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Joker: Folie à Deux (2024)

****e22 Mann
1.054 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Joker: Folie à Deux (2024)
Vor fünf Jahren konnte „Joker“ mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde Dollar und etlichen Auszeichnungen sowohl Publikum als auch Kritiker überzeugen, was nach den Mechanismen des Marktes eine Fortsetzung unumgänglich machte. Diese haben wir nun mit „Joker: Folie à Deux“ bekommen, wieder inszeniert von Todd Phillips und mit Joaquín Phoenix in der Hauptrolle.

Nach den Ereignissen aus „Joker“ wartet Arthur Fleck auf seinen Gerichtsprozess. Während seiner Inhaftierung in Arkham lernt er Herleen „Lee“ Quinzel kennen, die eine gefährliche Faszination für ihn und seine Taten als Joker entwickelt hat…

„Joker“ wurde seinerzeit stark diskutiert, da man durch die Heroisierung des Bösewichts Nachahmungstäter befürchtete, die sich durch die Figur zu Gewalttaten motiviert fühlen könnten. Dies blieb glücklicherweise aus, dennoch sehe auch ich immer mal in sozialen Medien Bilder des Jokers mit mantrahaften Wandtattoosprüchen, die einem zum Widerstand gegen das System motivieren und zur Selbstverwirklichung anregen sollen. Diese fragwürdige Resonanz schien für Phillips Anlass genug zu sein, seine Fortsetzung als Metakommentar zu seinem Vorgänger zu konzipieren, der durchaus viel Deutungspotenzial bietet, aber kein wirklich runder Film mehr ist und auch eine Vielzahl von Zuschauern vor den Kopf stößen dürfte.

Zunächst muss man festhalten, dass der Film objektiv sehr gut gefilmt ist. Er findet immer wieder sehr ästhetisch fotografierte Bilder, bei deren Einstellungen sich Phillips wieder von Comicpanels hat inspirieren lassen. Für Diskussionen sorgte auch die Entscheidung, den zweiten Teil als Musical anzulegen und hierin liegt auch die Hauptaufgabe für Lady Gaga in diesem Film, deren Harley Quinn nicht wirklich interessant gezeichnet ist und die „Folie à Deux“-Bedeutung des Films in Frage gestellt wird, dennoch ist sie gesanglich über jeden Zweifel erhaben, lediglich schauspielerisch ist sie vor allem gegenüber Phoenix unterlegen. Auch in den Nebenrollen ist der Film bspw. mit Brendan Gleeson sehr gut besetzt, handwerklich ist dem Film bis auf sein handlungsarmes Drehbuch nichts vorzuwerfen. Für mich persönlich ist es nur sehr bedauerlich, dass sich die sehr melancholische und tragende Musik von Hildur Guðnadóttir (sie gewann für ihren Score zum ersten Teil ebenfalls verdient einen Oscar) in diesem Jukebox-Musical nicht mehr entfalten kann.

„Joker: Folie à Deux“ ist also ein sperriges Werk, das sich nie in das Korsett einer herkömmlichen Fortsetzung einengen lässt und dadurch das Publikum spalten wird. Ich habe in anderen Kritiken gelesen, dass er sich für viele wie ein Mittelfinger an die Fans des ersten Teils anfühlt. Dem würde ich jedoch widersprechen: Es ist ein Mittelfinger, aber nicht an die Fans, sondern an Warner Bros. Denn Todd Phillips hatte immer betont, dass er keine Fortsetzung machen wollte, man ihn dann aber so sehr mit Geld zugesch*ssen hat, ihn mit einem 200 Millionen Budget ausgestattet hat, das man zu keinem Zeitpunkt wirklich im Film sieht und er nun einen Film gemacht hat, der sowohl inhaltlich als auch monetär keine weitere Fortsetzung zulassen wird, da das breite Publikum kein Interesse an ein sperriges und halbgares Musical haben wird, das seine Jokerfigur entmystifizert und dekonstruiert… Phillips hat keinen Film, sondern einen Witz über den derzeitigen Zustand der Kulturindustrie geschaffen, der sich gegen seine Geldgeber richtet… und das finde ich witzig.

