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KOMPONIST des Monats, IX. Teil

*******elle Mann
176 Beiträge
Sehr interessant auch Sofia Gubaidulina!!!
*******cher Mann
176 Beiträge
1 Stimme für Zelenka...☺
Wenn es nicht reicht, bin ich gespannt auf Paganini..
****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 
3 Stimmen für Niccolo Paganini:
ananga
plusquamibus
bachbeacher


1 Stimme für Giulio Caccini :
Luccio


1 Stimme für Paul Dukas:
DrPaulus


1 Stimme für Emmerich Kalman :
Orpheus1974


2 Stimmen für Zelenka :
john_coltra
bachbeacher


1 Stimme für Sofia Gubaidulina :
masaje-y-mas
*******sima Frau
2.542 Beiträge
Na dann ist wohl Paganini der KdM Oktober!

Die Wiki-Biographie dient, wie meist, als kurzer erster Überblick über die Lebensdaten. Aber es gibt zwei Filmbeiträge, die sich alternativ als Einführung eignen, eine Dokumentation und einen Spielfilm, die erste auf Deutsch, die zweite englisch mit deutschen Untertiteln:




****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 
aus WIKI
Niccolò Paganini wurde nachweislich 1782 in Genua geboren. Er veranlasste 1821 seinen Freund, den Anwalt Luigi Germi, das Geburtsdatum zu fälschen und von 1782 auf 1784 zu verlegen. 1828 diktierte er Peter Lichtenthal für eine erste biographische Notiz, die 1830 in der Leipziger Musik-Gazette und 1853 in Mailand auf Italienisch erschien, dasselbe Jahr 1784.[1] Auch Julius Max Schottky erhielt diese Angabe von Paganini persönlich für Paganini’s Leben und Treiben als Künstler und als Mensch: mit unparteiischer Berücksichtigung d. Meinungen seiner Anhänger u. Gegner. Daher galt das ganze 19. Jahrhundert hindurch 1784 als richtig.[1] Paganinis Angaben zu seiner Kindheit und zur Rolle seines Vaters, die bei Schottky zu lesen sind,[2] müssen aus demselben Grund kritisch gesehen werden.[1]

Nach eigenen Angaben erhielt Paganini bereits in frühester Kindheit Violinunterricht, unter anderem von seinem Vater Antonio Paganini, der ihn zum stundenlangen Üben zwang. War er dem Vater nicht fleißig genug, bekam er nichts zu essen. Bereits in dieser frühen Zeit erprobte er aus eigenem Antrieb die klanglichen Möglichkeiten der Violine und erfand „neue und sonst noch ungesehene Griffe […], deren Zusammenklingen die Leute staunen ließ“.[2] Zudem begann er schon als Kind – unterrichtet von seinem Vater – Gitarre zu spielen.[3] Nicht genau datierbar – zwischen 1791 und 1795 – bekam er Violinunterricht von Giacomo Costa in Genua. Vermutlich war er jedoch größtenteils Autodidakt, beeinflusst von den Werken, der Spielweise und der „Schule“ Giuseppe Tartinis, Pietro Locatellis, Giovanni Battista Viottis, Rodolphe Kreutzers und Pierre Rodes.[4]

Weitere Anregungen und Kenntnisse erlangte Paganini bei einem Aufenthalt in Parma zusammen mit seinem Vater von Ende 1795 bis gegen Ende 1797. Er erhielt dort Kompositionsunterricht bei Gasparo Ghiretti und Ferdinando Paër, komponierte unter deren Aufsicht einige Werke, darunter zwei heute verlorene Violinkonzerte, die er im Gran Teatro zu Parma, in Colorno und in Sala aufführen konnte. Zurück in Genua erlebte er, dass die Stadt von napoleonischen Truppen besetzt wurde. Dem entfloh er, indem er Oberitalien bereiste und dort Konzerte gab. Die Programme seiner Auftritte in Modena im Dezember 1800 zeigen, dass er neben Eigenkompositionen auch Konzerte von Rode und Kreutzer spielte. Ein Kabinettstückchen stellte sein Spanischer Fandango dar, in dem er die Stimmen verschiedener Vögel nachahmte und den er auch später im Ausland gerne darbot.[5] 1801 kehrte er nach Genua zurück und widmete sich nach eigenen Angaben der Landwirtschaft und dem Gitarrenspiel.[6] Er komponierte für die Gitarre, und zudem wurde die Gitarre für ihn ein wichtiges Utensil für das harmonische Denken und das mehrstimmige Komponieren.

