Kevin Costner & Modern West
Ich hatte mit den Kritiken zu dem John Woo Comic "7 Brothers" oder dem Guy Ritchie Comic "The Gamekeeper" bereits mal angedeutet, dass mich immer auch interessiert, was die Filmschaffenden so nebenher treiben. Im Zuge dieses Interesses verschlug es mich vergangene Woche in ein Konzert von Kevin Costner. Hier mal ein paar meiner Eindrücke von dem Abend ...Kevin Costner & Modern West
Kevin Costner, absoluter Superstar der 90er und berühmt für seinen Trotzkopf, der ihn alles zu Gold machen ließ, was immer Costner auch anpackte, macht Musik? Obwohl ich die Karriere vom Costner Kevin nun schon länger verfolge, traf mich diese Information vollkommen unvorbereitet. Seit Jahren mache er nun schon Musik und trete mit seiner Band Modern West sporadisch auf. Erstaunt begann ich zu recherchieren und stieß auf begeisternde Reviews zu Kevins Mucke. Im Zuge der Recherche stolperte ich auch über die Ankündigung einer Deutschlandtournee von Kevin Costner & Modern West! Dabei sollte auch Leipzig beehrt werden. Und da ich den Kevin schon immer mal leibhaftig begegnen wollte, bestellte ich eine Karte für mich und schenkte meiner Mutter – totaler Costner Fan – eine Karte zu ihrem Geburtstag.
Am Wochenende vor dem großen Ereignis stieg dann die Vorfreude ins Unermessliche, als Costner „Wetten Dass…?“ beehrte und eine Kostprobe seiner Musik gab. Das würde uns gefallen, dass war meiner Mutter und mir sofort klar. Am Donnerstag, den 4.3.2010 war dann der große Tag. Als Location hatte sich Costner das Leipziger Gewandhaus ausgesucht, das einen stilvollen Rahmen bot, dem vermutlich alterstechnisch extrem gemischten Publikum gerecht werden würde und akustischen Hochgenuss versprach. Ein weiterer Vorteil: Egal, wo man im Gewandhaus sitzt, ein unverstellter Blick auf die Bühne ist von jedem Sitzplatz aus möglich. Besser konnte man es eigentlich gar nicht treffen. Muttern und ich saßen auf dem höchsten Rang, leicht mittig und hatten einen formidablen Blick auf die Bühne. Aus den Lautsprechern tönte leise Bruce Springsteen und ähnlich erdiger Rock, der gut auf das, was kommen sollte, einstimmte.
Um 20 Uhr sollte die Show beginnen. Allerdings stieg um die Zeit noch nicht die Costner Show. Viel mehr war es an Sarah Beck die Menge anzuheizen. Wobei das der falsche Begriff ist, denn Sarah ist eine Singer Songwriterin, die nur mit Akustikgitarre und im sexy Kleid - nur ausgeleuchtet durch einen einzigen Lichtspot - fast schon engelhaft auf der Bühne erschien und eine großartige, gänsehauterregende Performance hinlegte, der die akustischen Besonderheiten des Gewandhauses auf grandiose Art und Weise entgegen kamen. Während ihren Songs herrschte Totenstille im Auditorium, während nach den Songs begeisterter Jubel losbrach. Nur beim wirklich cool rockenden Michael Jackson Cover „Billy Jean“ klatschten einige Zuschauer schon während dem Song mit.
Die Stimmung nach dem Auftritt war ein wenig eigentümlich. Es war ziemlich leise, viele saßen ganz ruhig da. Sarah hatte uns förmlich paralysiert. Zehn Minuten später ertönte die Musik der „Untouchables“ und auf einer Leinwand lief ein knapp 8minütiger Zusammenschnitt der besten Szenen aus Costners Filmen, was für frenetischen Jubel sorgte. Das Ganze endete mit meiner Lieblingsszene aus „Der mit dem Wolf tanzt“, wenn Lt. Dunbar mit weit gestreckten Armen auf einem Pferd zwischen den Linien der Nord- und Südstaaten entlang reitet. Leider lag unter dieser Szene nicht der Originalscore. Doch nach dem Ende der Show ertönte plötzlich genau diese grandiose Musik von John Barry und ein Schrei gellte durchs Publikum. Der Kevin musste demnach irgendwo aufgetaucht sein.