Fazit: «Joker : Folie à Deux» est la plus grosse blague de l'année.


*****n_N Mann
9.755 Beiträge
Keine Ahnung, was das Fazit übersetzt heißt, macht aber nix, der Film ist schon vor ein paar Tagen (eigentlich schon vor Monaten) von meiner Liste geflogen.
Aber ich wünsche allen viel Spaß.
Ich bin froh, wenn ich nicht die Einzige bin, die mit diesem Fazit nicht wirklich etwas anfangen kann. *zwinker*

Ich werde ihn mir ansehen, weil ich einfach ein Riesenfan von Joaquin Phoenix bin.

Koala
****769 Frau
2.569 Beiträge
Ich werde ihn auch angucken..freu mich schon *freu*
*******hIs Mann
819 Beiträge
Joker Wahnsinn für zwei ist der größte Witz des Jahres!

Heißt das Fazit!
Wir waren gestern auch in “Joker 2: Folie à Deux”. Im Gegensatz zu @****e22 (danke für deine großartige Rezension) fanden wir den Film durchweg gelungen.

Ohne zu spoilern: Es ergibt meiner Meinung nach Sinn, dass Lady Gaga als Harley schauspielerisch nicht vollends überzeugt. Sie verkörpert eine narzisstische, manipulative Figur, die mit minimalem Aufwand jemanden wie Arthur mühelos um den Finger wickelt, nur um im Schatten des Jokers zu glänzen. Wäre sie großartig gewesen, hätten wir eine andere Geschichte gesehen.

Kleine Warnung: Wir waren in der Frühvorstellung um 19:40 Uhr, und das Kino war voller junger Erwachsener. Diese hatten wohl eher einen Marvel-ähnlichen Blockbuster erwartet und redeten gelangweilt während der Gesangsszenen. Das war ziemlich nervig. Besucht besser die Spätvorstellung.
****OWL Paar
378 Beiträge
Eine der größten Enttäuschungen des Kinojahres 2024.

Der Film ist schon schmerzend langweilig. Handwerklich gut gemacht und die Performance von Phoenix ist gewohnt top, aber auch das kann nix retten.
*****862 Frau
15 Beiträge
Zitat von *******hIs:
Joker Wahnsinn für zwei ist der größte Witz des Jahres!

Heißt das Fazit!
Endlich einer, der in der Lage ist Google zu benutzen 😘
*****862 Frau
15 Beiträge
Zitat von *********acuda:
Wir waren gestern auch in “Joker 2: Folie à Deux”. Im Gegensatz zu @****e22 (danke für deine großartige Rezension) fanden wir den Film durchweg gelungen.

Ohne zu spoilern: Es ergibt meiner Meinung nach Sinn, dass Lady Gaga als Harley schauspielerisch nicht vollends überzeugt. Sie verkörpert eine narzisstische, manipulative Figur, die mit minimalem Aufwand jemanden wie Arthur mühelos um den Finger wickelt, nur um im Schatten des Jokers zu glänzen. Wäre sie großartig gewesen, hätten wir eine andere Geschichte gesehen.

Kleine Warnung: Wir waren in der Frühvorstellung um 19:40 Uhr, und das Kino war voller junger Erwachsener. Diese hatten wohl eher einen Marvel-ähnlichen Blockbuster erwartet und redeten gelangweilt während der Gesangsszenen. Das war ziemlich nervig. Besucht besser die Spätvorstellung.

Ja bei uns hatten einige laut gemeckert, sobald gesungen wurde.
Ich glaube, der Film spaltet das Publikum in Team Joker (der eskaliernde, mörderische, Grenzen überschreitende, charismatische, unterhaltsame, witzige und niemals langweilige Killerclown) und Team Arthur Fleck (das beklagenswerte, psychisch zerrissene, nie geliebte Missbrauchsopfer und ungesehene Künstlerseele).

