Ohne jetzt den ganzen Streit nochmal aufwärmen zu wollen, muss ich doch eins noch klarstellen:
Ein Berliner ist auch hier im Badischen ein ausfrittiertes Hefegebäck mit Marmeladefüllung und mit Zucker bestreut. Das kauft man beim Bäcker und macht es nicht selbst (ein regionales Äquivalent wären z. B. Scherben oder unsere Fasnetskrapfen). Und ein Pfannkuchen bleibt ein Pfannkuchen.... hier gerne mit Kräutern ausgebacken, fein geschnitten als Suppeneinlage (Flädlesuppe).
Typisch badisch, explizit Kaiserstuhl gemeint (und damit ganz klar regional), ist z. B.:
Das klassische Dreierlei:
- Wurstsalat, Brägele und Bibbeleskäs.
Dabei wird der Wurstsalat nur aus Lyoner gemacht, er ist sauer angemacht, mit Essiggurken und Zwiebeln. Brägele sind die hiesigen Bratkartoffeln. Die werden aus am Vortag gekochten Pellkartoffeln gemacht, in dünne Scheiben geschnitten und dann möglichst in einer Stahlpfanne in Butterschmalz mit Zwiebeln (und eventuell Speck) gebraten.
Am Bibbeleskäs scheiden sich die Geister... und in so mancher Gastronomie bekommt man einfach Frischkäse serviert. Ein wirklich guter Bibbeleskäs besteht aber aus einer Mischung aus körnigem Frischkäse und Sauerrahm, das Ganze wird dann mit frischen Kräutern, Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Der Name kommt aus dem Elsässischen, die "Bibbele" sind die jungen Hühner, die mit eben dem körnigen Frischkäse gefüttert wurden/werden.
Überhaupt benutzen wir hier in der Gegend gerne Sauerrahm oder Schmand (Flammkuchen, Winzerwecken nur als Beispiel).
Auch sehr typisch hier sind "Leberle", in den meisten Restaurants angeboten, entweder sauer oder geröstet.
Dabei wird die Leber (Kalb, Rind und ganz selten auch Schwein) fein geschnetzelt und angebraten. Bei den sauren Leberle werden sie mit einem guten Balsamico oder einem sehr milden hiesigen Weinessig abgelöscht. Die gerösteten Leberle werden nur mit einem Hauch Bratensoße serviert. Dazu gibt es wieder Brägele und einen Salat.
Insgesamt ist die kaiserstühler Küche recht deftig und fleischlastig (mehr Rind als Schwein), zumindest was die Gastronomie angeht.
Salate werden hier fast immer sehr sauer angemacht, egal ob Kartoffel-, Nudel-, Krautsalat oder die typischen Blattsalate. Wir sparen hier nicht mit Essig. Oftmals kommen dann noch geschmelzte Zwiebeln und/oder Speck dazu.
Im späten Sommer und im Herbst gibt es hier in jedem noch so kleinen Dorf Weinfeste, wo auch immer verschiedenes Essen angeboten wird, die Bewirtung übernehmen verschiedene Vereine. Klassisch dabei sind Flammkuchen, Zwiebelkuchen, Schmandkuchen und Griebenkuchen. In jedem Dorf schmecken sie anders, die Rezepte sind oft schon viele Generationen alt. Hier können 5 km schon einen riesigen Unterschied machen.
Sonntags auf dem Weinfest gibt es klassischerweise Sauerbraten oder Rindfleisch mit Meerrettich (und natürlich die gute Suppe, in der das Fleisch gekocht wurde).
Das sind so die Klassiker aus meiner Gegend. Buletten, Frikadellen oder wie auch immer heißen bei uns übrigens einfach Fleischküchle, egal, wie sie geformt sind. Dazu gibt es natürlich Brägele.
Sperling