Killers of the Flower Moon (2023)
Seit dem 19. Oktober 2023 kann man den neuen Film von Martin Scorsese in den Kinos sehen. Der Film ist von Apple und Paramount produziert, wird aber zum Glück dennoch eine ausgedehntere Kinoauswertung bekommen als andere Streamingproduktionen und eines stelle ich voran: Man sollte diesen Film unbedingt auf der großen Leinwand erleben!Der Film handelt um einen Stamm amerikanischer Ureinwohner, die Osage, die durch Öl in ihrem Reservoir sehr reich geworden sind, dadurch aber Menschen anziehen, die mit allen Mitteln versuchen, sich an ihrem Wohlstand zu bereichern.
Martin Scorsese erzählt uns eine Geschichte voller Intrigen, Gier, Machthunger, Ausbeutung und Gewalt und damit wieder einer der großen amerikanischen Geschichten, eingefangen in opulenten Spätwesternbildern. Er findet hierbei eine interessante Mischung aus der Stille und Ruhe, die bereits „Silence“ und „The Irishman“ hatten, und die Dynamik eines „The Wolf of Wall Street“ und „Goodfellas“. Quasi ein True Crime-Arthouse-Blockbuster, wie ihn nur Scorsese hätte drehen können. Dabei ist die Handlung so komplex, dass ich zu dem Ergebnis komme, dass die 206 Minuten kaum ausreichen um der Geschichte gerecht zu werden, aber zugleich so spannend erzählt ist, dass sich die Handlung über die gesamte Laufzeit trägt. Von daher kann ich jede Bedenken über die Laufzeit nehmen, auch wenn ich für die Rückkehr der „Intermission“ plädiere, der vom Regisseur gesetzten Pause, wie sie auch Meisterwerke wie „Vom Winde verweht“, „Der Pate Teil II“ oder „Es war einmal in Amerika“ haben.
Positiv hervorheben sollte man beim Produktionsprozess, dass sehr eng mit den heutigen Vertretern des Osage-Stamm zusammengearbeitet wurde, die sich so auch durch diesen Film angemessen repräsentiert fühlen. Mir persönlich war die Geschichte bislang unbekannt und gerade dieser ungewohnte Blickwinkel, einer wohlhabenden Oberschicht an American Natives, die bspw. Weiße als Bedienstete beschäftigen können, gleichzeitig aber durch Gesetzgebung und behördlicher Schikane nicht frei über ihr Vermögen verfügen können, war wahnsinnig interessant und animiert mich nun das zugrundeliegende Sachbuch zu lesen.
Genial ist Lily Gladstone in der Rolle der Osage Molly, die DiCaprio und De Niro regelrecht an die Wand spielt. Beide spielen zwar auf einem gewohnt sehr hohem Niveau, jedoch ist z.B. De Niros Rolle oft zu eindimensional böse, als dass er wirklich hervorstechen kann. Neben Gladstone, die stets bedacht agiert und genau in den ruhigeren Momenten eine komplexe Emotionalität aufbauen kann, overacten die anderen Darsteller regelrecht, was man bspw. gut anhand von Brendan Fraser beobachten kann. Ich bin mir sicher, dass wir den Namen „Lily Gladstone“ in der kommenden Award-Season noch oft hören werden.
Fazit: „Killers of the Flower Moon“ ist großes Kino, das intelligent und epochal ist, hervorragend inszeniert und großartig gespielt.