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männerbilder im film - früher und heute

männerbilder im film - früher und heute
Hallo zusammen,

eigentlich wollte ich ja von der premierenvorstellung von "so ist paris" gestern abend berichten. peinlich, peinlich - leider hatte die technik versagt, es gab keinen vernehmbaren ton und so habe ich noch keine eigene meinung dazu.

da ich aber nun mal auf film eingestellt war, habe ich mit einem freund "sleuth" von 1972 mit laurence olivier und michael caine gesehen, vorlage zu "1 mord für", den wir wenige wochen zuvor gesehen hatten. im remake spielte jude law die rolle, die jahrzehnte zuvor mit michael caine besetzt war, der 1972 den jüngeren liebhaber und 2008 den gehörnten ehemann spielte.

sehr auffällig war, dass in der version von 1972 von keinem der hauptdarsteller irgendeine art von sinnlichkeit oder gar erotik ausgingen, während nun ja schon seit geraumer zeit dankenswerterweise auch männer auf leinwänden durchaus ihre körperlichen reize zu unser aller erbauung mehr oder weniger gelungen zeigen.

wertewandel von 1972 bis ??? jude law gibt an einer stelle von sich:

"I'm so glad you like my mind. Not many people like my mind. Quite a few people like my body... but i can't think of anyone who likes my mind."

1973 ist zwar "don't look now" von nicholas roeg in die kinos gekommen mit einer aufregenden, langen liebesszene mit julie christie und donald sutherland, der die prüden amerikaner schwer schockierte, weil sie "zu echt" gewesen sein soll (folglich wurde diese szene dann sehr gekürzt, um die prüden zu beruhigen). aber da ging es halt um ein PAAR.

habt Ihr ähnliche beobachtungen gemacht, ideen zur erotischen ausstrahlung, wandel von männerbildern auf der leinwand?

erst mal nen gruss
tigerlilly229
Emanzipation führt zum Tauschen der Rollen
Interessanter Beitrag, den es sich lohnt, intensiver zu diskutieren. Da ich in Eile bin, hier zu einige provozierende Bemerkungen hierzu.

Aufgrund der zunehmenden Emanzipation der Frauen, verbunden mit dem stets lauernden Sexismusvorwurf gegenüber den Männern (nämlich Frauene nur als Sexobjekt zu sehen), und der wachen political correctness Bande, die über diese Normen wachen, traut sich kein Filmemacher mehr (dies gilt auch für die Werbung), Frauen auf ihre Erotik zu reduzieren.

Frauen spielen deshalb eine zentrale inhaltliche Rolle, sind clever, tough, stark, zwar (durchaus auch sexuell) attraktiv, und immer dominant in Beziehungsangelegenheiten.

Da aber die Filmemacher zwangsläufig auch Sexobjekte für ihre Filme brauchen, fällt diese Rolle heute den Männern zu. (siehe das Zitat von Jude Law)

Jokerliebhaber
****man Mann
12.950 Beiträge
Absolut geniales Thema
Und für mich als riesen Actionfan auch absolut interessant, denn gerade in diesem Genre wird der Wandel meines Erachtens gut nachvollziehbar:

Nehmen wir die Vorformen: Western, Polizeithriller ... hier war der Held edel, aufrecht, gut und eben absolut brav und schon gar nicht sexuell aufgeladen. Das Höchste war doch das oben ohne vorm Spiegel stehen beim Rasieren ...

Dann kamen die düsteren Thriller ala Dirty Harry ... offensive Erotik Fehlanzeige, doch in die Darstellung des Helden, der fast immer ambivalente Züge hatte, floß etwas offensiv erotisches ein. Ich sage nur Bad Boy Image und Frauen, die darauf abfahren. Das düster Bedrohliche der Helden wurde zu einem ersten Signal in Richtung mehr Erotik ...

