Godzilla Minus One (2023)
Gestern lief er endlich, der neuste Godzilla Streifen der Toho Studios. Kein neuer Eintrag des amerikanischen Monsterverse also, sondern wieder ein Film aus seiner Heimat. Und was für einer!Zeitlich beginnt er kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, ist also eine Art Remake/Reboot des Originalfilms von 1954. Im Mittelpunkt steht Koichi, ein desertierter Kamikazepilot, der auf der Insel Odo den Angriff eines dinosauerierartigen Wesens überlebt, das die Einheimischen Godzilla nennen. Zurück in Tokio sind seine Eltern durch den Krieg gestorben, das Elternhaus nur noch eine Ruine. Bei ihm nistet sich aus der Not heraus die junge Frau Noriko ein, die ebenfalls ihre Eltern verloren und ein fremdes Baby gerettet hat. Diese Patchwork-Familie versucht irgendwie zu überleben. Jahre später begegnet Koichi Godzilla wieder, nur das er jetzt viel größer und gefährlicher geworden ist und Tokio angreift...
Vergesst die ganzen possierlichen Gummimonster-Filme von früher (die sind toll, keine Frage, ich liebe sie!), hier ist Godzilla fies und brutal wie noch nie. Wenn er das erste Mal Tokio platt macht, hat man endlich mal ein Gefühl von der Wucht und der Zerstörung, die so ein Monster mit sich bringen muss. Wobei die Zerstörungsszenen hier gar nicht mal so viel vom Film ausmachen. Denn im Mittelpunkt steht tatsächlich Koichi und seine Pseudo-Familie. Er, schwerstens traumatisiert, heutzutage würde man von PTBS sprechen, kann zwar für die drei sorgen, ist aber von starken Schuldgefühlen und Selbstzweifeln geprägt, da er als desertierter Kamikazepilot mit Verachtung gestraft wird. Sowas wie einen Sinn im Leben findet er erst, als er sich entschließt mit anderen gegen Godzilla zu kämpfen, was an sich ja schon ein Kamikazeunternehmen ist.
In diesem Film wird nicht gerade nachsichtig mit der eigenen japanischen (nach-)Weltkriegsgeschichte umgegangen, Regisseur und Drehbuchautor Takashi Yamazaki sieht sein eigenes Land durchaus kritisch. Zwar muss man im letzten Drittel mit etwas japanischem Pathos leben, aber das hält sich wirklich noch in Grenzen.
Dieser Film schafft es, was eigentlich kein Godzilla-Film vor ihm geschafft hat, man nimmt die Charaktere ernst und wünscht ihnen, dass sie überleben. Insofern ist es tatsächlich mal ein Godzilla-Film für Leute, die die sonst eher albern finden oder müde belächeln, denn der Film könnte auch fast ohne das Riesenmonster funktionieren.
Rein technisch betrachtet schwächelt der Film auch in keinster Weise. Nicht ganz geglückte CGI-Effekte kann man auf der großen Leinwand zwar hier und da mal erkennen, aber die meisten Marvel-Filme sehen deutlich schlechter aus. Hier wurde wirklich viel Sorgfalt in die Effekte gelegt. Die Musik ist auch top, zumal sie öfter mal den klassischen Soundtrack von Akira Ifukube integriert.
GODZILLA MINUS ONE macht wirklich alles richtig. Die Monsteraction ist super, vernachlässigt aber in keinster Weise die emotionale Seite. Ich als alter Godzilla Fan werde ihn wahrscheinlich in meiner Jahres-Top-Ten tatsächlich über OPPENHEIMER an die Spitze setzen. Ich bin durch und durch begeistert von dem Film.