... derweil mehrt sich ENDLICH auch die Kritik aus professionelleren Kreisen. Auf einmal fällt doch vielen Kritikern auf, wie dünn die Geschichte sei,
So sehr ich deine Kritiken auch immer schätze, freeman, schießt du hier in meinen Augen
deutlich übers Ziel hinaus - vor allem mit jener Aussage hier.
Die klingt nämlich nach "
endlich haben es andere auch mal kapiert" und wirkt demzufolge jenen gegenüber, die eine andere Meinung zum Film haben, reichlich arrogant.
Wieso endlich? Wieso eigentlich überhaupt? Wieso die Freude drüber dass andere derselben Meinung sind wie man selbst? Dieses Hurras bedarf es doch gar nicht, wenn man selbst in seiner Meinung gefestigt ist.
Oder fühlst du dich doch als unverstandenes Wesen gerade diesbezüglich, freeman?
Zum Film und ihrer Filmkritik:
Ich war und bin froh dass ich die Kernaussage der Kritik schon
vorher kannte. Die hieß eben "konventionelle Story, atemberaubend erzählt" - und diesem Satz kann ich mich nach dem Ansehen des Films auch vollumfänglich anschließen.
Ich bin nun auch der Meinung dass es manchmal schaden kann, zuviel übers Kino zu wissen.
Soundtrack aus Troja? Anleihen aus "Der mit dem Wolf tanzt"? Sigourney Weaver ein Plagiat zu ihrem "Gorillas im Nebel"? Michelle Rodriguez spielt einfach ihre Rollen aus ihren anderen Actionfilmen nach? Im Abspann ein ähnliches Stück zu "Titanic"?
Ja, das stimmt alles! Stimmt, da wurde geklaut und gehühnert was das Zeug hatte, da wurde hier was reingestoppelt, da was geborgt, und überhaupt - gibt es von der Geschichte her auch nur
irgendetwas das auch nur ansatzweise neu wäre?
Nein!
Aber, und das ist ein großes Aber, ich glaube dass es Cameron auch gar nicht darum ging, eine tolle, neue Geschichte zu erzählen. Er wird wissen dass die Rahmenhandlung auf einen Bierdeckel passt und keine seiner Figuren übers Klischee hinausragt!
Das sollen sie nämlich auch nicht.
Worum es hier geht -das ist meine Sichtweise zu diesem Film- ist eben
nicht ein Spannungsverlauf, bei dem man auf den Fortgang der Geschichte gespannt ist, sondern im Gegenteil ein Verweilen in den Szenen selbst.
Jeder _einzelnen_ _Szene_.
Genau darin ist auch der Erfolg dieses Filmes begründet: James Cameron gelingt es, wie einst Kevin Costner mit seinem "Der mit dem Wolf tanzt", eine kleine Geschichte groß zu erzählen.
Alles an diesem Film ist groß. Die Tiere, die Berge, die Bäume - ja, sogar die Ureinwohner selbst
Da schadet es auch überhaupt nicht, dass die Einführung der einzelnen Charaktere in der "Menschenwelt" praktisch nicht stattfindet: Schnell ist Gut und Böse abgesteckt, und so kann man sich dem widmen, weswegen die Besucher in diesen Film strömen: Dieser betörenden, überirdisch schönen Welt beizuwohnen, sich durch den 3D-Effekt mitten hineinziehen zu lassen und auf einmal gaaanz weit weg vom grauen Alltag zu sein.
Dieser Film ist Escapismus pur. Er will gar keine Geschichte erzählen - zumindest keine originelle - hier geht es um reines Augenfutter, um einen Overkill der Sinne, um Bilder, die einem noch lange nachdem das Kino verlassen wurde vor Augen sind, so sehr, dass die Träume noch davon bereichert werden.
Jedem der noch Avatar nicht gesehen hat sei gesagt: Die Story ist klein, einfach, kommt über den Rand einer Gut/Böse-Kindergeschichte nicht hinaus. Wer eine gute Geschichte erzählt sehen möchte, ist hier definitiv verkehrt.
Wer aber, ähnlich den Fantasiewelten aus "Herr der Ringe" damals, sich in eine fremde Welt ziehen lassen möchte, wer sich betören lassen möchte von dem Traum vom Fliegen (wenn auch nur auf dem Rücken von Fliegendem), wer mehr Farben sehen möchte als jeder Kinofilm zuvor präsentiert hat, wer der Anmut der "Eingeborenen" folgen möchte, wer dem Alltag einfach mal den Stinkefinger zeigen möchte ...
... der ist in diesem Film goldrichtig.
Ich kann es verstehen, dass Leute 2-, 3-, viermal in diesen Film gehen. Denn es ist egal ob man die Geschichte schon kennt - die kannte man schon vorher.
Hier ist mal wieder ein Film im Kino, der
nur im Kino wirkt: Nicht nur der 3D-Effekte wegen, sondern vor allem weil endlich mal wieder ein Film fast komplett in einer fremden Welt spielt, die zu betören vermag - und nicht zu verstören.
Was tut es denn dann noch zur Sache, wenn Schauspieler wie Giovanni Ribisi oder Michelle Rodriguez nur zu Statisten verkommen.
Diese atemberaubende Natur ist hier der Star.
Und das auf eine Weise, dass sie sich einem tief ins Hirn brennt.
Zum Glück.