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frivoleloungep3
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Filme aktuell / Wir waren im Kino: (3)

****e22 Mann
1.034 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *********rgara:
Nur noch ein einziges Mal ( It ends with us ) 2024

So, die warmen Temperaturen und die Möglichkeit zum Kinofest für nur 5 € ins Kino zu gehen haben mich nun endlich in „Nur noch ein einziges Mal - It Ends With Us“ getrieben. Ich bin schon mit einer gewissen Skepsis in den Film gegangen und wollte ihm natürlich dennoch auch eine faire Chance geben.

Zu Beginn war ich auch noch einigermaßen angetan, denn der Film skaliert sein eigenes Niveau bereits sehr früh, in dem er eine Hauptfigur einführt, die Lilly Blossom Bloom heißt und einen Blumenladen eröffnen möchte. Das alles wird in einer sehr überbelichteten Optik eingefangen, alles spielt in einem kleinen Subkosmos, in der reale Probleme wie Miete und Lebenshaltungskosten keine Rolle zu spielen scheinen, in der eine Vierzehnjährige ihre Spotifyplaylist angemacht hat… Das alles verspricht kein intelligentes Kino, sondern Stoff für die klassische Romcom, der ich aber auch etwas abgewinnen kann.

Das größte Problem ist dann jedoch, dass der Film häusliche Gewalt thematisiert. Ich gestehe zu, dass er das zu Beginn noch einigermaßen geschickt inszenatorisch versucht umzusetzen. Wir wissen Anfangs noch nicht, ob wirklich etwas passiert ist, Spiegelungen im Bild und der Schnitt führen hier etwas in die Irre bzw. geben einen eigenen Interpretationsspielraum. Zum Ende hin entflechten sich diese Verwirrungen und die Vermutungen erhärten sich. Die Bildsprache bleibt jedoch auf dem bereits beschriebenen Niveau… Der Film erzeugt weiterhin eine überbelichte Optik, die vielleicht allgemeinhin als schön und instagramable gilt und sich daher für Werbefilme auch hervorragend eignet… Für ein Drama über häusliche Gewalt und Missbrauch dann aber leider nicht. Auch narrativ werden die Probleme zu leicht und reibungslos gelöst, alle finden sofort oder nach einem kurzen Dialog die perfekte Lösung um mit der Situation und sich selbst umzugehen. Das kann nicht nur der Realität nicht gerecht werden, sondern marginalisiert die wahren Opfer häuslicher Gewalt, in gewisser Weise verhöhnt es sie, in dem er ihnen den leicht möglichen Ausweg aus einer gewaltvollen Beziehung/Ehe bietet: Habt doch einfach Geld. Sucht euch eine andere Wohnung und alles ist gut.

Es ist die moderne Variante einer Rosamunde Pilcher-Verfilmung, in der man auch die Probleme und Leidenschaft der Schönen und Reichen betrachten kann und - wer will - sich auch daran erfreuen kann. Mit der Realität hat dies jedoch nichts mehr zu tun.
****e22 Mann
1.034 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hundreds of Beavers (2022)
Gestern konnte ich auf der Leipziger Kunst Film Messe diesen skurrilen und überaus witzigen Indiefilm von Regisseur Mike Cheslik sehen.

In „Hundreds of Beavers“ versucht der namenlose Protagonist den Widerständen des nördlichen Amerikas zu trotzen und muss sich mit allerhand Tieren herumschlagen, so auch den titelgebenden Hunderten von Bibern.

Der Satz „No animals were harmed in the making of this film“ war noch nie zutreffender, denn sämtliche Tiere werden von Menschen in Kostümen oder Puppen gespielt. Optisch und stilistisch orientiert er sich mit seinen grieseligen Schwarzweißbildern an Komödien der 20er und 30er Jahre. Es gibt auch kein wirklich gesprochenes oder verständliches Wort und so erinnert der Filme nicht nur Charlie Chaplin und Buster Keaton, sondern auch an alte Looney Tunes Cartoons. Denn wie Wile E. Coyote immer versucht den Roadrunner zu fangen, so stellt auch unser Protagonist eine Vielzahl von Fallen auf um seine Beute zu fangen, die nicht immer von Erfolg gekrönt sind. Das ist alles wahnsinnig kreativ, schwarzhumorig, slapstickhaft, sehr albern und wahnsinnig witzig und eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Kinotrott. Ich habe mich im Kinosaal wieder gefühlt als wäre ich 5 Jahre alt.

