RRR (2022)
Dieser Beitrag wurde unter der brennenden Leidenschaft der Freundschaft und mit dem Feuer der Freiheit im Herzen verfasst: Lange hatte ich mich um diesen Film gedrückt und bin dem Hype umgangen, mit den immer selben scheinheiligen vorurteilbeafteten Ausflüchten: „Indisches Kino, da wird doch nur getanzt, über 3 Stunden lang ist der auch auch, sieht schon so patriotisch aus…“. Doch heute habe ich zum ersten Mal „RRR“ von S.S. Rajamouli gesehen und bin schlichtweg begeistert.
Der Film erzählt die fiktive Begegnung der beiden historischen indischen Freiheitskämpfer Komaram Bheem und Alluri Sitarama Raju und deren Kampf gegen die britische Kolonialherrschaft. Auf historische Akkuratesse verzichtet der Film genau so wie auf Realismus in den epischen Actionsequenzen, deren Qualität zwischen „Oh, das sieht ja nicht schlecht aus“ und „Ok… die Gesetze der Physik gelten ab sofort nicht mehr“ schwankt. Hier wird mit Tigern gerungen und ganze Motorräder mit nur einem Arm hochgehoben um britische Soldaten damit zu verkloppen.
Das besondere an diesem Film ist, wie pathetisch hier Freundschaft, Familie, Liebe und Freiheit ausgesprochen und teilweise besungen wird, aber anders als in Hollywood-Blockbustern wird das nie ironisch herunter gebrochen und es bleibt immer authentisch. Es ist eine sehr ehrliche und direkte Form der Filmkunst, die hier regelrecht zelebriert wird. Man bekommt das Gefühl, dass nicht nur die Figuren das wirklich ernst meinen… sondern auch die Filmschaffenden vor und hinter der Kamera. Somit ist es verständlich, dass dieser Film ein regelrechtes kulturelles Phänomen wurde.
Und um eine Sorge zumindest teilweise vorwegzunehmen: Ja es wird gesungen, diese Lieder dienen jedoch mehr als innerer Monolog der Figuren, verdeutlichen ihre tiefen Empfindungen und fließen organischer in die Handlung als bei den meisten westlichen Musicals. Getanzt wird in der dreistündigen Laufzeit auch nur zweimal (darunter auch zum Oscar prämierten Song „Naatu Naatu“). Somit haben Gesangs- und Tanzeinlagen auch für mich Musical- und Tanzmuffel ein erträgliches Maß. „RRR“ zählt also nicht zu dem, was wir üblicherweise als „Bollywood“ bezeichnen. Dieser Begriff kann die vielfältige Filmkultur Indiens sowieso nicht umfassend definieren, so dass wir uns endgültig von diesen Vorurteilen befreien, genau wie die Figuren in „RRR“ sich von den Fesseln der Unterdrückung befreien konnten.
Fazit: „RRR“ war für mich eine neue Erfahrung und reine Überwältigung und ich ärgere mich richtig, das nicht im Kino erlebt zu haben.