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frivoleloungep3
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Filme aktuell / Wir waren im Kino: (3)

**********lerin Frau
1.031 Beiträge
A Weekend in Taipei (2024)
Nachdem ich mich am vergangenen Wochenende mit dem Buchspazierer so wohlgefühlt hatte (Rezension weiter oben) wollte ich unbedingt noch mal ins Kino, um noch mal dieses schöne Gefühl des Eintauchens genießen zu können. Ich wollte etwas, was nicht allzu dunkel und nicht allzu ernst ist, also lockte mich ein Wochenende in Taipei als Gangsterromanze mit schnellen Autos.

Tatsächlich zog mich der Einstieg sofort in den Bann. Während des Intros lockten jede Menge Detailaufnahmen aus Taipei als einen Ort, der einerseits exotisch und andererseits normal wirkt. Zwischen Straßenaufnahmen und kleinen Geschäften fielen mehrfach eingeblendete tote Fische ein, abgeschnittene Fischköpfe, und dann einen Fisch, der auf dem Asphalt lag und nach Luft schnappte. Und man sieht einen mutmaßlichen Gangsterboss, der von der Presse bedrängt wird.

Szenenwechel zu einer bildschönen Asiatin in einem scheinbar schlichten Kleid, das vermutlich zwei Monatseinkommen gekostet hat. Sie geht durch ein Autohaus, und der Verkäufer erkennt sofort, dass sie Geld hat und ist entsprechend freundlich. Mit ihren Gucci-Taschen am Arm bewundert sie die Fahrzeuge und bleibt schließlich beim Ferrari stehen. "Kann ich mal hineinschauen?"

"Natürlich." Der Verkäufer öffnet die Tür.

Die Frau möchte aber den Motorinnenraum ansehen, und dann fährt sie das Auto Probe mit einer rasanten Tour durch die Stadt, wo sie ungefähr doppelt so schnell wie die anderen Autos mit ihnen Slalom spielt und wild über Kreuzungen jagt. Die Angst des Beifahrers ist herrlich, und nach der Szene war ich eigentlich schon überzeugt von diesem Film. Coole Frau, cooles Auto ...

Nächste Szene ist in einer total überfluteten Küche in Amerika. Viel schmutziger, viel direktere Bildsprache. Ein weißer Undercover-Agent fliegt auf, und es gibt eine Schlägerei, deren brachiale Gewalt nicht sonderlich ästhetisch daherkommt. Gefühlt ein super Übergang zur glatten Welt des Reichtums davor, und man freut sich schon darauf, wie diese beiden Welten miteinander kollidieren.

Doch dann flacht der Film ab und kann sich nicht ganz entscheiden, was er sein will. Es gibt noch ein paar schöne Verfolgungsszenen (besonderes Highlight: Frau flieht im Offroad-Buggy vor bewaffneten Drogengangstern durch eine Reihe von Serpentinenschleifen), doch die Actionszenen werden gefühlt beliebiger als diese schmutzig-authentische Schlägerei des Anfangs.

Für mich hakte es dann daran, dass der Film für einen Action-Film dann zu viel Zeit auf das Zwischenmenschliche legt. Es kann durchaus zur Spannung beitragen, wenn es zwischen den Figuren auch Ungeklärtes gibt, aber irgendwie sind die Geheimnisse so plakativ und klar erkennbar, dass dadurch keine echte Spannung entstand. Da half es dann auch nichts, dass die Figuren mehrfach erklärten, dass sie Dinge "später" klären würden.

Kleiner Spoiler:
Zum Höhepunkt entstand dann in mir so eine gewisse Enttäuschung, weil die Frau, die mir am Anfang als meisterhafte Fahrerin und Gangsterbraut präsentiert worden war, hier auf die Rolle der Damsel in Distress zurückgedrängt wurde. Der finale Kampf fand zwischen zwei Männern statt, aber er bekam dann noch mal eine Inszenierung, die mir dann wieder richtig gefallen hat. Es war ein so nices Beispiel von ganz subtilem Fouth-Wall-Breaking, dass es mich dann mit dem Mittelteil des Films wieder beinah versöhnt hat.

Aber am Ende bleibt das Gefühl, dass dieser Film nicht weiß, was er sein will. An und für sich gute Action wechselt sich ab mit flach erzähltem Familiendrama, wo gefühlt "anpampen" als Ersatz für emotionale Tiefe und Dynamiken eingesetzt wird. Und dann gibt es hier und da noch Elemente, die dann wieder wie Filmkunst wirken, am Anfang die nach der Mittenicht mehr aufgegriffenen Varianten von "Fisch auf dem Trockenen", das Finale mit dem Beinah-Fourth-Wall-Breaking und im Mittelteil Elemente, die an den Rashomon-Effekt erinnern. Aber wo dieser Effekt eigentlich zeigen soll, dass sich subjektive Erinnerungen stark unterscheiden, gibt es im Film eigentlich keine Widersprüche, sondern immer nur noch mal ein paar ergänzte Details.

