Joker (2019)
Ich möchte auf diesen großartigen und Oscar prämierten Film aufmerksam machen und hauche diesem Thread neues Leben ein, denn dieser Kinofilm ist nun auch auf Amazon abrufbar.
Liebe Grüße von mir im November 2022. @******ier
Liebe Grüße von mir im November 2022. @******ier
Ich war heute mit einer sehr guten Freundin im Film Joker, mit Joaquin Phoenix. Als wir raus sind, saßen wir beide da und haben überlegt, wann uns das letzte mal ein Film so dermaßen bewegt, mitgerissen, ja einfach auf so vielen Ebenen angesprochen hat ... uns ist keiner eingefallen.
Das liegt nicht daran, dass es nicht auch andere gute Filme gibt aber dieser hier ist doch anders. Er ist verstörend, beeindruckend, zu tiefst emotional und einfach menschlich.
Maßgeblich ist hierfür ein absolut brillanter Joaquin Phoenix verantwortlich. Er schafft es Arthur Fleck, der sich über die gesamte Länge des Films langsam aber unaufhörlich zum Joker entwickelt, so überzeugend, so nah, so menschlich zu verkörpern, dass man mit seinen Emotionen ringt. Man hat Mitgefühl mit Arthur, wenn er belogen, verhöhnt, schikaniert und getreten wird. Er, der so unglücklich mit seinem Leben ist, der sich nach Zuneigung, Anerkennung und etwas Freude sehnt. Er wirkt dabei so zerbrechlich und im übertragenen Sinne könnte man sagen, dass dies seine Menschlichkeit ist, die Phoenix hier so eindrucksvoll auf die Leinwand bringt. Mit jeder Demütigung, jedem Verrat, bröckelt sie weiter, bis sie die Fratze zum Vorschein kommen lässt, die sich Joker nennt. Die im Gegensatz in sich ruht und dabei so groß, so selbstsicher, so wahnsinnig und brutal wirkt, dass man kaum glauben mag, dass sie von der gleichen Person verkörpert wird.
Untermalt wird dies von einem hervorragenden Soundtrack der sich zum Bild so ambivalent verhält, wie Arthur in seinem Innersten ist. Ein Cello-Spiel das einem den Atem raubt und den Herzschlag nach oben treibt. Es webt sich in diesen Film ein und verstärkt die Eindrücke und Emotionen umso mehr.
Dies alles ist auch eine unterschwellige Gesellschaftskritik. Die zeigt was passiert, wenn der Zusammenhalt und die Fürsorge verschwinden, der Zugang zu Waffen nicht ausreichend reguliert wird. Sicher, es ist eine Comic Verfilmung, Fiktion, kein Abbild unserer Gesellschaft aber dies wurde mir erst zum Ende des Films wieder bewusst. Da hatte man kurzzeitig das Gefühl, auch den Machern war plötzlich bewusst geworden, was ihre Vorlage eigentlich war. Dies fühlte sich aber eher wie ein Wimpernschlag an und verdeutlicht doch, wie sehr mich dieses Kunstwerk in seinen Bann gezogen hat.
Man sitzt nun da, mit seinem Mitgefühl für Arthur und seiner Abscheu vor dem Joker und kämpft ein wenig mit sich selbst, wie Arthur zuvor mit sich gerungen hat. Der Puls am Anschlag, aufgewühlt und beeindruckt. Beeindruckt von einem Film, der sicher nicht "schön" aber dafür umso sehenswerter ist. Beeindruckt von einem Joaquin Phoenix, der eine Verwandlung durchmacht die sowohl brillant als auch verstörend ist und auf seine eigene Art "schön" ist.
Ich kann diesen Film nur jedem ans Herz legen. Mir hat es aber geholfen, mich direkt danach mit jemandem unterhalten zu können. Einfach um zu verarbeiten und runterzukommen. Das hatte ich dringend nötig.