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Grenzüberschreitungen-Gewalt im ostasiatischen Kino

Grenzüberschreitungen-Gewalt im ostasiatischen Kino
hallo zusammen,

zeige mich schon lange von der filmkunst ostasiens, wie wir sie hier und da mal in programmkinos oder auf festivals zusehen bekommen, fasziniert. etwa von dem umgang mit gewalt, die teils gelungen choreographisch verpackt als "kugelballett" etwa bei jet li daherkommt, teils die einsamkeit der protagonisten und scheiternde zwischenmenschliche kommunikation aufzeigt.
das leben dominierende rachegedanken werden wohl gerade im koreanischen kino verarbeitet, wenn ich etwa an die werke von park chan wook und besonders an "old boy" und "lady vengeance" denke, während in den thrillern aus hongkong gewalt eher als gesellschaftlich wohl unvermeidliches phänomen dargestellt wird und wofür der übervölkerte stadtstaat einen guten nährboden abgeben dürfte. mit der gewalt in den filmen ostasiens scheint mir auch ein ganz anderer umgang mit dem tod einherzugehen.

wird durch die darstellung von gewalt letztlich nicht auch ein ganz andere philosophie kolportiert als wir sie von westlichen filmländern her kennen ?

bin gespannt was Ihr für ansichten und einsichten zu diesem themenkomplex habt.

grüsse
tigerlilly229
****ry Frau
40.970 Beiträge
hallo tigerlilly
ja, das stelle ich auch immer wieder fest. Die zücken die Schwerter und es geht Auge um Auge...aber immer sehr choreografisch, sodass ich immer fasziniert zuseh, wenn es zur Sache geht.
Bei House of flying Dagger, da war ich fasziniert von den Eriegnissen und ebenso bei chinese Ghost Story, wo noch die Natur mit eingesetzt wurde in Form von Baumwurzeln und dergleichen.

Ein wirklich interessantes Thema und ich bin froh, dass ich nicht alleine so faziniert bin, dessen was ich auf dem Bildschirm sehe..

lg cherry
****man Mann
12.950 Beiträge
Die haben wirklich ganz offensichtlich eine ganz andere Einstellung zu Gewalt und Co. Es ist immer wieder faszinierend zu lesen, dass ein John Woo von sich behauptet, Waffen abgrundtief zu hassen. Das mutet fast wie ein schlechter Witz an, wenn man seine Blut und Bleiopern betrachtet, die allerdings natürlich immer wieder von der choreographischen Brillanz gebrochen werden. Dies verleiht den Bildern etwas wunderschönes, etwas entrückt unwirkliches, wenn die Figuren da das Todesballett tanzen.

Grandios ist auch Takeshi Kitano in dieser Hinsicht, wenn seine teils wundervoll melancholischen und extrem ruhigen Streifen immer wieder in ruppigsten und brachialsten Gewalteruptionen explodieren, wobei Kitano ebenfalls diesen Szenen etwas poetisches angedeihen lässt und sie nie zum Selbstzweck verkommen lässt. Man nehme nur mal seinen Zatoichi, wo die Blutfontänen Formen von Blumenblüten annehmen!

Wunderschön! Dagegen empfinde ich die koreanische Art der Gewaltdarstellung eher krass. Teils deutlich überstilisiert, aber so echte Gewaltpoesie (ich nenne es mal so) stellt sich da nicht ein. Meist münden diese Filme in ab und an aggressiv realistische Gewaltmomente, die der Gewalt häufig das wieder geben, was der Darstellung derselben eigentlich immer anhaften sollte: Etwas abschreckendes ...

Und das ist imo eben auch der Unterschied zu dem amerikanischen Kino/dem Mainstream, wo Gewalt ein unterhaltendes Moment geworden ist. Es ist kein poetisches Element, hat im Umkehrschluss auch keine abschreckende Note (ultrarealistische Kriegsfilme oder ein Schindlers Liste mal außen vor) und ist sicher nicht umsonst im Umfeld der harten Actioner der 80er immer wieder ins Gerede gekommen. Und leider wird heute noch immer auf Grundlage des Standes damaliger Zeiten argumentiert. Zumindest hat man den Eindruck, wenn man sieht, wie die FSK heute Altersfreigaben verteilt ...