Und so bleibt bei mir ein diffuses Gefühl von Verlorengehen in dem Film, ohne so richtig vom Anfang zum Ende getragen zu werden.

Fazit: Der Film ist okay, aber so wirklich in Erinnerung bleibt er nicht.



Und vielleicht noch ein Nachtrag: Als Frau stört es mich rückblickend wirklich und nach einer Nacht schlafen noch mehr, dass die coole Frau, die mir am Anfang versprochen wurde, am Ende einfach nur auf der Rückbank im Auto darauf wartet, dass der Held seinen Gegner besiegt. Sie entpuppt sich damit als Preis, den der Sieger bekommt, und all das Versprechen, das am Anfang in ihrer Coolness lag, heißt nicht, dass sie tatsächlich coole Dinge tun wird. Es zeigt nur, dass sie wertvoll genug ist, dass die Männer um sie kämpfen.

Das finde ich immer noch schade. Es erinnert mich ein diffuses Unbehagen in mir, als ich Teenager war und schon damals Actionfilme liebte: Die Männer haben den Spaß und die Frauen sind schön und geheimnisvoll - und flache Persönlichkeiten.
****e22 Mann
1.056 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zur Info:

„Hagen - im Tal der Nibelungen“ hat einen eigenen Diskussionsthread erhalten. *modda*

Kinofreunde: Hagen - Im Tal der Nibelungen (2024)
****e22 Mann
1.056 Beiträge
Gruppen-Mod 
Terrifier 3 (2024)
Damien Leone setzt seine Erfolgsreihe um die bereits jetzt ikonische Horrorfigur Art the Clown fort.

Fünf Jahre nach den Ereignissen von „Terrifier 2“ kehrt Art zur Weihnachtszeit zurück, um Sienna und ihre Heimatstadt erneut zu terrorisieren.

„Terrifier“ kann man schon als popkulturelles Phänomen bezeichnen. Die Reihe steigerte sich stetig von einem Kurzfilm zum nunmehr dritten Teil, bei dem Leone nun ein Budget von 2 Millionen Dollar zur Verfügung stand. Und die Rechnung geht vollkommen auf, „Terrifier 3“, der bereits am 11.10. in den USA startete, konnte bislang über 60 Millionen Dollar einspielen. Das ringt mir genau so viel Respekt ab wie die Liebe und den Enthusiasmus, die die Macher für das Genre und das Handwerk merklich in den körnigen Bildern zelebrieren.

Diese Freude überträgt sich auch auf den Killerclown Art, verkörpert von David Howard Thornten, der seine Figur wieder mit einem pantomimischen und sehr gut pointierten Humor spielt. „Terrifier 3“ ist tatsächlich sehr witzig, was auch für mich wichtig ist, um die Gewaltexzesse in einen richtigen und konzumierbaren Kontext einzuordnen. Denn mit Blut und Gewalt geizt auch der dritte Teil nicht und ist wohl das Brutalste, das man dieses Jahr auf der großen Leinwand zu sehen bekommt. Das ist genau das Mutprobenkino, das das Franchise auch in den sozialen Medien so populär gemacht hat. Aufgefallen ist mir lediglich, dass der Film zwar das gewaltsame Niveau seiner Vorgänger hält, vor weiteren Grenzüberschreitungen aber zurückschreckt, besonders im weihnachtlichen und kindlichen Kontext und „Terrifier 3“ den faden Beigeschmack verleiht, sich dem Mainstream anbiedern zu wollen. Oder ist es der Mainstream, der das abseitige Extremkino nun endgültig aus den hintersten versifften Videothekenregalen hervorzerrt?

Deutliche Schwächen lassen sich wieder in der Pornofilmdramaturgie finden, da die einzelnen Gewaltszenen von einer dünnen Handlung zusammengehalten werden, die von Figuren bevölkert wird, die einen nicht wirklich interessieren. Doch die treibende Kraft ist hier sowieso Art. Ich hoffe nur Leone begeht nicht den Fehler, seine Figur im bereits angekündigten vierten Teil zu sehr zu entmystifizieren, denn man merkt schon deutlich, dass er eine umfassende Mythologie erdacht hat… die jedoch zur Enttäuschung und Ermüdung verdammt ist.

