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Once Upon a Time in Hollywood (2019)

****e22 Mann
1.056 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Once Upon a Time in Hollywood (2019)
Nach dem 60. Geburtstag von Quentin Tarantino, aufkommenden Neuigkeiten über seinen nächsten und letzten Film, sowie Diskussionen in anderen Bereichen dieser Gruppe, habe ich mich entschlossen einen Beitrag zu „Once Upon a Time in Hollywood“ zu verfassen. Der Film kam ja bereits 2019 in den Kinos und ist auch über den gängigen Plattformen abrufbar… deshalb werde ich auch auf einzelne Handlungselemente eingehen, ich versuche jedoch nicht zu spoilern… dies jedoch als kleine Warnung und Einladung in den Kommentaren hemmungslos mit zu diskutieren, vorangeschickt.

Der Filmtitel beinhaltet nicht ohne Grund die bekannteste Eingangsformel vieler Märchen, denn Tarantino präsentiert mit seinem neunten Film eine romantisierte Liebeserklärung an das Kino seiner Jugend, was typisch für einen Regisseur ist, der bewusst und angekündigt in sein Spätwerk eintritt. „Once Upon a Time in Hollywood“ analysiert, reflektiert und philosophiert über das amerikanische Kino in seiner wohl interessantesten Phase… dem Übergang vom „Old Hollywood“ zum „New Hollywood“.

Nicht umsonst zieht neben dem von Leonardo DiCaprio verkörperten fiktiven Seriendarsteller Rick Dalton der gefeierte aufstrebende Regisseur Roman Polanski mit seiner Frau Sharon Tate ein. Er beklagt, dass er noch nie mit ihm reden konnte, auch wenn es seine Karriere retten könnte. Ansonsten hat er nur die Perspektive auf italienische Spaghetti-Western. Es ist ein Film über das Begehren oder wie Hannibal Lecter sagen würde: „Wir begehren das am meisten, was wir täglich sehen.“ Der erhoffte Karriereschub, die notwendigen Beziehungen und Bekanntschaften um in das „New Hollywood“ einzutreten, um relevant zu bleiben… sie sind in Sichtweite, aber dennoch unerreichbar.

Beeindruckend so auch eine Szene zwischen Rick Dalton und einer Kinderdarstellerin, die ihm an einem Set das Method Acting erklärt und nahebringt. Für ihn ist dies ein Moment der Erkenntnis, einer wirklichen Wahrheit, was ihn auch zu wahren Emotionen rührt. Es ist genial zu sehen, wie DiCaprio einen Schauspieler spielt, der eine Rolle spielt, mal spielt er die Szene schlecht, nachdem Gespräch mit dem Mädchen spielt er sie genial. Tarantino seziert hier das Schauspiel an sich… ich hoffe, dass er nach seinem angekündigten letzten Film zum Theater finden wird, denn diese Momente zeigen mir, wie geschaffen Tarantino als Theaterregisseur wäre.

Daneben findet noch viel mehr im Film statt. Angekündigt wurde er mal als Film über die Manson-Family. Umso überraschter war ich im Kinosaal, dass dies scheinbar keine Bewandtnis hat. Und so saß ich bei meiner ersten Sichtung da, fragte mich selber, wo Tarantino hin möchte, mit seinen gut geschriebenen Dialogen und unspektakulären Autofahrten über den Hollywoodboulevard… bis zu dem Moment als Brad Pitt auf die Farm kommt und sich die gesamte Inszenierung derartig verdichtet, dass ich mich regelrecht ertappt gefühlt habe… es ist nun mal ein Tarantino-Film, wie konnte ich Idiot mich hier je sicher fühlen?!

Zum Schluss das Finale und hier reiht sich meiner Meinung nach „Once Upon a Time in Hollywood“ in eine inhaltliche Trilogie mit „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“ ein: Tarantino betreibt Geschichtsrevisionismus auf eine so beherzte und belebende Weise… die Kamera ist seine Waffe… Hitler, Sklavenhalter oder Manson-Jünger, auf der Leinwand kann er das darstellen, das uns die Realität verwehrt hat. Er kann sich rächen, schreien, metzeln und uns Genugtuung verschaffen! Das ist Magie! Das ist Film! Das ist Quentin Tarantinos vielschichtige Liebeserklärung an das Kino selbst! Es ist schon fast schade, dass dies nicht sein letzter Film geworden ist. Die Thematik und Machart wären perfekt für einen letzten Film gewesen, der einem Cineasten wie Tarantino würdig gewesen wäre!

