Ich habe mir jetzt doch mal die Definition von "verstörend", bzw. "verstören" angesehen.
Es bedeutet "aus dem seelischen Gleichgewicht bringen, aus der Fassung bringen, erschüttern, erschrecken, verwirren".
Natürlich wirbt man gerne bei Horrorfilmen damit, dass sie "verstörend" seien. Es gibt allzu viele, die sich dieser Herausforderung stellen möchten, um dann freilich meistens danach zu sagen, dass der Film doch pillepalle war und so.
Ich bin mir allerdings nicht so sicher, ob jene, die dies dann immer sagen, dann auch Bestand hat
Denn es können schon Bilder oder Handlungsstränge jemanden aus dem Gleichgewicht bringen.
Allerdings muss man da unterscheiden zwischen persönlichem Hintergrund und eher objektiv Verstörendem.
Der persönliche Hintergrund: Da kann letztlich so ziemlich alles verstörend wirken. Wenn Frau beispielsweise im Leben mal ein Kind verloren hat, triggert das doch total, wenn dies im Film einer Frau ebenfalls passiert. Überhaupt können dann Filme, bei denen Kinder zur Welt gebracht werden, verstörend sein (z.B. "Rosemaries Baby").
Wer den Tod des eigenen Hundes nicht verarbeitet hat, wird bei John Wick eher nicht das Ende des Films erleben ... und so weiter, und so fort.
Es geht dann ja wohl doch eher darum, dass es vom Regisseur auch so gewollt ist, dass eine Szene (oder mehrere) möglichst viele Menschen verstört, unabhängig von ihrer Vorgeschichte.
Ich beispielsweise musste bei mir feststellen, dass ich das Finale von "Eden Lake" verstörend finde.
Und das, obwohl ich schon sehr früh die Handlung erahnte, von einer Webseite wusste, dass es da ein fieses Finale geben würde, ich war also maximal vorbereitet darauf! Ich wusste, was kommt, und fand den Film, nachdem es dann auch so kam, nicht besonders dolle, weil zu vorhersehbar.
Und doch träumte ich davon. Nicht nur eine Nacht.
Weil das Setting so perfekt ist, so glaubwürdig, dass es so richtig realistisch daherkommt. Man glaubt es einfach, dass es genau so passieren kann und vielleicht irgendwo auf diesem Globus vielleicht so oder ähnlich auch schon mal geschehen ist.
Und so ist für mich jetzt klar: Im Heimkino werde ich nun als nächsten Film irgendeine seichte Komödie als Ausgleich gucken.
Weil ich mich von den Bildern, wie sie dieser Film produzierte, erst einmal erholen muss.
Man kann mit Fug und Recht dann auch sagen: Dieser Film
hat mich verstört. Mich aus dem Gleichgewicht gebracht.
Zumindest vorübergehend.