Fazit: „Terrifier 3“ befriedigt den Appetit nach cineastischer Gewalt vorzüglich, bleibt darüber hinaus aber Junk Food.


*****n_N Mann
9.762 Beiträge
Zitat von ****e22:
Terrifier 3 (2024)
Danke für deine Vorstellung...bin gespannt wie er bei mir ankommen wird...die Steigerung von Teil 1 zu Teil 2 war ja gigantisch.
*********dBaer Mann
7.085 Beiträge
VENOM 3: The Last Dance

24. Oktober 2024

Ich war mit einer guten Freundin in Venom 3

Eddie und Venom sind im 3 teil immer noch auf der Flucht wegen des Vorfalls im zweiten Teil!Aber es kommt noch dicker ,denn Venoms Schöpfer ist hinter ihm her weil er und andere seiner Art einen weg fanden ihn irgendwie einzusperren !Jetzt schickt er seine Lackeien um Venom aufzuspüren da er wohl etwas hat was ihn befreien könnte .

So weit die Geschichte

Der Film ist in meinen Augen sehr lustig mit vielen coolen Sprüchen und rasanten verfolgungsjagden
ich habe so zu sagen jede Minute genossen

Wer die anderen Teile mochte wird auch hier seinen Spaß haben *g*





*********dLord Mann
6 Beiträge
MüNTER & KANDINSKY

04.11.2024

War gestern mit einer Freundin in MÜNTER & KANDINSKY. Als Freund "des Blauen Reiters" faszinieren mich die MalerInnen, die in dieser Künstlergruppe gemalt haben. Allen voran Gabriele Münter und Wassily Kandinsky.
So war ich sehr gespannt, wie der Film von Marcus O. Rosenmüller diese Beziehung in Szene setzt und auch die Bedeutung für Münter und Kandinsky in der Malerei aufzeigt.
Der Film hat Überlänge mit 2 Stunden 11 Minuten, beginnt voll Frische mit dem Kennenlernen der Beiden in einem Aktzeichenkurs, der auch Frauen offen stand, was Anfang 1900 nicht sehr selbstverständlich war. Münter gespielt von Vanessa Loibl beginnt quirlig, selbstbewusst, etwas naiv in die Welt blickend und erobert Kandinsky gespielt von Vladimir Burlakov (introvertiert, zurückhaltend, trotzdem selbstbewußt und sich seiner Kunst verschrieben) im Sturm.
Ein Höhepunkt ist die Gründung der blauen Reiter Gruppe in Murnau, wo die Beiden ein Haus gekauft haben. Zu dem Treffen erscheinen auch Franz Marc und August Macke. Dort gibt es auch die ersten Streitigkeiten der Beiden, Münter verteidigt vehement Ihren Geliebten, der Schuß geht jedoch nach hinten los. Schließlich endet die Beziehung tragisch am Anfang des Krieges und Kandinsky will Münter nicht mehr sehen.
Leider nimmt in der zweiten Hälfte des Films die Fokussierung auf Münter und Ihre enttäuschte Liebe immer mehr Raum und es ist wenig Raum für Ihr künstlerisches Schaffen und das von Kandinsky vorhanden. Auch Ihre Rolle bei der Rettung und Bewahrung von sehr viel Bildern von Kandinsky kommt zu kurz, nur in der Anfangssequenz bekommt man davon etwas mit.
Was toll umgesetzt ist, sind die Landschaftsaufnahmen um Murnau, auch als das blaue Land bezeichnet. Dies lässt authentisch erahnen, in welcher Landschaft viele Gemälde entstanden sind.
Für den Film würde ich 4 von 5 Punkten vergeben, Burlakov bleibt meiner Meinung blass, es dreht sich alles um Vanessa Loibl, die die Rolle toll spielt.


Herzliche Grüße
Steve
****e22 Mann
1.056 Beiträge
Gruppen-Mod 
Anora (2024)
Sean Bakers „Anora“ ist der erste amerikanische Cannes-Gewinner seit 13 Jahren und seit dem 31.10. in den deutschen Kinos zu sehen.

Die als Lapdance-Artistin tätige Anora lernt in ihrem Nachtclub den reichen Sohn eines russischen Oligarchen kennen. Nach einer turbulenten Kennlernphase, heiraten beide in Las Vegas, sehr zum Unmut ihrer einflussreichen Schwiegereltern, während deren Personal versucht die Ehe annullieren zu lassen.