Fazit: Tarantino berauscht sich selbst und sein Publikum mit der Magie Hollywoods! Ein Meisterwerk!


******ier Frau
38.731 Beiträge
Gruppen-Mod 
Oh, Respekt. @****e22 *anbet*
******ier Frau
38.731 Beiträge
Gruppen-Mod 
*nachdenk* *gruebel* Vielleicht sollte ich den Film doch bis zu Ende ansehen? *nachdenk*
Ich muss sagen, dass ich Tarantino einfach mag. Geschmack ist das eine... aber die Finesse mit der er Filme bzw Genres zitiert und mixt, seine Handschrift nie verliert und überdies auch Schauspieler immer wieder neu "erfindet". Toll.

Ich kann mich hier der Grandezza von @****e22 nur anschließen: auch dieser Film ist klasse und kommt beim ersten Mal beinahe unscheinbar daher. Doch da steckt so viel drin und das auch wieder mit einer Verve und Coolness, dass ich finde OUATIH ist auf jeden Fall oben im Ranking der Tarantino-Filme zu finden. Und die Musik. Wieder toll.
****ly Frau
280 Beiträge
Toller Film, hab ihn im
Kino gesehen.. Großartig! Sehr gut zusammengefasst 👍🏻 @****e22
***an Frau
10.900 Beiträge
Flole22
Fazit: Tarantino berauscht sich selbst und sein Publikum mit der Magie Hollywoods! Ein Meisterwerk!

*knicks* *danke* *genau*

Flole22 ich bin echt begeistert wie eingehend Du es in Worte fassen kannst was ich auf der Leinwand sehe und sich mir die Filmwelt von Tarantino auftut.

Seine Filme sind einfach eine Liebeserklärung ans Kino mit seinen zahreichen Anspielungen vergangener Filme einschließlich der dazu passenden Filmmusik. Auch wenn sie mir manchmal zu blutig sind, das ist eben Kino a la Trantino.
*******777 Mann
879 Beiträge
Höchsten Respekt an den TE. Sehr schön geschrieben!
Kann dem nur zustimmen. Für mich einer meiner liebsten Tarantinos. Brad Pitt auf der Höhe seines Schaffens. Allein die Szene wo mit dem Mythos von Bruce Lee aufgeräumt wird, Spitze! 😎
******ear Paar
327 Beiträge
Zitat von ****e22:
Tarantino betreibt Geschichtsrevisionismus auf eine so beherzte und belebende Weise…

So kann man das Ende des Films auch beschreiben!
Ein toller Film und @****e22, ich kann mich hier nur der Meinung von @***an anschließen.

Grüße aus dem Süden!
Er, der Bär
*******_zh Frau
727 Beiträge
Beim ersten Schauen damals (ist das wirklich schon wieder 5 Jahre her? 🫣) konnte ich nicht so wirklich viel mit dem Film anfangen. Er kam mir lang(atmig) und irgendwie seltsam zusammengestoppelt vor. Ich sass zugegeben etwas gelangweilt und enttäuscht im Kino. Aber vielleicht war gar nicht der Film schlecht, sondern vielmehr ich einfach noch nicht reif für den Film? Angeregt von @****e22 werde ich ihn beim nunmehr fälligen zweiten Anlauf mit ganz anderen Augen sehen. Danke dafür! 🙏
******020 Mann
1.799 Beiträge
der Film ist Kult und dies zu recht
*****ide Frau
396 Beiträge
Der Film ist nicht mein liebster Film von Tarantino, da finde ich persönlich Inglorious Basterds besser, aber(!) es ist immer noch ein Werk von Tarantino, mit all seiner Liebe zum Medium Film, seinem Auge für unglaublichen Detailreichtum und Vielschichtigkeit, der Fähigkeit eine derart dichte Atmosphäre zu schaffen, dass sich mir regelmäßig alle Haare aufstellen, der gekonnt Stimmungen einfängt und seine Schauspieler zu Höchstleistungen anspornt. Ich liebe alle seine Filme, auch Once upon a time in Hollywood *love*
******ier Frau
38.731 Beiträge
Gruppen-Mod 
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