Werner Herzog zum 80.
Heute feiert Werner Herzog seinen 80. Geburtstag, bekannt geworden ist der Regisseur durch seine Filme mit Klaus Kinski.
da ich nicht alles wissen kann hab ich mal ein wenig recherchiert:
BIOGRAPHIE
Regieberserker, Träumer, Größenwahnsinniger – seit fast einem halben Jahrhundert suchen Kinopublikum und Kritik nach adäquaten Titeln für den bayrischen Filmemacher Werner Herzog. Im politisch aufgewühlten Deutschland der 70er und 80er provozierten die oft unter außergewöhnlichen Bedingungen entstandenen Filme des Spiel- und Dokumentarfilmregisseurs ein breites Spektrum an Reaktionen: Seinen Verehrern galt und gilt er als Kino-Visionär, seinen Gegnern als Megalomane oder gar als Faschist. Er zog einen Flußdampfer über einen Berg ("Fitzcarraldo"), trieb den exzentrischen Klaus Kinski zu schauspielerischen Großtaten an ("Aguirre, der Zorn Gottes", "Woyzeck"), drehte am Rande eines kurz vor dem Ausbruch stehenden Vulkans ("La Soufrière") und zwischen den brennenden Ölquellen Kuwaits ("Lektionen in Finsternis"). Sein stilistisches Spektrum reicht vom romantischen Bilderbogen ("Nosferatu - Das Phantom der Nacht") bis zur gefühlvollen Charakterstudie ("Stroszek"), vom abstrakten Essayfilm ("Fata Morgana") bis zum intimen Doku-Portrait ("Land des Schweigens und der Dunkelheit"), von Kunstfilm-Grotesken ("Auch Zwerge haben klein angefangen") bis zum Genre-Kino ("Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen").
Kindheit im Nachkriegsdeutschland und Wege zum Filmemachen
Werner Herzog Stipetić wurde am 05. September 1942 in München geboren. Auf der Flucht vor den Bombenangriffen der Aliierten zog Elizabeth Stipetić mit ihrer Familie ins bayrische Bergdorf Sachrang, wo ihre Söhne Werner, Lucki und Tilbert in provinzieller Abgeschiedenheit aufwuchsen. Der Vater Dietrich Herzog hatte die Familie früh verlassen – dass Werner Stipetić als junger Erwachsener doch noch dessen Namen annahm, begründete er damit, als deutsches Filmemacher-Pendant zu den Jazz-Ikonen Duke Ellington und Count Basie ebenfalls einen Adelstitel tragen zu wollen. Mit 11 Jahren sah er seinen ersten Film; bereits mit 14 Jahren fühlte er sich dazu berufen, selber Filmemacher zu werden. Nach seinem Schulabschluss in München 1961 bereiste er Griechenland, Ägypten und den Sudan, wo ihn eine Krankheit zur Aufgabe der hochriskanten Weiterfahrt in den umkämpften Kongo zwang. Zurück in Deutschland schnitt er 1962 mit "Herakles" seinen ersten Kurzfilm zusammen, eine zehnminütige Collage aus Kriegs- und Katastrophenbildern sowie Bodybuilder-Aufnahmen, verknüpft durch Texteinblendungen über die sagenhaften zwölf Anstrengungen des Herkules. Auch in seinem Kurzfilm "Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreuz" von 1966 thematisierte er die Lächerlichkeit martialischer Gesten: Vier gelangweilte Freunde besetzen ein leerstehendes Fort und gehen im Fieberwahn gegen einen herbeiphantasierten Feind in Stellung.
Spielfilmdebüt und Etablierung von Leitmotiven
1968 inszenierte Werner Herzog mit "Lebenszeichen" seinen ersten Spielfilm, der lose auf Achim von Arnims romantischer Erzählung "Der Tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau" basiert: In der flirrenden Hitze der griechischen Insel Kos langweilt sich der verwundete deutsche Soldat Stroszek (Peter Brogle) in den Wahnsinn, verschanzt sich in einer Festungsruine und lehnt sich mit Feuerwerkskörpern gegen die Welt, schließlich sogar gegen die Sonne auf. Für sein Spielfilmdebüt gewann Herzog auf der Berlinale 1968 den Silbernen Bären; mit dem 300.000 Mark starken Preisgeld konnte er seine nächsten Projekte finanzieren und die "Werner Herzog Filmproduktion " gründen, die er und sein Bruder Lucki jahrelang mit einer Schreibmaschine und einem Telefon aus einem Münchener Appartement führten. "Lebenszeichen" beinhaltet bereits die Motive, die Herzogs späteres Werk prägen sollten: Mit einer verschlungenen Gebirgsstraße in der ersten Einstellung und einem Panorama rasender Windräder kehrt der Regisseur Stroszeks "innere Landschaften" nach außen. Ebenso ist mit Stroszek der Herzog’sche Archetyp formuliert: der (vordergründig) Wahnsinnige, der sich in titanischer Anstrengung gegen die Beschaffenheit der Welt auflehnt.
