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Dirtytalk & Kopfkino
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Piraten in Hamburg!

Der Drang nach Freiheit – Marlis XVI
Sie sah sich perplex um. Einige der Frauen waren liderlich bekleidet, Einige sogar nackt. Der Großteil steckte schon in samtglänzenden Gewändern. Ungewaschen, zottelige Haare, aber dafür schöne Stiefel. Das Gesamtbild war irgendwie noch nicht stimmig. Der Geräuschpegel war beachtlich. Sie fing an zu grinsen, irgendwie hob sich ihre Stimmung rapide. Ihr Schädel begann zu pochen.

Rechts neben dem Appellplatz befand sich eine lange Vorrichtung, die entfernt an einen langen Steg erinnerte. Der „Steg“ war etwa 80 Ellen lang und eine Elle hoch, so breit, dass zwei Personen ohne Mühe nebeneinander flanieren konnten. Links und rechts davon gab es richtige Sitzgelegenheiten und das eine Ende vom Steg führte in ein großes Zelt.

Nacheinander kamen junge Frauen auf abnorm hohen Schuhen heraus und liefen über den Steg mit einer Eleganz, die einer Schafherde zur Ehre gereicht hätte. Eine knickte gar um, fiel vom Steg und rollte sich überraschend elegant ab ohne sich zu verletzen.

„Setzt ein Bein immer diagonal vor das andere, läuft federnd, wackelt miet Hienterteil, seid lüftig und lächelt nicht nür mit Eurem Gesicht, sondern auch mit Eure buste (büst), bleibt stehen à la fin de podium dreht Euch langsam um eigene Achs und lasst schwingen Eure Po-po noch mal auf Weg zurück.“

HERR im Himmel, was war das denn? So einen Akzent hatte Marlis noch nie vernommen. Ihre Ohren weigerten sich fast, ihn zu übersetzen. Wieder ein Schimpfen, dann sprang ein kleiner, elegant gekleideter Mann auf den Steg und zeigte den Mädels, wie das Flanieren geht. Er trug mörderisch hohe Schuhe, setzte seine Beine wirklich diagonal und wackelte mit seinem kleinen Knackarsch dermaßen, dass sie ihren Blick nicht abwenden konnte. Und die ganze Zeit noch der mörderische Akzent, der ihr ein hilfloses Grinsen ins Gesicht zauberte.

Er sprang vom Steg runter, sah ihr Grinsen, kam direkt auf sie zu und sagte: „Mon saint cherie, une religieuse.... Du brauchst Stiefel aus Leder und Ledérprugél.“

„Waaas?“ Sie fing an zu lachen, aber bevor sie sich versah, packte er sie und zog sie in das Zelt. Dort bekam sie ebenfalls hohe Schuhe verpasst, einen aufmunternden Stoß und wurde auf den Steg geschickt. Um sie herum standen die ganzen gackernden Weiber. Egal, ihre Stimmung war irgendwie völlig abgehoben. Sie lief über den Steg, ihr Füße zitterten, die Waden taten weh, es war schwierig, das Gleichgewicht zu halten.

„Mon dieu, Du siehst aus wie ein Storch im salade. Knie nicht durchstrecken. Po-po rein, buste raus. So wird das nichts. Une katastrophe terrible...“ Brubaer wurde immer lauter. Sie (euphorisch) lachte ihn aus und sagte: „Ich übe noch“, zog die Schuhe aus, drückte sie dem verdutzten Kerl in die Hand und verließ den Steg barfuß wieder. Diese Holzpantinen, die zu ihrem Nonnenoutfit gehörten waren definitiv zu unbequem für ihre zarten Füße.

Eine splitternackte junge Frau kam auf sie zu und meinte mit einem leicht boshaften Grinsen: „Wylandt wünscht Dich zu sehen. Umgehend.“

Marlis zuckte lakonisch mit den Schultern und folgte der Frau. Vielleicht würde sie ja endlich mal etwas über die Beschaffenheit dieses Irrenhauses erfahren. Aus dem Augenwinkel sah sie einen blonden Riesen, dem anscheinend etwas schlecht wurde. Über dem ganzen Gelände hing ein komischer Geruch, den sie absolut nicht einordnen konnte.

Sie kamen bei Wylandt an und er reagierte doch sehr unwirsch. Bei ihm war eine ziemlich hübsche Frau, sah Marlis, gab Wylandt ein verschwörerisches Zwinkern und verließ ihn mit einem großen Objekt in der Hand. Marlis starrte und dachte bei sich 'es ist sicher nicht das, was ich gerade denke' und legte diesen ziemlich anzüglichen Gedanken gleich ad acta. Wylandt schickte die Nackte mit einer Handbewegung weg und rief ihr noch zu, sie solle sich doch bitte endlich waschen.

Nun stand er vor ihr und musterte sie eingehend. Und sie ihn. Er sah soweit nicht schlecht aus, war vollkommen schwarz gewandet und hatte viele silberne Knöpfe und Schnallen an seinen Beinkleidern und seinem Wams. Was war das.... Seine linke Brust war nicht nur feucht, sondern glänzte richtiggehend vor Nässe und roch.... nach einer aufdringlichen Mischung aus Schwefel, Stutenmilch und Rosen....? Er kam näher und sie versuchte, nicht die Nase zu rümpfen.

„Okay, ich glaube nicht, dass ich Dich schon mal gesehen habe. Wer bist Du und woher kommst Du?“

„Mein Name ist Marlis von Todendorp, ich komme aus Hamburg, bin auf dem Weg nach Dover und das Schiff ist auf eine Sandbank aufgelaufen. Ich fiel ins Wasser und konnte mich gerade so auf diese Insel retten. Für Eure Gastfreundschaft bin ich übrigens sehr dankbar, möchte sie aber nicht überstrapazieren. Vielleicht kann mich ja Jemand aufs Festland übersetzen, da wartet mein... Mann auf mich.“

Der Teufel auf Wylandts Schulter kicherte leise und sagte: „Das Luder sagt ja fast die Wahrheit. Vielleicht solltest Du bei ihr mal 'nachbohren'.“

Wylandt lächelte, verneigte sich vor Marlis und antwortete galant: „Gestatte, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Wylandt mit dem Zipfe und ich bin der Inhaber der ersten Hurenakademie weltweit. Und so wie ich die Sache sehe, hast Du Dich gerade immatrikuliert. Ich biete Dir und den anderen bedürftigen Frauen eine gründliche Ausbildung an. Wenn Du die Insel verlässt, wirst Du eine Göttin der Sexualität sein, jeden Mann um Deinen Finger wickeln und ein reiches, erfülltes Leben führen.“

Marlis staunte nicht schlecht. War sie wirklich – allen Ernstes – auf der Hurenschule gelandet? So ein erstaunlicher Zufall.

Sie verneigte sich vor Wylandt, der (nennen wir das Kind mal beim Namen) Gestank zog schlagartig durch die Nase bis in ihr Kleinhirn und sagte galant: „Werter Herr Wylandt, ich glaube nicht, dass ich zur Hure berufen bin. Seid bitte so gut und organisiert mir eine Überfahrt. Mein Schatz wartet auf mich.“

Wylandt entgegnete mit ausgesuchter Höflichkeit und einem Augenzwinkern: „Das kannst Du vergessen, Süße. Es wird Dir hier gefallen. Du musst nicht arbeiten, bekommst jeden Tag ausgesuchte Speisen und Getränke, ein Basisprogramm und es gibt sogar Wahlfächer.“

Sie lächelnd (sie war sauer und euphorisch zugleich): „Nein, ich wünsche zu gehen.“

Er lächelnd (siegesgewiss): „Ich hoffe, Du kannst gut schwimmen. Ich würde auf die Flut warten. Deine Chancen sind dann ein wenig besser.“

Nun wurde sie allmächlich richtig wütend. Er kam auf sie zu und sie verpasste ihm instinktiv einen Stoß (dieser Geruch, Herrgott)....

