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Kishōtenketsu: erzählerische Struktur in japanischen Werken

Kishōtenketsu: erzählerische Struktur in japanischen Werken
Happy endings sucks, Ghibli endings are better


Ich habe gerade ein interessantes Video über die Kishōtenketsu-Erzählstruktur gesehen und wie sie zum Erfolg von Studio Ghibli-Filmen beiträgt.

Im Gegensatz zur typischen Drei-Akt-Struktur Hollywoods (Setup, Eskalation, Auflösung) verwendet Kishōtenketsu eine vierteilige Struktur (Einführung, Entwicklung, Wendung, Auflösung), die Wendungen und weniger vorhersehbare Verläufe ermöglicht.

Diese Methode führt zu tiefgründigeren, emotionaleren Geschichten, die oft ohne klare Antagonisten auskommen.

Ein Beispiel dafür ist "Spirited Away", wo die Charakterentwicklung und die unerwarteten Wendungen die Geschichte besonders fesselnd machen.

Habt ihr schon von Kishōtenketsu gehört und findet ihr die Unterscheidung zum Hollywood Schema F stichhaltig?


******ier Frau
38.648 Beiträge
Gruppen-Mod 
zur Info:
Da ich nicht gerafft habe, um was es dir geht und was du hier willst, habe ich gerade eben großartig gegoogelt und danach die Überschrift minimal angepasst und den Thread in einen passenderen Bereich geschoben.

Liebe Grüße von mir. *modda*

Kishōtenketsu (jap. 起承転結) bezeichnet eine rhetorische und erzählerische Struktur in japanischen Werken (Essays, wissenschaftliche Texte, Romane, Manga[1], Computerspielen[2] und Filmen[3]).

Seinen Ursprung hat sie in den Jueju, vierteiligen Gedichten der klassischen chinesischen Literatur. Im Chinesischen wird eine derartige Struktur qǐ chéng zhuǎn hé (chinesisch 起承轉合 / 起承转合) genannt.

Kishōtenketsu bezeichnet eine Struktur aus vier gedanklichen Abschnitten:

Ki, die Einleitung als Darstellung des Themas,

Shō, die Entwicklung zur Weiterführung des Themas,

Ten, die Wende als überraschendes Element, das nur indirekt einen Bezug oder eine Verbindung mit dem Thema hat,

Ketsu, der Schluss der alle Elemente zusammenführt und eine Schlussfolgerung zieht.

In der japanischen Rhetorik bedeutet dies, dass die Kernthese erst am Ende genannt wird, das Vorhaben des Redners verzögert dargestellt wird, zwischendurch Informationsstücke auftauchen, die nur lose mit dem allgemeinen Thema zu tun haben und das Schlusswort am Ende einer Kette von Aussagen steht, die nicht streng einer Richtung folgen. John Hinds bezeichnete dies als quasi-induktiven Diskurs.

Als narrative Struktur entspricht dies zuerst der Einführung der Figuren, Ort und Zeit der Handlung, dann die Entwicklung der Handlung, eine Wende in der die vorangegangenen Ereignisse in einem neuen Licht dargestellt werden und den Leser/Zuschauer seinen Blickwinkel überdenken lassen, sowie abschließend die Zusammenführung der einzelnen Handlungsfäden und Ideen in einem meist offenen Ende.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kish%C5%8Dtenketsu
**********sprit Mann
24 Beiträge
Erstmal keine Anglizismen. Und wenn, dann richtige Grammatik. "Happy endings suck".
**********sprit Mann
24 Beiträge
Ausserdem gibt es im amerikanischen Kino durchaus ein offenes Ende. Hitchcock "die Vögel, "die unglaubliche Geschichte des Mr. C." , fatales Ende in nahezu allen Miami Vice Folgen.
****e22 Mann
1.049 Beiträge
Gruppen-Mod 
Vielen Dank für deinen Beitrag und Videoempfehlung @*********acuda! *guterbeitrag*

Es ist auf jeden Fall sehr aufschlussreich und animiert mich auch mehr, mich in das Thema einzulesen. Erzählstrukturen und Dramaturgie interessieren mich immer sehr und ich bin mit der 3- bzw 5-Akt-Struktur vertraut und ich schätze Ghibli-Filme wirklich sehr. Den Begriff „Kishōtenketsu“ kannte ich so noch nicht.