Genau davon handelt auch der Film.
****OWL Paar
378 Beiträge
Zitat von *********acuda:
Ich glaube, der Film spaltet das Publikum in Team Joker (der eskaliernde, mörderische, Grenzen überschreitende, charismatische, unterhaltsame, witzige und niemals langweilige vorhersehbare Killerclown) und Team Arthur Fleck (das beklagenswerte, psychisch zerrissene, nie geliebte Missbrauchsopfer und ungesehene Künstlerseele).

Genau davon handelt auch der Film.

Interessanter Ansatz. Aber wenn das so ist, dann hat Arthur Fleck leider rein gar nichts zu bieten. Ich habe mich wirklich selten so im Kino gelangweilt. Selbst wenn es nur um Arthur gehen sollte, hätte man dem Zuschauer zumindest ein Quantum Story gönnen können. Und auch wenn man sich entscheidet nur so wenig passieren zu lassen, hätte man das Geschehene irgendwie doch dramaturgisch mitreißend darstellen können. Man denke nur an Filme, die ruhig, aber doch mitreißend den Alltag im Gefängnis oder Gerichtsverhandlungen darstellen.
Zitat von ****OWL:
Aber wenn das so ist, dann hat Arthur Fleck leider rein gar nichts zu bieten.

Natürlich kannst du in Arthur Fleck einen Wurmfortsatz vom Joker sehen. Harley hat das schließlich auch getan. Ebenso die Wärter, die Medien, die geifernde Purge-Meute und scheinbar viele Kinobesucher.

*alarm* Spoileralarm *alarm*

Ich habe jedoch eine andere Perspektive. Als Arthur beispielsweise auf Geheiß der Wärter einem jungen Mann einen flüchtigen Kuss gibt, fühlt sich dieser plötzlich geliebt. Von da an empfindet er eine tiefe Verbundenheit zu Arthur, die ihn bis zu seinem sinnlosen Tod begleitet. Diese Erfahrung ist ein Schlüsselaugenblick und veranlasst Arthur schließlich, die Identität des Jokers abzulegen.

Das finde ich spannender und authentischer als einen unsterblichen Villain, der mit zynischen Sprüchen eine Stadt in Schutt und Asche legt.🤷
******ier Frau
38.679 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von ****e22:
Vor fünf Jahren konnte „Joker“ mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde Dollar und etlichen Auszeichnungen sowohl Publikum als auch Kritiker überzeugen

*fluester* *pfeil* Kinofreunde: Joker (2019)
*********r_dom Mann
2.493 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich war mit meiner kleinen SUB gleich am Mittwochmittag in dem Film (also kaum Zuschauer; vielleicht 20 im ganzen riesigen Kino Saal; daher keine Zwischenrufe - aber es ist tatsächlich jemand eingeschlafen und musste von seiner Begleiterin geweckt werden).

Ich kann die Bewertung des TO vollkommen nachvollziehen - und auch das Fazit.

Ich halte Joker 2019 für einen der besten Filme, den ich je gesehen habe - und habe mich bei Joker 2024 teilweise wirklich gelangweilt. Mir war klar, dass es "Musical Parts" geben würde - aber nicht in welcher Dimension. Auch mit dem Blickwinkel "andere Perspektive" (s. Antworten oben) wird es für mich nicht besser.

Dennoch hat der Film viele Stärken und Highlights (erneut z.B. die schauspielerische Leistung von Joaquin Phoenix). Und auch manche Bilder/Szenen waren auf der Kino Leinwand großartig. Diese Highlights erkenne ich auch an. Dennoch war der Film für mich eine große Enttäuschung. Gerade aus der Figur "Harley Quinn" hat der Film so unendlich wenig gemacht (nicht nur wegen der schauspielerisch sehr überschaubaren Leistung von Lady Gaga). Sehr schade - denn aus dieser Figur hätte man (ganz entsprechend dem Filmtitel Folie à Deux - also Wahnsinn für 2) so viel mehr machen können.

