Jigarthanda DoubleX (2023)
Bei meiner Sichtung indischer Filme bin ich auf diesen Film von Karthik Subbaraj gestoßen, bei dem es sich um ein Prequel des Filmes „Jigarthanda“ handelt, was aber absolut bedeutungslos ist, denn durch diese Handlung muss man sich eh erst mal mühsam durchkämpfen.
Ausgangspunkt sind zwei rivalisierende Politiker in den 70er Jahren, die um den Posten des „Chief Minister“ in der südindischen Region Tamil Nadu konkurrieren, aber auch Filmproduzenten sind, die umso mehr Stimmen erhalten je mehr Leinwände sie für ihre jeweiligen Filme mieten können (?). Einer von ihnen arbeitet aber auch mit gefährlich Gangsterbossen zusammen, weshalb der eine Minister seinen Bruder, der ein brutaler Polizeichef in einer Regenwaldregion ist und dort die Einheimischen grausam unterdrückt, beauftragt Strafgefangene auszuwählen, die gegen Straferlass diese Gangsterbosse ausschalten sollen (??). Und unsere eigentliche Hauptperson versucht das zu erreichen, in dem er mit einem früheren Schulfreund so tut als würden sie einen Film drehen, da einer der Gangsterbosse mal Clint Eastwood getroffen hat, der ihm prophezeit hat, dass sein Leben mal verfilmt wird… und irgendwie geht es auch um Elefanten (???).
Wie andere indische Filme zeichnet sich „Jigarthanda Double X“ mit einer epischen Laufzeit von 3 Stunden aus, die dich von der ersten Minute an mit einer Vielzahl von Figuren und Handlungswendungen überfrachtet… meine Synopsis umspannt bspw. die ersten 30-45 Minuten. Und ich habe mich sehr schwer getan hier durchzusteigen, hatte auch zwischenzeitlich kapituliert und wusste gut eine Stunde so gar nicht, wo dieser Film noch hin möchte und wo ich mich überhaupt befinde… eine absolute Reizüberflutung.
Aber dann meine Freunde… ABER DANN!!!… Dann kam die letzte Stunde und was dieser Film für eine Katharsis bietet, dieser Pay-Off, vermag ich mit Worten kaum auszudrücken. Hier wird einem ein großes Plädoyer an die Macht des Kinos geboten, gespickt mit etlichen Referenzen und Verneigungen zu Sergio Leone und Ennio Morricone, aber eben auf diese wunderbar ehrliche und unironische Weise, die einem das indische Kino bietet, da jeder Schauspieler so agiert, als würde ihm das Herz in der Brust vor Leidenschaft verbrennen. Fassungslos, mit Tränen in den Augen und jubelnd habe ich in der letzten Stunde des Films eine wahre Achterbahn der Gefühle erlebt.
„Jigarthanda Double X“ gehört übrigens nicht zu Bollywood (die Filmindustrie um Mumbai, früher Bombay… Bombay + Hollywood, meistens in Hindi), sondern zur tamilischen Filmindustrie (in der Sprache Tamil), dem sog. Kollywood (dem Ursprungsort Kodambakkam + Hollywood). Indien ist nun mal ein riesiges Land mit verschiedenen Ethnien und Sprachen und genau das vermittelt dieser Film.
Fazit: „Jigarthanda Double X“ verlangt einem sehr viel ab… wer die ersten zwei Stunden aber übersteht, wird mit filmischer Kinomagie in seiner reinsten Form belohnt, die einen schlicht und ergreifend überrollt.