Das Video erklärt vieles gut, ich würde aber spontan sagen, dass sich auch ein Film wie „Chihiro“ in eine klassische Drei-Akt-Struktur (Konflikt entsteht-Konflikt wird bearbeitet- Konflikt wird gelöst) einhegen lässt. Was für mich den Unterschied bei Ghibli macht sind die ambivalenten Figuren, bspw. das Fehlen eines klassischen Antagonisten. Gleichzeitig sind die Figuren oft sehr „klar“ sie haben ihre Charaktereigenschaften von denen sie sich nicht abbringen lassen, wie in „Porco Rosso“… hier bleibt der Protagonist ja auch lieber ein Schwein als zum Faschisten zu werden, wie auch in einer griechischen Tragödie eine Antigone immer Kreon trotzen wird.

Aber dieses Zusammenspiel von Dramaturgie ist wirklich interessant. Vielleicht finde ich ja mal aufschlussreiche Literatur zum vieraktigen „Kishōtenketsu“ und dann ändert sich auch meine jetzige Einschätzung. 😌
*****d_B Mann
1.036 Beiträge
Zitat von **********sprit:
Erstmal keine Anglizismen.
Ups . . .
Zerhackstückt
Ausserdem gibt es im amerikanischen . . .
Chopped up
Und wenn, dann richtige Grammatik.

?

Um keine Fehler zu machen dann
Fick Du?

Es saugt.

Nice time - schöne Zeit
*smile* *baeh*
Der typische Hollywood-Dreiakter umfasst Storys wie "Die Familie des Protagonisten wird getötet und er jagt den Mörder", "Der Protagonist wird gejagt, bis er im Showdown den Jäger besiegt" oder "Eine erfolgreiche, alleinstehende Geschäftsfrau erbt Eigentum und kommt nach einigen Irrungen mit ihrem Jugendfreund zusammen".

Diese klassischen Geschichten sind meist klar strukturiert und fokussieren sich oft auf dramatische Höhepunkte und Konflikte. Aber sie sind sehr vorhersehbar. Manchmal gibt es offene Enden, um bei Erfolg eine Fortsetzung nach Machart zu drehen zu können. Es gibt jedoch auch spannende Hollywood-Geschichten, die den Strukturen von Kishōtenketsu oder anderen ähnlichen Erzählformen folgen. Da fällt mir z.B. Poor Things ein.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der "Ten"-Teil von Kishōtenketsu besonders bemerkenswert, weil hier zwar eine Wendung stattfindet, diese jedoch nicht unbedingt dramatisch sein muss. Es geht nicht um einen Kampf zwischen Protagonist und Antagonist oder zwischen Gut und Böse. Vielmehr beobachtet man im "Ten"-Teil den in "Sho" lieb gewonnenen oder interessanten Charakter in einer ungewöhnlichen Situation oder auf einer verschlungenen Reise, die schließlich zur Auflösung in "Ketsu" führt.

Diese Struktur ermöglicht einen überraschenden Spannungsbogen, der nicht auf einem klassischen Gut-gegen-Böse-Konflikt basiert. Diese Erzählweise nutzen die Filme von Studio Ghibli. Diese Filme zeichnen sich dadurch aus, dass sie oft von unschuldigen Kindern handeln, die ihren Weg über ihre Persönlichkeit finden und nicht immer alles hinterfragen. Zudem spielen fantastische Elemente oder Welten und Magie stets eine zentrale Rolle.

Star Wars wurde wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen im Vergleich ausgewählt. Obwohl es einige unerwartete Wendungen gibt, wie zum Beispiel die Enthüllung, dass Luke und Leia Geschwister sind, bleibt es im Kern dennoch ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse.

Ich muss zugeben, dass nicht alle Animes meinen Geschmack treffen, auch wenn sie die Kishōtenketsu-Struktur nutzen. Aber wenn mir ein Anime gefällt, berührt er mich tief an einer ungepanzerten Stelle in meinem Herzen und hält die Spannung durch die nicht vorhersehbare Wendungen über den gesamten Plot hinweg aufrecht.
Das bin ich
*******aer Mann
6.614 Beiträge
Gruppen-Mod 
Auch ich als Ghibli Fan bedanke mich für diesen interessanten Thread. Ich mag es, Hintergrundwissen zu meinen Vorlieben zu sammeln. Ich kenne die klassische Drei -Akt-Struktur aus einem Lehrgang zum Thema Drehbuch, aber die Fünf-Akt- Struktur bei Ghibli Werken ist mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen. Wobei ich jetzt nicht alles, was die Ghibli Filme ausmacht,. wie z.B die Ambivalenz der Charaktere mit diesem Model in Verbindung bringe.
"Chihihiros Reise ins Zauberland" folgt zunächst schon den bekannten Strukturen, die klassische" Reise des Helden", aber halt doch ein wenig anders. Bei der nächsten Sichtung achte ich mal drauf..
*******re61 Mann
314 Beiträge
Sehr interessant. Danke. Das ist mal eine richtige Anregung.
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