Der Film ist ein mehrjähriges selbstfinanziertes Projekt des Regisseurs Cheslik und Hauptdarsteller Ryland Brickson Cole Tews, das bereits seit mehren Jahren auf diversen Filmfestivals für Belustigung und Beachtung sorgte. In Deutschland war er meines Wissens dieses Jahr zum ersten Mal bei den Fantasy Filmfest White Nights zu sehen. Trotz mehrerer Angebote von Streamingdiensten beharren die Macher darauf, dass dieser Film auf der großen Leinwand zu sehen ist, was meine Sympathie für diese kleine Perle nur noch mehr verstärkt. Angeblich hat er nun auch einen Verleih gefunden, ein regulärer deutscher Kinostart steht aber nicht fest.

Fazit: Für mich ist „Hundreds of Beavers“ ein wahres kreatives Slapstick-Feuerwerk, das dem Wahnsinn frönt und auf jeden Fall mehr Beachtung und eine Kinoauswertung verdient hat.


**4o Mann
6.464 Beiträge
*haumichwech*
*****ong Paar
752 Beiträge
Na das klingt doch nach einem Film für mich!
****e22 Mann
1.034 Beiträge
Gruppen-Mod 
The Substance (2024)
Seit gestern läuft der neue Film von Coralie Fargeat, die mit „The Substance“ nicht nur den Drehbuchpreis in Cannes gewinnen konnte, sondern auch Demi Moore ein Comeback auf der großen Leinwand ermöglichen konnte.

Die 50-jährige Elisabeth Sparkle war einst ein großer Hollywoodstar, doch ihr Stern auf dem Walk of Fame hat schon längst an Glanz verloren. Als sie auch noch ihre morgendliche Aerobicsendung verliert, scheint ihr einziger Ausweg eine dubiose Substanz zu sein, die aus ihr eine jüngere Version ihrer selbst erwachsen lässt. Jedoch muss aller sieben Tage zwischen der älteren Elisabeth und der jungen Sue getauscht werden, ansonsten erwartet sie unumkehrbare Konsequenzen…

Der Film verlangt einem zwar zunächst eine große Akzeptanz für die ungläubige Prämisse ab. Da er jedoch generell sehr überstilisiert ist, von karikaturesken Figuren bevölkert wird, ausdrucksvolle Bildeinstellungen, die vor allem die weiblichen Körper exponieren, und klare Metaphern findet, die nur noch wenig Spielraum für mehrdeutige Interpretationen zulassen, akzeptiert man diese Prämisse auch schnell. Die Regisseurin macht sehr deutlich, was sie erzählen möchte: eine moderne Paraphrase von „ Das Bildnis des Dorian Gray“, der innere Kampf mit dem Älterwerden und der Vergänglichkeit von Jugend und Schönheit, Medien- und Showbusinessatire, die vor allem den lustgetriebenen, herabwürdigenden Blick alter weißer Männer auf weibliche Körper kritisiert. Das ist alles sehr eindeutig, leicht zu decodieren, vielleicht etwas plakativ, doch haben Horrorfilme ja den Luxus nicht nuanciert sein zu müssen. Fargeat verhebt sich lediglich, sobald sie musikalisch größere Filme rezipieren möchte, die jedoch thematisch nicht mit ihrem Film in Einklang zu bringen sind (z.B. Vertigo).