Er wankte zurück und sie wusste gar nicht, was in sie fuhr. Sie blaffte ihn an: „Auf die Knie mit Dir!“

Er sah sie verblüfft an, wollte dem Weib Widerworte geben, aber das ließ sie ihm nicht durchgehen. Mit einer Stimme, dunkel und voll Samt befahl sie ihm: „SOFORT!“

Teufelchen fing an zu gackern, das konnte Marlis ja nicht wahrnehmen. „Wylandt, an Deiner Stelle würde ich gehorchen. Ich glaube, die kann ganz schön böse werden. Sie ist viel stärker, als sie aussieht.“

Marlis wunderte sich noch, dass Wylandt reflexartig nach links schaute (war da was....?), aber dann kniete er sich vor ihr hin. 'Verdammt', dachte sie. 'Was mache ich jetzt mit dem...'

Sie sah auf ihre schon wieder etwas ramponierten schmutzigen Füße und sein Blick folgte Ihrem. Seine Augen leuchteten. Er sah in ihr Gesicht und sie befahl ihm sofort, seinen Blick zu senken. Er gehorchte sofort, schien irgendwie zu schrumpfen.

„Weißt Du, wenn Du hier bleibst, wirst Du keine Hure, sondern Ausbilderin“, bot er ihr an. Du wirst Chefin an meiner Seite. Wie würde Dir das gefallen? Ich biete Dir ein sicheres Auskommen, Luxus, Prestige und Reichtum. Alles was Du dafür tun musst, ist mir Ehrerbietung zu erweisen.“

Sie überlegte. Das Angebot war ziemlich verlockend. Und sie musste für ihren Aufenthalt auf Phantasy Island nicht mal Eintritt bezahlen. War es für sie möglich, die richtige Entscheidung zu treffen? Was, wenn Piet schon ohne sie weitergezogen war?

Sie dachte nach, während Wylandt auf den Knien saß, seinen Blick devot auf ihre Füße gerichtet. Und traf für sich die Entscheidung. „Küss meine Füße, Du Knilch. Und dann massiere sie. Ich werde Dir meine Entscheidung entweder jetzt, morgen, übermorgen, spätestens jedoch in drei Tagen mitteilen.“

Seine feuchten Lippen senkten sich auf ihre Zehen und er begann, ihre Füße zu küssen. Fasziniert sah sie seinen Zopf baumeln, nahm immer noch den üblen Geruch wahr. Ihr Schädel dröhnte, ihr war leicht schlecht, trotzdem wurde sie gerade ziemlich geil. Seine Hände, die unter ihrem Unterkleid Richtung Möse wanderten waren daran bestimmt nicht so ganz unschuldig.....
*****div Frau
7.968 Beiträge
Ells ist im Traumland
Auf dem Rückweg zum „Goldenen Einhorn“ überlegte Ells. Die Bemerkungen des Friesenhäuptlings, die Szene vor dem Lagerhaus, Crabbe, der dem jungen Mann nahe kommt, wie passte das zusammen? Einmal, vor vielen Jahren, zum Hoftag in Frankfurt, war sie mal wieder ohne anzuklopfen einfach in eine Kammer marschiert. Ein Mann saß auf einem Stuhl, mit verzückt geöffneten Augen und zwischen seinen Beinen kauerte ein anderer Mann. Sie kannte die Variante nur von sich selbst, wenn sie den harten Liebesstab ihres Mannes verwöhnte. Rasch hatte sie den Rückzug angetreten, ohne dass die Zwei ihre Anwesenheit bemerkten.

Der Friese war in Redelaune, als sie zurückkehrte - ließ die Wirtsleute heißes Würzbier für Ells zum Aufwärmen bringen, das sie dankbar annahm.
„Gefällt er Dir, der Crabbe?“, begann er.
„Vorsicht, seine Präferenzen liegen woanders. Was ihn für mich zu einem dankbaren Handelspartner macht. Hat sich mit dem Gödeke und Störtebeker überworfen. Kam rüber in die Nordsee. Seine Art, für mich Geld zu beschaffen ist einzig.“
„Er macht das oft so? Gehört die Handelskogge ihm?“
„Seinem Schwiegervater. Der froh ist, ihn nicht sehen zu müssen. Derweil führt der liebende Schwiegervater seiner Tochter potente Väter seiner künftigen Enkelkinder zu. Einen ganzen Stall gibt es schon.“
„Jedem so, wie es ihm beliebt…“ blieb Ells nur übrig zu antworten. Sie meinte es genau, wie sie es sagte. Ihre Großmutter hatte unter den Gerüchten gelitten, die um sie und ihre zwei Männer rankten. Ein ehemaliger Söldner und ein ehemaliger Gaukler waren selbst für eine Raubritterburg schwierig zu erklären gewesen. Ihre Mutter, als Fremde mit der Aura einer Weißen Frau, hatte die Gerüchteküche zusätzlich angeheizt.
Wymken betrachtete sie neugierig und brach in ein herzhaftes Lachen aus. „Du bist richtig, Mädel! Mach den Crabbe glücklich und zeig ihm den Schatz, dass der sich endlich aus den Klauen seines Schwiegervaters kaufen kann. Wir sehen uns heute Nacht!“
Damit stand er auf und begab sich in seine Kammer.

Ells tat es ihm gleich. Bzw. sie wählte die Kammer von Crabbe. Paulus fehlte ihr - kurz mal kuscheln. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Paulus bei dem Mecklenburger geblieben war. Es gab nur eine Bettstatt in dem Raum. Sollte sie? Crabbe würde bestimmt erst viel später zurückkommen. Sie behielt ihr Goldmieder an und kuschelte sich unter die bereitliegende Felldecke. Kaum hingelegt, hatte sie bereits das Traumland erreicht. Nicht alleine. Eine Hand streckte sich aus. Eine wahre Pranke von Hand, die ihre vorsichtig aufnahm, als wäre sie ein zerbrechliches Wesen. Ells ließ einfach geschehen. Wie hätte sie sich auch wehren können?

Er zog ihre Hand vor seinen Mund und hauchte einen Kuss auf ihre Handinnenfläche. Ells musste kichern und Hannes lief erst rot an und ließ dann ihre Hand los, als ob er sich daran verbrannt hätte.
„Nein, warte, entschuldige…“, stammelte sie, genauso rot anlaufend. „Komm her, ich will doch Deine Lippen spüren, wenn auch woanders.“
Sie musste seinen Kopf zu sich hinunterziehen, um zu demonstrieren, wo sie sich seinen Mund wünschte. Zart, unschuldig, nicht so wild, wie sie gerne hätte. Vorsichtig schob sie ihre Zunge in den zu erforschenden Mund. Er kam ihr mit seiner Zunge entgegen. Seine Hände gingen auf Wanderschaft, nur gehindert durch das Mieder.
„Warte, hilf mir!“
Schnell hatten die zwei Ells schmale Gestalt aus dem einengenden Kleidungsstück befreit. Bzw. seine Hände - überraschend behände - hakten die Verschlüsse vorne von hinten her in atemberaubender Zeit auf, während sie ihr Hinterteil an seine Beine schmiegte. Gar nicht zufällig streiften seine Hände dabei ständig ihre hübsche Oberweite. Noch weniger zufällig lehnte sie sich ein bisschen nach vorne, dass er zwei reife Früchte abwiegen konnte, wirklich entzückt, was die leichte Reibung seiner schwieligen Handflächen mit dem Leinenstoff über ihre Brüste dazu noch auslöste.

„Bitte“, flüsterte sie, „bitte, mach weiter!“
Ihr Hemd riss bei Hannes Bemühen, sie so rasch wie möglich daraus zu schälen.
„Aua!“
War das jetzt unabsichtlich, oder wollte er nur den Stoff von ihren Brüsten streifen? Rasch war es ihr egal. Nur noch seine Haut spüren, das wollte sie. Er kam mit seinem Hemd wesentlich besser klar, es flog unbeschädigt in eine Ecke. Was für ein Mann! Ells gingen die Augen über. Ihr Mann war bereits einiges älter gewesen, als sie geheiratet hatten. Joseph hatte eine eher drahtiger Gestalt, ein ewiger Unruhegeist, der trotz seiner Hibbeligkeit sich auf Dinge stundenlang konzentrieren konnte. Hannes war von der körperlichen Arbeit gestählt, insgesamt bedächtiger, dabei so herrlich jung! Bewundernd strich sie über seinen harten Bauch. Wie würde er wohl unter der Bruche aussehen?

