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Midsommar (2019)

********arko Mann
21 Beiträge
Themenersteller 
Midsommar (2019)
Hier mal einen tieferen Blick von mir in dieses Meisterwerk von Ari Aster:

Der Film nutzt die traditionellen Rituale und Bräuche des fiktiven schwedischen Dorfes Hårga, um die ZuschauerInnen in eine Welt zu entführen, die sowohl fremd als auch zutiefst verstörend ist. Die Rituale, die im Verlauf des Films gezeigt werden, sind von einer unheimlichen Schönheit, aber auch von einer unausweichlichen Brutalität geprägt, die sich allmählich entfaltet und den Zuschauenden ebenso wie die ProtagonistInnen in einen Strudel des Unheils zieht.

Die Rituale in "Midsommar" sind das Herzstück des Films. Sie spiegeln die strikte Ordnung und die fest verankerten Traditionen der Dorfgemeinschaft wirder, während sie gleichzeitig die Gewalt und den Wahnsinn andeuten, die unter der scheinbar friedlichen Oberfläche lauern. Von Beginn an wird klar, dass die DorfbewohnerInnen eine völlig andere Vorstellung von Leben und Tod haben. Diese Rituale sind tief in ihrer Kultur verwurzelt, und ihre strikte Befolgung wirkt fast wie ein kollektiver Zwang.

Ein zentraler Moment des Films ist das Ättestupa-Ritual, bei dem sich ältere DorfbewohnerInnen von einer Klippe in den Tod stürzen. Die rohe Gewalt dieses Moments wird in beunruhigender Detailtreue gezeigt, was den Schock für die ProtagonistInnen – und dem Zuschauenden – intensiviert. Diese Darstellung von Gewalt ist nicht selbstzweckhaft, sondern dient dazu, die unversöhnliche Natur der Gemeinschaft und die völlige Entfremdung der ProtagonistInnen von dieser Welt zu verdeutlichen.

Die Gewalt in "Midsommar" ist oft ritualisiert und wird mit einer fast klinischen Präzision gezeigt. Sie ist nicht chaotisch, sondern durchdacht und kulturell legitimiert, was sie umso erschreckender macht. Ari Aster gelingt es, diese Gewalt so darzustellen, dass sie tief unter die Haut geht, indem er sie in den Kontext einer Gemeinschaft stellt, die sie nicht als barbarisch, sondern als notwendigen Teil ihres Lebenszyklus betrachtet. Diese Ambivalenz verleiht dem Film eine zusätzliche psychologische Tiefe.

Auf psychologischer Ebene ist "Midsommar" eine Reise in die Dunkelheit der menschlichen Seele. Die Isolation der ProtagonistInnen und die allmähliche Auflösung ihrer sozialen Bindungen sind zentrale Themen. Besonders die Dani, die Hauptfigur, wird im Verlauf des Films zunehmend von der Dorfgemeinschaft absorbiert. Ihr emotionales Trauma und ihre Einsamkeit machen sie empfänglich für die Manipulationen der Kultmitglieder, die ihre psychische Zerbrechlichkeit ausnutzen. Das Dorf bietet Dani eine Art von Zugehörigkeit und Gemeinschaft, die sie in ihrem bisherigen Leben nicht kannte, was sie schließlich dazu bringt, sich vollständig auf die Rituale und Bräuche dieser neuen Welt einzulassen.

Diese Psychologie des Kultes, der sich durch klare Regeln, Hierarchien und Rituale definiert, steht im krassen Gegensatz zur modernen, individualistischen Welt der Außenstehenden. Der Film zeigt, wie die Dorfgemeinschaft durch ihre unerschütterlichen Überzeugungen eine Art von emotionaler Macht ausübt, die schließlich Dani in ihren Bann zieht. Diese Manipulation wird subtil inszeniert, indem Aster die Entwicklung von Danis Charakter Schritt für Schritt zeigt – von einer verängstigten und verletzlichen Frau hin zu einer neuen Königin des Kultes.

Die letzte Szene, in der Dani als Mailönigin gekrönt wird und den Höhepunkt der rituellen Gewalt still und fast erhaben beobachtet, symbolisiert ihren endgültigen Bruch mit ihrem alten Leben. Anstatt von der Gewalt abgeschreckt zu werden, scheint sie Frieden darin zu finden, was eine zutiefst verstörende Schlussfolgerung darüber zieht, wie Trauma und Isolation einen Menschen formen können.

"Midsommar" ist somit nicht nur ein Horrorfilm, sondern ein komplexes psychologisches Drama, das die Abgründe der menschlichen Psyche und die Macht von Traditionen und Ritualen untersucht. Es ist ein Film, der auf erschreckende Weise zeigt, wie leicht die Grenze zwischen Gemeinschaft und Wahnsinn, zwischen Ritual und Gewalt verschwimmen kann.

Der Film gehört mittlerweile in meine top 10 Liste.

5 von 5 ⭐️
*********er78 Mann
1.344 Beiträge
@********arko: Sehr schön geschrieben. Großartiger Film *top*
******ier Frau
38.648 Beiträge
Gruppen-Mod 
der Trailer:



*modda*
*******cker Paar
3.083 Beiträge
"Midsommar" ist für mich jedenfalls WEIT vor dem sonst immer so hoch gelobten "Hereditary".
******ier Frau
38.648 Beiträge
Gruppen-Mod 
beängstigend, erschütternd, entsetzlich
********arko Mann
21 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******cker:
"Midsommar" ist für mich jedenfalls WEIT vor dem sonst immer so hoch gelobten "Hereditary".

