Jahren der Abstinenz, mein erster Kinobesuch. Nicht wegen Ostern, sondern wegen eines Traums, den ich mal hatte, an den mich das Plotresumee erinnerte. Auch weil ich mit "Hinter dem Horizont" einen der (für mich) besten Filme genannt hätte.
Bestseller nicht gelesen, miese Kritiken überlesen - perfekter Einstieg via hintersten Sitzplätzen mit Fußpolster im gemütlichkleinen Sälchen des Provinzkinos, Ostermontag, bei Regen.
Okay: dieser Film ist ohkay. Nichts an ihm ist politisch inkorrekt; außer, man findet über Seewasser laufende Jesusdarsteller uncool. Aber der Jesus im Film ist cool, ist smart, ist schick. Der ganze Film ist sympathisch, und wenn er wehtut, wegen seiner biblischen Länge und seiner Quasseligkeit, die sich über alles stülpt und in jede Ritze der Eigenfantasie ihren dialogorrhöischen Leim eingießt, dann ist das Unbehagen auch politisch korrekt.
Gott ist zugleich Frau und Mann, ist Jesus und Heiliggeist. Das ist angenehm modern und archaisch stichfest zugleich, noch dazu sind die Darsteller absolute Sympathieträger. Octavia Spencer, die weibliche Hypostasie, kommt mit der robusten Heimeligkeit des ersten Matrix-Orakels daher, an die (Gloria Foster) sie sogar physiognomisch etwas erinnert. Und wie das Schicksal so will, backt auch sie einen Kuchen in einer rührend zeitlosen Küche.
Jesus ist einfach nett; dass er partout über Seewasser latschen muss, kann man sich schönsaufen, weil die Aufnahme genug Gesprenkel dafür hergibt. Avraham Aviv Alush mimt einen smarten, erlösten, unverkrampften Gottessohn, der bei unverdorbener Gemütsverfassung unterm Scheunendach zimmert, und in Menschenfischermanier genau weiß, wann er mal einen betroffenen Gesichtsausdruck auflegen muss.
Heiliggeist Sarayu (Sumire Matsubara) ist elfengleich schön und von traumwandleirischer Geistesgegenwart - was Anderes könnte man erwarten?
Außerdem gärtnert sie im Seelengarten - schön bunt.
Nun, diese Himmlischen erwarten den Protagonisten in einem adhoc Tischleindeckdich-Himmel, dessen Kulisse eine Waldhütte gibt, um ihm aus seiner begründeten Depression herauszuhelfen. Zweifelsohne ist hier ein Großteil des Potenzials des Plots manifestiert, denn hierin ankert der Film stark an archaische Bilder und bedient sich einer starken und untrüglichen Metaphorik.
In der stillen Gebärdensprache der Seele hätte allerdings etwas Wortlosigkeit Dienst getan; unentwegt wird alles zerredet, was sich ein Sehender auch bildhaft denken hätte könnte.
Avatarisch vormarkierter Sam Worthington stapft durch die Rolle des Protagonisten Mack Philips, er windet sich hinein. Ihm wurde die Tochter entführt und gemordert und er ist unter dem Schwergewicht seiner Schuld eingeknickt. Nun ja, bissl muss man als Zuschauer empathisch nachhelfen; andererseits wünschte man nicht, wie geplant, Matt Damon in der Rolle anzutreffen. Er schlägt sich tapfer durch die Heroenprüfungen, meistert sie gerade noch und dann doch gerade richtig.
Sophia, die Weisheit, wurde überbiblisch eingeschmuggelt. Ebenfalls einfachnurschön (Alice Braga) bedient sie nathanische Wahlurnen: Mack soll eines seiner Kinder in die Hölle, das andere in den Himmel schicken. Als er, einsehend, dass er da nicht richten kann, sich selbst als Opfer zum Höllengang anbietet, offenbart - nun endlich wortlos! - die in der Höhle residierende Weisheit ihm das Kernmysterium der Zusammenhänge: und siehe da, keins deiner Kinder gäbst du her!
Du sollst nicht richten! und Gott liebt alle auf gleiche Art.
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Der ganze Film hat etwas Hochsympathisches, wie eine zu gezuckerte Torte, die man dennoch bis zum letzten Sahnestreifen weggabelt. Der Plot hat eine Solidität, die zwar geliehen, aber nicht geschummelt ist, er ankert an der Historizität der Archetypen, wie auch an der Bildstärke der Metaphern.
Muss man nicht sehen; man wird aber nur bereichert, wenn man es sieht, denn die Kritik am Film ist im Ratiolabor und nicht im Kindergemach gezimmert. Ein schönes Märchen, und wenn man schon keine anderen kennt, sogar ein notwendiges.
Zum Christen wird man nicht gemacht, zum Kosmopoliten schon eher, und das Böse, das kaum verwortet zur Sprache kommt, wird auf schamanische Weise in seine Schranken gewiesen - wenn auch nur dem Orte nach.
Schöne Botschaft, schöne Bilder, schöne Menschen, ein friedfertig Plädoyer für Innenschau und eine Anleitung zum Seelenkarten Lesen. Eher als zum -Legen, immerhin.