Hannes fackelte nicht lange, drängte sie zur Bettstatt und gab ihr den entscheidenden Stoß, darauf zu fallen. Mmmh, keinerlei Bedacht gab es, die Bruche loszuwerden und Ells jubilierte gar nicht still, bei dem, was zum Vorschein kam. Sie ahnte, er würde auch hier sein prächtiges Handwerkszeug meisterlich bedienen.

Lautes Klopfen an die Kammertüre holten Ells aus tiefstem Schlaf. Alles nur geträumt? Sie fuhr hoch. Wie spät mochte es sein? Die Dachluke gab ihr keine Auskunft. Der Himmel war stockdunkel. Sie raffte ein Laken um ihre nackte Gestalt und lief an die Tür, stolperte noch über ihr anklagend zerrissenes Hemd. Sie stutzte kurz, hatte sie wirklich so lebensnah geträumt? Die Schläge an der Tür wurden immer lauter und drängender.

„Wer begehrt Einlass?“
„Mmmmmaach aaaauf!“
Sollte das etwa…? Sie sah sich nach etwas zum Wehren um und sah tatsächlich Joseph verzierten Dolch auf der Truhe unter dem winzigen Fenster liegen. Rasch griff sie nach ihm, bevor sie vorsichtig den Riegel des Schlosses von innen aufzog und die Türe öffnen wollte. Crabbe lehnte mit vollem Gewicht auf der anderen Seite und fiel ihr buchstäblich sturzbesoffen in die Arme, der Dolch fiel dabei ungenutzt zu Boden. Der Pirat war wehrloser, als ein Kleinkind.

„Gott zum Gruße, Meerweib!“, nuschelte er. „Bischen spät, Bier war guuuuut, Ceeeederick noch bescheeeer“
Nur mit Mühe konnte sie ihn zum Bett schaffen. Er schloss seine Arme dabei fest um sie, murmelte noch, dass sie erst in zwei Tagen segeln könnten und warf sich zusammen mit ihr aufs Bett. Ells hatte Mühe unter ihm hervorzukommen, nur ihm ganz auszukommen gelang ihr nicht. Wie eine Krake ergriffen seine Arme sie immer wieder und drückten sie an sich, bis sie sich schließlich ergab. Sehr schnell erzählte ihr ein kleines Schnarchen an ihrem Ohr, dass er mit Orpheus nicht mehr kämpfte und sie so zumindest nicht erfrieren würde. Ergeben kuschelte sie sich auf seinen Arm und träumte sich wieder ganz weit weg. Diesmal zurück in den Winzerkeller zu Füßen der Burg Bärwelstein, als Joseph sie verwöhnte und darben ließ, bis er es selbst nicht mehr aushielt. Eines war Ells selbst im Traum klar – sie brauchte ganz dringend wieder einen richtigen Mann neben und in sich. Mit diesem Gedanken schlief sie tief und fest bis zum nächsten Morgen.

© mariediv 02/2018
******liK Paar
4.232 Beiträge
Der Reisende 4
Ottilie schreibt einen Brief an Trudel

Moin Trudel, wie sünd good op de O Insel ankomen und mie geid dat goot

Guten Tag Waltraud, wir sind gut auf der O-Insel angekommen und mir geht es gut.

Ick heff die jo schon en Zettel schhreeben dat mie en son komischer Kerl anschnackt hett dat ick för em Klamotten neihn schall. de kom op mie to und har son grönen Open op de Schuller. Erst heb ik dacht he is en Pirat mit en Papagei. Ober he het secht, ick bruk keen bang hebben, dat is Beelzi. Na jo dat beest grinst ja nur blöd, ober stinken deit he.

Ich habe Dir schon einen Zettel geschrieben, dass mich so ein komischer Kerl angesprochen hat, ob ich für ihn Kleider nähen kann. Er kommt auf mich zu und hat so einen grünen Affen auf der Schulter. Zuerst habe ich gedacht, das ist ein Pirat mit einem Papagei aber er hat gesagt, ich brauche keine Angst haben – das ist Beelzi. Na ja, das Biest grinst nur blöd und er stinkt.

Der Zippel Wylandt so heet de Kerl, het mie denn secht ik schall mit noch en poor Fruunslüd op de Insel schicke Klamotten neihn. Der Brubäer, den hesst du ok all mol im isernen Nogel sehen, ist ok dorbie und besorgt Dook und Garn. Alles andere is all op de Insel. Na jo he betolt goot , Eten ist free und spoß schall dat ok moken.

Der Wylandt mit dem Zipfel, so heisst der Kerl, hat mir dann gesagt, ich soll noch mit ein paar anderen Frauen von der Insel Kleider nähen. Der BruBaer, den hast Du auch schon mal im Eysernen Nagel gesehen, ist auch dabei und besorgt Tuch und Garn. Alles andere ist bereits auf der Insel. Na ja, er bezahlt gut, Essen ist umsonst und Spaß soll es auch machen.

Ick hef Hans denn frocht ob he mitkoomt und op mi oppasst, ick heff mie nämlich richtig in em verleeft und he mach mie woll ok liden. De het denn gliks tosecht, he muss vorher nur noch Holt inköpen. Zippel Wylandt secht dat is goot he hät hört dat Hans schnitzen kann und dat kann he bie em op de insel ok doon.

Ich habe Hans dann gefragt ob er mitkommt und auf mich aufpasst; ich habe mich doll in ihn verliebt und er mag mich auch ganz gut leiden. Er hat dann gleich zugesagt, aber vorher muss er noch Holz einkaufen. Wylandt mit dem Zipfel sagt, das ist gut, er hat gehört, das Hans schnitzen kann und das kann er bei ihm auf der Insel auch tun.

Ik hef denn en poor Soken tosompackt, Hans het sien Holt köfft, dat bringt Kapitän Köselman mit sine Jungs nach Husum to Hans seine Warksteel. Denn sünd wie Holter di polter mit de Holk namens „Polka“ bie Ebbe de Elf rünner fohrt. Dat wer ganz gemütlich op dat Schipp, in allen Ecken wern lütte Laternen. Ober de Op wer ook dor und dat Beest stinkt fürchterlich.

Ich habe dann ein paar Sachen zusammengepackt.Hans hat sein Holz gekauft, das bringt Kapitän Köselmann mit seinen Männern nach Husum zu Hans seiner Werkstatt. Dann sind wir geschwind mit der Holk namens „Polka“ bei Ebbe die Elbe runtergefahren. Das war ganz gemütlich auf dem Schiff, in allen Ecken waren kleine Laternen. Der Affe war auch da und das Biest stinkt fürchterlich.

Denn wer dor noch en Fru de wat mit Wachs to doon hett, de hett denn en poor Kerzen ansteken und dat rückt denn jo en beeten beter. De Stinkbüdel hät denn ok de ganze Tiet boben im Mastkorf seten und utkuckt.

Dann war da noch eine Frau die mit Wachs arbeitet. Sie hat dann ein paar Kerzen angezündet und es roch dann gleich ein bisschen besser. Der Stinkbeutel hat die ganze Zeit im Mastkorb gesessen und in die Ferne geguckt.

Op de Insel is dat komisch, mitten im Winter is dat dor richtig warm. Hannes de Timmermann ist ook hier de hett en langen Steg boot mit vörn und achtern ene Fläche wo een op danzen kann. In de Mitt op denn en End steit son dünner Mast. Der Zippel Wylandt secht dor sind boben im Turm 70 Deerns de schuln dor öber den Steg stolzirn und de Kleider vorführen. Hannes secht, einige laufen da auch nackig, ein mol hin, um den Mast rum und zurück. Denn schall dor ook en Staffellop stattfinden. De Staffelhölter sünd Hans sine geschnitzten Stößel und seht in der Form ober ut as Männerpimmels. Dat schall dat ok för de Deerns interessant moken.