****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 
*huhu*
mich begeistern von Paganini hauptsächlich seine Virtuosität, die seines Gleichen sucht.
Hauptsächlich sein erstes und zweites Violinkonzert und seine Capricen sind Weltberühmt
und einfach genial und fantastisch. Franz Liszt hat dem 2. Violinkonzert "la Campanella" auch
ein Klavierstück gewidmet, was einige von euch bestimmt kennen.
Der Film "Paganini" mit David Garrett in der Hauptrolle ist sehenswert, denn
er spielt als Laienschauspieler wirklich sehr gut und seine Virtuosität ist
sehr überzeugend als Paganini *g* (ich finde das er viel besser schauspielert in diesem
Film als Veronica Ferres, die ja Profil ist *g* )
****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 

****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 

****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 

****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 
aus WIKI - Fortsetzung
Lucca
Erstmals ohne den Vater reiste Paganini 1801 nach Lucca. Dort bewarb er sich erfolgreich um die musikalische Teilnahme am Hochamt von Santa Croce. Großen Anklang fand ein Konzert in Santa Croce am 14. September 1801. Es brachte ihm Einladungen für weitere Konzerte ein.[7]

Für die Jahre 1802 bis 1804 liegen keine gesicherten Informationen vor.[7] Möglicherweise bezieht sich Paganinis Geständnis jugendlicher Fehler wie der Leidenschaft für Glücksspiele auf diese Zeitspanne:

„Mein Talent fand […] zu große Anerkennung; das ungebundene Umherreisen; der Enthusiasmus […]; ein genuesisches Blut […] – alles dies, und so manches andere der Art mehr, ließ mich oft in Gesellschaften geraten, die in der That nicht die besten waren. Ich muß es aufrichtig sagen, daß ich […] in die Hände solcher Leute fiel, die weit fertiger und glücklicher spielten als ich, aber freilich weder die Violine noch die Guitarre. Ich verlor oft an einem Abende die Frucht mehrerer Concerte […]. Aber diese Perioden waren zum Glück vorübergehend […]“[8][9]

Im Januar 1805 wurde Paganini zum Konzertmeister im Orchester der Republik Lucca ernannt und, nachdem Fürstin Elisa Baciocchi, eine Schwester Napoleons, Herrscherin Luccas geworden war, stattdessen im September 1805 deren Kammervirtuose und Operndirektor. Bis 1809 währte diese einzige feste Anstellung in Paganinis Leben. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Werke für Violine und Orchester sowie für Violine und Gitarre.[10]

*******sima Frau
2.542 Beiträge
König der "Teufelsgeiger", oder teuflischer Hexenmeister?
Mit Niccolo Paganini ging das "Goldene Zeitalter der Teufelsgeiger" zu Ende, meint der Musikjournalist Wolfgang Scherer.

