Ich habe mir heute auch den wohl erfolgreichsten und meist diskutierten Film des Jahres angesehen.
Ich muss zugestehen, dass ich nicht frei von Vorurteilen in den Film gegangen bin… sowohl positiv als negativ. Zum einen liebe ich Margot Robbie und Ryan Gosling und auch Regisseurin Greta Gerwig schätze ich für die „Little Women“-Neuverfilmung sehr.
Dieser Vorfreude stand der unumgängliche Diskurs über die feministische Botschaft und problematischen Symbolkraft der Barble-Puppe entgegen, der sowohl von links und rechts mit teils sehr unschönen Auswüchsen sozial-medialer Kriegsführung ausgefochten wurde. So war der Film für mich schon allein wegen seiner medialen Wahrnehmung hoch politisiert und ich stellte mir vorab die Frage „wie kann ein Barbie-Film dem Anspruch eines ernsthaften politischen Diskurses über diese gesellschaftlichen Themen denn überhaupt gerecht werden?“
Positiv möchte ich voranstellen, dass sich Greta Gerwig dieser Herausforderung annimmt. Natürlich ist ihre Darstellung von Feminismus und Patriarchat nicht sehr subtil, das muss eine an ein breites Publikum gerichtete Satire aber auch nicht sein. Ich kann nur für mich sagen, dass ich mich bei der Mansplaining-Szene im Kendom ertappt gefühlt habe (Stichwort „der Pate“).
Diesen starken Momenten, reihen sich aber immer Szenen ein, die ich als viel zu überdreht und einfach unlustig empfand. Humor ist subjektiv und auf dieser Ebene konnte mich Frau Gerwig nie wirklich abholen.
Das größte Problem ist für mich aber, dass der Film so inhomogen ist. Musical-Passagen folgen auf Satire, dann Klamauk, dann auf Gesellschaftskritik, dann Familiendrama, dann Komödie, dann wieder Musical, eh sich alles in einem kitschigen Finale ergeht, das wiederum mit einer pointierten Kirche auf diesem knallpinken Erdbeer-Eisbecher mit Sahne garniert werden muss. Es ist wie ein Mosaik, bei dem nicht alle Teile zusammenpassen. Einzelne Komponenten funktionieren, das will ich gar nicht absprechen. Aber Film ist für mich immer noch ein Gesamtkunstwerk, das die Summe seiner Einzelteile sein soll. Wie bei einem Gemälde sollte man das gesamte Werk noch mal mit einem Schritt zurück und Abstand betrachten, um es in Gänze erfassen zu können… und an diesem Punkt zerfällt der Film für mich in knallbunte Fragmente, die laut schreien, ohne etwas Gehaltvolles sagen zu können.
Was ich dem Film übel nehme, ist die endlose Aneinanderreihung von selbstreferenziellen Meta-Gags über Matell. Der Konzern hat den Film selbst mlt produziert und hat die Produktion weiterer Spielzeugverfilmungen bereits angedroht. Daher wirkt jede scheinbar selbstkritische Satire und Durchbrechung der vierten Wand als eine kalkuliert selbstironisch getrimmte Marketing-Strategie. Bei allen Ambitionen, die Greta Gerwig bei der Realisierung von „Barbie“ gehabt haben mag… es bleibt am Ende ein Film, der dazu dient ein Produkt zu vermarkten.
Fazit: “Barbie“ ist ein Film, der einen erschöpft aus dem Kinosaal entlässt, dem eigenen Anspruch an Gesellschaftskritik nie gerecht werden kann und seiner grotesken Existenz als kulturindustrielles Konzernprodukt unterworfen ist.