Auf der Insel ist das komisch, mitten im Winter ist es dort richtig warm. Hannes, der Zimmermann ist auch hier und hat einen langen Steg gebaut. Vorne und hinten ist eine grosse Fläche wo man ordentlich tanzen kann und in der Mitte von dem einen Ende steht ein dünner Mast. Der Wylandt mit dem Zipfel sagt, dort oben im Turm sind 70 Frauen, die sollen über den Steg stolzieren und die Kleider vorführen. Hannes sagt, einige laufen da auch nackig – einmal hin, um den Mast herum und zurück. Es soll dort auch ein Staffellauf stattfinden. Die Staffelhölzer sind Hans seine geschnitzten Stößel und sehen aus wie Männerpimmels. Das soll die Frauen anmachen.

Obens könt wie denn op den Steg Polka danzen. Ick weet ober noch gornichht wie de Danz geit. Denn Brubäer heb ick ok all sehn, de Kerl Ist ganz schön kiebich geworden de secht dat he mine Sprook nicht versteiht und vertellt wat von Gluggerwoder op de Elf. Dor bi sabbelt he ook den ganzen Dach Blödsinn. Hannes de Timmermann grinst ok jümmer und schüttkopt nur. Aber dat mookt jo nix, he ist lustig und hätt Ideen. Ober dat mit dem B B B is glöv ick verkehrt , der spricht so ähnlich wie der Berliner, der mal im Eysernen Nagel war. Denn heit datt B B B nämlich Berliner Blödel Bär und nicht Bauch Beine Bo.

Abends können wir dann auf dem Steg Polka tanzen, aber ich weiß noch garnicht, wie der Tanz geht. Den Brubäer habe ich schon gesehen. Der Kerl ist ganz schön frech geworden – er sagt, dass er meine Sprache nicht versteht und erzählt was von Gluckerwasser auf der Elbe; dabei redet er auch den ganzen Tag Blödsinn. Hannes, der Zimmermann grinst vor sich hin und schüttelt seinen Kopf – aber das macht nichts, er ist lustig und hat Ideen. Ich glaube, dass mit dem B B B ist verkehrt; der spricht so ähnlich wie der Berliner, der mal im Eysernen Nagel war und dann heisst B B B nämlich „Berliner Blödel Bär“ und nicht „Bauch Beine Bo“.

Nu mutt ik wat doon, sei du so wie Jule und Berni gegrüßt.

Nun muss ich was tun. Sei Du sowie Jule und Berni gegrüßt.
Bis bald Ottilie.
Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
802 Beiträge
Lütten Hannes wird munter
Hannes wurde durch ziemlich barsches Klopfen an die schmale Kajütentür geweckt. Er schreckte hoch und schlug mit dem Kopf am Balken über der Koje an, rieb sich den Kopf und anschließend die Augen. Er sah aus wie ein Lausbub mit dem verstrubbelten Haar und dem vom Schlaf verquollenen Gesicht.
"Wat is?", rief er etwas übellaunig. Er fühlte sich matt und flau im Magen und er fror. Sein Hemd lag vor der Koje und er konnte sich nicht erinnern, dass er sich gestern ausgezogen hatte.

"Der Schiffer will dich sprechen. Ist ziemlich ungeduldig!", erklang es dumpf durch die Tür. Einer der Knechte, die ihm gestern beim Bau dieses Laufsteges geholfen hatten.
"Sag ihm, ich komme gleich", gab Hannes versöhnlicher zurück. Draußen entfernen sich Schritte. Hannes indes sammelte seine verstreute Kleidung zusammen. Er überlegte fieberhaft, was gestern vorgefallen wäre, das ihn veranlasst haben könnte, sich alle Kleider vom Leib zu reißen. Er wusste nur noch, dass ihm von dem Schwefelgestank schlecht geworden war und er sich unter Deck verkrochen hatte. Geistesabwesend und zerstreut zog er sich an. Dann spürte er etwas auf seinem Bauch. Etwas, das vor einiger Zeit dort getrocknet sein musste, sich ein wenig wie eine verschorfte ...

Hannes war allein, aber als ihm klar wurde, was geschehen sein musste, schoss ihm das Blut in den Kopf. Er bekreuzigte sich hastig und sprach ein "Vater Unser"

"Uns Vader, de du büst in Himmel,
geheiligt was din Naam, ..."

Er war schwer zu verstehen, weil er den Herrn auf verschämte und linkische Weise um Verzeihung bat. Vielleicht klang es auch so ähnlich wie:

"Pater Noster,
qui es in caelis,
sanctificetur nomen tuum ..."

"Wat brubbelst du da in dein' Bart, Mann, der Alte ist fuchsig!", klang es von draußen und Hannes schrak herum.
"Ja, verdammich!", rief er erbost, zuckte kurz zusammen, schlug noch einmal das Kreuz und öffnete die Tür zu seiner Kajüte.

"Du siehst Scheiße aus, Hannes!", sagte Willm nach einem kurzen Blick in sein Gesicht. Er ließ einen Anflug von anzüglichem Grinsen über sein Gesicht fliegen. "Wenn die Deern da noch drin ist, soll sie sich heimlich schleichen und nicht erwischen lassen."
Hannes sah ihn empört und im aufrichtigen Gefühl der Unschuld an und deutete dem Kerl mit dem eisgrauen Haar an, er solle sich in Acht nehmen. Dann folgte er ihm zum Schiffer.

"Ich frage mich, Jan Johansson, was wir auf dieser verruchten Insel noch wollen? Euer Auftrag, will mir scheinen, ist erfüllt. Regelt die Dinge, die noch zu regeln sind. Wir laufen mit der Flut aus und nehmen Kurs auf Hamburg." Der Schiffer war ein hagerer und hoch aufgeschossener Mann, dem es keine Mühe bereitete, Hannes direkt ins Gesicht zu sehen. Er wirkte nervös, verärgert und unsicher. Hannes sah ihn für einen Moment stumm an, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, wie er es oft bei seinem Meister gesehen hatte. Vielleicht auch bei seinem Vater, als er noch in Stralsund gelebt hatte. Die Bilder der Heimat wurden mit der Zeit immer blasser.

"Fühlt Ihr euch nicht wohl, Herr Martens? Was drängt uns zu dieser Eile? Ich hatte drei Tage für die Arbeit an diesem Ding eingerechnet. Wir haben es an einem geschafft. Wie sähe es aus, kämen wir zwei Tage früher als geplant nach Hamburg zurück. Meister Olofssen müsste meinen, wir hätten hier schlecht und schluderig gearbeitet. Das werdet Ihr doch so wenig wollen wie wir tapfere Zimmerleute und Knechte. Hab' ich recht?" Hannes drehte sich zu Willm um, der noch immer am oberen Ende des Niedergangs stand. Der sah von Hannes zu Martens, dem Schiffer, dann wieder zurück; machte eine unentschlossene Geste. Hannes winkte ab.

"Ich muss mit dem Herrn der Insel reden, die Bezahlung für diesen Laufsteg steht noch aus. Ihr werdet kaum ohne das Geld bei Meister Olofsson auftauchen wollen, oder? Gönnt euren Männern ein wenig Vergnügen dort auf der Insel", setzte er halblaut und ein wenig vorgebeugt hinzu. Er versuchte ein anzügliches Grinsen und scheinbar mit Erfolg.
Der Schiffer winkte verärgert ab.