Als in Nizza am 27. Mai 1840 um 17 Uhr 20 die Totenglocke läutet, weiß jeder, dass er jetzt endlich gestorben ist: Niccolò Paganini, der berühmteste Geigen-Virtuose aller Zeiten. Und jeder weiß, dass der Teufel gekommen war, um sich seine Seele zu holen. Hatte er nicht dem Priester Caffarelli auf dem Totenlager alles gestanden? Dass er vor vielen Jahren einen Bund mit dem Satan geschlossen und damals seine Geliebte ermordet hatte, um aus ihrem Gedärm jene G-Saite zu gewinnen, auf der er ganze Konzerte spielte? Wie der Leichnam Corellis wurde auch die Leiche Paganinis konserviert. Man spritzte eine Lösung aus chlorsaurem Zink in die Venen und Arterien. Aber anders als Corelli, wurde Paganini nicht bestattet. Im Gegenteil: man ließ die Leiche im Sterbezimmer liegen, wo Schaulustige den toten Teufelsgeiger gegen Entgelt besichtigen konnten. Auch in den folgenden Tagen kam es zu keiner Bestattung. Nicht in den folgenden Wochen, Monaten, Jahren. Die kirchlichen und die politischen Behörden weigerten sich in Nizza ebenso wie in Paganinis Heimatstadt Genua, dem Verstorbenen ein christliches Begräbnis zu gewähren. In ganz Italien fand sich kein Friedhof, der ihn aufnehmen wollte. Der Papst prüfte den Fall und verfügte eine Untersuchung durch den Erzbischof von Turin und seine Amtskollegen von Genua und Nizza, aber das Verbot einer Bestattung blieb bestehen. Nach einer vierjährigen Odyssee landete der Zinksarg schließlich im Keller der Villa Gaione in Parma, wo sein Sohn Achille inzwischen mit Frau und Kind wohnte. Ganze 32 Jahre lang sollte er hier mit der konservierten Leiche seines unsterblichen Vaters unter einem Dach leben. Dann kam es zu einem Deal. Rom könnte das Verbot des Bischofs von Nizza aufheben, nur müsse ein eindeutiges Zeugnis der Reue des Verstorbenen vorliegen. Achille wusste, worauf dies hinauslief. Wenn er alle Honorare, die sich Paganini mit Hilfe des Teufels erspielt hatte, an die Kirche zahlen würde, könnte er bestattet werden. Achille zahlte. Eine horrende Summe. Dann durfte Paganini in Parma beerdigt werden. Nachts.

Niccolò Paganini, der legendäre Hexenmeister der Violine. Eine steile Karriere – nichts anderes wünschte sich der strenge Antonio Paganini für seinen begabten Sohn. Eine strahlende Zukunft jenseits der schmutzigen Gassen in einem der ärmsten Viertel Genuas, Reichtum, Wohlstand, Ansehen –musikalische Wunderkinder, mit denen sich dies alles erreichen ließ, sie hatten Hochkonjunktur. Aber Antonio Paganini war kein Leopold Mozart. Er prügelte seinen Sohn an die Geige. Hatte der nicht fleißig genug geübt, gab es nichts zu essen. Stattdessen Wasser und Schläge. Erste Konzertreisen durch Italien organisierte sein Manager-Vater mit den Zuschüssen betuchter Gönner. Wo immer er auftrat, verblüffte der junge Mann mit seinen Violinkünsten das Publikum. Die erste Dame, die bei Paganinis Spiel in Ohnmacht fiel, war die Fürstin Elisa von Piombino und Lucca. Nun, als ihren Kammervirtuosen hat sie ihn dann eingestellt. Das konnte nicht gut gehen und bald war Paganini wieder sein eigener Herr. Von nun an war er nahezu ununterbrochen auf Tournee. Und reiste alleine, ohne seinen Vater. In einer abgedunkelten Kutsche, lichtempfindlich wie er war... Oder weil er das Licht scheute? Hatte er nicht in Venedig auf dem Friedhof des Lido für die Toten gespielt? Zwischen den Gräbern? Ein bleicher Virtuose von dürrer Gestalt, mit einem diabolischen Blick, pechschwarzen, wirren Haarsträhnen, in einem schäbigen dunklen Gehrock, um danach wortlos in seine Kutsche einzusteigen und in der Dunkelheit der Nacht zu verschwinden?

