Überarbeitungen - notwendig oder verfälschend?
Ich sah unlängst den "Director's Cut"(2000/2001) von "Der Exorzist I" (1973) im Fernsehen.Zu meiner Überraschung war der Film nicht nur digital überarbeitet, sondern auch neu synchronisiert - z.B. die Sprecherin der Chris McNeil in der früheren Fassung hatte mE einen leichten österreichischen Akzent und die Stimme der "normalen" Regan war mE deutlich höher als im "Director's Cut".
Desweiteren wirkte der Film nicht mehr "alt" im Sinne der für die 70'er typischen leicht ungesättigten Farben, sondern sehr kontrastreich.
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Es stellt sich die Frage, ob solche Überarbeitungen uneingeschränkt wünschenswert sind.
Bezogen auf den "Directors's Cut" des "Exorzist I":
• Die alte Fassung wurde in den 70ern synchronisert, also von Menschen, die damals lebten und somit auch im damaligen Zeitgeist lebten - die Sprechweise und Sprachmelodie entstammten der Zeit der Filmentstehung.
In der neuen Fassung klingen die Stimmen wie in jedem neuen Film, der in irgendeiner urbanen Region der US-Westküste spielt - emotionsarm, sachlich, "business-like".
• Die Aufnahmetechnik der Siebziger war technisch weniger perfekt als heute.
Ein guter Regisseur bezieht aber in seine Vorstellung vom fertigen Film die technischen Gegebenheiten ein - genauso wie der Film geworden ist wollte William Friedkin und vlt auch William Peter Blatty selbst den Film DAMALS offenbar umsetzen.
Wenn der Film HEUTE anders gefärbt, das Tonstudio anders beschallt wird etc ist auch das Ergebnis eine Neufassung von HEUTE und keine Überarbeitung im Sinne einer Erhaltung des alten Filmmaterials.
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Wenn ich die DVD-Angebote sichte, die zu dem Film existieren, fällt mir auf, dass meist der "Director's Cut" resp. eine "Neue Fassung" enthalten ist - ich gehe davon aus, dass letztere Fassungen bsi auf 10 Bonus-Minuten identisch sind.
Die Originalfassung scheint "auszusterben".
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Sowas finde ich beunruhigend - wenn ich hypotherischerweise in zwanzig Jahren einem noch hypothetischen Sohn von mir Fime aus den Siebzigern zeigen wollte - wird das dann noch möglich sein?
Oder werden nur Fassungen "überleben" die schon mehrfach durch "Überarbeitungen" im Stile der jeweiligen Zeiten verfälscht worden sein werden?
Wie seht Ihr das?
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"Der Exorzist" ist nun vlt kein sonderlich schützenswertes "Kulturerbe der Menschheit" , aber die Fragen stellen sich ja bei allen Filmen, bei denen ein Überarbeitung wirtschaftlich lohnend sein könnte.
Grüsse,
Dungeoneer