"Wenn wir noch zwei Tage hierbleiben, wird wahrscheinlich keiner von der Mannschaft mehr wissen, was er auf einem Schiff eigentlich zu tun hat. Diese - Insel - ist verflucht und sie frisst die Männer und scheißt Idioten wieder aus."
"Seid etwas nachsichtiger, Herr Martens. Mir gefällt das ...", Hannes deutete zum Pier hinüber, "... auch nicht besonders. Aber es ist vermutlich nur vorübergehend."
"Ist das bei Euch auch nur - vorübergehend?", fragte der Schiffer unbewegten Gesichts zurück. Hannes war bereits halb auf dem Weg zum Niedergang, blieb stehen, drehte sich noch einmal zurück.
"Vorsicht Herr Martens. Ich bin keiner Eurer Matrosen. Ich erwarte Euch und dieses Schiff hier zu sehen, wenn ich meine Geschäfte dort beendet habe. Bereit zum Auslaufen, wenn es beliebt. Und jetzt entschuldigt mich. Ach - Und wenn Ihr das nächste Mal etwas mit mir besprechen wollt, kommt selbst zu mir."
"Das ist doch ... !", begehrte der Schiffer auf, aber Hannes hob seine Rechte und er verstummte.
"Schönen Tag, Herr Martens."

Hannes ging langsam den Niedergang hinab. Seine Hände bebten ein wenig und sein Mund war trocken.
"Hätte ich dir gar nicht zugetraut", sagte Willm hinter ihm, als sie die Tür zur Kajüte erreicht hatten. Hannes sah ihm im Dämmer des schmalen Ganges ins Gesicht und legte ihm seine Hand auf die Schulter. Beugte sich herunter:
"Ganz ehrlich Willm - ich auch nicht. Wie lange haben wir noch bis Hochwasser?"
"Schätze vier Stunden. Frühstück?" Hannes nickte.

Allein in der engen Kajüte ließ er sich schwer auf den Schemel fallen, der an der Wand hinter der Tür stand. Er bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen, schloss die Augen, atmete tief durch. Vor seinem inneren Auge stiegen Bilder hoch. Schlaglichtartige Bilder, fremde, beklemmende Fetzen, begleitet von Geräuschen und Gerüchen, so intensiv, dass er die Hände vom Gesicht nahm und blicklos auf die zerwühlte Koje vor sich starrte. Er war mit Ells in einem Zimmer gewesen! Das war nicht nur ein Traum, das hatte sich angefühlt wie eine Erinnerung! Aber wie konnte das sein?
Hannes schrak auf, als es an die Tür pochte und Willm mit dem Essen eintrat. Er sah Hannes an.
"Alles klar bei dir? Siehst aus, als hättest du ein Stelldichein mit dem Klabauter gehabt."
"Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich hat der Schiffer recht. Wir sollten uns nicht zu lange auf dieser Insel aufhalten. Man fängt schnell an, Gespenster zu sehen."
"Gespenster mit Rock und Unterrock, mit ..." Er formte mit den Händen die Kontur einer gut gebauten Frau.
"Davon wimmelt es dort drüben, das kann ich dir sagen", bestätigte Hannes, während er das Brot in den noch lauwarmen Brei eintunkte. "Die sind echt, so echt, wie nur irgendwas."

"Ich weiß. Es ist Sünde, das da drüben. Aber wer will es den Leuten verdenken", sagte der Mann mit dem eisgrauen Haar. Ein Schatten flog über das Gesicht.
"Du denkst an dein Weib daheim?", fragte Hannes.
"Sie lag in den Wehen, als wir ausliefen", sagte Willm dumpf. Hannes sah vor seinem geistigen Auge das Bildnis seiner Mutter, angeleuchtet von den schräg stehenden Strahlen der Frühlingssonne. Sie war um seinetwillen gestorben. Wie oft hatte er das hören müssen von seinen Brüdern! Selbst die Schläge des Vaters hatten es nicht verhindern können.
"Beten wir für sie", sagte er leise und mit einem Frosch im Hals. Willm sah ihn dankbar an und verließ gleich darauf die Kajüte.

Hannes sah auf seine Hände. Wieder bedrängten ihn diese Bilder. Er spürte die vollen, weichen Brüste in seine Hände fallen, als die Frau sich etwas vorbeugte. Er spürte ihr Hinterteil, wie es sich an ihm rieb, voller Wollust. Der Kerl dort zwischen seinen Beinen hob den Kopf, fast wie ein Hund beim Pfiff seines Herrn. Hannes schüttelte den Kopf, vertrieb die Gedanken und Gefühle. Er musst das hier hinter sich lassen!
Er fürchtete um die Unsterblichkeit seiner Seele und wollte gleichwohl bei einem Höllenhund wie Godeke Mychel anheuern?
"Wach auf, Jan Johann Johansson. Geh dein Geschäft machen mit diesem Wylandt und wenn der es mit dem Teufel hat, dann eben auch mit ihm", sagte er sich und stand auf. Er streckte die Rechte aus. Sie zitterte noch immer leicht. Er ballte eine Faust und drosch gegen den Türpfosten. Öffnete die Hand. Sie war ruhig. Nur seine Seele vibrierte noch immer leicht.

© 2018 Whisper2001
****orn Mann
11.967 Beiträge
Gödeke Michels Teil Xl – Die Vitalienschwester
Als Gödeke zurückkehrte saß Jana Poponova mit übereinander geschlagenen Beinen am Tisch und trank ein Glas Milch mit Honig. Gödeke staunte nicht schlecht, als er sich umsah und alles in feinster Ordnung vorfand. Er griff in seine Westentasche und legte einen Shilling auf den Tisch. „Für Eure Dienste“, sagte er, „Ihr bleibt heute bei mir.“
Jana starrte auf die Münze und fragte entgeistert: „Ihr betrachtet mich als Eure Hure?“ Er nickte und antwortete gelassen: „Aber ja doch, das tue ich. Ihr werdet das Geld noch brauchen können. Jeden Tag einen Shilling, denn ich will, dass Ihr bleibt und mir Tag und Nacht zur Verfügung steht.“

Ihr Gesichtsausdruck entglitt ihr weiter und sie stammelte: „Aber … was ist, wenn ich gar kein Geld von Euch haben will, auch ohne Bezahlung bei Euch bliebe?“
„Das wäre rühmlich und auch ehrenhaft, doch will ich, dass Ihr Euch an die Hurerei gewöhnt und Geld dafür zu erhalten. Denn so wird es sein, wenn ich demnächst fort bin.“
„Ihr wollt fort? Auf Kaperfahrt gehen? So bald schon? Wann kehrt Ihr zurück?“
„Das weiß ich noch nicht. Es ist auch keine Kaper-, sondern eine Handelsfahrt. Es geht nach Wismar. Ich muss herausfinden, was der verdammte Deutsche Orden vorhat.“
„Der Deutsche Orden?“, fragte Jana verblüfft und gab sich jetzt doch einen Ruck. „Das kann ich Euch wohl sagen!“
„Was wisst Ihr schon vom Deutschen Orden!“, rief Gödeke verärgert. „Die fanatischen Religonsdeppen sind meine Feinde, sie kooperieren mit der verhassten Margarte l von Dänemark.“
„Ich weiß, ja“, nickte Jana, „doch wie Euch bekannt sein sollte, führt mein Livland Krieg gegen den Deutschen Orden. Er ist auch mein Feind! Einer der Gründe, warum wir weg sind aus Kaunas.“
„Stimmt! Verzeiht, ich vergaß.“ Er sah ihr mit mildem Blick in die Augen und legte seine mächtige, starke Hand auf die ihre. „Was also könnt Ihr mir über die Ordensritter erzählen?“