Ja, der Film wird die Zuschauer in 2 Teile teilen. Für mich war der Film eine vertane Chance auf einen erneut großartigen Film. Und das hat vielleicht meine Enttäuschung so groß gemacht.
*********rgara Frau
7.487 Beiträge
Ich war nach den Kritiken bisher oben echt gespannt.

Frisch aus dem Film ( Originalfassung ) kommend , war ich recht ruhig ( selten bei mir *smile* ). Mein erster Gedanke war wow, das war emotional.

Der Film hat manchen zu wenig Handlung. Das ist eine Frage von was erwartet und mag man. Er ist ein bewegender und berührender Spannungsbogen an tiefer Emotionalität. Diese wird durch Musik und Tanz und die Veränderung der Farben vermittelt.
Jedes Lied hat mich mit Text und Bildern mitgenommen in die Welt von Arthur. Seine Verliebtheit, seine Träume, seine Fantasien.
Ohne diese Szenen wäre die Handlung alleine nicht in der Lage gewesen all das zu vermitteln.

Lady Gaga fast ungeschminkt in Nahaufnahme. Mehrmals. Ich fand sie beeindruckend und ideal besetzt. Sie war für jeden Moment genau richtig. Sie hat Verletzlichkeit vermittelt , wenn auch mit Absicht in ihrer Rolle, als auch Grazie und Überheblichkeit. Und definitiv Verrücktheit.
Eine Frau , der ein Arthur Fleck zu Füßen liegen musste emotional.

Ich hatte Tränen in den Augen als ein Arbeitskollege, ein Kleinwüchsiger, vor Gericht aussagt, dass Arthur der einzige war, der ihn nicht ausgelacht und freundlich behandelt habe und wie sehr ihn dessen Eskalation getroffen habe. Er führt am eindrücklisten Arthur die Folgen seines Handelns vor Augen.

Seine Entscheidungen am Ende sind für mich nachvollziehbar.

Tragisch, dass das Interesse der meisten nur dem Joker gilt und nicht dem Mensch Arthur. Er bleibt ungeliebt.

Mich hat der Film angeregt darüber nachzudenken, dass Menschen selten nur eine Seite haben und sich aber wünschen mit allen Seiten angenommen zu werden. Und wie schwer das ist, wenn man Seiten abseits der gesellschaftlichen Norm hat.
Auch ich lehne manche Charakterzüge ab wie beispielsweise Sadismus.

Der Film hat definitiv mehr Tiefgang als Action. Ich mag aber beides. Die Leistung von Joaquin Phoenix ist schlichtweg herausragend und hat mich zutiefst beeindruckt.
****769 Frau
2.569 Beiträge
Jetzt freu ich mich noch mehr auf den Film! Danke @*********rgara 😊
*******_zh Frau
727 Beiträge
Es tut mir leid, aber dieses LaLaLand mit zwei Verrückten funktioniert für mich überhaupt nicht. Und dabei hätte ich mir gewünscht, trotz all der verheerenden Kritiken die ich im Vorfeld gelesen habe, dass sich mir dennoch irgendein Funke Originalität in diesem leider völlig überflüssigen Machwerk erschliesst. Stattdessen habe ich den wahrscheinlich langarmigsten Filme meiner bisherigen Kinozuschauerkarriere über mich ergehen lassen. Zeitweise bin ich glaub sogar wirklich etwas weggedöst. Diese Fortsetzung hätte es definitiv nicht gebraucht. Falls Todd Philipps den Studiobossen dies beweisen wollte, ist es ihm gelungen.
*********rgara Frau
7.487 Beiträge
Ich habe den Eindruck , dass die Art , wie der Film gemacht ist, für den typischen Jokerfilmzuschauer nicht passend ist.

Ohne die "lalaland" Einschübe, in die Arthur sich begibt, wäre alles andere nur bedrückend und kaum auszuhalten gewesen. Ich empfinde es als notwendiges Gegengewicht und völlig schlüssig , dass er wie jeder Mensch Sehnsucht hat nach dem, was das Leben lebenswert macht.