Als Paganini die Alpen überquert, um in Wien, Paris, London zu konzertieren, wobei er stets seine Eintrittspreise verdoppelt, ist er längst eine lebende Legende. In Kirchen darf er schon lange nicht mehr spielen... Aber das macht nichts. Er ist ein Pop-Star. Seine Auftritte lösen Massenhysterien aus. Die Säle toben, es kommt zu Tumulten, die Frauen kreischen und reißen sich die Kleider auf, Männer heulen vor Rührung, prügeln sich mit ihren Nachbarn oder fallen in Ohnmacht. Paganini macht Millionen. In Wien verkaufen die Bäcker Paganinis aus Zuckerguss. Die Damen tragen Hüte und Handschuhe à la Paganini, es gibt Knöpfe, Stöcke, Zigarrenkisten, Pillendöschen mit seinem Konterfei. Und dann die Gerüchte. Ja, er hatte zahlreiche amouröse Affären gehabt; ja, er hatte eine Minderjährige entführt, geschwängert und sitzen gelassen. Ja, er war dafür, weil er nicht zahlen wollte, eine Zeit lang im Gefängnis gesessen. Aber hatte er wirklich seine Geliebte erwürgt und aus ihren Därmen seine vierte Saite gemacht, der er so zauberhafte Töne entlocken konnte? Hatte er wirklich einen faustischen Pakt mit dem Teufel geschlossen und seine Seele verkauft, um so spielen zu können? War es tatsächlich wahr, dass er nie übte? Und war das wirklich ein Bocksfuß, was da unten aus seinem Hosenbein herausschaute...? Paganini selbst hat eine Erklärung für die ekstatische Wirkung, die er auslöst; und für die gesundheitliche Erschöpfung, die ihm während dieser never-ending-tour zunehmend zu schaffen macht. Aus seinen Worten spricht die Plausibilität des elektrischen Jahrhunderts. „Die elektrischen Spannungen, die ich spüre, wenn ich mich der magischen Harmonie aussetze, schaden mir entsetzlich. Ehrlich gesagt tut es mir leid, dass überall verbreitet wird, ich wäre vom Teufel besessen...“

Wolfgang Scherer, „Violinen, Virtuosen, Vibrationen. Das Goldene Zeitalter der Teufelsgeiger“ Manuskripte SWR2, 3.+7.8.2020, stark gekürzt
*******sima Frau
2.542 Beiträge
Anekdotisches
Auch ein anderer Musikjournalist, Konrad Beikircher, hat im Mai 2015, anlässlich Paganinis 175. Todestag, folgenden unterhaltsamen Rundfunk-Feuilleton-Text über ihn verfasst:

Heute, liebe Freunde der schönen Musik und der kleinen Anekdoten, haben wir einen schönen Jubiläumstag. Sie wissen ja, ich schaue gerne im Jubelkalender nach, wer denn mal wieder dran ist, und heute ist einer dran, der mein Leben schon von ganz früh an begleitet hat: Niccolò Paganini. Er ist am 27. Mai 1840, das war ein Mittwoch, gestorben, vor 175 Jahren. Ich möchte Ihnen heute aus diesem Anlass ein bisschen was über ihn erzählen. Er gehörte in seiner Zeit zu den überschätzten Komponisten, was uns für ihn freut. Da ist der Bogen schon ziemlich überspannt worden, z.B. Giacomo Meyerbeer, selber auch einer der zu Lebzeiten etwas überschätzten Opernkomponisten - naja, heute wird er peu à peu wiederentdeckt, weil er so gut zu den großformatigen Leinwänden passt - Meyerbeer hat über Niccolò gesagt: "Wo unser Denken aufhört, da fängt Paganini an!" Da kann man auf gut rheinisch nur sagen: "Also ich weiß es nicht!" Wenn man sich - auch mit Fachleuten - über Niccolò Paganini unterhält, ist es immer noch so, als schrieben wir 1840. Gerüchte, Legenden, Lügen, Klitterungen ohne Ende. Das geht schon mit seiner Geburt los: Er kam am 27. 10. 1782 in Genova zur Welt und nicht am 18. 2. 1784. Das Datum, das ihn jünger machen sollte und das die meisten Biographen übernommen haben, geht allerdings auf ihn selber zurück - er wollte (wieder einmal) heiraten und dabei eine gute Figur machen. Also schrieb er am 22. Juni 1822 an seinen Freund und Rechtsanwalt Luigi Germi nach Genova:"Was die Taufurkunde betrifft, so möchte ich nicht, dass daraus hervorgeht, dass ich schon in das vierzigste Lebensjahr eingetreten bin. Wenn Du Dich mit dem Pfarrer von S. Salvatore verständigen könntest, ob es möglich ist, mich unterhalb der Vierzig zu platzieren, würde mir das große Freude machen." Naja, lieber Niccolò, wenn's nicht mehr ist...!

