Avatar - Aufbruch nach Pandora
Da sich James Cameron keine Mühe gegeben hat, eine ordentliche Story zu entwickeln, mache ich mir auch keine Mühe, eine vernünftige Kritik zu schreiben. Darum hier nur einmal ein paar ungeordnete Eindrücke zum Film. Und meine Frage: Was meint ihr, ist der Hype um den Film gerechtfertigt (ersten Einspielergebnissen zufolge hat er dem Film eher geschadet als alles andere)? Revolutioniert er das Kino? Wenn ja, wieso? Wollt ihr jetzt nur noch 3D Filme sehen?
Avatar
Originaltitel: Avatar
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Michelle Rodriguez, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Giovanni Ribisi, CCH Pounder, Wes Studi, u.a.
Worum gehts? 2145: Die Energiequellen der Erde sind aufgebraucht. Auf Pandora, einem weitgehend bewaldeten, paradiesisch anmutenden Planeten findet man eine neue Energiequelle, muss aber, um diese abbauen zu können, die Urbewohner des Planeten von den Hauptvorkommensbereichen "vertreiben". Dazu schleust man einen Marine, dessen Bewusstsein in einen genetisch erzeugten Ureinwohnerklon "heruntergeladen" wurde, bei den Wilden ein und lässt ihn deren Kultur erlernen usw. Und wie das halt so ist, merkt dieser schnell, wie böse doch die Menschen sind und stellt sich mit seinen neuen Freunden gegen die anrückende Militärmacht ...
Bei mir war alles, was nach dem "Filmgenuss" blieb, Ernüchterung. Durchweg. Weder hat mich Avatar gepackt, noch wurde ich in irgendeiner Weise irgendwie überrascht. Vor allem hat man das Gefühl, dass Cameron von seinem Storytelling her im Titanicfahrwasser abgesoffen ist, denn sein "moderner" Avatar ist so altbacken und piefig, dass es scheppert. Und da der gute James irgendwann auch bemerkt zu haben scheint, dass es in der Dramaturgie seines Filmes ein wenig hapert, gibts Ethnokitsch Deluxe, den er sich anscheinend vom im Entwicklungsstadium von Avatar aufgetauchten Final Fantasy abgeschaut hat. Dazu ein wenig Der mit dem Wolf tanzt bzw. Last Samurai, den Blockbusterhandlungsflickenteppich vom Helden, der auf eine große Reise geht und sich in neuer Umgebung bewähren muss, drübergezogen und fertig ist ein handlungstechnisch vollkommen unbefriedigender, viel zu langer "Blockbuster", der zudem kurz vorm Showdown immer und immer wieder kleine und kleinste Szenen findet, um ihn auszubremsen. Die Szene um Sigourney Weavers Figur sei dabei hervorgehoben. Geht es noch sinnloser?
Dazu grandios schlechte Figuren. Sigourney Weaver wird mit soviel Wumms eingeführt, dass es Spaß macht, jede ihrer Dialogzeilen aufzusaugen und auf einmal mutiert sie zu "Ihr Avatar steht auch im Bild"??? Wieso hat Giovanni Ribisi in diesem Schmuh mitgespielt? Fragt sein Konto, wegen der Rolle KANN es nicht gewesen sein! Michelle Rodriguez bekommt irgendwann ein kaputtes Tank Top, damit sie wie in Fast and Furious ausschaut, ist Cameron aber auch vollkommen egal und die coolste Sau im Film (Stephen Lang) darf in keiner Sekunde echte Bedrohung aufbauen! Warum darf der nicht einfach mal einen Navi umrußen? Eiskalt, mit fiesem One Liner. Genauso harmlos fällt die imo absolut lahmarschige Action aus. Shit, die haben Mechas im Aufgebot und machen daraus NULL (Zu District 9 schielend). Nach ein paar abstürzenden Fluggeräten ist alles vorbei. Dann ein bissel Down to Earth Gekeile ... ??? Durchweg eine echte Enttäuschung, vor allem, wenn man bedenkt, was für bahnbrechende Actionsequenzen Cameron bisher gezündet hat.
Dafür ist die technische Seite freilich überragend. Designtechnisch bleiben zwar viele Fragen (wieso haben die Tierchen alle 6 Beine, wenn sie sie nutzen, als hätten sie nur 4? Gabs auf dem Planeten keine Evolution? Wieso leuchtet der Wald des Nächtens? Warum bleiben die Vernetzungen der Bäume untereinander bloße Behauptung, die den Film selber nie tangieren?) aber optisch ist Avatar durchweg ein Schmankerl. Auch wenn 2,5 Stunden 3D gucken schwer anstrengen (zudem war ich in einem IMAXkino, wo der 3D Effekt noch übler knallte, aber die Leinwand einfach so riesig war, dass die Augenbewegungen noch mehr zunahmen und man noch schneller müde wurde.). Punktabzug gibts für das üble Gewimmer von James Horner, der UNGLAUBLICHERWEISE seinen grottenschlechten Troja Soundtrack mehrfach zitiert, so als wäre der irgendwie gut. Am Ende jault noch Leona Lewis einen Titanichitsong und mir bluten die Ohren.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass 10 (und mehr) Jahre Filmpause an keinem spurlos vorübergehen. Cameron erzählt ungelenk, langwierig, erzeugt null Faszination für die extrem indianerhaft angelegten "Wilden" bzw. verwechselt Faszination mit langen Kamerafahrten durch irgendwelche Waldgegenden. Auch erschafft er nie eine echte Bedrohung für diese Welt. Kein Navi stirbt, die Natur nimmt so gut wie keinen Schaden, ALLES bleibt bloße Behauptung oder aber Cameron dachte sich: Der mit dem Wolf tanzt hat das ja alles schon erklärt, ich mach nur ein paar 3D Bilder draus ... Egal. Gefallen hat mir die technische Umsetzung, ein paar gigantische Panoramen und die Flugszenen im Allgemeinen, weil einem bei den Szenen im IMAX der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Von diesen technischen Bestnoten abgesehen war es eben - und damit sind wir wieder beim Einstieg - ernüchternd ...
<-- wie gesagt, ich hätte gerne 6 / 10 gegeben, nur: Solange niemand dem Horner die Finger bricht, gibts die net von mir! Setz dich zur Ruhe Horner! Bitte!
In diesem Sinne:
freeman