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Komponist des Monats II. Teil

Wie Katharina gerade geschrieben hat. Wagner konnte nichts dafür, daß Hitler ihn mochte. Ich denke auch, wenn seine Nachfahren nicht so sehr in den NS-Staat verstrickt gewesen wären, würde der Antisemitismus Wagners nicht so sehr hervorgehoben. Ich habe es schon einmal geschrieben. Luther rief dazu aus, Juden 7-Mal höher zu hängen als Diebe oder Juden die Bude über dem Kopf anzuzünden. Das ist auch oft nicht bekannt. Aber die Familie Wagner hat auch vieles dazu beigetragen, daß deren Vergangenheit nicht richtig aufgearbeitet wurde. Die Wagners sindeine Familie, die total zerstritten ist. Das beste Beispiel ist die Enkelin Friedelind, die als sie sich vom NS-Staat losgesagt wurde, total angefeindet wurde. Oder Wagners erste Tochter Isolde, die von Cosima "Entwagnert" wurde. Auch wurde von Wolfgang Wagner nicht zugegeben, wie sehr zerstritten er mit seinem Bruder Wieland war und wie sehr sie sich mit "Onkel Wolf" verstanden haben. Karajan war auch Mitglied in der NSDAP, R. Strauß stand auf der Liste der "Gottbegnadeten-Liste". Auch wenn er sich auch kritisch zum NS-Staat geäußert hat. Auch Wilhelm Furtwängler stand darauf. Selbst in Rühmann's Feuerzangenbowle gibt es kurze Andeutungen zur NS-Ideologie. Wagner hat sich zeitlebens geben Tyrannei, Diktatur und Alleinherrschaft eingesetzt. Man darf nicht vergessen, daß Wagner bis zum 14. Lebensjahr Richard Geyer hieß und man lange dachte, daß Wagner eigentlich der Sohn von Ludwig Geyer war. Der zweite Ehemann von Wagners Mutter, einem Juden. Anscheinend wurde er wegen seines Aussehen, das angeblich jüdisch wäre, und wegen seines damaligen Namens als Kind gehänselt. Auch hat vielleicht die Genialität von Mendelssohn dazu beigetragen, daß er an sich vielleicht vermisst hat. Vielleicht hatte sich ja auch Hoffnungen gemacht Leiter des Gewandhauses zu werden. Mendelssohn bekam aber diesen Posten. Das hat sicherlich alles zu Wagners widerlichem Antisemitismus beigetragen. Ein Nazi war er aber nicht.
Richard Wagner
Die Werke seiner ersten Schaffenshälfte unterschieden sich darin von denen der zweiten. Im Holländer, Tannhäuser und Lohengrin suchen die Helden Erlösung in menschlich-irdischer Liebe. Im Ring des Nibelungen und Tristan und Isolde, den Meistersingern und Parsifal wird die Erlösung im Verzicht und der Verneinung gefunden. Dies ergab sich aus der Beschäftigung mit Schopenhauers Philosophie, obwohl sie nur auslöste, was sich in Wagner entwickelt hat.

Wagner durchbrach den Schopenhauerschen Pessimismus nicht selten, woraus besonders im Nibelungenring Widersprüche entstanden. Entscheidend für jetzt und die Zukunft war, daß der freien Stoffwelt dramatischer Werke die Lehre eines Zeit-Philosophen unterlegt war.

Schopenhauer dachte allerdings weder an den Nibelungenring, noch an Tristan und Isolde. Er wollte von Wagner überhaupt nicht viel wissen. Seine musikalischen Geschmack fand er bei - Rossini befriedigt! Es machte ihm wenig Eindruck, daß Wagner germanische Götter und Helden zu Sinnbildern von Wille und Vorstellung verwandelte.