Es ist ein Film dessen Inhalt überwiegend die Gefühlswelt des Joker ist und das finden vermutlich alle weniger interessant, die Action vorziehen.
Ich mag Action auch gerne, bin aber auch ein Fan von inneren Prozessen. Ich find die sehr spannend. Aber das ist Geschmackssache.
******ier Frau
38.679 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich bin schwer beeindruckt von euren tief gehenden Beiträgen. *anbet*
*****ong Mann
758 Beiträge
Hm... Tja... Also... Ich meine... Ähm...

Oh man, selten hat man ein Sequel zu einem erfolgreichen Film gesehen, dass so konsequent entgegen sämtlichen Erwartungshaltungen inszeniert wurde. War JOKER eine Art TAXI DRIVER (1976) seiner Zeit, mit einer dichten, düsteren Inszenierung und einem regelrechten "Punch", so bürstet Regisseur Todd Phillips mit dem Nachfolger alle Zuschauer cineastisch gegen den Strich. Das ist einerseits mutig, und ich mag es, wenn Regisseure ihr Ding durchziehen, andererseits verprellt es aber auch einen Großteil des Publikums.

Wenn man wieder einen Vergleich mit einem Filmklassiker bemühen möchte, dann ist es diesmal NATURAL BORN KILLERS (1994). Nur das JOKER: FOLIE À DEUX weniger brutal und die Medienkritik zwar vorhanden ist, aber nicht einen so vordergründigen Stellenwert besitzt wie in dem Werk von Oliver Stone. Vielmehr werden wir Zeuge, wie Arthur die Nachwirkungen seiner Taten verarbeitet, dass niemand ihn, Arthur, wahrnimmt, sondern alle immer nur den Joker haben wollen. Der Joker hat sich von einer konkreten Person zu einer Idee, einer Vorstellung, einer Metapher gewandelt und die Menschen in Gotham City wollen diese Vorstellung glauben, nehmen von ihr Besitz und bestimmen wie sie zu sein hat. Arthur entgleitet mehr und mehr die Kontrolle über den Joker, spielt zwischendurch das Spiel mit, bis er erkennt, dass er gar nicht mehr derjenige ist, der das Spiel lenkt und es letzten Endes doch einfach nur Arthur war, der die brutalen Morde begangen hatte.

JOKER: FOLIE À DEUX ist daher weniger actiongeladen als sein Vorgänger, weniger Thriller und noch sehr viel mehr psychologisches Drama. Was aber hier inszenatorisch natürlich stark reinspielt, sind die vielen Gesangs- und Musical-Einlagen. Das alleine wäre ja vielleicht nicht mal so wild, wenn sie denn wenigstens an vielen Stellen der Charakterentwicklung oder dem Handlungsverlauf voranbringen würden und ehrlich gesagt auch nicht immer so rau klingen müssten. Stattdessen macht sich irgendwann ein Ermüdungseffekt bemerkbar und gerade im mittleren Drittel des Films ist man öfter geneigt zur Uhr zu schauen. Die Musik-Nummern sind für Arthur und Lee eine Realitätsflucht, ähnlich wie die Tanzeinlagen in SUCKER PUNCH (2011), man träumt davon wie man gemeinsam das Publikum unterhält, das hohe Erwartungen an den Joker und seine neue Freundin hat. Aber auch in diesen Showeinlagen gerät Arthur/Joker in die unterworfene Rolle, dominiert nicht mehr das Geschehen, wie es in JOKER der Fall war. Arthur, nachdem er für Mord und Revolte gesorgt hatte, ist hier zu einem vollkommen passiven Charakter geworden.

