Na vielleicht lag es daran, dass "Gladiator" als Thema etwas einfacher filmisch umsetzbar war und man mit Russel Crowe darüber hinaus den idealen Mann für die Hauptrolle gefunden hatte.
Crowe ist für die Rolle des Soldaten im Treuekonflikt einfach geschaffen, was er in vielen anderen Filmen schon bewiesen hat.
Ich gehe da durchaus mit Deinem Empfinden konform, dass "Troja" als Historienfilm nicht das Nonplusultra war.
Ich hab mich auch die ganze Zeit gefragt, ob Achilles so smart war, wie Brad Pitt es in seiner Darstellung des Achilles ist, weil er dies einfach mit seinem Gesicht ausstrahlt, auch wenn man ihm Bärtchen und Zöpchen anklebt.
Ich hab mich aber dennoch an dem Film freuen können, weil der Film sonst eigentlich alles recht anspruchsvoll umsetzt, was das Hochreck der Ilias als schwer verdauliche Kost vorgibt, die von breiten Teilen der Bevölkerung überhaupt nicht gelesen wird.
Also ein Kostümschinken war es auch von der Ausstattung des Fundus nicht, sondern eigentlich gerade hier recht gut recherchiert, wie ich finde.
Natürlich hätte man für Brad einen Typen mit archaischer Ausstrahlung finden müssen. Auch wenn er an der Rolle lange nicht so scheitert, wie diese Computermodelle in den neuen überdigitalisierten Schinken, die uns jetzt mit "Beowulf & Co" auf die Leinwände lasern.
Ein ganz besonders gelungener Film aus dem Jahrgang 2003 ist für mich immer noch bis heute,
MASTER and COMMANDER
von Peter Weir.
Nicht nur weil er in einer Zeit handelt, für die ich mich in besonderer Weise interessiere. Dafür gibt es aus meiner Sicht viele andere Gründe.
Zum einen stellt er den Schnittpunkt zwischen Soldat und Wissenschaft sehr gut heraus, deren Symbiosen aber auch die konfliktreichen Überschneidungen in den beiden Personen des Schifskapitäns Jack Aubrey und dem Schiffsarzt Stephen Maturin, wunderbar herausgearbeitet sind und durch Russel Crowe und Paul Bettany kaum besser zu besetzen waren.
Der englische Humor, der dann in den Dialogen manch anderer Protagonisten des Films durchblitz, würzt den Film wunderbar und unterstreich den Fatalismus einer Epoche, in der die Knochensäge die Endlösung vieler medizinischer Probleme war.
Die Regie des Films hat sich nicht nur in der Weise mit den Details der Zeit auseinandergesetzt, dass ich nicht nur keinen Fehler bei der Verwendung von Kleidern, Waffen und maritimer wie militärischer Ausrüstung erkennen konnte. Man vermied sogar die üblichen Schnittfehler bei historischen Uniformen, die man sonst in Historienschinken oder auch bei Reenactement - Veranstaltungen beobachten kann.
Nur mit schaudern denk ich an manches Machwerk der 60èr oder 70èr Jahre, als Frauen auch in historischen Filmen jeder Art ein Augen -Make-up von der Wange bis zur Augenbraue präsentierten oder mit Kommune1 - oder Lolita - Frisuren durch das Filmchen trällerten.
Auch hat Weir in den Action - Szenen nicht übertrieben, ist in dieser Dramatik auf den Teppich geblieben und hat sich interessanterweise für jeden Historiker darauf verstanden, hier darzustellen, dass man im Seekampf der damaligen Zeit eben weniger an der direkten Waffeneinwirkung starb oder von dieser verletzt wurde, sondern an deren Sekundarwirkung. Auf mich wirkte das sehr authentisch und überzeugend.
Die Handlungsumsetzung des Films ist auch deshalb von besonderer Qualität, weil es Weir gelungen ist, nicht nur den anderen langsameren Zeittakt des maritimen Lebens fassbar zu machen, sondern auch den noch langsamen Zeittakt einer Epoche am Ende der großen kontinentalen Entdeckungen, der dem Geist der Forschung Geduld abverlangte, aber auch zeitlichen Raum für genaue Überlegungen und Debatten einräumte.
Hier hat der Film zwar seine Längen. Da er in den Dialogen und wunderbaren Bildern über die Südsee interessant bleibt, langweilt er keinesfalls, sondern fesselt den Zuschauer.
Ebenfalls sehr gelungen finde ich die schauspielerische und filmische Herausarbeitung einer Zeit, die an der Schwelle der Industriealisierung stand, und dennoch gefangen im Aberglauben an den "Jonas" war.
Insgesamt überzeugt dieser Film bis hin zum Show - Down und auch in der Musikauswahl der "Musica notturna delle strada di Madrid" von Boccerini, die musikalisch den Atem der Zeit haucht.
Ein einfach gelungener Historienfilm, der ein immer wieder gern gesehener Höhepunkt in meiner Sammlung geworden ist.
Auch wenn ich zugegebener Maßen zur damaligen Zeit auf der anderen Seite gekämpft hätte.
Aber wer würde sich nicht gern von Russel Crowe besiegen lassen.
Salutations