Nun aber genug mit der pseudointellektuellen Analyse, denn „The Substance“ zitiert handwerklich viel passendere andere Vertreter des Bodyhorrors. Die Deformierung und Dekonstruktion des menschlichen Körpers wird mit sehr guten handgemachten Effekten umgesetzt, so dass er nicht nur einen verdienten Platz neben klassischen Genrevertretern wie David Cronenbergs „Die Fliege“ und Yuznas „Society“ oder jüngeren Beiträgen wie „Titane“ von Julia Ducournau und „Possessor“ von Cronenberg Junior finden wird, sondern die Eskalationsspirale wunderbar konsequent nach oben treibt. Man bekommt nicht nur Unmengen an Blut, Eiter, Organe, undefinierbare viskose Substanzen und Körperflüssigkeiten, die herumspratzen, spritzen und splattern, sondern auch die wohl unappetitlichsten Koch- und Essszenen seit Ferreris „Das große Fressen“. Wie dieses Gekröse eine FSK 16 bekommen konnte, ist mir zwar unbegreiflich, meine temporär aufkommende martialische Gier nach Blut und Gore konnte der Film jedoch sehr zu meiner Erheiterung befriedigen.

Fazit: „The Substance“ ist sehr gut gemachter Bodyhorror, mit klarer Botschaft und… Achtung… Substanz. 😉


*****n_N Mann
9.742 Beiträge
Sprache Deutsch
hab ich auf der Gruppen Startseite gefunden.

Kommt auf meine Liste.
Danke für den Hinweis.
*******_zh Frau
727 Beiträge
Danke @****e22 für deine wie immer toll geschriebene Rezension.

„ Man bekommt nicht nur Unmengen an Blut, Eiter, Organe, undefinierbare viskose Substanzen und Körperflüssigkeiten, die herumspratzen, spritzen und splattern, sondern auch die wohl unappetitlichsten Koch- und Essszenen seit Ferreris „Das große Fressen“. „… gut zu wissen … das ist mir definitiv zu viel … werde ich mir dann wohl echt lieber nicht antun.
*********er78 Mann
1.319 Beiträge
@****e22 Danke. Klingt ziemlich gut. Werde ich wohl auch Mal einen Blick darauf werfen
**********ede56 Mann
6.210 Beiträge
@****e22
Danke für die excellente Rezension. Für mich steht fest, diesen Film werde ich ganz sicher nicht sehen.
******ier Frau
38.495 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
@****e22
Deine geschriebene Sprache ist wie immer ein Hochgenuss, und ich bin froh & glücklich, dich Filmfreak als Mod im Team zu haben, denn genau davon lebt jede Gruppe: von Menschen, die bereit & fähig sind, darüber zu schreiben, über das, was sie interessiert & wofür sie brennen.
*anbet* *hi5* *smile*
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Cranko (2024)
Wieder ein sehr emotionaler Film.
Auch sehr künstlerisch.
Er zeigt Leben und Wirken des Choreografen John Cranko und nutzt dabei auch Ballettelemente als Ausdruck für die Stimmungen oder Visionen Crankos.

Ich hatte meine Mutter dabei. Der Kinobesuch war sogar ihr Wunsch, denn wir wohnen in der Nähe von Stuttgart und als junge Frau hatte sie Crankos Ballette auch in der Staatsoper in Stuttgart gesehen.

Für mich war Ballett bisher nett. Mehr aber auch nicht.
Doch diesmal war es anders. Cranko hat ins Ballett eingebracht, dass es Handlung hat und Gefühle getanzt und ausgedrückt werden und das hat auch der Film getan. Noch nie hat mich Ballett so verzaubert und berührt.
Der Film hat Lust auf diese Art Ballett gemacht. Keine Ahnung, ob es sowas noch gibt und wo.

Man sieht im Film im Wechsel Szenen bei den Proben und aus Aufführungen, aber auch Crankos Leben drumherum.
Die wechselnden Liebesgeschichten , die Auseinandersetzung mit deutschen Vorschriften .
Man sieht , dass er ein Büro abgelehnt und wie er seine Telefonate und Geschäfte stattdessen in der Kantine erledigt hat. Unter seinen Leuten.

Man sieht ihn verzweifelt, betrunken, zur Musik neue Szenen kreierend, visionieren und der Film endet traurig und schön zugleich.


Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.038 Beiträge
"Keine Ahnung, ob es so was noch gibt und wo."
In diesem Artikel zum Tod von Crankos Erben wird darauf eingegangen:
https://www.danceforyou-magazine.com/der-cranko-erbe-dieter-graefe-ist-gestorben/
****e22 Mann
1.034 Beiträge
Gruppen-Mod 
Beetlejuice Beetlejuice (2024)
Die Fortsetzung von „Beetlejuice“, die auch eine lange Produktionsvorgeschichte hat, ist nun seit einiger Zeit im Kino. Gestern konnte ich mich dann endlich selbst davon überzeugen, ob die überwiegend positiven Kritiken stimmen und Tim Burton tatsächlich wieder zur alten Stärke gefunden hat.

Der Film spielt Jahrzehnte nach seinem Vorgänger. Ein Trauerfall führt die Familie um Lydia Deetz (Wynona Ryder) wieder zusammen, die nicht nur Probleme mit ihrer Tochter Astrid (Jenna Ortega) hat, sondern sich auch wieder mit dem Lottergeist Betelgeuse (Michael Keaton) herumärgern muss, dessen Vergangenheit ihn in Form seiner Ex-Frau (Monica Belucci) selbst einholt…

Eigentlich sollte mir das gar nicht gefallen, denn diese Retro-Fortsetzungen versuchen ja oft allein durch Nostalgie das Publikum erreichen zu wollen und das kann manchmal sehr ermüdend sein. In manchen Teilen ist dies hier auch der Fall. Dennoch hatte ich wirklich viel Freude mit „Beetlejuice Beetlejuice“ und die fehlte in den letzten Jahren ja wirklich leider oft bei Tim Burton. Hier findet er aber tatsächlich wieder zur alten ästhetischen Stärke, sehr schöne, handgemachte und qualitative hochwertige Effekte und einem wunderbar bösen morbiden Humor, der selbst vor klaren Giallo- und „Braindead“-Anspielungen nicht Halt macht.

Die ein oder andere Nebenhandlung fühlt sich zwar etwas überflüssig an und tragen nicht immer sinnvoll zur Gesamthandlung bei. Entschädigt wird man jedoch mit einer Spielfreude des gesamten Casts, allen voran Michael Keaton, der herrlich auf- und überdreht… Let’s get Nut!

Fazit: Trotz einiger typischen Hollywood-Sequelschwächen in der Handlung, ist „Beetlejuice Beetlejuice“ eine sehr witzige obskure Komödie und eine gelungene Fortsetzung.


**********lerin Frau
1.030 Beiträge
Der Buchspazierer (2024)
Ein französischer Film aus Deutschland ... Das war mein Gefühl, während ich am Sonntag im Kino saß. Und dann auch noch ein sehr gelungener!

Mir ist erst im Kinosessel klargeworden, wie sehr ich inzwischen innerlich unterscheide zwischen deutschen Filmen, die mir oft ein wenig überfrachtet-düster erscheinen, und französischen, die oft so eine gewisse Leichtigkeit mitbringen. Für einen Blick auf das Leben mag ich den leichten Blick lieber, er ermöglicht mir, mir das Dunkle anzusehen, ohne mich darüber aufregen zu müssen, und er gibt immer ein wenig die Hoffnung zurück, dass ein Glück im Kleinen, Unbefangenen am Ende auch ohne Pathos oder Schulhofhumor möglich ist.

Deswegen wurde mir im Film tatsächlich erst beim Blick auf die Buchcover klar, dass es sich hier um eine deutsche Produktion handelt!

Und die lohnt sich in meinen Augen wirklich.

Die Grundbausteine sind nicht komplett neu: Ein alter Mann, der ein wenig den Kontakt zum Leben verloren hat, der in Isolation lebt und nur noch mit seinen Büchern verbunden ist. Ein kleines Mädchen, das zu Hause nicht genug Liebe bekommt und sich ihm anschließt, weil es spürt, dass er so einsam ist wie sie. Und dann noch ein Cast von skurrilen, ungewöhnlichen, charmanten Figuren, die alle auf ihre Weise verwundet sind und wieder lernen müssen, zu lieben und auf das Leben zu vertrauen:

"Mister Darcy", der in eine falsche Zeit geboren wurde und der reich und einsam in einem großen, großen Haus lebt.

"Effi Briest", die zu jung geheiratet hat und jetzt in einer Ehe voller Gewalt und Aggression gefangen ist.

