Jane Birkin
Danke
@*******_zh für den Thread, da habe ich weniger Arbeit.
Zum Tod von Jane Birkin
Liebesspiele zwischen Kunst und Leben
Sie war eine Ikone der Mode und der Popkultur. Nur wenige erkannten ihr Talent für Zwischentöne der Trauer und des Überschwangs. Zum Tod der Filmschauspielerin und Sängerin Jane Birkin.
Jetzt wird jeder an ihre Stimme denken – die Stimme, mit der sie 1969 im Duett mit Serge Gainsbourg „Je t’aime ... moi non plus“ gesungen hat, die Hymne der sexuellen Revolution und den Engtanz-Klassiker jeder seither gefeierten Party. Dabei war sie nur die Zweitbesetzung für die Rolle der stöhnenden und gurrenden Geliebten; die erste Version des Songs hatte Gainsbourg mit Brigitte Bardot eingespielt, aber nach dem Einspruch von Bardots Ehemann Gunter Sachs auf die Veröffentlichung verzichtet.
Als dann Jane Birkin an den Studiomikrofonen stand, bat er sie, eine Oktave höher zu singen wie ein Knabe aus dem Kirchenchor. Ihr heiserer Sopran, der wie eine Schaumkrone aus dem Gestöhne des vertonten Liebesspiels aufstieg, machte das Lied unwiderstehlich und das Duett zum Duo. Gainsbourg und Birkin wurden ein Paar.
Zuvor hatte die Tochter einer Schauspielerin und eines englischen Seeoffiziers kleine Rollen in großen Filmen der Swinging Sixties gespielt; in Michelangelos „Blow up“ war sie eins der beiden Models, mit denen sich David Hemmings in seinem Fotostudio vergnügt. Auch nach „Je t’aime“ setzte sie ihre Filmkarriere fort, aber jetzt war sie noch mehr auf die Rolle des naiven, hilfsbedürftigen, manchmal komischen, aber stets unselbständigen Objekts männlicher Begierden festgelegt – in Komödien mit Pierre Richard und Jean-Paul Belmondo ebenso wie „Tod auf dem Nil“ neben Peter Ustinov oder in Michel Devilles Liebesschachspiel „Das wilde Schaf“, in dem sie die Nebenbuhlerin von Romy Schneider im Kampf um die Gunst Jean-Louis Trintignants verkörpert.
Einer der wenigen Regisseure in ihrer Wahlheimat Frankreich, der ihr Talent zu Zwischentönen der Trauer wie des Überschwangs erkannte, war Jacques Rivette. Die Schauspielerin Emily in „Theater der Liebe“, die am Widerspruch zwischen Kunst und Leben zerbricht, und die Gefährtin des Malers Frenhofer alias Michel Piccoli in Rivettes „Die schöne Querulantin“ gehören zu ihren besten Figuren.
Aber Jane Birkin war mehr als ein mittlerer Filmstar, sie war eine Ikone der Mode und der Popkultur. Ihr Gesicht zierte in den Siebzigerjahren die Magazincover, ihre vierzehn teils mit, teils ohne Gainsbourg produzierten Alben fanden immer wieder den Weg in die Charts, und die Birkin Bag von Hermès, eine bauchige, mit einer Gürtelschließe verzierte Handtasche, wird zu sechsstelligen Dollarpreisen gehandelt. Dass sie eine Schönheit war, damals in London, später in Paris und bis in ihre letzten Jahre, tut vielleicht nichts zur Sache; aber verschweigen muss man es auch nicht. Jetzt ist Jane Birkin sechsundsiebzigjährig in Paris gestorben.
(faz net aktuell)