„Kennt Ihr Friedrich von Giengen? Er war 1291 der Kumtur von Ulm.“
„Nein! Kenne ich nicht! Wieso? Ist das wichtig?“
„Nein, nicht wirklich“, kicherte sie, „er war im Grunde gar kein wirklicher Ordensbruder, sondern ein Wüstling und Schwerenöter, vor dem kein Weiberrock sicher war. Ähnlich, wie Ihr einer zu sein scheint.“
„Aha! Schenkt uns Rum ein, Jana, und erzählt mir was wirklich wichtig ist.“
„Sie planen eine Invasion, und dies schon recht bald!“
„Bald? Was heißt bald? In ein, zwei Jahren, so wie ich hörte.“
„Oh!“, rief sie überrascht, „Ihr wisst davon? Dass ihr Ziel die Insel Gotland ist, um Euch zu vernichten?“
Misstrauisch neigte Gödeke den Kopf, zog seine Hand zurück und blickte sie finster an. „Oh ja, das weiß ich!“
„Dann wisst Ihr vielleicht auch, dass dies mitnichten erst in ein, zwei Jahren geschehen soll, sondern schon wesentlich früher?“
„Sobald sie Geld zusammen haben, um eine Flotte auszurüsten. Das kann aber noch dauern. Weil sie die Hanse überzeugen wollen, das Unternehmen zu finanzieren. Doch woher wisst Ihr davon?“
„Als wir in Riga ankamen, sprach mein Mann mit einigen der Hansekaufleute und auch mit einem Ritter des Deutschen Ordens. Mit keinem geringeren als Winrich von Knipode. Er soll die Eroberung anführen.“
„Und das sagt Ihr mir jetzt erst?“, erzürnte sich Gödeke und schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Habt Ihr wirklich gemeint, ich würde hier länger als nötig auf dieser Insel versauern?“, fuhr nun auch Jana auf. „Für ein paar Pfennige Decks schrubben und für einen Shilling meiner Arsch herhalten? Oh nein! Obwohl es mir wahrlich nicht behagt, ausgerechnet von meinen schlimmsten Feinde befreit zu werden. Dann …“ sie atmete ein paar Mal laut ein aus und sprach leise weiter: „Dann kann ich jetzt wohl, nach dieser Nacht, mich besser Euch anvertrauen.“
Sie hatte den Blick gesenkt und ihre Miene sich verdunkelt. Doch dann legte sie ihre Hand auf seinen Arm und sagte mit leiser Stimme: „Ich mag Euch Gödeke. Ihr seid ein sehr interessanter Mann.“
„Ich mag Euch auch, Jana, deshalb will ich, dass Ihr hier in meinem Haus bleibt. Ihr seid überaus gutaussehend und ein wahrer Vulkan im Bett. Ich habe es Euch gleich angesehen, musste Euch aber erst einmal brechen. Und glaubt mir, ich hätte Euer Kleid zerfetzt, wenn Ihr nicht folgsam gewesen wärt.“

Jana keuchte innerlich auf, ob der Erlebnisse der vergangenen Nacht und flüsterte, kaum hörbar: „Auch da hätte ich nichts dagegen gehabt.“ Sie richtete sich wieder auf und erhob sich von ihrem Platz. Sie füllte Rum in die Tonkaraffe und stellte zwei Silberbecher auf den Tisch. „Zeit, etwas zu bechern, Gödeke!“, befand sie mit erstaunlich fester Stimme und schenkte ein. „Dann will ich Euch noch etwas verraten, vielleicht hilft Euch das, mir zu vertrauen und mich nicht nur als Eure Hure zu betrachten.“
„Was soll das schon sein?“, fragte Gödeke missmutig. Mit Weibern zu diskutieren, behagte ihm nicht sonderlich.

„Es findet demnächst schon eine entscheidende Verhandlung über genau das Thema statt. Wie man Euch vernichten kann, und was das kostet.“
„Ich weiß!“, sagte Gödeke gleichmütig, und stieß mit Jana an. Dumpf klangen die Silberbecher und im stillen bewunderte er sie, dass sie zu dieser Tageszeit ebenfalls Rum anfing zu trinken. Jetzt war es an ihr, überrascht zu sein. „Ihr wisst davon? Dann wisst Ihr wahrscheinlich auch, wo das Treffen stattfindet?“
„Ja, auch das weiß ich.“
Sie sah ihn mit großen Augen an. Stille herrschte mit einem Mal im Raum, beide schwiegen sie und sahen sich an. „Ihr … Ihr wollt gar nicht nach Wismar“, flüsterte sie schließlich.
„Nein, will ich nicht“, antwortete er barsch, trank einen Schluck Rum und knallte den Becher auf den Tisch, dass Jana erschrocken zusammenzuckte. „Ihr wollt nach Hamburg! Ich glaubs ja nicht!“

Gödeke antwortete nicht, sondern starrte sie grimmig an. Jetzt war es an Jana einen großen Schluck zu trinken. Prompt verschluckte sie sich und fing fürchterlich an zu husten. Gödeke lachte auf und schlug ihr ein paar Mal auf den Rücken, dass ihre Brüste nur so hüpften in dem dünnen roten Unterkleid. Als sie sich beruhigt hatte und ihn dankbar und auch ein bisschen verschämt anblickte, dachte sie nach und überlegte, ob sie ihn vielleicht um etwas bitten könnte, aber noch traute sie sich nicht. Gödeke fand, dass Jana außerordentlich süß aussah, er beugte sich nach einer Weile vor, strich ihr mit der Hand über den Nacken, sah ihr weiterhin in die Augen und zog ihren Kopf zu sich heran. Sie ließ es geschehen und gab sich seinem Kuss hin. Es war kein wilder und gieriger Kuss, sondern ein ausgesprochen zartfühlenden Zungenkuss.

„Nehmt mich mit nach Hamburg, Gödeke“, keuchte sie schließlich und rückte mit der Sprache heraus. „Ich kann Euch gute Dienste bieten. Nicht nur im Bett, sondern auch in der Politik. Ich kenne einige vom Deutschen Orden. Männer, die mir extrem verhasst sind. Sie werden natürlich auch eine Delegation von Abgeordneten nach Hamburg schicken. Worauf Ihr Euch verlassen könnt. Ich halte zu Euch, bei meinem Leben. Und wäre ich jetzt ein Ritter, würde ich mein Schwert ziehen und mich vor Euch verneigen.“
Gödeke starrte sie an und sie fuhr fort: „Nennt mich meinethalben Vitalienschwester, aber nicht Eure Hure.“


© Walhorn Februar 2018
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****012 Frau
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Isabella (7)
Bei allen Höllen, wo war das verfluchte Ding? Wo nur? Isabella sah sich mit wachsender Frustration in der gemütlichen Schlafkammer von Alys Thorsteyn um. Das breite Bett mit den roten Vorhängen, den weichen Kissen und der Federdecke hatte sie schon genauestens inspiziert. Ebenso die großen Truhen, in denen die Kaufmannsfrau ihre Kleider und andere Besitztümer verwahrte. Vergeblich. Die Schmuckschatulle, die auf einem zierlichen Frisiertisch stand, war zwar gut gefüllt. Auch etliche Ringe hatte Isabella darin gefunden. Die meisten allerdings aus Gold und mit auffälligen Steinen versehen. Kein einziger davon sah so aus, wie sie sich das Unterpfand eines Piraten für seine Gespielin vorstellte. Von Gödekes „silbernem Meeresring“ war nichts zu sehen.

Sicherheitshalber hatte die nächtliche Einbrecherin nur eine einzige Kerze angezündet. Vorsichtig schirmte sie die Flamme mit einer Hand ab, damit ihr Schein nicht durch den Türspalt fiel. Tastend ließ sie die Finger der anderen Hand über Wände und Boden gleiten. Doch auch hier fand sich kein Versteck, kein verschiebbares Brett, keine Geheimtür, keine lose Diele. Nichts. Es war wie verhext! Trug Alys das Schmuckstück vielleicht bei sich? Unwahrscheinlich. Zu groß war das Risiko, dass ihr Mann es entdeckte. Vor allem, wenn er wie gerade jetzt zu lüsternen Spielen aufgelegt war… Nein, der Ring musste hier irgendwo sein. Sie spürte es in allen Knochen. Fast, als gehe eine geheime Macht von ihm aus, die sie anzog. Das Böse in Ringgestalt…

Was natürlich Blödsinn war! Ihr Gefühl beruhte auf nichts anderem als Erfahrung und Einfühlungsvermögen. Alys würde den Schmuck aus Sicherheitsgründen verstecken. Allerdings nicht irgendwo, sondern ganz in ihrer Nähe. Damit sie ihn jederzeit heimlich hervorholen und in lüsternen Erinnerungen schwelgen konnte, das geile Luder…

Nachdenklich schweifte Isabellas Blick durch den Raum und blieb an einem Wandbord hängen, auf dem mehrere Bücher standen. Wenn es noch eines Beweises für Heinrich Thorsteyns wirtschaftlichen Erfolg bedurft hätte, dann war er das: Bücher mussten mühsam, Seite für Seite von Hand abgeschrieben werden – und waren entsprechend teuer. Was mochte eine englische Kaufmannsgattin und Piratengeliebte wohl lesen?