Ich kann für mich nur ein sehr zwiespältiges Fazit ziehen. Rein von der Inszenierung und dem "Production Value" ist dieser Film natürlich ein Leckerbissen, da gibt es nichts zu meckern. Auch spielt Phoenix wieder kongenial und selbst Lady Gaga macht ihre Sache ganz ordentlich. Aber leider verliert der Film zwischenzeitlich seinen Drive, mäandert vor sich hin, gibt uns 3-4 Gesangseinlagen zuviel, um erst dann wieder etwas Fahrt aufzunehmen, als die Gerichtsverhandlung in die entscheidende Phase geht. Und dann sind gute 100 Minuten bereits rum. Es ist irgendwie ein guter Film, aber ich kann nicht leugnen, dass ich mehr erwartet hatte.
****e22 Mann
1.054 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Der Film ist mittlerweile über eine Woche im Kino und floppt gerade sehr stark an den Kinokassen, weshalb der von mir im Film gesehene Witz voll aufgeht und ich möchte nochmals betonen: ich halte diesen Witz für sehr gelungen! Lieber arbeite ich mich an so einem Musical ab, als an einer generischen und gefälligen Superheldenverfilmung… denn „Joker: Folie à Deux“ geht nicht nur 140 Minuten, er geht Wochen danach weiter und sei es durch den Soundtrack, den ich seitdem immer wieder höre… und das mag ich gerade sehr!

Im Nachgang möchte ich auf zwei Sachen eingehen, die mir hier aufgefallen sind und die ich mit SPOILER-Warnung genauer besprechen möchte:

*beep* Spoiler

Zitat von *********rgara:
Ich hatte Tränen in den Augen als ein Arbeitskollege, ein Kleinwüchsiger, vor Gericht aussagt, dass Arthur der einzige war, der ihn nicht ausgelacht und freundlich behandelt habe und wie sehr ihn dessen Eskalation getroffen habe. Er führt am eindrücklisten Arthur die Folgen seines Handelns vor Augen.

Das sehe ich absolut genauso! Das ist die stärkste Szene des Films, denn wir erleben einen Wechsel der Rollen in der Rolle, Arthur wechselt hier trotz Make-Up zum ersten Mal innerhalb des Jokers zurück zu seinem früheren selbst. Hier wird ein Moment der Empathie eingefangen, den ich so lange nicht mehr im Kino gesehen habe.

Zitat von *******_zh:
Es tut mir leid, aber dieses LaLaLand mit zwei Verrückten funktioniert für mich überhaupt nicht.

Das war meine größte Sorge im Vorfeld: dass ich nun einen Film ertragen muss, der „La La Land“ referiert, denn für mich ist „La La Land“ ein reines Ärgernis. Aber neben dem obligatorischen „I‘m singing in the Rain“ nimmt er ja direkt Bezug zu „The Band Wagon“ mit Fred Astaire (das ist der Film, der gezeigt wird als „Lee“ Harley Quinn das Feuer legt). Und vor allem (und das hat mich besonders gefreut) zu „Les Parabluies de Cherbourg“ von Jacques Demy.



Und diese Konsequenz von Todd Phillips liebe ich! Nachdem man seinen Vorgänger als Kopie von „Taxi Driver“ und „King of Comedy“ kritisiert hat, nimmt er die wohl einzige amerikanische Kunstgattung und referiert Europäisches Kino… als ob es für Amerikaner nicht schon schwer genug ist „Folie à Deux“ überhaupt auszusprechen, er legt sein ungewolltes Joker-Sequel auch darüber hinaus so wunderbar sperrig an.
*********rgara Frau
7.487 Beiträge
Heute musste ich nochmal an den Film denken.
Und mir wurde ein weiterer Aspekt bewusst.
Er kritisiert eindrucksvoll die Oberflächlichkeit der Gesellschaft und der Medienwelt , die sich nur für das Reißerische und das "Monster" interessiert, wobei der wirkliche Mensch ungesehen bleibt und vereinsamt

Gerade um dem etwas entgegenzusetzen ist der Film emotional statt actiongeladen.

Es scheint als wolle er sagen: Ihr wollt eine Fortsetzung? Dann halte ich Euch den Spiegel vor.....
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