Und dann kam die große Ära der Stallones, Schwarzeneggers und van Dammes. Körperkult hoch zehn. Zwar ist belegt, dass sich die Fanbase dieser Darsteller häufig aus der homosexuellen Richtung nährte, aber das ist im Grunde ja egal: Erotik, egal in welche Richtung, ist nunmal Erotik. Und gerade ein van Damme wusste nur zu genau, dass ein weiterer Nacktarschauftritt seinerseits auch neue weibliche Fans anziehen würde. Und es klappte ... denn die gigantischen Actionerfolge gerade in den 80ern kann man nie im Leben nur darüber erklären, dass sich ausschließlich Männer an der tumben Gewalt erfreuten. Pin Up Boys wie Michael Dudikoff belegen dies meines Erachtens eindrücklich.

Dieser Körperkult erfuhr ein erstes Ende mit Stirb Langsam, in dem Bruce Willis eine ganz neue Art Held installierte. Auch erotisch, aber auf eine sehr eigene, großmäulig kalauernde Art und Weise ... Mit ihm änderte sich auch wieder das Männerbild im Actionfilm. Größere Varianz war gefragt. Bloßes Posing reichte nicht mehr, man musste zeigen, dass man mehr konnte, als einhändig Genicke zu brechen. Hier ist meines Erachtens auch der asiatische Bereich weit vorne, der dank eines Chow Yun Fat wieder eine neue Art Held installierte, der herrlich melancholisch sein konnte, nur um im nächsten Moment Hundertschaften von Bäddies umzuballern. Dieser Wechsel verschiedener Befindlichkeiten machte Action für beide Publikumsschichten interessant. Frauen wie Männer.

In den 90ern wandelte sich dann alles in Richtung smarter Actionheld UND die Frauenrollen im Film wurden immer stärker und gewitzter (gehe da mit jokerliebhabers Ausführungen absolut konform!).

Und man konnte, genau wie es eben jokerliebhaber ausführte, beobachten, dass allgemein eine Verschiebung im Actiongenre stattfand. Der Actionfilm wurde aus der Ecke der Männerdomäne herausmanövriert, die Frauen als Publikum wirklich entdeckt und damit auch die Männer so gezeichnet, wie Frau von Welt sie sich halt vorstellt. Hier und da ein bissel weicher, den Knackarsch präsentierend, auf Werte wie Ehe und Kinder stehend und und und ...

Leider trieb man dies vor allem im Actionbereich ein wenig zu weit ... verzücktes Gestöhne von Teeniegirlies beim Anblick der nackten Hühnerbrust eines Orlando Blooms belegt dies mehr als brachial brutal ;-). Wie sehr vor allem Mann auf diese neuen Helden verzichten kann, bewies der mehr als enorme Erfolg der letzten beiden Sylvester Stallone Filme John Rambo und Rocky Balboa ... und auch allgemein kann man nur hoffen, dass die Entwicklung auch bald wieder mehr in Richtung echte Helden geht und die unterm Pantoffel stehenden Heldenweicheier wieder abgeschafft werden ...

Aber wie gesagt, diese, meine Sicht, ist halt sehr auf mein Lieblingsgenre beschränkt *zwinker*

In diesem Sinne:
freeman
heldentum
hallo die herren,

kann mir vorstellen, dass zumindest im nachkriegsdeutschland ab 1945 "heldenrollen" schwer zu besetzen waren, ein deutscher "kriegsheld" etwa mit kriegsende einen ganz schlechten leumund hatte, und die frauen zu mehr stärke kamen, wurde ihnen doch vielfach die realisierung des nachkriegsüberlebenskampfes zuteil. deren neu gewonnene stärke wurde sicherlich nicht so ganz kampflos wieder reduziert (zumal es sicher genügend traumatisierte männer gab, die aus der kriegsgefangenschaft nach hause kam).

so wurde dann anderen nationen überlassen, uns zu zeiten des kalten krieges vor feindlichen übergriffen der russen und anderer ähnlich "böser" nationen zu schützen oder aber heldenepen aus der antike auf zelluloid zu bannen - spartacus aus dem jahre 1960 fällt mir dazu gerade ein.

denke auch, dass in friedenszeiten, wie wir sie dankenswerterweise nun schon lange erleben dürfen, der bedarf an helden geringer ist, zumal die probleme nun auch gänzlich anderer natur sind. nunmehr kann sich sogar james bond gefühl leisten und den dienst erst mal quittieren, wie wir in "casino royale" sehen durften.

