Actionheldinnen
In dem http://www.joyclub.de/magazin/kino_film/action_heroes.html habe ich lang und breit über das testosterongetränkte Actiongenre fabuliert, ohne auch nur eine einzige Powerfrau in den Mittelpunkt gerückt zu haben. Allerdings bin ich deshalb noch lange keine Chauvi, denn betrachtet man das Genre einmal ganz nüchtern, dann könnte man schnell zu der These kommen, dass es DEN weiblichen Actionstar niemals gegeben hat! Im Umfeld diverser feministisch angehauchter Filmfiguren wurde zwar immer wieder einmal der Begriff der Powerfrau genutzt, doch fühlten sich ebenjene nur selten im Actionfilm daheim. Die Frau des typischen amerikanischen Actionfilmes wollte beschützt werden, aber selten selbst draufhauen.
Sigourney Weaver kommt dem Prototyp der Powerfrau noch am nächsten, doch sie ließ ihre Muskeln NIE in einem Actionfilm spielen. Natürlich war sie die harte Ripley, doch Alien und die Fortsetzungen firmieren samt und sonders nicht unter Action.
In den frühen 90ern versuchte der Finne Renny Harlin von dem Powerfrauenimage seiner damaligen Ehefrau Geena Davis zu profitieren. Jene galt seit ihrem Auftritt in Thelma and Louise als echte Heldin des feministischen Kinos. Doch die gemeinsamen Projekte, der Piratenfilm die Piratenbraut und der Actiongeheimtipp Tödliche Weihnachten, floppten fast schon katastrophal und sowohl der Regisseur als auch seine Frau versanken in der Bedeutungslosigkeit.
Der kundige Filmfan wird vermutlich noch Linda Hamilton ins Feld führen, die vor allem für Terminator II zur Abrissbirne auf zwei Beinen mutierte und dem technologisch geprägten Männerkino von James Cameron Beine machte. Doch die Darstellerin blieb immer auf ihre Rolle als Sarah Connor festgelegt und verschwand zusehends von den Besetzungslisten der Studios.
Im B-Bereich sah es nicht viel besser aus. Eine einzige Ausnahme kann man hier benennen. Ihr Name: Cynthia Rothrock. Einige ihrer Filme: Karate Tiger II, Born to Fight, Tigerkralle I-III oder China O’Brien. Die versierte Kampfsportexpertin erkannte allerdings schnell, dass sie in Hollywood als Frau fürs Grobe keinerlei Karriere würde machen können und so tauschte sie vermehrt Amerika gegen die ehemalige Kronkolonie Hongkong ein.
Hier sah die Situation schon wieder ganz anders aus. Im Schatten der gigantischen, vor Blut, Schweiß, Ehre und Blei nur so überlaufenden Heroic Bloodshed Epen vom Schlage eines Hard Boiled, City on Fire oder The Killer entstanden hier in dichter Abfolge viele Actionstreifen, die auch und vor allem weibliche Heldinnen in den Mittelpunkt rückten bzw. überraschend starke weibliche Heldinnen an der Seite des Helden präsentierten.
Diese Heldinnen standen in der Gunst des Publikums obendrein ganz weit oben und etablierten ganze Filmreihen unter dem Banner der Chicks with Guns Thematik, wobei die Ladys meist weniger schossen, als vielmehr dank umfangreicher Kampfsportfähigkeiten den Bösewichtern amtlich in den Arsch traten. Maggie Cheung (Police Story), Moon Lee (Iron Angels), Brigitte Lin (China Swordsman), Cynthia Luster (Lethal Angels) und natürlich die heute noch unglaublich erfolgreiche Michelle Yeoh (Tiger and Dragon, Die Mumie 3) seien stellvertretend genannt.
Um die Jahrtausendwende beschloss man in Hollywood, den veränderten Ansprüchen ans Actionkino gerecht zu werden und versuchte recht beherzt, eine ganze Armada von Powerladys zu etablieren. Michelle Rodriguez (SWAT, Fast and Furious), Cameron Diaz Knight and Day, Lucy Liu (Drei Engel für Charlie), Carrie Anne Moss (Matrix), Maggie Q (Mission Impossible III), Milla Jovovich (Resident Evil), Jessica Biel (Blade Trinitiy, Das A-Team), Kate Beckinsale (Underworld) oder Angelina Jolie buhlten ab sofort mehr oder weniger erfolgreich um die Gunst des Actionpublikums und sollten mit einem veränderten Rollenverständnis (weg vom jederzeit zu beschützenden Sidekick des Helden hin zur selbstbewussten starken Frau) auch ein weibliches Publikum erobern.
Bis auf Angelina Jolie, der es in Actionhämmern wie Wanted durchaus gelang, diesen Anspruch zu erfüllen, konnte sich aber erneut keine Darstellerin so wirklich als Actionheldin etablieren.
Ganz abgesehen davon, dass der derzeit überzeugendste weibliche Actionstar gerade einmal 13 Jahre alt ist und in Kick Ass genau das macht, was der Titel verspricht. Vielleicht wird die kleine Chloe Moretz ja ein wirklicher Actionstar?
In diesem Sinne:
freeman