Dabei ging das Ehepaar Wagner in Schopenhauers Gedanken so auf, daß sich Richard und Cosima in der Münchener Zeit die Decknamen Will und Vorstel zulegten. Es war einiger Spürsinn notwendig, um herauszubekommen, daß dies die Abkürzung von Wille und Vorstellung waren.
Richard Wagner
Neue Wege schlug Wagner in der musikalischen Gestaltung seiner Werke ein. Er mied bis dahin gültige Formen. Wagner ging Arien, Duetten und Ensembles mehr und mehr aus dem Weg. Die Form sollte aus Gegebenheiten des Dramas erwachsen. Gewisse musikalische Formen blieben unter der Oberfläche trotzdem erhalten. Sinnvolle Verknüpfung erreichte er durch das Leitmotiv.
Handelnde: Siegfried, Wotan, Gutrune,
Abstraktes: Treue, Liebe, Verrat, und Requisiten des Spiels:
Speer, Ring, Tarnkappe, wurden mit musikalischen Motiven bedacht, die in allen Phasen beibehalten werden und gedankliche Verbindungen auch ohne Worte schaffen.

Leitmotive gab es übrigens schon vor Wagner. Nur wurden sie nicht so folgerichtig angewandt, und kaum einer seiner Vorgänger erfand mit wenigen Tönen so einprägsame Symbole.

Auch Melodie und Rhythmus machte Wagner seinem dramatischen Ausdruckswillen dienstbar. Er erfand, etwa im Gegensatz zu Beethoven, so melodisch und der Stimme entsprechend, daß seine Partien bei höchster dramatischer Wucht sangbar bleiben.
Mein Wagner
ein herzliches dankeschön

posi1966 + SuendigesPaar11

für eure beiträge.

viele facetten habt ihr mit euren spots beleuchtet: den dichter und den komponisten, den impressario und den kulturpoiltiker. den menschen wagner, seinen familienclan und die rezeptionsgeschichte.

mich haben eure texte angeregt, meine private wagner-geschichte anzugucken. ein freund und chorkollege infizierte mich damals 16jährigen mit dem wagner-virus. wenige schwarze scheiben genügten, mit der ouvertüre zum holländer, dem schlussgesang der brünnhilde, isoldes liebestod.

schwer akut wurde das ganze, als ich 1966 in bayreuth den parsifal erlebte. in der inszenierung des bereits verstorbenen wieland wagner, pierre boulez am pult. hans hopf als einspringer in der titelpartie, astrid varnay als kundry, hans hotter als gurnemanz, eberhard waechter als amfortas. wie heisst es so schön im schubertlied "da war's gescheh'n um dich, gesell!"


von da an war der grüne hügel meine jährliche wallfahrt. das wagner-fieber trieb 1968 eine grossartige tristanaufführung mit nilsson/windgassen/talvela weiter in die höhe.

natürlich besuchte ich auch ausserhalb von bayreuth alle wagner-aufführungen, die der geldbeutel und die freizeit erreichen konnten. vom fliegenden holländer in coburg über eine hervorragende produktion der meistersinger von nürnberg in nürnberg (mit thomas steward als sachs) bis zur walküre an der bayrischen staatsoper.

gläubiger eifer, mit durchaus auch spätpubertären zügen, prägten meine verhältnis zum wagnerschen oevre bis weit in mein drittes lebensjahrzehnt. wehe, an werk und künstler wurden kritische fragen gestellt. dem frevler war mein verbaler kreuzzug sicher.

in den 80ziger kam es zu einem perspektivwechsel. im extrachor sang ich in augsburg bei tannhäuser und götterdämmerung mit. ich konnte als manne, fast im wortsinne hautnah, erleben, wie die herren neumann, esser und wenkoff das hohe c schmetterten, stemmten oder mogelten, siegfrieds tod gestalteten oder chargierten.

spätestens dieser blick hinter die kulissen holte mein verhältnis zu richard wagner auf den boden zurück. die wagner-gläubigkeit hatte ich schon vorher verloren. völlig undramatisch. der wagner-gemeinde muss man keinen austritt erklären.

noch immer besuche ich aufführungen von wagner-opern. mal ein gelungenes rheingold am theater hof, mal einen missglückten parsifal an der staatsoper stuttgart. ich pilgere nicht mehr, fühle mich wohltuend suchtentwöhnt. ich kann wagner auch aus konserven geniessen, wohldosiert. mal das lohengrin-vorspiel, mal das prächtige gespräch zwischen hans sachs und walter von stolzing. selten ein werk von vorne bis hinten.

in die vielen erregten debatten um und über wagner, in die kontroversen um die produktionen seiner opern steige ich nur noch selten ein. schon gar nicht in das geraune um den angeblich so schrecklichen menschen wagner. dazu hat, für mich treffend, christian thielemann gesagt: ich kann nichts über den menschen wagner sagen, weil ich ihn nicht kennen gelernt habe.