und so sind wohl aus den einstigen helden eher stars geworden wie robbie williams, david beckham etc - sämtlich mit sehr metrosexueller ausstrahlung - auf weiblicher seite scheint sich freilich mehr zu tun: brad pitt verblasst hinter angelina jolie, madonna, kylie minogue usf.

freeman- vielleicht gibt es ja bald wieder remakes von einstigen heldenepen - "troja" hatten wir schon und die griechische mythologie hält noch einiges bereit, siegfried, robin hood und richard löwenherz z.b. könnten auch noch reichlich stoff für cineastische neubearbeitungen bieten.
das von uns so geschätze ostasiatische kino führt uns ja schon seit geraumer zeit grossartige kämpferische frauen vor - die damen Yu Xiu Lian (tiger & dragon) und Lady Vengenance aus korea fallen mir da spontan ein.


das war es für's erste,
gruss
tigerlilly229
Nachtrag
hallo

hoffnung naht ... habe gerade gelesen, dass ridley scott für 2009 einen film angekündigt hat, der die geschichte um robin hood aus der perspektive des sheriffs von Nottingham, gespielt von Russell Crowe, erzählen wird ....
****man Mann
12.950 Beiträge
Jau, in Sachen starker Frauen muss man wahrlich nur mal nach China gucken ... Zhang ZiYi, Michelle Yeoh, Cynthia Khan und und und ... doch auch und gerade in Sachen harte Männer haben die Asiaten ein ganz anderes Standing. Ihre echten Actionhelden wie Donnie Yen oder Jet Li erlauben sich zwar auch gefühlige Momente, im Geiste entsprechen sie aber häufiger noch den Männerbildern aus den 80er Jahre Actionkino. Wer also nach harten Kerlen sucht, wird im asiatischen Bereich definitiv fündig.

Und in unseren westlichen Breiten muss ganz einfach mal wieder klar werden, dass ein milchbubigesichtiger Kerl einfach kein echter Held sein kann. Blöderweise zieht aber genau dieser Schlaffityp aktuell GENAU die Zuschauer ins Kino, die alle haben wollen. Die Teenies. Ich denke, nicht die Wiederbelebung von Legenden usw. wird die Männlichkeit wieder "erstarken" lassen, vielmehr wird ein Umdenken wichtig werden und es müssen "alte" Zuschauerschichten wieder erschlossen werden. Ich weiß noch genau, wie ich im Kino Terminator 3 gesehen habe. Ich war umringt von dickbäuchigen, Vollbartragenden Couchpoatatoes, die bei Gags lachten, die das anvisierte Teeniepublikum gar nicht verstand, einfach weil das nicht deren Humor war und der Background bezüglich bestimmter Heldentypen gar nicht mehr da ist ...

Heute wird halt ewig viel geweint und keinem weh getan ...

Auch ein Zeugnis des Niederganges meines heiß geliebten Actionfilmes ...

Dass es aber abseits dieses Genres noch echte Männer zu sehen gibt, beweisen ja eben Typen wie Russell Crowe, Christian Bale und George Clooney ... alles keine Heldentypen per se, aber eben echte Typen ... keine austauschbaren Kleiderständer ...

In diesem Sinne:
freeman
mehr gedanken über helden
hallo

bin gerade mal im geiste die jüngsten filme aus dem angelsächsichen sprachraum durchgegangen .... von z.b. american gangster, michael clayton, tödliche versprechen (von dem es hoffentlich bald eine weitere folge gibt), helden der nacht, tödliche entscheidung über no country for old men durchgegangen. da will es mir so scheinen, als ob den modernen helden nun eher qualen, schmerz, verzweiflung, MORAL als charakteristika verliehen werden -gepaart mit chuzpe im kampf gegen kriminelle elemente ohne rücksicht auf persönliche verluste. durften frühere helden eher ganze nationen retten oder gar befreien, so beschränkt sich heutzutage der einsatz nunmehr auf ganz spezifische dinge wie etwa die unterwanderung der russenmafia bei cronenberg, umweltverbrechen wie in michael clayton usf. oder aber die erkenntnis, dass für ältere männer wie etwa tommy lee jones als sheriff ed tom bell im preisgekrönten letzten film der coens eine standortbestimmung ganz schwierig geworden ist.
aber dann ist die welt auch viel komplexer geworden und durch die telekommunikation auch ein gewaltiges stück näher gerückt.
oder wie seht ihr das ?
American Beauty als Prototyp
Es gibt nicht nur ein verändertes Männerbild, sondern auch schon die filmische Antwort darauf.

