The Substance (Coralie Fargeat, 2024)
Inhalt (zitiert nach
https://www.vodafone.de/featured):
Elisabeth Sparkle (Demi Moore) war früher eine hochdekorierte Schauspielerin, zuletzt Fitnesskönigin mit eigener TV-Show, jetzt wird sie von ihrem Produzenten Harvey (Dennis Quaid) gefeuert, um sie durch eine jüngere Vorturnerin zu ersetzen. Elisabeth greift in ihrer Verzweiflung zu einem dubiosen Angebot, das ihre Jugend zurückbringen soll. Sie injiziert sich eine Substanz, die aus ihrem Körper einen Klon herausbrechen lässt: die junge Sue (Margaret Qualley). Die Gebrauchsanweisung für die Substanz ist klar. Alle sieben Tage ist Schichtwechsel zwischen den beiden Versionen. Sue kehrt nach einer Woche zur ohnmächtigen Elisabeth zurück, reaktiviert ihr älteres Selbst und fällt ihrerseits in eine Art Koma, versorgt durch ein Stabilisatorserum aus Elisabeths Körper.
Was zur Hölle habe ich da gerade gesehen, nein ertragen? Bevor ich meinem Ärger freien Lauf lasse, hier erstmal ein Zitat aus Wikipedia:
Der Film konnte 89 Prozent der bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiker überzeugen bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,2 von 10 möglichen Punkten. Im Konsens heißt es dort, The Substance sei unverfroren eklig, boshaft clever und eine atemberaubende Leistung der Drehbuchautorin und Regisseurin Coralie Fargeat. Zudem sei es für Demi Moore möglicherweise der größte Moment. Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 77 von 100 möglichen Punkten.
Im Wissen um die guten Kritiken habe ich eine recht hohe Erwartungshaltung an den Film gehabt, bin aber fast von der ersten Minute an nur enttäuscht worden.
Ab hier gibt es massive Spoiler, Weiterlesen auf eigene Gefahr.
Das Intro des Film ist eine im Vergleich zum Rest relativ gelungene, aber letztlich banale Montage, die dem Zuschauer zeigen will, dass Ruhm vergänglich ist, hier am Beispiel der weiblichen Hauptrolle, Elisabeth Sparkle. Und da geht der Ärger auch schon los.
Ernsthaft, Sparkle? Und ihr Ruhm ist vergangen? Selbst ohne die Assoziation zu Robin Sparkles (HIMYM) zeigt der Rollenname, wie wenig ernst der Zuschauer hier genommen wird. Sprechende Namen wie dieser waren vielleicht einmal eine gute Idee, so zu Zeiten von Gottlieb Biedermann oder Holly Golightly, aber schon bei Harry Potter empfand ich entsprechende Namen als Ärgernis.
Man muss einfach nicht alles bis ins Kleinste ausbuchstabieren. Hinweise auf Sparkles Schönheit und ihren Ruhm braucht es nämlich nicht, denn darum geht es im ganzen Film. Am Ende entblödet sich der Film dann übrigens auch nicht, funkelnde, herabregnende Sterne als letzte Wahrnehmung der Protagonistin zu zeigen. Aber der Name ist nur das erste von vielen Ärgernissen dieser Art.
So wird beispielsweise der Mensch, von dem Elisabeth von der titelgebenden Substanz erfährt, extra sehr deutlich als mit einem Hautmakel behaftet gezeigt, damit auch der dümmste Zuschauer ihn im weiteren Verlauf erkennen kann. Als notwendig haben die Macher das wohl erachtet, weil auch dieser Mensch die Substanz nutzt und daher zunächst jung und schön, im weiteren Verlauf aber alt und gebrechlich gezeigt wird. Als würde seine Identität nicht völlig ausreichend durch die Dialoge geklärt werden. Aber der optische Hinweis in Großaufnahme genügt nicht, nein, es muss natürlich noch eine Rückblende gezeigt werden, in der noch einmal kurz die junge Version gezeigt wird.
