Horizon: An American Saga (2024)
In Cannes erhielt Kevin Costners Auftakt seines auf vier Filme ausgelegten Western-Eposes zunächst Standing Ovations, gefolgt von eher ernüchternden Kritiken und floppte schließlich an den amerikanischen Kinokassen. In Deutschland ist Kapitel 1 von „Horizon“ seit dem 22.08.2024 in den Kinos zu sehen. Costner arbeitet bereits seit Jahrzehnten an dieser allumfassenden Geschichte über die Besiedlung des Westens. Es ist sein Herzensprojekt, sein Vermächtnis, für dessen Realisierung er auch nicht den Einsatz seines eigenen privaten Kapitals scheut. Hier eröffnet sich in der Produktionsgeschichte bereits jetzt eine Parallele zur Handlung des Films, denn wie seine Protagonisten, die sich mit Mühsal und Schwierigkeiten den Weg in eine bessere Zukunft erhoffen, so muss auch Costner, der bereits die ersten beiden Teile abgedreht hat, hoffen sein Ziel noch zu erreichen… Aufgeben ist für ihn jedoch genau so wenig eine Option wie für die Siedler eine Kehrtwende Richtung Ostküste… und ich kann nach meiner ersten Sichtung nur das Zwischenfazit ziehen, dass er sein Werk hoffentlich vollenden wird.
Denn einen Film wie „Horizon“ hat man gefühlt bereits mehrfach, wenn man jedoch ehrlich ist, noch nie gesehen. Das oft totgepredigte Westerngenre bringt zwar doch in einer nicht zu unterschätzenden Kadenz immer mal neue Vertreter hervor… diese versuchen jedoch stets mit Ironie und Zynismus die wohl amerikanischste aller Filmgattungen zu dekonstruieren („True Grit“), vermischen sich mit anderen Genres („Bone Tomahawk“) und sind im schlimmsten Fall actiongeladene Remakes größerer Klassiker („Die Glorreichen Sieben“)… oder von Quentin Tarantino. Dem verschließt sich „Horizon“ komplett. Ich habe noch nie einen aktuellen Western gesehen, der so konsequent und mit so viel Geradlinigkeit die Stärken seines Genres herausarbeitet und Costners Liebe zum Western ausstrahlt.
Diese Kompromisslosigkeit wird einige irritieren, genau wie die breitgefächerten Handlungsstränge, die im ersten Kapitel kaum bis gar keine Berührungspunkte enthalten. Es ist nun mal ein dreistündiger erster Akt, weniger eine vollständige Geschichte, mehr gesellschaftliche Allegorie und Zustandserfassung, an den sich das Publikum abarbeiten muss, das mit einem Versprechen auf ein zwölfstündiges Epos endet… ein Versprechen, das hoffentlich eingelöst wird.
Fazit: Wer für „Horizon: An American Saga Chapter I“ ein Kinoticket kauft, sollte dies eher als Crowdfounding-Beitrag für Teil 3 und 4 verstehen. Teil 2 soll noch diesen November erscheinen, also der perfekte Zeitpunkt um auf den „Horizon“-Zug gen Westen aufzuspringen… Choo Choo! 🚂