Für mich ist der Lester aus American Beauty ein Prototyp der männlichen Reaktion auf das veränderte Männerbild der Gesellschaft.

Lester will sich dem gesellschaftlichen Druck entziehen, der auf dem Modernen Mann lastet. Auf der einen Seite muss er traditionell im Beruf seinen "Mann" stehen, auf der anderen Seite bekommt er trotzdem keine Belohnung durch die Frau dafür, die lieber eine eigene Karriere möchte.

Die Lösung Lesters auf diese Herausforderung des modernen Mannes ähnelt dem klassischen Amerikanischen Weg des Outlaws. Aus der Gesellschaft aussteigen und die Regeln nicht mehr akzeptieren. Wild und unabhängig leben.

Das dieser Weg in dem Film scheitert ist m.E. der Dramaturgie des Filmes geschuldet (Der Film braucht ein Ende). Letzlich halte ich seinen Weg aber für weniger gescheitert, als der Weg seiner Frau.
****man Mann
12.950 Beiträge
Ich denke sogar, dass nicht Lester der Beginn dieser filmischen Antwort auf das veränderte Männerbild ist, sondern schon Fight Club ... nur dass eben Fight Club in der Wahl seiner Mittel weniger zimperich ist ...

In diesem Sinne:
freeman
hallo

"fight club" habe ich mehrmals versucht zu schauen und er ging nie an mich .... habe mindestens 3x kapituliert und den film nie zu ende geschaut, weil ich die gewalt, das ganze gehabe unerträglich fand.

"american beauty" habe ich eher als befreiungsschlag aus den zwängen des prüden, auf fragwürdige werte versessenen, kleingeistigen amerika verstanden und lesters "neues leben" als erfolg und rückbesinnung auf so vieles, was SPASS machte - da fand ich den autokauf von der abfindung, die befreundung des sehr unorthodoxen nachbarssohnes ricky fitts und die wiederentdeckung seiner alten vorliebe für marihuana genauso wie den job im burger-lokal als auch die gleichgültigkeit ob des seitensprunges seiner hysterischen frau sehr erfrischend und positiv. gerade im kontrast mit der zwanghaftigkeit im leben von rickys vater, dessen gnadenloses terrorregime zuhause und die gelebte homophobie (auch wenn er wohl selbst nicht ganz frei war von homoerotischen neigungen).

habe lester als mutigen, sich von normen befreienden bauchmenschen begriffen, ricky und die tochter als hoffnungsträger für ein anderes, weniger verlogenes, auf fassaden fokussiertes amerika - aber nicht als prototyp für "den neuen mann", eher als einen für selbstbestimmung, die ich nicht als geschlechtsspezifisch empfunden habe.

gruss
tigerlilly229
****man Mann
12.950 Beiträge
habe lester als mutigen, sich von normen befreienden bauchmenschen begriffen, ricky und die tochter als hoffnungsträger für ein anderes, weniger verlogenes, auf fassaden fokussiertes amerika - aber nicht als prototyp für "den neuen mann", eher als einen für selbstbestimmung

Ich denke, man kann darin beides sehen. Viele Männer werden in die sich verändernde Gesellschaft durchaus eben eine Abnahme der eigenen Selbstbestimmung hineindeuten. Viele Filme machen das doch auch vor. Der Mann, der irgendwie komplett zum Kuscheltiger verkommt und in seiner Vorstellung in einer zunehmend matriachalischen Welt scheinbar seine Freiheiten/Macht verliert (siehe Sexverweigerung von Annette Benning usw.). Somit stemmt sich Lester eben nicht nur gegen irgendwelche verkommenen Werte und Fassaden (was er ja schon alleine durch den Drogenmissbrauch macht) sondern irgendwo auch gegen diese Entwicklung und damit eben auch gegen Filmfiguren, die sich dieser Entwicklung inzwischen scheinbar ergeben haben.

In diesem Sinne:
freeman
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