So, das Queer Film Festival ging gestern zu Ende… leider saß der Arbeitspulli doch etwas enger als gewollt, weshalb ich nur vier Filme geschafft habe. Diese möchte ich dennoch kurz vorstellen, in Form eines kleinen Rankings:
1. The Visitor
Filme von Bruce LaBruce standen in diesem Jahr unter einem gesonderten Fokus, so auch sein neuester Film, der die Geschichte eines Geflüchteten erzählt, der durch Verführung die Ordnung in einer Londoner Oberschichtfamilie durcheinander bringt. Wobei das sehr untertrieben beschrieben ist, die Struktur der nach dem äußeren Anschein eh bereits unkonventionellen Familie wird nicht nur dekonstruiert, sie wird regelrecht zerf***t, ohne Regeln und Grenzen, bis alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige entweiht wird. Bruce LaBruce macht dies sehr deutlich, teils mit Einblendungen seiner Kampfparolen („Eat Out the Rich“, „Open Borders, Open Legs“), in pornografisch expliziten und kompromisslos provokanten Bildern, an denen ich wirklich sehr viel Freude hatte, danach aber auch erst mal duschen musste.
2. Young Hearts
Die Coming-of-Age-Romanze von Anthony Schatterman weiß durchaus zu überzeugen und zu berühren, bedient sich vielleicht nur doch etwas zu sehr bei seinen filmischen Vorbildern „Close“ von Lukas Dhont und „Call me by your Name“ von Luca Guadagnino. Insgesamt jedoch ein runder Wohlfühlfilm, der zu den sommerlichen Temperaturen der letzten Tage gepasst hat.
3. Close to You
An „Close to You“ von Dominic Savage schrieb und produzierte Elliot Page mit, der auch die Hauptrolle spielt. Es ist sein erster Kinofilm seit seiner Transition und er spielt hier ebenfalls einen Transmann, der sich mit seiner Familie, aber auch einer früheren Schulliebe auseinandersetzen muss. Gerade der letzte Handlungsstrang funktionierte für mich leider wenig. Elliot Page wirkte doch zu verkrampft, als dass ich ihm eine aufrichtige Liebesbeziehung abkaufen konnte. Diese Verkrampftheit und Anspannung passte aber dafür viel besser in den Interaktionen mit seiner Familie, bei denen der Film die für mich geschickteren und interessanteren Beobachtungen anstellt.
4. What a Feeling
Der österreichische Beitrag von Katharina Rohrer entpuppte sich leider als stumpfe deutschsprachige Komödie, in der die schlimmsten Klischees der jüngeren Kinogeschichte durchexerziert werden. Fast jede Figur ist ein bloßes Abziehbild, sei es der misogyne Chefarzt, die „Friday for Future“-Teenietochter oder der schwule beste Arbeitskollege. Einzig die iranische Familie um die von Proschat Madani gespielte Hauptfigur wirkt einigermaßen authentisch und menschlich, hierauf fokussiert sich der Film aber nur punktuell.