Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Oper
116 Mitglieder
zum Thema
Metamorphose16
Metamorphose In Eschenholz geritztes Wort. In Sand gefühltes, du bist…
zum Thema
Metamorphose2
Ein weiteres Machwerk aus meinem unsteten, verdorbenem Geist.
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Die Metamorphosen des Ovid und die Oper

**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Die Metamorphosen des Ovid und die Oper
Der römische Dichter Publius Ovidius Naso schrieb zwischen 1 n. Chr. und 8 n. Chr. ein in Hexametern verfasstes Gedicht über Metamorphosen (Verwandlungen in eine andere Gestalt).

In 15 Büchern wird die Geschichte der Welt von ihren Anfängen bis in die Gegenwart des Dichters erzählt.

Rund 250 Einzelsagen aus der römischen und griechischen Mythologie werden mit hohem künstlerischen Esprit dargestellt.

Der Einfluss dieses Werks auf die Literatur, bildende Kunst und die Musik ist enorm.
(Quelle: Wikipedia)

In diesem Thread möchte ich euch nach und nach antike Mythen und ihre Rezeption in der Oper vorstellen. Seht es mir nach, dass ich als Lateinlehrerin ein besonderes Faible für dieses Thema habe … *smile*
******tta Frau
178 Beiträge
Ich freu mich drauf!
*******ata Frau
28.009 Beiträge
Gruppen-Mod 
ein spannendes Thema *danke*
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Keyx und Alkyone
Keyx (Ceyx) war nach Ovid ein König der Stadt Trachis (Mittelgriechenland) und Gatte von Alkyone (Alcyone), Tochter des Windgottes Aiolos.

Die beiden liebten sich sehr. Auf einer Schiffsreise ging sein Schiff im Sturm unter. Keyx’ letzte Worte galten seiner Frau.
Alkyone war untröstlich und wollte sich ins Meer stürzen, um ihrem Mann in den Tod zu folgen.

Die Götter waren von der tiefen Liebe des Paares gerührt und verwandelten die beiden in Eisvögel.

Alkyones Vater Aiolos gewährte ihnen zur Brutzeit eine siebentägige Windstille, die sprichwörtlichen „halkyonischen Tage“.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Marin Marais: Alcione
Marin Marais (1656-1728) verarbeitete das Thema der großen Liebe zwischen Keyx und Alkyone in seiner Oper „Alcione“, die 1706 in der Pariser Oper uraufgeführt wurde.

Ceyx und Alcione lieben einander und wollen heiraten. Auch Ceyx‘ Freund Pélée ist in Alcione verliebt. Er ist zwar bereit, auf sie zu verzichten, doch die Zauberer Phorbas und Ismène verwenden seine Gefühle als Vorwand, um ihren Gegner Ceyx zu vernichten.

Nachdem sie die Hochzeit erfolgreich sabotiert haben, reden sie Ceyx ein, dass er das Land verlassen müsse, um Alcione zu retten. Sein Schiff versinkt in einem Sturm.

Als am nächsten Morgen Ceix’ Leiche an Land gespült wird, erdolcht sich Alcione aus Trauer.

Dennoch gibt es ein glückliches Ende, denn der Gott Neptun steigt aus dem Meer und verwandelt das Paar in Eisvögel.

In der Aufführung von 2017 unter der Leitung von Jordi Savall singen Lea Desandre (Titelrolle), Cyril Auvity (Ceyx), Marc Mauillon (Pélée) und Lisandro Abadie (Phorbas).



Vielen lieben Dank für diese sehr interessante Einführung 🥰
*******sima Frau
2.537 Beiträge
Danke für dieses spannende Thema, liebe @**********gosto!*freu* Ich freue mich jetzt schon auch auf alle weiteren Beiträge.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Galatea, Polyphem und Acis

Eigentlich ist die Nymphe Galatea mit dem Riesen Polyphem liiert. Sie hat sich aber in den jungen Schäfer Acis verliebt, der laut Ovid gerade mal „zweimal acht Jahre“ zählt.