Mandoline hat er mit fünf Jahren gelernt und später die Geige, genaues Alter weiß man nicht, außer, dass er sich mal darüber beklagte, dass sein Vater Antonio ihn gezwungen habe, von morgens bis abends Geige zu üben und dass seine Mutter darum gebetet habe, dass aus ihm ein großer Geiger werde. Zu welcher/m Heiligen sie aber gebetet hat, ist unklar: zur Hl. Cäcilia, der Musikpatronin, zum Hl. Arnold von Arnoldsweiher, ein Profi auf der Zither, zum Hl. Arnulf, der gerne mit Viola abgebildet wird (dass Bratschisten einen eigenen Heiligen brauchen, ist allerdings jedem Musiker einsichtig) oder zum Hl. Dunstan von Canterbury, der auch was für Musiker - wenn auch nur englische - übrig gehabt haben soll? Egal - das Gebet hat den richtigen Fürsprecher erreicht - vielleicht war es auch der Hl. Stradivarius oder - eher - der Hl. Guarnerius (spielte Paganini doch auf einer Guarnieri del Gesù). Soviel also zur genetischen 'Belastung' und zum Draht nach oben.

Jedenfalls: Er erhielt Unterricht im Geigenspiel - allerdings weniger von der 'Bundesliga', mehr von soliden Genueser Musikern wie z.B. Giacomo Costa, die ihm auch entsprechend wenig beibringen konnten, denn er war ein Naturtalent. Seine Intonationssicherheit z.B. muss phänomenal gewesen sein - auch in den extremsten Lagen soll er auf Anhieb immer den richtigen Ton erwischt haben und ab seinem 12. Lebensjahr gab er Konzerte: zuerst in Genova, dann in Parma. Er lernt unermüdlich weiter, 1800 sehen wir ihn in Modena wieder, wo er ein großes Konzert gibt - eines seiner ersten als Violinvirtuose, wo er einen beispiellosen Erfolg hatte. Im Grunde ändert sich - wenn man an den Erfolg seiner Konzerte denkt - ab jetzt bis in die vierziger Jahre nicht viel - Wissens ist er nie ausgepfiffen worden und ein gewisses Nachlassen des Interesses an seinen Konzerten in Frankreich 1831 hatte eher mit der Häufigkeit seiner Konzerte als mit der Wirkung seines Spiels zu tun. Wie jeder Bühnenmensch weiß, ist es gefährlich, zu oft zu spielen - man läuft Gefahr erreichbar und damit gewöhnlich zu werden. Von jetzt (1800) an bis 1828 tourt er unermüdlich in Italien. Wobei er nicht etwa ausschließlich eigene Kompositionen spielte - das ist auch eine der Legenden, die sich hartnäckig halten - sondern Rode, Viotti und Kreutzer aufführte, was ihm öfters die Kritik eintrug, er spiele sie nicht notengetreu, er könne das vielleicht gar nicht. Bezeichnend ist aber, dass sein Erfolg wuchs, als er es aufgab, 'Fremdliteratur' zu spielen.

Dabei nutzte er in diesen ersten Jahren oft das Podium zu kleinen, sarkastisch-humoristischen Protesten gegen die Bourgeoisie: saßen zu viele Pfeffersäcke im Publikum, verzichtete der Jakobiner Paganini auf die Kadenz und imitierte stattdessen Eselsgeschrei - zum Jubel der einfachen Leute und zum Naserümpfen der Bürger. Bezeichnend für diesen Humor möchte ich hier stellvertretend für alle anderen Konzerte (diesbezüglich) eine 'Kritik' zitieren, die Abt Chelini über das erste - legendäre - Konzert Paganinis in der Kathedrale von Lucca am 14. 9.1801, geschrieben hat: "Auf dem Platz San Martino war das ganze Bataillon von Lucca aufgestellt, das ziemlich klein war, da eine größere Anzahl von Soldaten desertiert war. Am Morgen des Festes begab sich die Regierung mit dem Festzug zur Singmesse. Die Musik dauerte sehr lange, denn man hatte die Indiskretheit und Unhöflichkeit gegenüber dem Prälaten, dort ein Konzert abhalten zu lassen (was bis dahin unerhört war), das von einem gewissen Paganini, einem Genueser Jakobiner, gegeben wurde, der sofort nach dem Kyrie Eleison anfing zu spielen und das ganze 28 Minuten lang.

