Kolberg
Ebenfalls am 4. Dezember um 23.35 bringt Arte den NS-Propagandafilm "
Kolberg" den Veit Harlan 1943/44 mit einer ungeheueren Starbesetzung (wer Filmte musste, während der Dreharbeiten, nicht an die Front) drehte. Auch die Soldaten, die als Komparsen von der Front abgezogen worden waren, dürften über den aufschub des "Heldentods" nicht unglücklich gewesen sein ...
Wie immer bei Harlan ist es ein blendend (im wahrsten Sinn des Wortes) gemachter, technisch perfekter Film, dessen Massenszenen sicher (zu) viele beeindruck(t)en. Gleichzeitig kann einem bei vielen der Propaganda- und Durchhaltetexte enfach nur übel werden. Aber anschauenswert ist der Film allemal.
Bei Arte liest man dazu:
Der NS-Propagandafilm entstand 1943/44 unter der Regie von Veit Harlan. Propagandaminister Joseph Goebbels ordnete ihn als Instrument der "geistigen Kriegsführung" an. Die Handlung spielt 1806, als Napoleons Truppen Deutschland besetzt hatten. Angeführt von einer Bürgerwehr leistet die preußische Festung Kolberg erfolgreich Widerstand in einer ausweglos erscheinenden Situation.
Die Geschichte dieses Historienfilms ist rein erfunden – ein propagandistisches Konstrukt. Sie spielt Anfang des 19. Jahrhunderts. Napoleons Truppen haben Berlin besetzt, der preußische König musste fliehen. Auch in Pommern stehen die Franzosen; Ortskommandant Loucadou bereitet die Übergabe der Stadt vor. Sein Gegenspieler ist Joachim Nettelbeck, der zusammen mit seiner Tochter Maria die Bürgerwehren zur Verteidigung der Stadt organisiert.
Die Bürger der Stadt sind zum selbstlosen Einsatz bereit und vernichten sogar ihren eigenen Besitz. Als unter der neuen Führung des jungen Major Gneisenau die städtische Bevölkerung zum Kampf antritt, beschießt die französische Armee die Festung mit Artillerie. Doch die Bevölkerung gibt nicht auf; am Ende geht sie als Sieger aus dem Kampf hervor.
Vorlage für den Film war das Theaterstück „Colberg“ von Paul Heyse (1868), das die „Idee eines Volkes in Waffen“ propagierte und obrigkeitskritische Züge enthielt. Mit acht Millionen Reichsmark Produktionskosten war „Kolberg“ der teuerste Film der NS-Zeit, was aufgrund des immensen Aufgebots an Statisten, Ausrüstung und Pferden nicht verwundert. Obwohl als Mittel der psychologischen Kriegsführung in Auftrag gegeben, kam der Film nicht sofort ins Kino, sondern wurde deutlich gekürzt und umgeschnitten. Als er dann am 30. Januar 1945 in die deutschen und französischen Kinos kam, hatte er nicht mehr die erhoffte Wirkung. Ironie der Geschichte: Sechs Wochen nach der Premiere am 18. März 1945 wurde Kolberg von sowjetischen und polnischen Truppen erobert.
Als sogenannter Vorbehaltsfilm wird „Kolberg“ mit einer Begleitdokumentation auf ARTE präsentiert.
Es spielen: Heinrich George, Horst Caspar, Paul Wegener, Kristina Söderbaum, Gustav Diessl, Otto Wernicke, Irene von Meyendorff, Paul Bildt, Franz Schafheitlin, Claus Clausen, Paul Henckels u.v.a.
Charles Schauten,