Kino-Experimente und erster Konflikt mit der deutschen Filmkritik
Die Filmhistorikerin und Holocaust-Überlebende Lotte Eisner war von "Lebenszeichen" so begeistert, dass sie an Fritz Lang ("Metropolis") gewandt verkündete, es gäbe nach dem kulturellen Abgrund der Nazi-Zeit wieder großes Kino aus Deutschland. In diesem Sinne wurde Werner Herzog neben Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders schnell dem Neuen Deutschen Film zugerechnet, einer Bewegung, mit der er sich allerdings nie identifiziert hat. Trotz Eisners Fürsprache begann zu Beginn der 70er eine lange Phase der hitzigen Auseinandersetzung zwischen der deutschen Filmkritik und einem sich mißverstanden fühlenden Herzog. In "Auch Zwerge haben klein angefangen" von 1970 erzählt er von Kleinwüchsigen, die eine groteske Rebellion in einer Erziehungsanstalt anzetteln. Je nach ideologischer Ausrichtung des Publikums wurde der Film als gehässiger Kommentar zur Studentenrevolte der 68er, als verächtliche Zurschaustellung der kleinwüchsigen Titelhelden und als surrealistisches Meisterwerk interpretiert. "Fata Morgana" von 1971 wiederum wurde in gewissen Kreisen zum Drogen-Eventfilm erklärt. Über die in Afrika gedrehte Bildercollage mit ihrem mythischen Off-Text von Lotte Eisner findet ein weiteres Leitmotiv Einzug in Herzogs Werk: die Schönheit des Geheimnisvollen.
(Quelle: Filmstarts.de)Regieberserker, Träumer, Größenwahnsinniger – seit fast einem halben Jahrhundert suchen Kinopublikum und Kritik nach adäquaten Titeln für den bayrischen Filmemacher Werner Herzog. Im politisch aufgewühlten Deutschland der 70er und 80er provozierten die oft unter außergewöhnlichen Bedingungen entstandenen Filme des Spiel- und Dokumentarfilmregisseurs ein breites Spektrum an Reaktionen: Seinen Verehrern galt und gilt er als Kino-Visionär, seinen Gegnern als Megalomane oder gar als Faschist. Er zog einen Flußdampfer über einen Berg ("Fitzcarraldo"), trieb den exzentrischen Klaus Kinski zu schauspielerischen Großtaten an ("Aguirre, der Zorn Gottes", "Woyzeck"), drehte am Rande eines kurz vor dem Ausbruch stehenden Vulkans ("La Soufrière") und zwischen den brennenden Ölquellen Kuwaits ("Lektionen in Finsternis"). Sein stilistisches Spektrum reicht vom romantischen Bilderbogen ("Nosferatu - Das Phantom der Nacht") bis zur gefühlvollen Charakterstudie ("Stroszek"), vom abstrakten Essayfilm ("Fata Morgana") bis zum intimen Doku-Portrait ("Land des Schweigens und der Dunkelheit"), von Kunstfilm-Grotesken ("Auch Zwerge haben klein angefangen") bis zum Genre-Kino ("Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen").