Sean Baker erzählte bislang in Filmen wie „The Florida Project“ oder „Red Rocket“ Geschichten über Vertreter der amerikanischen weißen Unterschicht, gefangen in einer dämmerigen Stase zwischen den Versprechungen des American Dream und der harten neoliberalen Realität des Kapitalismuses. Auch Anora erhofft sich durch die Liaison und Ehe mit dem russischen Ivan einen sozialen Aufstieg. Dieser wird gezeichnet als wohlstandsverwahrlostes, triebgesteuertes und infantiles Richkid, doch auch er wird getrieben von der Angst vor seinen trotz körperlicher Abwesenheit stets präsenten Eltern… Ihre Präsenz wird erzeugt durch die Abhängigkeit sämtlicher Figuren nach ihrem Geld.

Und so stellt Baker in seiner amerikanischen Cinderella-Adaption und entromantisierten Paraphrase von „Pretty Woman“ deutlich die Vertreter des (neuen) Kapitals als kulturlosen Abschaum dar, der sich entgegen der eigentlich Wortbedeutung proletenhaft verhält. In „Pretty Woman“ gingen Richard Gere und Julia Roberts wenigstens noch in die Oper und schauten Verdis „la traviata“, hier verschwendet der Oligarchensohn seine Zeit mit der PlayStation in der übergroßen und geschmacklosesten Villa der Leinwandgeschichte.

Das gesamte Ensemble ist erfrischend unbekannt und überzeugend und wird in sehr realitätsnahen und authentischen Bildern eingefangen. Baker variiert das Tempo jedoch leider zu stark, wirkt in manchen Szenen regelrecht redundant und erzeugt eine Zwischenstimmung von schwarzhumoriger Satire und Klassenkampfdrama, das mich in den wenigen gefühlvollen Momenten leider nicht vollends emotional abholen konnte.

Fazit: „Anora“ ist eine gelungene kapitalismuskritische Komödie, die inszenatorisch zwar nicht immer rund, aber sehr eindringlich und intensiv ist.



P.S.: Ich gehe nun zu Punktebewertungen über, die ich aber Joys nennen. *ggg*

„Anora“ erhält von mir 7/10 Joys *herz*
**********ede56 Mann
6.307 Beiträge
Danke @****e22 , den Film hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm.
*******_zh Frau
727 Beiträge
The Outrun (2024)



Der Film spielt auf den Orkney-Inseln und handelt von der Alkoholsucht der Protagonistin. Zu sehen bekommt man wunderschöne Aufnahmen karger weiter Landschaften. Im rauen Meer schwimmen Seehunde und im den entlegenen Einöden leben mehr Schafe als Menschen. Optisch und atmosphärisch fand ich „the outrun“ sehr stimmig. Die eigentliche Story kam mir dann aber doch etwas konfus erzählt vor und sie bleibt letztlich banal. Trinken ist nicht glamourös. Der Film zeigt folgerichtig keine „Heldenreise“ sondern vielmehr die oft banalen Alltäglichkeiten eines von der Sucht geprägten Lebens. Das ist sicher ein gutes Anliegen. So wirklich berührt hat mich die Geschichte aber dennoch nicht.
****e22 Mann
1.056 Beiträge
Gruppen-Mod 
The Room Next Door (2024)
Heute kam ich endlich dazu den diesjährigen Gewinner der Filmfestspiele von Venedig zu sehen… „The Room Next Door“ von Pedro Almodóvar.

Die ehemalige Kriegsberichterstatterin Martha (Tilda Swinton) leidet unheilbar an Krebs. Sie entscheidet sich für den Freitod und bittet eine Freundin (Julianne Moore) in einem hierfür gemieteten Ferienhaus bei ihr zu sein und sie zu begleiten.

Almodóvar eröffnete bereits mit seinem autofiktionalen „Leid und Herrlichkeit“ sein Alterswerk, in dem er seine Kindheit reflektierte. Nun beschäftigt er sich in seinem ersten englischsprachigen Film mit dem Sterben… und nie wurde das Sterben wohl schöner verfilmt. Mit seinen symmetrischen Bildkompositionen und eleganten Wechselspiel aus Kontrast- und Komplementärfarben, erstrahlt Amerika regelrecht in der Ästhetik Alomóvars. Die Bilder wirken teilweise streng arrangiert und bilden so eine eigene Architektur, so dass die Änderung des Titels im Vergleich zur Buchvorlage („What are you going through?“ von Sigrid Nunez) durchaus Sinn ergibt. Der spanische Regisseur schafft so von Beginn an einen klaren Kontrast zwischen seiner charakteristisch ästhetisierten Form und dem thematisch schweren Inhalt.