Meine Wagnergeschichte.
Meine Liebe zur Musik von Wagner habe ich als Jugendlicher schon entdeckt. Ich bekam eine Musikcassette von Herbert von Karajan geschenkt. Darauf war unter anderem der Anfang des 2. Aktes der Walküre und der Walkürenritt. Diese Werke haben mich unheimlich fasziniert und ich habe begonnen mit mit dem Thema Wagner auseinander zu setzen und habe mir den gesamten Ring in einer Aufnahme mit Karl Böhm aus Bayreuth gekauft. Hat damals 99 Mark gekostet. Mittlerweile besitze ich 10 Aufnahmen, auf CD und DVD und habe den Ring mehrmals gesehen. In Stuttgart habe ich als Jugendlicher noch den Holländer und Lohengrin, jeweils in einer Inszenierung von Wieland Wagner gesehen. Obwohl er schon 15 Jahre tot war. Als Jugendlicher konnte ich die Qualität dieser Inszenierungen natürlich nicht schätzen. Mittlerweile habe ich auch 2 Mal die Bayreuther Festspiele besucht. Den Ring und den Parsifal. Das Thema Wagner läßt mich bis heute nicht los. Den Parsifal in Stuttgart würde ich nie anschauen, weil ich Regietheater wie bei Calixte Bieto ablehne. Für so etwas gebe ich kein Geld mehr aus. Das schönste Wagnererlebnis war der Parsifal in Bayreuth in einer Inszenierung von Stefan herheim. War modern und ging nicht am Werk vorbei. Wie Wagner es gewollt hätte. Er sagte einmal "Kinder, macht neues". Aber verfälschungen seiner Werke hätte er nie gut geheißen.
Wagner und Nietzsche
Ich habe bei Wikipedia einen interessanten Artikel zum Verhältniss Wagner und Nietzsche gefunden. Zuerst war deren Verhältniss sehr freundschaftlich, später lehnte Nietsche Wagner ab. Sein Verhältniss zu Cosima muß auch sehr zwiespältig gewesen sein. Bevor er in die Nervenklinik in Jena eingeliefert wurde muß er gesagt haben "meine Frau Cosima hat mich hier her gebracht". Aber lest euch einfach mal den Artikel durch. http://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche_contra_Wagner
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Gerade gesehen
.. ein kurzer Beitrag im ZDF Morgenmagazin

http://www.zdf.de/ZDFmediath … Jahr:-Der-Titan-von-Bayreuth
Weiterer kleiner Literaturtip
Heißer Literaturtip. Ich lese gerade die Biographie von Egon Voss. Vor allem für diejenigen gut, die sich nicht mit großen Schmökern wie der Biographie von Martin Gregor Dellin abgeben müssen. Egon Voll ist Leider der Richard-Wagner-Gesamtausgabe und hat eine kleine Biographie verfasst. Lesenswert und sehr informativ. Erschienen im Verlag C. H. Beck
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Winifred Wagner
Gestern stolperte ich über eine ZDF-Dokumentation über Winifred Wagner´(aus der Reihe "Hitler und seine Frauen"), die ich in verschiedener Hinsicht interessant fand. Zum einen die Art und Weise, wie die Festspiele und die Opern Wagners zu einem Teil der NS -Propaganda wurden (wofür Wagner nichts kann, aber seine Schwiegertochter) und zweitens die Musikbeispiele , die ich, wenn ich die Augen schloss und die Bilder dazu nicht sah, einfach nur schön und beeindruckend fand.

*nachdenk*

Zusammen mit diesem Thread hat mich das bewogen, meine Vorurteile mal beiseite zu legen und Wagner nochmal ganz neu zu hören.
Ich hoffe nur, daß im Herbst genau so viel zu Verdi im Fernsehen kommt wie jetzt zu Wagner ...
@Rubensweib.
Hallo Rubensweib. Verdi hat es sicherlich ebenso verdient. Und der Pay-TV-Sender Classica würdigt ihn schon das ganze Jahr über. Aber hier in der deutschen TV-Landschaft glaube ich es nicht. Weil eben Verdi kein deutscher Komponist ist und sicherlich von der Persönlichkeit nicht ganz so polarisiert wie Wagner. Das ist natürlich gefundener Stoff für das Fernsehen.
Ich gebe Posi Recht!
Dafür werden wir hier im JC Verdi entsprechend würdigen!!!