Kindheit im Nachkriegsdeutschland und Wege zum Filmemachen
Werner Herzog Stipetić wurde am 05. September 1942 in München geboren. Auf der Flucht vor den Bombenangriffen der Aliierten zog Elizabeth Stipetić mit ihrer Familie ins bayrische Bergdorf Sachrang, wo ihre Söhne Werner, Lucki und Tilbert in provinzieller Abgeschiedenheit aufwuchsen. Der Vater Dietrich Herzog hatte die Familie früh verlassen – dass Werner Stipetić als junger Erwachsener doch noch dessen Namen annahm, begründete er damit, als deutsches Filmemacher-Pendant zu den Jazz-Ikonen Duke Ellington und Count Basie ebenfalls einen Adelstitel tragen zu wollen. Mit 11 Jahren sah er seinen ersten Film; bereits mit 14 Jahren fühlte er sich dazu berufen, selber Filmemacher zu werden. Nach seinem Schulabschluss in München 1961 bereiste er Griechenland, Ägypten und den Sudan, wo ihn eine Krankheit zur Aufgabe der hochriskanten Weiterfahrt in den umkämpften Kongo zwang. Zurück in Deutschland schnitt er 1962 mit "Herakles" seinen ersten Kurzfilm zusammen, eine zehnminütige Collage aus Kriegs- und Katastrophenbildern sowie Bodybuilder-Aufnahmen, verknüpft durch Texteinblendungen über die sagenhaften zwölf Anstrengungen des Herkules. Auch in seinem Kurzfilm "Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreuz" von 1966 thematisierte er die Lächerlichkeit martialischer Gesten: Vier gelangweilte Freunde besetzen ein leerstehendes Fort und gehen im Fieberwahn gegen einen herbeiphantasierten Feind in Stellung.
Spielfilmdebüt und Etablierung von Leitmotiven
1968 inszenierte Werner Herzog mit "Lebenszeichen" seinen ersten Spielfilm, der lose auf Achim von Arnims romantischer Erzählung "Der Tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau" basiert: In der flirrenden Hitze der griechischen Insel Kos langweilt sich der verwundete deutsche Soldat Stroszek (Peter Brogle) in den Wahnsinn, verschanzt sich in einer Festungsruine und lehnt sich mit Feuerwerkskörpern gegen die Welt, schließlich sogar gegen die Sonne auf. Für sein Spielfilmdebüt gewann Herzog auf der Berlinale 1968 den Silbernen Bären; mit dem 300.000 Mark starken Preisgeld konnte er seine nächsten Projekte finanzieren und die "Werner Herzog Filmproduktion " gründen, die er und sein Bruder Lucki jahrelang mit einer Schreibmaschine und einem Telefon aus einem Münchener Appartement führten. "Lebenszeichen" beinhaltet bereits die Motive, die Herzogs späteres Werk prägen sollten: Mit einer verschlungenen Gebirgsstraße in der ersten Einstellung und einem Panorama rasender Windräder kehrt der Regisseur Stroszeks "innere Landschaften" nach außen. Ebenso ist mit Stroszek der Herzog’sche Archetyp formuliert: der (vordergründig) Wahnsinnige, der sich in titanischer Anstrengung gegen die Beschaffenheit der Welt auflehnt.
Kino-Experimente und erster Konflikt mit der deutschen Filmkritik
Die Filmhistorikerin und Holocaust-Überlebende Lotte Eisner war von "Lebenszeichen" so begeistert, dass sie an Fritz Lang ("Metropolis") gewandt verkündete, es gäbe nach dem kulturellen Abgrund der Nazi-Zeit wieder großes Kino aus Deutschland. In diesem Sinne wurde Werner Herzog neben Volker Schlöndorff, Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders schnell dem Neuen Deutschen Film zugerechnet, einer Bewegung, mit der er sich allerdings nie identifiziert hat. Trotz Eisners Fürsprache begann zu Beginn der 70er eine lange Phase der hitzigen Auseinandersetzung zwischen der deutschen Filmkritik und einem sich mißverstanden fühlenden Herzog. In "Auch Zwerge haben klein angefangen" von 1970 erzählt er von Kleinwüchsigen, die eine groteske Rebellion in einer Erziehungsanstalt anzetteln. Je nach ideologischer Ausrichtung des Publikums wurde der Film als gehässiger Kommentar zur Studentenrevolte der 68er, als verächtliche Zurschaustellung der kleinwüchsigen Titelhelden und als surrealistisches Meisterwerk interpretiert. "Fata Morgana" von 1971 wiederum wurde in gewissen Kreisen zum Drogen-Eventfilm erklärt. Über die in Afrika gedrehte Bildercollage mit ihrem mythischen Off-Text von Lotte Eisner findet ein weiteres Leitmotiv Einzug in Herzogs Werk: die Schönheit des Geheimnisvollen.