Neugierig trat Isabella näher und ließ den Schein der Kerze über die Buchrücken wandern. Ein Traktat über Kräuter, mehrere Gedichtbände, die Artus-Sage – und ein dickliches Werk, bei dem ihr schon der Titel einen Schauder des Ekels über den Rücken trieb: „Anleytung, ein sittsam Weyb und Hausfrau zu werden“. Sicher eine unerträgliche Mixtur von Haushaltstipps und schwülstigen Geschichtchen, verfasst von irgendeiner verknöcherten Nonne! Sie sah die moraltriefenden Zeilen förmlich vor sich. Isabella hatte derlei literarischen Schund immer als Beleidigung für ihren Verstand betrachtet. Niemand, der auf sich hielt, würde doch freiwillig auch nur eine Seite davon lesen…

Moment mal! Warum tat es dann ein lasterhaftes Likedeeler-Luder, dessen Lebenswandel ganz sicher nicht der eines „sittsamen Weybes“ war? Misstrauisch griff Isabella nach dem Band und zog sich damit hinter die Bettvorhänge zurück. Hier konnte sie bequem darin blättern, ohne sich durch den Lichtschein zu verraten. Man konnte ja nie wissen, wann jemand kam. Und die Tür ganz zu schließen, war zu gefährlich. Sie musste es ja rechtzeitig hören, wenn das bedauernswerte Opfer des Kaufmannspiraten da unten die Wohnstube verließ…

Gespannt schlug Isabella das schwere Buch auf und überflog die ersten Seiten. Zunächst war das Geschreibsel genauso, wie sie befürchtet hatte. Doch als sie etwas weiter nach hinten blätterte, änderte sich nicht nur die Schrift, sondern auch der Inhalt. Isabella begriff sofort, was sie hier vor sich hatte: Das Tagebuch der Alys Thorsteyn, verborgen zwischen Buchdeckeln, die kein vernünftiger Mensch von sich aus öffnen würde. Vor allem kein erfolgreicher Hamburger Gewürzhändler…

Isabellas Herzschlag verfiel in einen aufgeregten Trab. Ihre Augen verschlangen Zeile um Zeile der eleganten Handschrift. Vielleicht fand sich hier ein Hinweis auf den Ring? Ein wenig kryptisch pflegte sich die Schreiberin ja auszudrücken. Der Name Gödeke Michels fiel kein einziges Mal. Doch Isabella konnte oft mühelos zwischen den Zeilen lesen: „Die wilde Nordsee ist über die Stadt hereingebrochen und hat mich wie eine Sturmflut hinfort gerissen…“. Was konnte das schon bedeuten?! Isabella grinste anzüglich.

Konkrete Informationen, die ihr bei ihrem Spionageauftrag weitergeholfen hätten, fand sie zunächst allerdings nicht. Der letzte Hinweis auf die Gödeke’sche Sturmflut war fast zwei Jahre alt. Und es gab kein Indiz dafür, was der Kerl seither getan hatte. Geschweige denn, was er in Zukunft plante. Es war zum aus der Haut fahren…

Doch hier! Da war etwas! Untypischer Klartext sogar! Offenbar hatte die Schreiberin das Versteck für ihre Zeilen schließlich doch für sicher gehalten. Oder das Ereignis hatte sie so aufgewühlt, dass sie ihre übliche Vorsicht in den Wind geschlagen hatte. „Er hat den Knoten festgezurrt, das Tau liegt fest um meinen Finger“, stand da in geschwungenen Buchstaben. „Und das besondere Zeichen? Ich muss noch immer lachen darüber! Er sagt, es sei ein Genuss, meine gierige, weit geöffnete Spalte zu betrachten. Pulsierend, feucht und glänzend vor Lust! Deshalb soll ich in unserer Schwesternschaft die Sandklaffmuschel sein…“.

Bei Neptuns Dreizack! Isabella fiel fast das Buch aus der Hand. Dieser Pirat ließ sich ja wirklich etwas einfallen! Wenn sie das richtig verstand, hatten die Ringe seiner Lustluder zwar alle die gleiche Form. Doch jeder trug auch ein individuelles Symbol, das etwas mit seiner Trägerin zu tun hatte. Wenn sie einen fälschen lassen wollte, musste sie das berücksichtigen!

Wie das Schmuckstück nun genau aussah, hatte Alys allerdings nicht geschrieben. Nur noch: „Ich werde mich jeden Morgen und jeden Abend an seinen Gesichtsausdruck erinnern, als er das sagte!“. Hm… warum ausgerechnet morgens und abends? Isabella schob die Bettvorhänge beiseite und ließ ihren Blick erneut durch den Raum schweifen. Was tat die Kaufmannsfrau morgens und abends? Natürlich, der Frisiertisch! Isabella sprang auf und griff nach dem Handspiegel und der Haarbürste, die darauf lagen. Beide glänzten silbern…

Und da war er! Ganz offen und doch unsichtbar. Schlang sich um den runden Stiel des Spiegels, als gehöre er zu dessen üppiger Verzierung. Tat er aber nicht! Wenn man mit dem Fingernagel auf einen kleinen Verschluss drückte, fiel er einem in die Hand: Ein Ring aus Silber, geformt wie ein Schiffstau, das sich zweimal um den Finger der Trägerin wand. Seine Enden waren oben zu einem Seemannsknoten verschlungen. Und daneben klafften zwei winzige Muschelschalen…

Isabella konnte ihr Glück kaum fassen. Rasch trat sie an das Schreibpult der Hausherrin und fertigte mit geübten Strichen eine genaue Skizze des Schmuckstücks an. Zur Sicherheit zog sie auch noch ein Wachsplättchen aus ihrer Tasche mit Agentinnen-Bedarf und drückte die Oberseite des Ringes hinein. Es konnte nicht schaden, möglichst viele Details des kompliziert aussehenden Knotens festzuhalten…

Gerade hatte Isabella den Lohn ihrer Mühen in ihrer Tasche verstaut und das verräterische Buch wieder auf seinen Platz gestellt, als Heinrich Thorsteyns Stimme mühelos durch die Wände drang. „Klar zum Entern!“, brüllte der Kaufmann, der in seiner Rolle hörbar aufging. „Volle Breitseite! Zückt die Sääääbeeeel!“

Verdammt, jetzt aber schnell! Das maritime Schauspiel in der Wohnstube näherte sich offenbar seinem Höhepunkt – und damit auch seinem Ende. Mit fliegenden Fingern befestigte Isabella den Ring wieder an seinem Platz, legte den Spiegel zurück auf den Tisch und glättete die Bettdecke. Bevor sie die Kerze löschte, sah sie sich noch einmal prüfend nach verräterischen Spuren um. Alles schien in Ordnung zu sein. Also nichts wie weg hier!

Auf geräuschlosen Katzenpfoten eilte sie den Gang entlang und kletterte aus dem Fenster, durch das sie gekommen war. Kaum hatte sie in den Efeuranken Fuß gefasst und den Fensterladen wieder zugeschoben, da hörte sie auch schon die polternden Schritte des Hausherrn auf der Treppe. Gefolgt von den leichteren seiner Dame. Hoffentlich kam er nicht ausgerechnet jetzt auf die Idee, den Fensterladen zu kontrollieren! Behände und lautlos wie eine Spinne glitt Isabella die Fassade hinunter, bis sie sicheres Kopfsteinpflaster unter den Füßen spürte. Jetzt nur noch um die nächste Hausecke und sie war außer Sichtweite...