Die beiden können sich nur heimlich treffen, denn Polyphem ist fürchterlich eifersüchtig. Schließlich erschlägt er Acis mit einem Felsen. Galathea ist untröstlich und verwandelt sein strömendes Blut in einen Fluss.

Händel verarbeitet diese antike Ausformung des Motivs Die Schöne und das Biest in seinem Werk „Acis and Galathea“.

Er ergänzt die Personen durch den Schäfer Damon, der seinen jungen Freund Acis mehrfach warnt und vor dem Riesen zu retten versucht.

Genau genommen handelt es sich nicht um eine Oper, sondern um ein Maskenspiel. Gelegentlich wird es auch als Pastorale bezeichnet.

Der Unterschied zur Oper liegt in der Kürze, der sparsamen Besetzung und Instrumentierung.

Ich habe mich hier für die Aufführung unter Christopher Hogwood entschieden, The Royal Opera House Covent Garden 2009.

Besonders die Tänzer:innen gefallen mir sehr. Sie bringen Leichtigkeit und Dynamik in die Szenerie und verkörpern die innere Bewegung der Sänger:innen. *fernglas*


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Orpheus und Eurydike

Orpheus ist ein Sänger und Dichter der griechischen Mythologie. Er wurde als Sohn der Muse Kalliope geboren, der Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft, der Philosophie und des Saitenspiels.
Als sein Vater galt der Flussgott Oigros, gelegentlich auch Apollon.

Von Apollon, dem Gott der Musik, bekam er eine Lyra geschenkt. Mit seinem Gesang bezauberte Orpheus Götter, Menschen und sogar Tiere, Pflanzen und Steine.

Orpheus‘ Ehefrau war die Nymphe Eurydike. Als sie durch einen Schlangenbiss starb, stieg er in die Unterwelt, um deren Herrscher Hades zu bewegen, ihm seine Frau zurückzugeben.

Das gelang ihm auch, die Bedingung war aber, er dürfe sich auf dem Rückweg nicht nach ihr umdrehen. Als er dies nicht schaffte, sank sie wieder in die Unterwelt zurück. Orpheus‘ Lyra wurde als Sternbild an den Himmel versetzt.

Die Geschichte von Orpheus und Eurydike ist in zahlreichen Werken verarbeitet worden. Monteverdi widmete ihr die Oper „L’Orfeo“ (1607), die als das erste Werk dieses neuen Genres gilt. Viele halten sie nach wie vor für die beste und schönste Oper überhaupt.

Ich selbst habe mittlerweile mindestens vier verschiedene Aufführungen kennengelernt, von denen jede ihre eigenen Reize hat.

Zum Kennenlernen habe ich mich hier für die Bearbeitung von William Christie und seinen Les Arts Florissants entschieden, mit Cyril Auvity in der Titelrolle und Paul Agnew als Apollon. *roseschenk*


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Der entscheidende Augenblick

Wenige Ereignisse in Ovids Erzählungen sind so eindrucksvoll und anrührend wie der Moment, in dem Orpheus seine Eurydike zum zweiten Mal verliert. Und das zu einem Zeitpunkt, als sie schon fast das rettende Tageslicht erreicht haben …

Ovid schreibt:
hic, ne deficeret, metuens avidusque videndi
flexit amans oculos, et protinus illa elapsa est.

Er, besorgt, sie bleibe zurück, und begierig, sie zu sehen,
wendet voll Liebe die Augen, und sogleich sinkt sie zurück. (Übers. v. mir)

Berühmt ist die Arie, die Christoph Willibald Gluck in seiner Oper „Orfeo ed Euridice“ (1762) dem untröstlichen Sänger in den Mund legt: Que faró senza Euridice …


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Der Uirapuru - Orpheuszaunkönig

Auch ein Vogel Südamerikas, der für seinen schönen Gesang bekannt ist, wurde nach Orpheus benannt.

