Mein erster Kuchen
Zu meiner Studentenzeit wollte ich am Wochenende bei meinen Eltern einmal einen Kuchen backen. So schwer konnte es ja nicht sein, schließlich gab es Rezepte.
Also alles hergerichtet, und los ging's: Mehl abgewogen und in die Rührschüssel. Eier, Zucker usw. Ein Tütchen Vanillezucker, aufgerissen und rein. Rührwerk läuft. Backpulver zugeben: Baugleiches Tütchen wie der Vanillezucker, aufgerissen und rein. Rühren lassen, die Masse sah aus wie auf dem Foto im Rezeptbuch. Ist doch ganz easy!
Das Backrohr vorgeheizt, die Springform eingefettet, die Masse in die Springform gefüllt, alles genau wie beschrieben.
Springform ins Backrohr, unterste Schiene, alles nach Plan.
Wow, backen geht schnell! Es waren keine 5 Minuten vergangenen, da war die Springform bis zur Oberkante gefüllt. Aber es war noch lange nicht die vorgegebene Backzeit um.
Der Kuchen wuchs weiter über die Form hinaus in die Höhe. Langsam bekam ich ein komisches Gefühl. Irgendwas stimmte nicht.
Der Kuchen füllte bald das komplette Rohr und stieß zu guter Letzt oben an die Heizspiralen an. Ein lautes Knacken, ein kurzes Zischen, wie wenn Luft ausströmt, der Kuchen stürzte in sich zusammen wie ein gesprengtes Hochhaus. Es gab nur noch jede Menge bröselige Krümel.
Bei der anschließenden Analyse des Tathergangs fand sich der Grund: Die erforderliche Menge Backpulver hätte nur eine Messerspitze betragen. Das stand aber nicht im Text, an dem ich mich konzentriert entlanggearbeitet hatte, sondern nur ganz oben in der Zutatenliste.