Dieser Technik wird im Film auch an anderen Stellen genutzt. Scheinbar halten die Macher nicht viel vom Publikum und seinen Fähigkeiten, einer simplen Story über 140 Minuten zu folgen. Jetzt könnte man einwenden, der Film sei ja feministisch, und diese Erklärungen nur für das dumme männliche Publikum gedacht, dem der Anblick der oft leicht bis gar nicht bekleideten Moore und Qualley das Blut aus dem Hirn hat strömen lassen. Doch feministisch ist an diesem Film nichts.
Die Frauen sind nur Opfer, handeln dabei dumm und triebgesteuert, haben keinerlei Hang zu irgendeinem Empowerment. Und dafür werden sie hart bestraft. Fast hatte ich das Gefühl, Buch und Regie verachten Frauen so sehr (vielleicht ist Verachtung unemanzipierter Frauen für Fargeat ja Feminismus?), wie sie es mit Männern tun, die hier ausnahmslos als schmierige Widerlinge gezeichnet werden (auch das ist höchsten Feminismus der untersten Stufe). Und mit welch altbackenen Methoden!
Da wird in Großaufnahme gefressen, wie es schon in jedem zweiten Spaghettiwestern die Schurken taten. Natürlich raucht ein solcher Esser auch (in Großaufname), hat eine furchtbare Lache usw. Es ist so unaushaltbar und zum Verzweifeln öde, wie wenig Originalität in solchen Szenen steckt.
Wo ich gerade von Originalität schreibe: die Bildsprache erinnert immer wieder z.B. an Kubrick in ihrer eiskalten Eleganz. Nur wirkt das hier nicht genial (wenn man denn Kubrick so sieht), sondern plagiiert. Die Substanz dagegen erinnert mit ihrem Giftgrün optisch an Re-Animator oder von mir aus das Uran bei den Simpsons.
Das Monster, in das Elisabeth / Sue sich am Ende verwandeln, sieht aus wie eine an die heutige Zeit angepasste Version von Belial Bradley (Basket Case), also mit noch mehr Deformierungen. Das Ende ist eine wilde Mischung aus Carrie, Shining und Evil Dead (2013), nur leider bezieht sich das nur auf die Oberfläche. Es gibt viel Blut, ein schockiertes Publikum (selten eine so unglaubwürdige Reaktion einer Menschengruppe auf den Anblick eines Monsters gesehen), einen Flur mit gemustertem Teppich.
Die meist schlecht kopierten Ideen anderer ziehen sich durch den ganzen Film, wäre es nicht so unerträglich, könnte man fast versucht sein, den Film noch einmal zu schauen, nur um jedes Plagiat bloßstellen zu können. Das der Film zusätzlich zwischendurch jede innere Logik vermissen lässt, fällt da kaum noch ins Gewicht, auch wenn ich fast schon bitter lachen musste, als die eben noch fast gangunfähige Elisabeth plötzlich durch die Stadt rennen, riesige Bilder von der Wand und über Stufen durch die riesige Wohnung bewegen kann und schließlich bessere Nehmerqualitäten im Kampf zeigt, als ein Rocky sie je hatte.
Gott sei Dank ist mein Gehirn gnädig, und ich vergesse bereits langsam wieder, was mich noch alles an diesem Machwerk gestört hat. Ich sage das wirklich nur sehr, sehr selten, aber diesen Film hasse ich. Nicht einmal die ganz gelungen Effekte und deren „Härte“ (wir leben im Zeitalter von Art the Clown) oder die ein, zwei halbwegs sitzenden Gags konnten mich auch nur eine Sekunde lang milde stimmen.
Das einzig wirklich positive war das Spiel von Moore und Qualley, die beide bessere Drehbücher und Regisseure verdient haben. Das reicht aber nur für 0,5/10 Punkten.