Dieser 'Herr' zeigte zwar Geschicklichkeit, aber weder Ernst noch musikalisches Urteilsvermögen. Er ahmte mit der Geige den Gesang der Vögel nach, Flöten, Trompeten und Hörner, dergestalt, dass sein Konzert als Opera Buffa endete, die alle zum Lachen brachte, während sie gleichzeitig seine Geschicklichkeit und Sicherheit bewunderten. Dies zeugte aber weder von Vernunft noch von Ernst, denn die Nachahmung von Vögeln und anderer Instrumente mit einer Violine ist sicher ein Beweis für die Geschicklichkeit eines Spielers, aber da sie vom eigentlichen Sinn des Spiels weit entfernt ist, ist es nichts anderes als eine Jugendtorheit, die man vielleicht in einer Musikschule machen kann, und auch da nur in Maßen, keinesfalls aber an einem geheiligten Ort. Das Konzert jedoch hatte einen sehr großen Erfolg und ebenfalls die ganze Musik, waren doch die Jakobiner die ersten, die es hochhielten indem sie sagten, noch nie habe es in S. Croce derartige Musik gegeben; und wenn einer schlecht darüber sprach, lief er Gefahr, ins Gefängnis geworfen zu werden."

Im Leben Paganinis begegnen wir immer wieder den Frauen, woran man sieht: man muß eine Geige noch nicht mal richtig halten können (Paganini hielt die Geige zwischen Schlüsselbein und Kinn nach unten und vorne, was ihm möglicherweise mehr Griffmöglichkeiten bot als die klassische Sevcik-Haltung: Kinn und Augen links, Geige in Verlängerung der Schulter eingeklemmt und dann gucken, wie man mit dem Bogen die G-Saite erreicht, ein am Anfang chaplineskes Schauspiel!), um die Frauen erobern zu können. Zugegeben: spielen konnte er schon besser als alle anderen, aber langt das denn schon? Ja, es langt. Auch wenn einer "eine Stimme wie ein rostiger Wasserhahn" hat, wie sie Paganini gehabt haben soll, laut Jacques Boucher de Perthes, Zollbeamter in Abbeville, der an der Somme Feuersteinwerkzeuge fand und damit die Erforschung der Altsteinzeit einleitete, also einer, der sich mit rostigen Wasserhähnen ausgekannt haben muss. Er hatte Verhältnisse ohne Ende, wahrscheinlich auch in Lucca mit der Schwester Napoleons, er hat sich aber auch immer nach einer Frau fürs Leben gesehnt, na gut, wer von uns Männern tut das nicht.

Wir wissen, dass zu seiner hohen Zeit, bei den Konzerten die Frauen reihenweise in Ohnmacht fielen, na gut, er war nicht nur Geiger, er war wirklich ein Popstar. Von 1810 bis zum März 1828 reist er durch Italien und gibt ein Konzert nach dem anderen. Schnell ist sein Ruf, der beste Geiger aller Zeiten zu sein, gefestigt. Vor allem aber hat er in diesen 18 Jahren sich das restliche 'Handwerkszeug' zurecht gelegt, dessen man bedarf, wenn man auf den großen Bühnen der Welt reüssieren will. Das heißt, dass er in dieser Zeit auch lernte, die Wirkung von Effekten zu studieren, sie souverän handzuhaben, mit einem Wort: bühnensicher zu werden. Denn das war er - abgesehen von seiner geigerischen Einmaligkeit und abgesehen vom Charisma seiner Kompositionen - ohnegleichen, ohne dass er die Effekte unbedingt um ihrer selbst willen eingesetzt hätte. Man kann ohne Übertreibung sagen: Paganini dachte - auch auf dem Konzertpodium - in erster Linie musikalisch. Da spielt aber schon eine große Rolle, dass das Publikum auch wegen der unglaublichen Gerüchte, die sich um Paganini rankten und die er immer wieder zu entkräften versuchte, bereit war, in ihm einen Teufel oder zumindest einen genialischen Scharlatan zu sehen.