Auf dem Brasilienportal (brasilienportal.ch) ist zu lesen:

„Haben Sie schon mal eine Musik gehört, die so schön war, dass Sie unwillkürlich alles stehen und liegen ließen, um ihr zu lauschen? Genau das wird nämlich geschehen, wenn Sie den Gesang des Uirapuru-verdadeiro (Cyphorhinus arada) - Orpheuszaunkönig - zum ersten Mal hören.

Man sagt, dass sogar die anderen Vögel schweigen, wenn seine Flötenstimme durch den Wald schallt. Auch auf sie übt der unvergleichliche Gesang des kleinen Vogels eine geradezu hypnotische Wirkung aus.“

P.S. Dieser kleine Ausflug in die Ornithologie nur am Rande. *lol*


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Giulio Caccini, Euridice

Noch vor Monteverdis L‘Orfeo entstand zur gleichen Geschichte ein Werk von Caccini, und nicht wenige bezeichnen Euridice als die allererste Oper.

Aber ich denke, die Diskussion um die erste Oper ist müßig, wichtiger ist, dass es damals nicht wenige italienische Fürstenhäuser gab, die sich für die Verschmelzung von Drama und Musik begeisterten, so dass wir heute noch diese hinreißenden Werke hören und sehen können. *fernglas*


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Aktaion
Nach Pausanias war Aktaion der Enkel von Kadmos, Gründer und König von Theben, und seiner Frau Harmonia. Er wurde vom Zentauren Cheiron erzogen, der ihn besonders in der Jagd ausbildete.

Ovid erzählt in seinen Metamorphosen, wie Aktaion die Göttin Diana im Bad überrascht, woraufhin sie ihn in einen Hirsch verwandelt und er von seinen eigenen Hunden zerfleischt wird.
Skulptur von Aktaion mit seinen Hunden in den Kaskaden von Caserta, Kampanien (Quelle: Wikipedia)
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Actéon
Marc-Antoine Charpentier, Actéon

Charpentier komponierte nach Ovids Erzählung eine kurze Oper (Pastorale en musique) in sechs Szenen.

In der wunderschönen Inszenierung, die ich herausgesucht habe, schildert eine Erzählerin als Einführung die Geschichte (französisch mit deutschen Untertiteln) und geht besonders auf die Vorgeschichte ein.

Danach war der Tod des Aktaion ein später Racheakt der Göttin Juno, weil Jupiter die Schwester von Aktaions Großmutter, Europa, in Gestalt eines Stiers nach Kreta entführt und sich dort mit ihr vergnügt hatte.

Solche Rachefeldzüge über Generationen hinweg sind in der antiken Mythologie recht häufig.


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Perseus

Akrisios, dem König von Argos, wird geweissagt, dass einer seiner Enkel ihm zum Verhängnis werden würde. Er sperrt deshalb seine Tochter Danaë im Keller des Palastes ein und lässt sie von blutrünstigen Hunden bewachen.

Das ist natürlich für Zeus (lat. Jupiter), Chef der Götter mit einer Schwäche für schöne Frauen, kein Hindernis. Er besucht das Mädchen in Gestalt eines Goldregens, worauf sie Perseus zur Welt bringt.

Akrisios ist darüber not amused und setzt Mutter und Sohn in einer Kiste auf dem Meer aus. An einer Insel der Kykladen werden sie an den Strand gespült und von Diktys, dem Bruder des Königs Polydektes, gefunden und in seinen Haushalt aufgenommen.

Polydektes hat bald ein Auge auf die schöne Danaë geworfen und stellt ihr jahrelang nach. Diktys und der heranwachsende Perseus beschützen sie aber.

Um Perseus loszuwerden, stellt Polydektes dem jungen Mann die Aufgabe, ihm das Haupt der Meduse zu bringen. Der König ist sich sicher, ihn damit ihn den Tod zu schicken, denn die Meduse hat nicht nur Schlangenhaare, sondern auch einen Blick, der jeden versteinert, der sie direkt ansieht.

Perseus erhält aber von vielen Seiten Unterstützung, vor allem von der Göttin Athene. Die schenkt ihm nämlich einen magischen Schild, der als Spiegel wirkt.