Ein arbeitsloser Gärtner und Kraftsportler, der Bücher von Nobelpreisträgern liebt, obwohl er sie nicht lesen kann.

Ein Vater, der seine Frau verloren hat und der sein Bestes gibt, um für seine Tochter stark zu sein, doch sein Bestes ist nicht genug und er schreit sie an und verliert die Beherrschung und den Respekt vor sich selbst.

Sie alle werden verbunden durch den alten Mann, dessen Berufsbild seltsam aus der Zeit gefallen wirkt: In der alten Buchhandlung verpackt er jeden Morgen ausgewählte Bücher sorgfältig in Packpapier. Er weiß genau, was in den Büchern steht, weil er sie alle gelesen hat, und deswegen kann er für jeden Menschen das richtige Buch auswählen und es ihnen mit seinem alten Buchtornister zu Hause vorbeibringen.

Immer wieder neu.

Auch, wenn die Buchhandlung inzwischen an eine große Kette verkauft wurde, deren Repräsentantin (mit feinem Humor gezeichnet) ausschließlich Business-Deutsch spricht und die Buchspaziergänge abschaffen will, weil sie nicht genug "bringen" und weil die Leute lieber in die Buchhandlung kommen sollen, um dort die "Nonbooks" ebenfalls käuflich zu erwerben, zum Beispiel Leseschlappen mit Logo, weil "Orange Books die Auffassung vertritt, dass alle Menschen beim Lesen warme Füße haben sollten!"

In dieser Welt geht der Buchspazierer von Tür zu Tür, doch er überschreitet nie die Schwelle ins Heim der Menschen. Er bringt traurige Bücher zu Effi Briest, damit sie ihr eigenes Leben besser ertragen kann, und schnulzige Romanzen zu einer ehemaligen Lehrerin, die voller Freude mit einem Rotstift mögliche Fehler in den Büchern anmarkert, weil das der einzige Inhalt ist, der ihrem Leben geblieben ist.

"Die Leute brauchen andere Bücher", sagt das Kind, das sich auf seinen Buchspaziergängen an ihn gehängt hat. "Du gibst ihnen die Bücher, die sie wollen, aber ich habe heute auch etwas für sie dabei." Und sie bringt der traurigen Effi Briest ein Buch mit Witzen und der einsamen Lehrerin ein Kinderbuch über Piraten, die voller Freiheit die Welt erkunden, anstatt sich in der eigenen Wohnung zu verstecken.

All diese Figuren ... Sie sind nicht neu. Sie wirken vertraut. Man glaubt, sie zu kennen. Und so ist das kein Film, der einen in die Abgründe des Menschseins entführt, sondern ein Kinobesuch, der sich anfühlt wie ein Besuch bei alten Freunden, mit denen man bereits lange vertraut ist und bei denen man sich wohlfühlt.



Es ist genau der richtige Film für den Herz, wenn man sich nach Kakao für die Seele sehnt, ganz egal, ob man allein ins Kino geht oder mit jemandem, der ebenfalls ins Dorf der Bücher eintauchen will.

Und das Happy End ist so leise, so zart, so unaufdringlich, dass man es noch Tage später spürt und genießen kann, weil es die Herbsttage mit Gold und Vertrauen und Geborgenheit erfüllt.
Meine Triskele
*********_Arte Frau
14.038 Beiträge
Ich weiss schon nicht mehr wie oft ich das Buch verschenkt habe.
**********ede56 Mann
6.210 Beiträge
Danke @**********lerin für deine wundervolle, so ganz aus der Art gefallene Rezension. Wollte sowieso hin, heute werde ich den Bus nehmen, das wird eine eigene Story.
Vielleicht schreibe ich heute noch etwas, ansonsten vermutlich morgen.
**********lerin Frau
1.030 Beiträge
Zitat von **********ede56:
Danke @**********lerin für deine wundervolle, so ganz aus der Art gefallene Rezension. Wollte sowieso hin, heute werde ich den Bus nehmen, das wird eine eigene Story.
Vielleicht schreibe ich heute noch etwas, ansonsten vermutlich morgen.

