Once Upon a Time in Hollywood (2019)
Nach dem 60. Geburtstag von Quentin Tarantino, aufkommenden Neuigkeiten über seinen nächsten und letzten Film, sowie Diskussionen in anderen Bereichen dieser Gruppe, habe ich mich entschlossen einen Beitrag zu „Once Upon a Time in Hollywood“ zu verfassen. Der Film kam ja bereits 2019 in den Kinos und ist auch über den gängigen Plattformen abrufbar… deshalb werde ich auch auf einzelne Handlungselemente eingehen, ich versuche jedoch nicht zu spoilern… dies jedoch als kleine Warnung und Einladung in den Kommentaren hemmungslos mit zu diskutieren, vorangeschickt. Der Filmtitel beinhaltet nicht ohne Grund die bekannteste Eingangsformel vieler Märchen, denn Tarantino präsentiert mit seinem neunten Film eine romantisierte Liebeserklärung an das Kino seiner Jugend, was typisch für einen Regisseur ist, der bewusst und angekündigt in sein Spätwerk eintritt. „Once Upon a Time in Hollywood“ analysiert, reflektiert und philosophiert über das amerikanische Kino in seiner wohl interessantesten Phase… dem Übergang vom „Old Hollywood“ zum „New Hollywood“.
Nicht umsonst zieht neben dem von Leonardo DiCaprio verkörperten fiktiven Seriendarsteller Rick Dalton der gefeierte aufstrebende Regisseur Roman Polanski mit seiner Frau Sharon Tate ein. Er beklagt, dass er noch nie mit ihm reden konnte, auch wenn es seine Karriere retten könnte. Ansonsten hat er nur die Perspektive auf italienische Spaghetti-Western. Es ist ein Film über das Begehren oder wie Hannibal Lecter sagen würde: „Wir begehren das am meisten, was wir täglich sehen.“ Der erhoffte Karriereschub, die notwendigen Beziehungen und Bekanntschaften um in das „New Hollywood“ einzutreten, um relevant zu bleiben… sie sind in Sichtweite, aber dennoch unerreichbar.
Beeindruckend so auch eine Szene zwischen Rick Dalton und einer Kinderdarstellerin, die ihm an einem Set das Method Acting erklärt und nahebringt. Für ihn ist dies ein Moment der Erkenntnis, einer wirklichen Wahrheit, was ihn auch zu wahren Emotionen rührt. Es ist genial zu sehen, wie DiCaprio einen Schauspieler spielt, der eine Rolle spielt, mal spielt er die Szene schlecht, nachdem Gespräch mit dem Mädchen spielt er sie genial. Tarantino seziert hier das Schauspiel an sich… ich hoffe, dass er nach seinem angekündigten letzten Film zum Theater finden wird, denn diese Momente zeigen mir, wie geschaffen Tarantino als Theaterregisseur wäre.
Daneben findet noch viel mehr im Film statt. Angekündigt wurde er mal als Film über die Manson-Family. Umso überraschter war ich im Kinosaal, dass dies scheinbar keine Bewandtnis hat. Und so saß ich bei meiner ersten Sichtung da, fragte mich selber, wo Tarantino hin möchte, mit seinen gut geschriebenen Dialogen und unspektakulären Autofahrten über den Hollywoodboulevard… bis zu dem Moment als Brad Pitt auf die Farm kommt und sich die gesamte Inszenierung derartig verdichtet, dass ich mich regelrecht ertappt gefühlt habe… es ist nun mal ein Tarantino-Film, wie konnte ich Idiot mich hier je sicher fühlen?!
Zum Schluss das Finale und hier reiht sich meiner Meinung nach „Once Upon a Time in Hollywood“ in eine inhaltliche Trilogie mit „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“ ein: Tarantino betreibt Geschichtsrevisionismus auf eine so beherzte und belebende Weise… die Kamera ist seine Waffe… Hitler, Sklavenhalter oder Manson-Jünger, auf der Leinwand kann er das darstellen, das uns die Realität verwehrt hat. Er kann sich rächen, schreien, metzeln und uns Genugtuung verschaffen! Das ist Magie! Das ist Film! Das ist Quentin Tarantinos vielschichtige Liebeserklärung an das Kino selbst! Es ist schon fast schade, dass dies nicht sein letzter Film geworden ist. Die Thematik und Machart wären perfekt für einen letzten Film gewesen, der einem Cineasten wie Tarantino würdig gewesen wäre!
Fazit: Tarantino berauscht sich selbst und sein Publikum mit der Magie Hollywoods! Ein Meisterwerk!