In diesem Sinne:
freeman
grenzüberschreitungen
Hallo Freeman,

vielleicht mögen sich die poetischen elemente in den gewaltdarstellungen ja auch so interpretieren lassen, dass gewalt an sich eher etwas unwirkliches sein/bleiben sollte ?
beim lesen deines beitrages fiel mir spontan coppolas "apocalypse now" ein, wo ich damals einige der kriegsszenen als "ästhetisch störend schön" empfunden hatte, die den schrecken von krieg nicht gerecht wurden.
vielleicht ist es aber auch ein stilmittel, um mittels der ästhetisierung die gewalt selbst als unangebracht zu sehen? coppola dürfte sich aber auch reichlich mit ostasiatischem kino auseinandersetzt haben, hat er doch "kagemusha" von kurosawa mitproduziert, vermute ich.

spannend finde ich auch wie scorcese die gewalt-tätigkeit in "infernal affairs" in "departed" für meine begriffe ganz anders umgesetzt hat.

gruss
tigerlilly229
hallo cherrylipps

mir hat in "flying daggers" die verfolgsszene im bambuswald ganz toll gefallen - könnte ich mir stundenlang anschauen, genauso wie die ungewöhnlichen frauengestalten in den martial arts filmen, denen (zumindestens fällt mir spontan nichts dazu ein) kein anhaltendes irdisches liebesglück beschieden zu sein scheint.

gruss
tigerlilly229
****man Mann
12.950 Beiträge
Naja, ich denke einfach, die haben dieses ganz andere Verständnis und einen ganz anderen Zugang zum Thema ... Bei denen wird doch da auch nicht so viel tabuisiert wie bei uns ... Schau dir mal The Host an, wie da zum Beispiel eine Beerdigung begangen wird. Das ist aus westlicher Sicht astreines Slapstickkino, das fast schon pietätlos ist, laut Aussagen des Regisseurs aber so Gang und Gäbe ist in diesem Kulturkreis ...

Für uns Deutsche ist Gewalt in Medien etwas Böses, für die Amis etwas unterhaltendes, für die Asiaten etwas ästhetisches, etwas durchaus auch unreales ... andere Länder ... andere Sitten *zwinker*

Zum Thema Kriegsfilm und ästhetisch fällt mir immer wieder Thin Red Line ein, da ist dieser Gegensatz noch genialer umgesetzt. Kampfhandlungen, darunter die ungeheuer fragile Musik von Hans Zimmer (sein bester Nichtactionscore ever) und immer wieder gegengeschnitten die Bilder der Natur, in dem der Kampf stattfand. Malick wollte ja mit dem Streifen auch zeigen, dass eben auch immer die unschuldige Natur unter Kriegen zu leiden hat, was ihm imo sehr gut gelingt, auch wenn hier der Gegensatz aus sterbenden Menschen und einem aus dem Nest gefallenen Vogel anfangs recht verstörend wirkt, von zwischengeschnittenen tollen Landschaftspanoramen ganz zu schweigen ...

Und Departed sehe ich persönlich als eines der wenigen gelungenen Asiaremakes aus Hollywood, weil Scorsesse es schafft, den Infernal Affairs Kosmos auf sein Lieblingsthema zu übertragen und dem Film so wenigstens ansatzweise etwas Eigenständigkeit zu geben. Dass er dann die Gewalt an seinen Stil anpasst, war fast zwangsläufig abzusehen. Scorsesse hat doch schon immer gerne auf die "Kacke" gehauen und wäre zum Thema Gewalt in Filmen sicher ein ganz eigenes Thema wert (er war einer der ersten, der extrem schockierende Gewaltszenen in seine Filme bastelte, die er für den Film gar nicht brauchte und nur einbaute, dass die Zensoren der MPAA geschockt wurden und die vergleichsweise weniger brutalen Szenen (die er aber dringend drin haben wollte!) durchwinkten! Diese waren dann aber letztendlich auch alles andere als harmlos ...)