Es gibt nicht viele Zeitzeugen, die versuchen, ein etwas weniger dämonisches Bild von ihm zu malen. Schade. Dass er aber seine Bühnenpräsenz, das magische Auftreten, nutzte, ist natürlich auch klar. Da langte ja ein gebieterischer Blick ins Publikum und die Damen fielen in Ohnmacht (in Wien), weil sie schon den Teufel zu schauen glaubten. Kurz: wenn einer Popstar ist, warum soll er es nicht nutzen? Zumal, wenn er auch noch ein exzellenter Musiker ist! Unsere Tina Turners, Mick Jaggers oder Madonnas haben nicht einen Hauch von dem zu bieten, was Paganini verschenkte, aber gegen deren Auftreten war Niccolò ein schmächtiger Waisenknabe.

Und noch eine kleine Anekdote zu Paganini: 1818 trifft er in Bologna mit Rossini zusammen, der ihm auch in Paris ein Freund bleibt und der später sagen wird, er habe nur zweimal in seinem Leben geweint: einmal, als er Paganini das erste mal habe spielen hören, das zweite Mal, als ein Dummkopf eine getrüffelte Ente habe ins Wasser fallen lassen. 1819 übrigens gibt er in Rom im Palazzo des österreichischen Grafen Kaunitz ein Konzert, das auch Fürst Metternich hört, der davon so begeistert war, dass er Paganini nach Wien einlud. 9 Jahre später kam es dann dazu.

1821 kam es zu einer superben Scharade beim Karneval in Rom. Paganini, Rossini und Massimo d'Azeglio (Schriftsteller, Schwiegersohn von Alessandro Manzoni und hochgebildeter Politiker) taten sich zusammen um als Trio aufzutreten. Sie verfassten einen Text ("Siamo ciechi, siamo nati per campar di cortesia in giornata d'allegria non si nega carità -wir sind blind, wir sind geboren um von Almosen zu leben, an einem Tag der Freuden verweigert man keine Almosen"), Rossini vertont ihn, und dann wird sich ins Getümmel gestürzt. Massimo d'Azeglio erzählt das so: "Es wurde entschieden, dass die Unterbekleidung von höchster Eleganz sein sollte und darüber armselige geflickte Lumpen getragen werden sollten. Eine offensichtliche und doch saubere Armut also. Rossini und Paganini sollten das Orchester darstellen, indem sie auf zwei Gitarren herumklimperten; sie überlegten, sich als Frauen zu verkleiden. Rossini vergrößerte mit sehr viel Geschmack seine bereits ausladenden Formen mit mehreren Lagen Stoff und er sah unmenschlich aus! Paganini erst, dürr wie ein Stecken und mit diesem Gesicht, das wie der Hals einer Geige aussieht, wirkte als Frau doppelt so dürr und kreuzlahm. Ich sage es nicht nur so, wir machten wirklich Furore: zuerst in zwei oder drei Häusern, in denen wir sangen, dann auf dem Corso und später nachts auf dem Fest."

(Konrad Beikircher, Pasticchio musicale, SWR2 Manuskripte, 16.5.2015)
*******sima Frau
2.542 Beiträge
Paganini als Operettenprotagonist
Paganini

Operette in 3 Akten
Musik von Franz Lehar
Text von Paul Knepler und Bela Jenbach.
Uraufführung: 30. Oktober 1925 im Johann-Strauß-Theater in Wien (Österreich)

Niccolò Paganini, der berühmteste Geigenvirtuose seiner Zeit. In seiner Kunst war er
unerreicht, im Glücksspiel, seiner anderen großen Leidenschaft, hatte er nach eigenem Geständnis eher das Nachsehen. In der Liebe wohl auch, was bei seinem
Künstlerstatus und seiner Karriere wohl begreiflich ist. 1805 kam er als
Konzertmeister an das Orchester der damals französisch verwalteten Republik
Lucca. Franz Lehár machte Paganini zum Helden einer
nach ihm betitelten Operette.