Ich bin gespannt auf deine Eindrücke zum Film *g*
****ya Frau
767 Beiträge
Vielen lieben Dank an @**********lerin für diese wundervolle Beschreibung. Der kommt sofort auf meine muss-ich-sehen-Liste *blumenwiese*
*******_zh Frau
727 Beiträge
… wenn mir nur C. M. Herbst als Darsteller nicht immer so unheimlich auf die Nerven würde gehen. Viele halten ihn ja für einen grossartigen Schauspieler, aber nach dem zu urteilen was ich bislang von ihm gesehen habe spielt er doch mehr oder weniger immer Stomberg (in vielen unterschiedlichen Varianten). Vielleicht ist es seine markante Stimme (deren Klang ich nicht mag). Den Kern seiner Darstellung ist nach meinem Gefühl irgendwie immer gleich, unverkennbar CMH, egal in welchen Rollen. Das Gesamtpaket ist mir aus welchen Gründen auch immer unsympathisch. Das ist persönlicher Geschmack und hat letztlich nichts mit der Qualität des Films zu tun. Der tönt tatsächlich spannend. Ins Kino wird er mich aus genannten Gründen nicht treiben, aber wenn er später mal im Streaming läuft wende ich wohl mal reinschauen.
**********ede56 Mann
6.210 Beiträge
@*******_zh Ich überlege gerade, ob ich auch Schauspieler habe, wo ich mir den Film nicht ansehen würde, egal welche Rolle.
CMH gehört nicht dazu. Dem würde ich aber gern mal persönlich begegnen. Keine Ahnung ob er sich selbst spielt.
Bin gespannt wie er die Rolle im Film spielt.
*********er78 Mann
1.319 Beiträge
Ich glaube so einen Schauspieler hat jeder. Bei mir dürfte das Richard Gere sein...oder gewesen sein *gruebel*

Von Christoph Maria Herbst kenne ich da ehrlich gesagt zu wenig. Und Stromberg hab ich nie gesehen. Aber zumindest im "Wixxer" fand ich Ihn großartig.
****59 Frau
6.051 Beiträge
Bei mir ist es Veronica Ferres
Sie spricht immer, als waren ihre Mandeln zu groß *roll*
**********ede56 Mann
6.210 Beiträge
Der Buchspazierer (2024)
Die Rezension von @**********lerin ist uneinholbar schön. Meine ist ganz anders, betrifft aber den gleichen Film. ☺️

Vermutlich wird jeder diesen Film anders empfinden. C. M. Herbst spielt ausgezeichnet, nimmt sich zurück, ulkt nicht rum, mir hat er gefallen.
Der Vater des Mädchens zeigt, was nicht verarbeitete Trauer mit uns macht.
Es gibt versteckte Sozialkritik, aber ohne erhobenen Zeigefinger.
Mit Abstand hat mich das Mädchen beeindruckt.
Musste ab und zu an die Zeit mit meiner Enkelin denken, als sie um ihre Mama bangte.
Ohne die Schauspieler hätte man denken können, der Film spielt in Frankreich. Musik, Bilder, alles passte.
Das Mädchen werden wir hoffentlich noch öfters im Kino sehen.
Der Film macht Hoffnung und regt an, unsere Welt positiv zu sehen. Oft lassen wir uns den Blick verstellen. Hier wird angedeutet, dass jeder sein Leben verändern kann, wenn es ihm nicht gefällt. Dabei ist Hilfe zur Selbsthilfe gut. Gut gemeinte RatSchläge, sind manchmal Schläge.
Der Film ist ein schönes Plädoyer für das geschriebene Buch.

Prädikat, besonders wertvoll.
****e22 Mann
1.034 Beiträge
Gruppen-Mod 
La Bête - The Beast (2023)
Der neue Film von Bertrand Bonello kündigte sich bereits bei den letztjährigen Festspielen in Venedig als großer Wurf an, kommt hierzulande aber nun erst ein Jahr später in die Kinos… und auch leider nur sehr limitiert, bei mir in Leipzig kam er gar nicht, so dass ich extra nach Chemnitz für eine Vorführung fahren musste… aber die Fahrt hat sich gelohnt, „La Bête“ hat bereits jetzt einen festen Platz in meiner diesjährigen Top 10.