LG
@sündiges Paar.
Verdi war letztes Jahr schon dran.
*schock*
Vorschlag
Ich möchte einen neuen Komponisten des Monats vorschlagen. Richard Strauß. Er hat am 11. Juni Geburtstag.
*******ltra Mann
1.393 Beiträge
. . .
Hatten wir nicht Robert Schumann schon längerfristig im Fokus für den Juni?
****ga Frau
17.972 Beiträge
Themenersteller 
also mein Vorschlag wäre :

April Tschaikowsky ( da damals ein anderer Kalender in Russland verwendet wurde galt ja damals der 25.4.1840 als Geburtsdatum)

Mai: Richard Wagner
Juni Robert Schumann


was meint ihr dazu ?


ja Schumann war mal angedacht für Juni....


September 2011 : Georg Friedrich Händel
Oktober 2011 : Joseph Haydn
November 2011 : Franz Liszt
Dezember 2011 : Johann Sebastian Bach
Januar 2012 : WAM
Februar 2012 : Felix Mendelssohn-Bartholdy
März 2012 : Antonio Vivaldi
April 2012: Sergej Prokofieff
Mai 2012 : Johannes Brahms
Juni 2012: Carl Nielsen
Juli 2012 : Leos Janacek
August 2012: Claude Debussy
September 2012 : Anton Bruckner
Oktober 2012: Giuseppe Verdi
November 2012 : Carl Maria von Weber
Dezember 2012 : Ludwig van Beethoven
Januar 2013 : Franz Schubert
Februar 2013 : Gioachino Rossini
März 2013 : Frédéric Chopin
April 2013 : Peter Iliytsch Tschaikowski
Mai 2013 : Richard Wagner

aber wir können ja abstimmen, wenn die Mehrheit für Richard Strauss ist, dann bin ich da flexibel, beide haben im Juni Geburtstag.
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Na ja
... ich bin natürlich für Schumann ... *hand*
Der Meister von Bayreuth
im märz feierte der unbekannte unter den grossen deutschen dichtern, johann paul friedrich richter, postum seinen 250. geburtstag.

ein ereignis, das "in aller stille stattfand", wie es bei beerdigungen oft heisst.


im jahre 1902 schrieb der große kritiker alfred kerr mit seiner markanten handschrift ins gästebuch des jean-paul-dichterstübchens (in der rollwenzelei, vor den toren bayreuths):

"Vergessen dich die Deutschen heut? Du bist der Meister von Bayreuth!"

off topic - oder doch nicht?
Ich bin für Schumann!
Strauß o. Schumann
Ok,

dann bin ich auch für Schumann. Strauß hat eh nächstes Jahr 150. Geburtstag
****ga Frau
17.972 Beiträge
Themenersteller 
auja das ist fein, sind wir uns dann einig, das wir Robert Schumann dieses Jahr im Juni nehmen und Richard Strauss dann im Juni 2014 ?
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
*freu2*

*ja* ich bin dafür *hand*
Danke
Ich möchte mich bei allen bedanken, die sich an der konstruktiven Diskussion über Richard Wagner beteiligt haben. Wie wir gesehen haben war dieses Thema sehr umfachreich und auch nicht ganz einfach. Wagner polarisiert bis heute und ich denke wir haben wir haben diesen Geburtstag gefeiert, bzw. über ihn würdig diskutiert. Danke an alle. Dieses Forum ist eben eine tolle Möglichkeit neues über Komponisten zu erfahren.
****ga Frau
17.972 Beiträge
Themenersteller 
So, da alle einverstanden sind, gehts morgen hier weiter mit Robert Schumann !!

Heute ist der letzte Tag für Richard Wagner !! Ich fand es sehr spannend, wieviele interessante und informative Beiträge ihr über R.W. gepostet habt !! Vielen Dank *danke*
Wegen Überfüllung geschlossen
Dieses Thema hat die maximale Länge erreicht und wurde daher automatisch geschlossen.

*geschlossen*


Wir möchten uns an dieser Stelle für die rege Beteiligung bedanken.
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