In diesem Sinne:
freeman
Gewalt im Kino und Gewalt in der Gesellschaft
Beides korrespondiert miteinander und steht zueinander in Beziehung.

Die zentrale Frage ist: Ist Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung mit anderes gesellschaftlich erlaubt oder akzeptiert ?

Eine Gesellschaft Gewalttätigkeit eher positiv sieht, die Anwendung von Gewalt akzeptiert und die Opfer der Gewalt als unvermeidbare Kolllateralschäden ansieht, wird im Kino eher zu der künstlerischen und sehenswerten Inszenierung greifen, wie dies für asiatische Regisseure beschrieben wurde. Man stirbt keinen schlimmen, sondern einen schönen Tod !

Eine Gesellschaft wie die unsere, die für Gewaltlosigkeit eintritt und in der Tat im historischen Maßstab und im Vergleich mit anderen außereuropäischen Gesellschaft es geschafft hat, ein außergewöhnlich niedriges Gewaltniveau über einen langen Zeitraum mit weiter sinkender Tendenz durchzusetzen, wird letztlich vor jeder Gewaltanwendung im Kino erschrecken und muß die gezeigte Gewalt pädagogisch einsetzen.

Also entweder drastisch, um abzuschrecken, oder die Gewaltanwender filmisch zu isolieren und den kranken Geist der Gewalt offenlegen.

In den USA mit einer heroisierenden Gewalterlaubnis für den Guten, kann Gewalt so schlimm aussehen, wie sie will, wenn es die Bösen trifft, ist jede Gewalt gerechtfertigt.
****ry Frau
40.970 Beiträge
ja..
da stimmt. ICh bin immer wieder erstaunt, das es zwar eigentlich um DIE wahnsinns Liebe geht, die Liebe die alleszerstörende, die einen auffrisst und vor Sehnsucht und Verzicht leiden läßt, aber unmöglich zu leben ist, wegen widriger Umstände.

Mir fiel spontan die Geisha ein, wo am Ende die Liebenden sich fanden, aber es ist ja kein Martial Arts Film.
Und die Rache ist dann von dem zurück gebliebenene endlos... und mit großer Macht.

bei flying dagger die Szene im Bambuswald ist unglaublich- ich habe die Szene gleich 3x hintereinander angesehen..ich war so baff, es war etwas was ich vorher nie so sah.
Ich könnte das auch ganz oft ansehen.
lg cherry
SCHIIEEEEEBBBBB!!!!
******ier Frau
37.997 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe auch viele der oben genannten Filme gesehen.
Mich faszinieren diese künstlerischen Szenen in der Kampfkunst und die Farben. *spitze*
Erschreckend finde ich, dass die Asiaten alle irgendwie so grundlegend traurig / depressiv sind und dies zum Tragen kommt in ihrer starken Zuneigung zum Tod / sterben / töten.
Diese Melancholie dabei: *nene*.

Zatoichi: Einer meiner Lieblingsfilme! Warum? Die Zentriertheit und innere Ruhe der Hauptperson in Kombination mit Rache & Gerechtigkeit & Happy End! *top2*

Tiger & Dragon: Wunderschöner Film! Aber warum müssen die alle sterben?
Hero: Wunderschöner Film! Aber warum müssen die alle sterben?
House Of Flying Daggers: Wunderschöner Film! Aber warum müssen die alle sterben?

Da gefällt mir Jet Li natürlich viel besser in Born2Die! Warum? Weil er da überlebt und weil der Film für ihn gut ausgeht. So einfach ist das manchmal bei mir. *smile*
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