Neugierig blickten sich alle um und wirklich: Kevin schritt mitten durch das Publikum, umarmte einige Fans, schüttelte Hände, gab Autogramme und brauchte knapp fünf Minuten, um die zwanzig Meter zur Bühne zurückzulegen. Dort waren bereits Modern West aufmarschiert. Sechs Männer jeden Alters, sehr gitarrenlastig aufgestellt. Costner nickt ihnen zu, greift sich seine Akustikgitarre, dankt seinen Fans für die jahrelange Treue und verspricht eine musikalische Zeitreise, seien die Songs doch allesamt bei den Dreharbeiten zu den Filmen entstanden, die wir soeben kurz dargereicht bekommen haben.
Costner selbst steht mittig zwischen seinen Mannen. Er trägt eine blaue Jeans, eine dunkle Weste, darunter ein weißes Hemd und als einziges Countryelement ein paar hellbraune Cowboyboots. Genauso so simpel, straight und ehrlich präsentiert sich dann auch seine Musik, die immer wieder im Countrybereich verortet wird, daran aber zu keiner Sekunde erinnert. Modern West machen heute Abend richtig geilen Rock mit ordentlich Druck unterm Cowboyhut! Dabei ragen zwei Elemente klar und deutlich hervor: Zum einen Costners wirklich unverbrauchtes Organ und zum anderen die Geigeneinlagen des wie ein Derwisch über die Bühne hetzenden chinesischstämmigen Bandmitglieds.
Costner selbst genießt den Auftritt sichtlich, lächelt permanent verschmitzt ins Publikum, sucht die Nähe zum Publikum, klatscht mit den Leuten der ersten Reihe ab und wirkt so ganz anders, als man ihn aus seinen Hochzeiten her kennt, wo er immer recht verschlossen und introvertiert rüberkam. Davon ist hier gar nichts zu merken. Costner liefert eine Paradeperformance eines Herzblutmusikers, der sich bewusst ist, dass er fürs Gros des Publikums den Mittelpunkt des Auftrittes bildet, dennoch aber ab und an vollkommen uneitel zugunsten von Solis seiner Musiker in den Hintergrund zurücktritt und sogar Szenenapplaus für sie vom Stapel lässt. Dabei fällt auf, dass hier wirklich eine Einheit auf der Bühne ist, die schon diverse Livefeuertaufen hinter sich hat.
Zwischen den Songs aus den beiden Alben „Untold Truths“ und „Turn it on“ erzählt Costner immer wieder die Geschichten hinter den Songs, scherzt mit dem Publikum, macht sich über die Männer lustig, die seiner Meinung nach nur von den Frauen dahingeschleppt wurden und von alleine wohl nie zu einem Auftritt von ihm gekommen wären. Dies bekommen wir Männer häufiger zu hören, wobei das Verhältnis Männlein Weiblein erstaunlich ausgewogen anmutet und ziemlich häufig die Mutter - Sohn Paarung vertreten ist. Das Publikum ist dementsprechend alterstechnisch sehr durchmischt, geht aber bei wirklich jedem Song ordentlich mit. Highlight ist eine geschätzt 70jährige Omi, die auf Costners Anweisung hin auf dem Rang direkt über der Bühne richtig abschwoft und vom Publikum ordentlich gefeiert wird. Etwa auf der Hälfte des Konzertes hält es dann keinen mehr auf den Sitzen und zwischen den Reihen wird ordentlich abgezappelt. Costner selbst gefällt das aktive Publikum sehr, was er auch mehrfach bestätigt.
Nach 90 Minuten ist die Show vorbei und Costner lässt sich eine Flasche Sekt reichen und stößt symbolisch mit seinem Publikum an. Dann holt er sich eine Dame auf die Bühne, mit der er eine Runde tanzt, zwei weitere folgen. Doch das hätte Kevin mal lieber lassen sollen, denn jetzt wird die Bühne von einem irre gewordenen Frauenmob gestürmt, der nur eines will: Den Kevin … Geduldig und langsam gen Ausgang drängend posiert Costner für Fotos, gibt Autogramme und schüttelt Fanhände. Das Ende eines grundsympathischen, wirklich hochunterhaltsamen und rockigen Abends, der sich voll und ganz gelohnt hat.
Nach dem Auftritt dränge ich noch gen Merchandisingstand, wo Sarah Beck ihre CD verkauft und Autogramme verteilt. Die wunderschöne Dame raunt verführerisch meinen Namen, als sie die mir gewidmete CD signiert und antwortet auf meine etwas dämliche (mein Blut war irgendwie woanders hingerutscht) Frage, ob sie eigentlich mal über eine Basketballkarriere nachgedacht hat (sie überragte mich um mehr als einen Kopf!), verschmitzt, sie stünde hinter dem Stand auf einer Kiste. Hach ja … Traumfrauen und ihre Wirkung auf Kerle
In diesem Sinne: Schee wars!
freeman