Paris im Jahr 2044: durch eine intelligence artificielle (KI) wurde das Leben der Menschen effizienter, sorgt aber auch für immer weniger Bedarf an menschlichen Arbeitskräften. Wer aufsteigen will, schafft dies nur durch eine Prozedur, die Emotionen restlos aus einem austilgt, dabei durchleben die Probanden jedoch Erinnerungen an frühere Leben. Auch Gabrielle (Léa Sedoux) erlebt so Varianten von ihr zur Zeit der Belle Époque und 2014. Dabei trifft sie auch immer den gleichen Mann, Louis (George Mackay), in verschiedenen Varianten, zu dem sie sich immer mehr hingezogen fühlt…

„La Bête“ bzw. „The Beast“ ist bereits die zweite französische Verfilmung der Novelle „The Beast in the Jungle“ von Henry James, nach der Verfilmung von Patric Chiha, „La bête dans la jungle“, die ebenfalls 2023 auf der Berlinale veröffentlicht wurde. Schon diese Verfilmung schaffte aus der Geschichte eines fatalistischen Mannes, der auf ein Unglück wartet (das Tier im Dschungel) und dabei sein eigenes Leben verpasst, eine Zeitreise durch die 70er bis 2000er Jahre. Bonello geht hier einige Schritte weiter, indem er sein Biest nicht nur über mehrere Zeitebenen anlegt, sondern ihm auch Raum für mehrdeutige Interpretationen schafft und so sein Werk in neue, allumfassende Sphären hebt.

Im Detail werde, will und kann ich das hier gar nicht wiedergeben, aber ich werde mich noch Monate geistig an diesem Film abarbeiten können. Am beeindruckendsten war für mich, wie dieser Film ein Gefühl von Räumlichkeit schafft, mal sind die Figuren sehr nah beieinander, mal wandelt Gabrielle fast allein durch ein entvölkertes Paris, einer Zukunft, die Menschen und ihre Emotionen als entbehrlich deklariert. Das Problem der Isolation und der zunehmenden emotionalen Vergletscherung der Menschen, die keinen Raum mehr für Humanismus bieten wird, wird in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verhandelt. So laufen im Jahr 2044 die Menschen nur in Masken auf offener Straße, das verstärkt ihre Isolation und Distanz zu ihren Mitmenschen und kann als respektiver Verweis auf die Pandemie gedeutet werden oder als Ausblick in die Zukunft, sollten sich VR- und Ar-Modelle wie die Apple Vision Pro wirklich durchsetzen. Die Gefahr der zunehmenden Entmenschlichung in einer bereits jetzt realen digitalen Technokratie ist die wahre Bestie, die es zu fürchten gilt.

Filmisch findet Bonello immer wieder interessante und kleine Kniffe, seien es Kameraeinstellungen oder der kreative und unkonventionelle Schnitt des Films, die die Ambiguität seines Werks untermalen, aber nie zu verspielt wirken. Der Film behält stets seine wunderbar elegische und lethargische Grundstimmung. Und nun noch eine demütige Verneigung vor der schauspielerischen Leistung von Léa Seydoux. Wer von den interpretativen Mehrdeutigkeiten und dem inszenatorischen Handwerk nicht abgeholt wird, für den bildet zumindest Seydoux den emotionalen Ankerpunk des Films, in deren Schauspiel sich das gesamte Emotionsspektrum widerspiegelt. Sie komplettiert also die Mehrdeutigkeit der Inszenierung, Schauspielerin und Film verschmelzen zu einer künstlerischen Einheit. Sie beweist schon seit Jahren mit ihrem Gespür an intelligenter Rollenauswahl, dass die „Grandes Dames“ des französischen Kinos auch nach Moreau, Deneuve und Riva nicht aussterben werden.

Fazit: Comme on dit en France… „La Bête“ is‘n Brett.


******ier Frau
38.495 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Filmtitel (Jahr)
@ alle

*fluester* Bitte immer daran denken *pfeil* Kinofreunde: Pinnwand *danke*

(Ich habe das 2x nachträglich ergänzt.) *modda*
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