Absolut geniales Thema
Und für mich als riesen Actionfan auch absolut interessant, denn gerade in diesem Genre wird der Wandel meines Erachtens gut nachvollziehbar:
Nehmen wir die Vorformen: Western, Polizeithriller ... hier war der Held edel, aufrecht, gut und eben absolut brav und schon gar nicht sexuell aufgeladen. Das Höchste war doch das oben ohne vorm Spiegel stehen beim Rasieren ...
Dann kamen die düsteren Thriller ala Dirty Harry ... offensive Erotik Fehlanzeige, doch in die Darstellung des Helden, der fast immer ambivalente Züge hatte, floß etwas offensiv erotisches ein. Ich sage nur Bad Boy Image und Frauen, die darauf abfahren. Das düster Bedrohliche der Helden wurde zu einem ersten Signal in Richtung mehr Erotik ...
Und dann kam die große Ära der Stallones, Schwarzeneggers und van Dammes. Körperkult hoch zehn. Zwar ist belegt, dass sich die Fanbase dieser Darsteller häufig aus der homosexuellen Richtung nährte, aber das ist im Grunde ja egal: Erotik, egal in welche Richtung, ist nunmal Erotik. Und gerade ein van Damme wusste nur zu genau, dass ein weiterer Nacktarschauftritt seinerseits auch neue weibliche Fans anziehen würde. Und es klappte ... denn die gigantischen Actionerfolge gerade in den 80ern kann man nie im Leben nur darüber erklären, dass sich ausschließlich Männer an der tumben Gewalt erfreuten. Pin Up Boys wie Michael Dudikoff belegen dies meines Erachtens eindrücklich.
Dieser Körperkult erfuhr ein erstes Ende mit Stirb Langsam, in dem Bruce Willis eine ganz neue Art Held installierte. Auch erotisch, aber auf eine sehr eigene, großmäulig kalauernde Art und Weise ... Mit ihm änderte sich auch wieder das Männerbild im Actionfilm. Größere Varianz war gefragt. Bloßes Posing reichte nicht mehr, man musste zeigen, dass man mehr konnte, als einhändig Genicke zu brechen. Hier ist meines Erachtens auch der asiatische Bereich weit vorne, der dank eines Chow Yun Fat wieder eine neue Art Held installierte, der herrlich melancholisch sein konnte, nur um im nächsten Moment Hundertschaften von Bäddies umzuballern. Dieser Wechsel verschiedener Befindlichkeiten machte Action für beide Publikumsschichten interessant. Frauen wie Männer.
In den 90ern wandelte sich dann alles in Richtung smarter Actionheld UND die Frauenrollen im Film wurden immer stärker und gewitzter (gehe da mit jokerliebhabers Ausführungen absolut konform!).
Und man konnte, genau wie es eben jokerliebhaber ausführte, beobachten, dass allgemein eine Verschiebung im Actiongenre stattfand. Der Actionfilm wurde aus der Ecke der Männerdomäne herausmanövriert, die Frauen als Publikum wirklich entdeckt und damit auch die Männer so gezeichnet, wie Frau von Welt sie sich halt vorstellt. Hier und da ein bissel weicher, den Knackarsch präsentierend, auf Werte wie Ehe und Kinder stehend und und und ...
Leider trieb man dies vor allem im Actionbereich ein wenig zu weit ... verzücktes Gestöhne von Teeniegirlies beim Anblick der nackten Hühnerbrust eines Orlando Blooms belegt dies mehr als brachial brutal ;-). Wie sehr vor allem Mann auf diese neuen Helden verzichten kann, bewies der mehr als enorme Erfolg der letzten beiden Sylvester Stallone Filme John Rambo und Rocky Balboa ... und auch allgemein kann man nur hoffen, dass die Entwicklung auch bald wieder mehr in Richtung echte Helden geht und die unterm Pantoffel stehenden Heldenweicheier wieder abgeschafft werden ...
Aber wie gesagt, diese, meine Sicht, ist halt sehr auf mein Lieblingsgenre beschränkt
In diesem Sinne:
freeman