Interessantes Thema. Es kann ja zwei bis drei Arten von über-/unterschätzt geben: Entweder von den Kritikern, oder den Zuschauern, oder beidem. Ziemlich spannend.
Ein für mich klar unterschätzter Film ist
Red Rock West. Nicolas Cage, als er noch richtig gute Filme gedreht hatte, tiefschwarzer Humor und ... lief genau 1 Woche (!!) in den Hamburger Kinos damals. Ich ging mit drei Kumpels rein, wir hatten die Zuschauerzahl damit prompt im Kino verdoppelt. Und fanden den so gut, dass wir am nächsten Tag gleich noch mal reingegangen sind
Wer auf bissigen, schwarzen Humor steht, der sollte sich den Streifen mal vorknöpfen.
Erstaunlich fand ich auch, dass
Warm Bodies gar kein so großer Erfolg war. An mir ging der Film vollkommen vorbei, ich wurde auf ihn erst aufmerksam, als ich ihn im Fernsehen (!) sah. Einer der schönsten Liebesfilme, die es gibt, finde ich, mit einem grandiosen Soundtrack lauter Indie-Perlen. Schade, dass es ihn nicht auf CD gibt.
Ach ja, die Story ist "Romeo und Julia" mal anders, ein Zombie (grandios gespielt von Nicolas Hoult) verliebt sich in eine junge Frau, entführt sie prompt und ... seht selbst.
Sehr unterschätzt auch
Garden State. Obwohl Natalie Portman mitspielt, lief er in den Kinos extrem schlecht. Auch den Film entdeckte ich erst im Fernsehen und habe ihn seitdem unzähllge Male gesehen. Ein kleiner, aber feiner Film mit eher leisem Humor. Wahrscheinlich waren dem Publikum einfach zu wenig Schenkelklopfer drin.
Einer meiner absoluten Lieblingsfilme bis heute ist
Angel Baby. Lief auch nur kurz in Programmkinos damals und wurde auf DVD auch erst Jahre später veröffentlicht. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei Verrückte verlieben sich ineinander, sie wird schwanger von ihm. Das bedeutet dann aber auch, dass sie ihre, sie stabilisierenden, Medikamente absetzen müssen ...
Kein klassischer Liebesfilm. Hier ist alles ein wenig anders. Aber gut!
Und, last but not least:
Arrival.
Der Film floppte in den Kinos total. Das war aber vermutlich der Erwartungshaltung der Zuschauer geschuldet: Die meisten werden etwas der Sorte "Independence Day" erwartet haben, 12 Raumschiffe tauchen auf einmal auf und man weiß nicht wieso, huuuh ... da wurde wohl ein Sci-Fi-Actionstreifen erwartet.
Der Film ist das genaue Gegenteil davon. Im besten Sinne intelligentes Kino, extrem ruhig erzählt, aber Amy Adams spielt weltklasse und alle an die Wand in diesem Film. Der Film ist emotional, berührend, regt zum Nachdenken an und hat unglaublich viel Atmosphäre. Und: Der Kniff am Schluss ist schlicht einzigartig. Denis Villeneuve ist für mich ein Regisseur, der es einfach kann. Egal welches Genre, es ist immer klar über Durchschnitt. Dies hier ist sein Meisterwerk für mich.
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Nun mal zu den in meinen Augen überschätzten Filmen.
Pulp Fiction fand ich vor allem vom Drehbuch her grandios. Das gilt meines Erachtens aber für die meisten Tarantino-Streifen nicht! So fand ich
Inglorious Basterds zwar toll gespielt, die Geschichte aber doch etwas zu wirr.
Kill Bill 1+2 fand ich viel zu langatmig, für mich wäre es ein guter Film gewesen, wenn man das alles in einem, halb so langen, Film erzählt hätte! Kampfchoreographien kann man auch halb so lang machen.
Django Unchained lebt von Christoph Waltz, aber letztlich ist der Film viel zu vorhersehbar und, sein größtes Problem, kein Stück spannend. Die Schauspieler spielen immer toll, Filmmusik kann Tarantino auch, Spannung aber? Nicht.
Die
Hobbit-Trilogie. Weil sie schlicht zu lang ist und, leider, offensichtlich für ein FSK 12-Publikum abgedreht wurde. Will heißen: Es muss unbedingt gut ausgehen, wichtige Figuren dürfen auf keinen Fall sterben (anders als bei Harry Potter beispielsweise!) und retten sich auf teils absurdeste Weise. Zwar war das Buch auch für Kinder und Jugendliche gedacht, aber bei 3 Stunden Lauflänge pro (!) Film kann man das nun wirklich nicht mehr sagen, dass diese die Zielgruppe waren.
Genau deswegen fand ich die Filme schlicht und einfach nicht spannend.
Avatar wurde schon genannt, muss ich nichts weiter zu schreiben. Er war m.E. nur deswegen so erfolgreich, weil er in 3D lief. Die Geschichte passt auf einen Bierdeckel.
Zumindest von den Zuschauerzahlen her finde ich auch so gut wie alle
Til-Schweiger-Filme überschätzt. "Honig im Kopf" ist eine wohltuende Ausnahme und auch gut recherchiert, aber der Rest ...?
Für mich ist er der Dieter Bohlen der deutschen Filmbranche: Er liefert leicht verdauliche Massenware, deren Inhalt man nach Ansehen des Films aber auch sofort wieder vergisst. Ganz unterirdisch soll "Klassentreffen 1.0" gewesen sein, mir hat der Trailer aber bereits gereicht, um mir zu sagen: Der nicht.
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Ach ja, interessant ist, wie
Das schönste Mädchen der Welteinzuordnen ist. Der wurde, glaube ich, von Kritikern und Publikum auch erst einmal unterschätzt, als die Trailer erst einmal online gingen! Als die Kritiker den Film sahen, waren sie erstmal platt und schrieben sich vor Lob die Finger wund. Das Publikum folgte dem, es ist einer der erfolgreichsten deutschen Filme des letzten Jahres (und die Konkurrenz war wahrlich nicht klein
).
Ich habe ihn noch nie gesehen, werde es aber nachholen, wenn er auf Blu-Ray/DVD herauskommt. Dort kann man dann die Hip-Hop-Szenen skippen.