Sehe ich auch so. Ich kann auch nicht verstehen, dass soviel Horrorfilm FreundInnen den Film ablehnen mit dem Vermerk, der wäre Langweilig.
********chaf Mann
7.943 Beiträge
JOY-Angels 
Der Film ist so verstörend, weil man als Zuschauer alles kommen sieht, aber man selbst keine Ahnung hat, wie man sich der Situation entziehen sollte.
Denn, als es ein Paar dann tatsächlich versucht, merkt man, wie grausam und schnell diese Gemeinde handelt. Man sieht nicht, wie sie ihn "verschwinden" lassen, das ist umso verstörender, wie ein Dorfbewohner seiner Partnerin in einer Seelenruhe erzählt, dass man ihn schon einmal zum Bahnhof gefahren habe, und auf ihre Entgegnung, dass er nie ohne sie gefahren wäre, das einfach noch einmal wiederholt, ergänzt darum, dass man sie gerne ebenfalls zu diesem fahren würde. Freundlicherweise.
Während der Zuschauer weiß, es einfach weiß ohne es gesehen zu haben, dass sie beide nie dort angekommen sind.

Für mich ist der Film eine echte Achterbahnfahrt. Man wünscht der Hauptfigur ja eigentlich alles Beste, weil sie nun einmal wirklich Schlimmes erlebt hat. Aber worin dieses "Beste" besteht, das sie ja auch offensichtlich glücklich macht, das ist schon starker Tobak.

Wer den Film als langweilig empfindet, hat nie genau hingesehen. Der doppelte Boden, wenn man ihn bemerkt, sieht man sich den Film mit ganz anderen Augen an.
*********er78 Mann
1.344 Beiträge
@********chaf da ich nicht liken kann, halt so: *top*
******ier Frau
38.648 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von ********chaf:
Der doppelte Boden, wenn man ihn bemerkt, sieht man sich den Film mit ganz anderen Augen an.
Ja, absolut, das glaube ich ungesehen. *ja*
********arko Mann
21 Beiträge
Themenersteller 
@********chaf

Was das vorhersehen der Handlung betrifft, gibt es am Anfang ein Gemälde zu sehen. Drückt man auf Pause und schaut sich dieses genauer an, erkennt man, dass in diesem die ganze Handlung der Geschichte gezeigt wird *zwinker*
********arko Mann
21 Beiträge
Themenersteller 
@*********er78

Dann wird es Zeit für ein Upgrade:D
*********er78 Mann
1.344 Beiträge
@********arko gerade keine Lust *traenenlach* . Und mit euch kann ich ja auch so diskutieren

Und das mit dem Gemälde hab ich auch schon gelesen
******_HH Mann
2.507 Beiträge
Ich habe diesen Horrorfilm ausnahmsweise geschaut.
Ich fand ihn wirklich sehr extrem und brutal.
*******l84 Frau
498 Beiträge
Ich liebe diesen Film *love3*

Und musste Hohn und Spott über mich ergehen lassen, weil ich ihn gefühlt schon hundertmal gesehen und auch auf DVD habe.
Ich freue mich sehr, dass auch andere dieses kleine Schmuckstück toll finden.

*diegroessten*
********arko Mann
21 Beiträge
Themenersteller 
@*******l84

Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich schon über 40 mql donnie darko gesehen habe, schmunzeln die meisten auch.
Bei midsommar war es "nur" 7 mal *ggg*
*******l84 Frau
498 Beiträge
*lol*

Vielleicht könntest du für „Donnie Darko“ auch einen Thread eröffnen und uns erzählen wie du das Ende interpretierst *zwinker*
********arko Mann
21 Beiträge
Themenersteller 
@*******l84

Ich hab echt noch viele Analysen und Kritiken in der Pipeline, aber tu donnie darko hab ich tatsächlich vier verschiedene die ich im Laufe der letzten Jahre geschrieben habe *ggg*
*****ong Mann
757 Beiträge
Zitat von ********arko:

Ich kann auch nicht verstehen, dass soviel Horrorfilm FreundInnen den Film ablehnen mit dem Vermerk, der wäre Langweilig.

Weil es eben kein 08/15 Horrorfilm ist und die Erwartungshaltung in der Hinsicht massiv unterlaufen wird. MIDSOMMAR ist inhaltlich näher an THE WICKER MAN als an irgendwelche Slasher. Was ja auch gut so ist.
*****ong Mann
757 Beiträge
Auf 40 Sichtungen bei Donnie Darko komme ich noch nicht, aber mit Audiokommentaren usw. bestimmt auf 15-20 mal. Auch weil ich damals viel über den Film geschrieben habe.
*********er78 Mann
1.344 Beiträge
Also auf 40 Sichtungen komm ich auch nicht, das wären eher andere Filme *mrgreen* . Vor allem fällt Midsommar unter die Kategorie Film: Super, aber arg häufig kann ich ihn nicht schauen.
******nig Mann
24.968 Beiträge
Es ist schon ein paar Jahre her dass ich mich Midsommar gesehen habe. Aber der Film hat sich in mein Gedächtnis gebrannt wie nur wenige! Absolut großartig! Wie schon geschrieben wurde : man sieht es genau und weiß was passieren wird, aber die Gemeinde lässt keinen Ausweg, kein Entkommen zu. Ja: es ist ein Blick in den Abgrund menschlichen Seins, denn die Handlung ist so in sich schlüssig erzählt, dass es absolut glaubwürdig als mögliches reales Szenario rüberkommt!

Absolut 5 von 5 Sternen! *top2*
******ier Frau
38.648 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von ******nig:
es ist ein Blick in den Abgrund menschlichen Seins, denn die Handlung ist so in sich schlüssig erzählt, dass es absolut glaubwürdig als mögliches reales Szenario rüberkommt!
Das glaube ich ungesehen.
Die Szenen machen mir einen sehr klaren Eindruck.
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