Dieser Kontrast führt sich auch im Erzählstil fort. Kern des Films sind natürlich die beiden interessanten und intelligenten Frauenfiguren. Die Darstellungen von Swinton und Moore sind sehr akzentuiert und pointiert, was wohl ihrer puren und kraftvollen schauspielerischen Erfahrung zu verdanken ist. Daneben wirken andere, meist männliche Figuren schon fast provokativ eindimensional, mit sehr konstruierten, teils plakativen Dialogen. Das hat mich anfangs durchaus irritiert, konnte ich mir während der 107 minütigen Laufzeit zumindest so erklären, dass Almodóvar auch hier einen Kontrast erzeugen möchte, als Mittel um dem authentischen und intimen Schauspiel seiner beiden Hauptdarstellerinnen mehr Raum zu bieten, den sie auch mit gehaltvollen und tiefgründigeren Dialogen füllen. Und so schafft er zwar keinen vollends runden Film, der sich aber zum Glück nicht nur in einem melodramatischen lakonischen Dahinsiechen ergibt und sein Publikum mit einem leichteren und lebensbejahenden Gefühl aus dem Kinosaal entlässt, als es die Thematik hergeben dürfte.

Fazit: „The Room Next Door“ bietet einen stark ästhetisierten, teils abstrakten und wenig emotional aufgeladenen Blick auf das Sterben, der vor allem durch seine beiden starken Darstellerinnen getragen wird.

7/10 Joys


****e22 Mann
1.056 Beiträge
Gruppen-Mod 
Riefenstahl (2024)
Der Dokumentarfilm „Riefenstahl“ von Andres Veiel beschäftigt sich mit dem Leben und Werk der Regisseurin, die vor allem mit ihren Propagandafilmen für das NS-Regime in die Filmhistorie eingegangen ist.

Für mich ist die gesamte Thematik immer sehr interessant, aber auch aufwühlend, denn zu sehen wie etwas so Wundervolles wie Film und Kino von einer so menschenverachtenden Ideologie instrumentalisiert werden kann, bricht mir regelrecht das Herz. Deshalb kann ich nur schwer Filme wie „Triumph des Willens“ oder „Olympia“ ansehen, trotz ihrer filmhistorischen und stilistischen Bedeutung. Ich mag aber auch Riefenstahl lieber vor der Kamera, vor allem in Filmen wie „Der heilige Berg“, „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ oder „Das blaue Licht“, auch wenn mir bewusst ist, dass man bei ihr Kunst und Künstler trennen können muss.

Dieser Eindruck wird durch den Dokumentarfilm nur verstärkt, denn Leni Riefenstahl wird hier als symptomatische Symbolfigur von Nutznießern eines Regimes gezeichnet, vielleicht nicht Mittäterin aber eindeutige Mitwisserin, obgleich sie stets beteuerte, von nichts gewusst zu haben. Auch ihre Einstellung, dass man Kunst stets von Politik zu trennen hat und man so auch ihr Werk rezipieren sollte, haben mich fast die Leinwand anschreien lassen: „Ja hast du dir mal „Triumph des Willens“ angesehen?!“.

Der Film basiert aus vielen Aufzeichnungen, Tonmitschnitten und Aufnahmen aus dem Nachlass von Leni Riefenstahl und bietet so sehr aufschlussreiche und interessante neue Einblicke. Mir ist nur eine gewisse Redundanz aufgefallen, da sich ihre relativierenden Aussagen nur noch wiederholen, was sie aber natürlich auch als Mitwisserin entlarvt, die fest in ihrer Geschichte und Rechtfertigung verhaftet ist. Es ist keine Dokumentation über die Filmemacherin, es ist eine Dokumentation über das Leugnen.


Fazit: „Riefenstahl“ setzt sich zwar wenig mit ihrem Werk auseinander, ist aber ein interessantes Psychogramm der Menschen, die von allem nichts gewusst haben… und von allen die in Zukunft nichts gewusst haben werden.

PS.: Ich liebe die Verwendung von Futur II.


**********ede56 Mann
6.307 Beiträge
Danke @****e22 wieder einmal für deine sachlich fundierte Kritik, welche für mich immer kritisch ist, nie polemisch oder verletzend , auch mit dem Blick im Kontext der Geschichte.
Geschichte wiederholt sich immer wieder, wenn auch abgewandelt und dadurch nicht leicht zu durchschauen.

und von allen die in Zukunft nichts gewusst haben werden.
👍👍👍

Den Satz solltest du dir patentieren lassen.
***ie Frau
5.646 Beiträge
@**********ede56
Ging mir beim lesen auch so.
An Goethe's verschachtelte Sätze erinnert gefühlt... *hi5*

Ich lehne diesen Film komplett ab, des Hauptcharakter's wegen.
Es war daher spannend das zu lesen.
Danke. @****e22 *hutab*
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