Dem jungen Mann gelingt also ein Sieg über die Meduse, ein Motiv, das viele Künstler inspiriert hat.

Soviel erstmal für heute. Fortsetzung folgt.
Quelle: Wikipedia)
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Persée
Persée (Lully)
Oper in einem Prolog und fünf Akten von Jean-Baptiste Lully mit einem Libretto von Philippe Quinault nach einer Erzählung im vierten Buch der Metamorphosen des Ovid. Uraufführung 1682 in der Pariser Oper.

Handlung

Prolog
Verschiedene allegorische Figuren bitten La Vertu (die Tugend) um Frieden, denn ein edler Held (Ludwig XIV) sei von den Göttern auf die Erde geschickt worden, um dort segensreich zu wirken.
Schon einmal habe es mit Persée einen solchen Helden gegeben, und Apollo solle ihn heute erneut zum Leben erwecken.

Erster Akt
Der äthiopische König Céphée, seine Gattin Cassiope und deren Schwester Mérope fürchten den Zorn der Göttin Juno, die sich von Cassiope beleidigt fühlt und aus Rache die Gorgone Méduse gegen das Land gesandt hat. Jeder, der sie anblickt, wird unverzüglich in Stein verwandelt.

Der Held Persée, ein Sohn Jupiters, hat versprochen, gegen das Untier zu kämpfen. Céphée verspricht ihm zum Dank die Hand seiner Tochter Andromède, die jedoch mit seinem Bruder Phinée verlobt ist. Mérope wiederum ist in Pérsée verliebt. Nachrichten über neue Opfer Méduses treffen ein.

Hier ein wunderbarer Alain Coulombe als Méduse: J’ai perdu la beauté *fernglas*



**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Zweiter Akt

Phinée will Andromède nicht aufgeben. Diese hält zunächst zu ihm, erklärt dann aber doch Persée ihre Liebe.

Der Götterbote Mercure verspricht Persée göttliche Hilfe. Er erhält ein Schwert und geflügelte Schuhe von Vulkan, einen Zauberschild von Pallas Athene und den Helm Plutos.

Andromède und Mérope haben sich in der folgenden Szene versöhnt, und jede der beiden in Persée verliebten Frauen bietet ihrer Rivalin an, auf den Geliebten verzichten zu wollen.

Ein wahrhaft seltenes Ereignis! *fernglas*


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Dritter Akt
Mercure versetzt Méduse und ihre beiden Gefährtinnen in Schlaf, und Persée trennt ihr den Kopf vom Leib.


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Vierter Akt
Juno lässt Andromède entführen, um sie einem Meeresungeheuer zum Frass vorzuwerfen. Persée kann sie im letzten Moment retten.

Hier eine Ballettszene mit Degenfechtern … *fernglas*



**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Fünfter Akt
Phinée verbündet sich mit Juno und entfesselt einen Aufstand. Persée besiegt die Gegner, indem er ihnen das Haupt Méduses zeigt und sie in Stein verwandelt.

Zum Abschluss verkündet die Göttin Venus, dass Juno ihren Zorn abgelegt habe. Persée und Andromède können heiraten und werden, wie auch Cassiope und Céphée, als Sternbilder in den Himmel versetzt.

Hier eine berühmte Passacaille mit Landschaftsbildern.


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Lully, Atys

Die Göttin Cybèle hat sich in ihren Hohepriester Atys verliebt. Er jedoch liebt eine andere. In ihrer Eifersucht lässt Cybèle Atys in einem Wahnsinnsanfall die Geliebte töten.

Voller Verzweiflung tötet er sich darauf hin selbst. Cybèle erkennt, dass sie zu weit gegangen ist. Reumütig verwandelt sie Atys in eine Pinie, einen heiligen Baum „révérée de toute la nature pour jamais ».

Leider ist diese wunderschöne Oper zur Zeit nicht auf YouTube zu finden. Ich hatte aber das Glück, auf dem Kanal von Stéphanie d‘Oustrac, die in der Aufführung von William Christie die Cybèle singt, die bewegende Schlussszene zu finden. *roseschenk*


Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.