Größen der Geschichte waren zu dieser Zeit die Favoriten des Musiktheaters, in „Friederike“ z.B. nahm Lehár sich den jugendlichen Goethe aufs Korn.
Auch in „Paganini“ bringt er eine Frau ins Spiel, Elisa Baciocchi,
die Schwester Napoleons und derzeitige Regentin von Lucca.
Natürlich ist sie nicht nur am Geigenspiel, sondern auch an dem Mann interessiert, und Paganini sieht ein, dass zwischen Frau und Musik eine gewisse Analogie besteht.
Ernsthafte Anfechtungen bleiben dennoch aus, denn das Leben eines Künstlers gehört nun mal der Kunst.
(Karl Dietrich Gräwe, SWR2 Musikstunde, Manuskript v. 21.7.2011)

Ausführlichere Informationen hierzu finden sich im österreichischen Operetten-Lexikon unter
http://www.operetten-lexikon.info/?menu=66&lang=1
*******sima Frau
2.542 Beiträge
Und hier Gitarrenmusik von Paganini

*********vibus Mann
1.020 Beiträge
Paganini war nicht nur ein komponierender Geigenvirtuose. Seine Melodien haben auch zu Werken angeregt wie z.B. Brahms zu seinen Paganini-Variationen.

****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 
richtig toll *anbet* *wow*
****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 

und noch eine der wundervollen Capricen von Paganini *anbet* *wow*
****ga Frau
18.014 Beiträge
Themenersteller 
Im November geborene Komponisten:
Paul Abraham 2.11.1892,
Claude Arrieu 30.11.1903,
Wilhelm Friedemann Bach 22.11.1710,
Felice Blangini 18.11.1781,
Alexander Borodin 11.11.1833,
Arnold Cooke 4.11.1906,
François Couperin 10.11.1668,
Aaron Copland 14.11.1900,
Johann Nepomuk David 30.11.1895,
Karl Ditters von Dittersdorf 2.11.1739,
Nico Dostal 27.11.1895,
Manuel de Falla 23.11.1876,
Hans Fleischer 10.11.1896,
Rudi Gfaller 10.11.1882,
Franz Xaver Gruber 25.11.1787,
Fanny Hensel 14.11.1805,
Johann Nepomuk Hummel 14.11.1778,
Michail Ippolitow-Iwanow 19.11.1859,
Wilhelm Kempff 25.11.1895,
Alexander Aronowitsch Knaifel 28.11.1943,
Franz Krommer 27.11.1759,
Paul Lincke 7.11.1866,
Carl Loewe 30.11.1796,
Leopold Mozart 17.11.1719,
Alessandro Nini 1.11.1805,
Carl Theodor Pachelbel 24.11.1690,
Carlo Pedrotti 12.11.1817,
Anton Grigorjewitsch Rubinstein 28.11.1829,
Samuel Scheidt 3.11. 1587 (Taufdatum),
Gunther Schuller 22.11.1925,
John Philip Sousa 6.11.1854,
Gaspare Spontini 14.11.1774
Nicolaus Adam Strungk 15.11.1640,
Sergej Tanejew 25.11.1856,
Slawa Ulanowski 18.11.1951,
Hugo Ulrich 26.11.1827,
Altug Ünlü 8.11.1965,
Benjamin Yusupovs 22.11.1962,
Julien-François Zbinden 11.11.1917
*******1972 Mann
548 Beiträge
Borodin...!
*******elle Mann
176 Beiträge
Wilhelm Friedemann Bach oder Couperin
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Julien-Francois Zbinden

Dieser schweizerische Komponist trat noch im Jahr 2017 - mit hundert Jahren- öffentlich am Klavier auf! *fernglas*
*******_NW Mann
597 Beiträge
Borodin
*******ltra Mann
1.393 Beiträge
Haben die Opernfreunde bei Borodin u.a. Fürst Igor im Sinn?
Na dann – warum nicht? *smile*

Also Borodin
*******sima Frau
2.542 Beiträge
Wilhelm Friedemann Bach oder Leopold Mozart
*********vibus Mann
1.020 Beiträge
Alexander Borodin
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