Geschafft! Mit einem triumphierenden Lächeln und nunmehr ruhigen Schritten spazierte die erfolgreiche Spionin zum „Goldenen Einhorn“ zurück. Beschwingt betrat sie ihre Unterkunft, tänzelte die Treppenstufen hinauf… und sah gerade noch, wie sich eine dunkle Gestalt vor der Tür ihrer Kammer aufrichtete, den Gang entlang eilte und über die Hintertreppe verschwand. Die schattenhafte Silhouette schien leicht zu hinken. Und sie hatte eine merkwürdige Frisur. Fast wie zwei Hörner schienen ihre Haare in die Luft zu ragen. Seltsam…


© Kea2012, Februar 2018
****rio Mann
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Die Insel "O" – An der Stange, an der Leine
Wylandt lag selig in einem bequemen Liegestuhl am Nacktbadestrand der "O" und schmunzelte einem feuerroten Sonnenuntergang entgegen. In seiner Hand hielt er ein langstieliges Glas, welches in seiner wohlgerundeten Form an einen jungen Damenkörper erinnerte. Der gewesene Herzog mit dem Zopfe konnte nicht aufhören, an den Horizont zu grinsen. Er hatte leicht einen in der Krone!

In dem schlanken Glastorso befand sich ein rosafarbenes Gemisch aus dem vergorenen Extrakt von Rosenblättern und abgestandener Stutenmilch. Das Ganze musste in einem gewärmten Behältnis – etwa von der Größe einer handelsüblichen russischen Matrjoschka – kräftig geschüttelt und dann sorgsam über einen eisgekühlten Wachstrichter stoßweise in das Glas ejakuliert werden. Versehen mit einer Handvoll Hagelkörner und einer von der Jahreszeit abhängigen Dekorationsfrucht ergab sich daraus ein Getränk, dem Wylandt versuchte einen passenden Namen zu geben: "Reising Bull", "Glitschy Bitsch" oder "Siffy Deern" waren als Vorschläge bereits verworfen worden. Vielleicht konnte jemand, der im Textieren und Vermischen von Getränken bereits Erfahrung hatte, behilflich sein. Und dann auch gleich die Geschmacksrichtung ändern. Denn eines war klar: selbst wenn man davon nach drei Gläsern ordentlich einen sitzen hatte – das Gesöff schmeckte abscheulich!


Was hatte sich in der vergangenen Woche alles zugetragen! Wylandt musste lachen, wenn er an diese Modenschau dachte. Dieser Brubäer! Dieser Weltmann! Dieser Modekoch! Der hatte sich die Mädchen mit seinem "Bausch–Beine–Bö" so zubereitet, dass ein jeder sofort mitnaschen wollte. Da warfen die verbliebenen Zimmerleute und Schneidergesellen sogar Geldstücke auf den Laufsteg, als die Lustmädchen des Gewandzeichners geilste Nachtkreationen präsentierten.

Na-ja, gut... Die eine... Wollte unbedingt nackt raus... Nur in diesen hohen Schuhen... Konnte man ihr nicht verbieten... Als ihr der Brubäer den knappen Pelzschnitt anlegen wollte, war sie schon vor den Vorhang gehuscht. Wenigstens hatte dieser geniale Zimmermanns-Hannes am Ende des Stegs eine geglättete Rundholzstange aufgestellt, sodass das Mädchen etwas zum Festhalten hatte.

"Köömm zsüürüüück!", flüsterte der Brubäer für jedermann hörbar dem Reißaus hinterher. Doch Carlina – so nannte sie sich nach der Golddistel – stakste zielsicher in Richtung der Stange, wo sie die Hacken in X-Stellung brachte, den Hintern wölbte und die Oberschenkel aneinanderpresste, so als könne sie es sich nur mit größter Not verkneifen, jetzt und hier, und zwar vor allen Leuten, auf den Laufsteg zu pieseln.
Böses Mädchen!

Als sie dann auch noch in gespielter Verlegenheit den Finger auf die Lippen legte und ein leises "huh?" vernehmen ließ, zückte das Publikum völlig aus. Da holten Schneidergesellen ihre schlanken Schwänze hervor und wedelten sich ihre Lust heraus, nicht ohne einen Moment das Geschehen auf der Bühne aus den Augen zu verlieren. Dort schlang nun Carlina ein Bein um die Stange und zog sich mit einem Arm daran hoch, hob das zweite Bein an und spreizte es weit ab. Dann begann sie an der Stange zu kreisen. Da klopften sich die kräftigen Zimmerleute auf die Schenkel und rieben daran wie verrückt, mit ihren Oberkörpern wippend, tierische Laute rufend und gebannt die Bewegungen des Mädchens an der Stange verfolgend. Das schwang sich nun in einer mäanderartigen Bewegung empor.

Steil ragten ihre langen Beine mit den hohen Schuhen geradlinig in den Himmel.
Es wurde mucksmäuschenstill im Publikum. Das war kein Tanz mehr, das war Kunst!
Mit einer nie gesehenen Körperspannung präsentierte Carlina den Zusehern ihre jungen, straffen Pobacken. Die Muskelschlaufen glänzten gespannt an den Oberschenkeln. Man sah, wieviel Kraft sie dieser Handstand an der Stange kostete. Aber das Mädchen hielt ihn ruhig.
Einem der Schneiderlehrlinge glitt eine Stecknadel aus dem Mundwinkel, und man hörte sie fallen. So leise war es.
Alle blickten auf den hitzigen Körper, der da verkehrt in die Luft ragte.
Und dann geschah es!

Carlina öffnete langsam und symmetrisch ihre Beine, formte zunächst ein "V", bildete dann eine Raute und streckte sich schließlich weiter bis zum vollendeten Spagat. Dem Publikum stockte der Atem. Manche hielten sich die Hand vor die Augen und schielten durch die Fingerschlitze auf das sich ihnen darbietende Zentrum der Weiblichkeit.

In einer einzigen Welle ließ sich das Mädchen nun von der Stange rollen, machte einen Purzelbaum nach vorne und stoppte breitbeinig an der Kante des Laufstegs, wo ein junger Zimmermannsgeselle auf die Knie niedergefallen war und vor Glück weinte.

Vor seinem Gesicht, genauer vor seinem Mund, glitzerte die schönste Perle, die er in seinem Leben je zu Gesicht bekommen würde. Die junge Frau atmete nach ihrer Anstrengung schwer, doch lächelte mild zu dem Burschen hinunter, der duftkostend zwischen ihren bebenden Schenkeln lauerte. Der Geselle hatte sich soeben unsterblich verliebt. Das Publikum verharrte atemlos.

Da drückte der Bursch langsam seine bebenden Lippen an die feuchte Spalte vor seinem Antlitz. Er hatte Tränen in den Augen. Nichts konnte ihm jetzt noch passieren.

Als sich das zarte Fötzchen des Mädchens zuckend von diesem Kuss löste, brach im Publikum ein Jubel los, den man bis auf das Festland nach Ritzebüttel hören konnte, wo sich der neu eingesetzte Amtmann Ungustav Bruhns – ein grindiger Hauptmann aus Stickenbüttel – gerade am Esstisch billig einen herunterholte, weil er sich sonst nichts zu tun wusste. Das sollte ihn übrigens eines Tages seine wenig angesehene Stellung kosten.

Der Zimmermannsbursche aber war an diesem Tag der Held auf der "O" gewesen. Mit verweinten Augen röchelte er der nackten Hure hinterher, als diese den Laufsteg verließ und sich einen Anpfiff vom Brubäer gefallen lassen musste, weil sie nackt losmarschiert war. Der Bursch taumelte verliebt über den Flanierparcours, fiel nieder und pries den Himmel, rempelte die applaudierenden Leute an und deutete auf seine Lippen – unfähig, dazwischen etwas Sinnvolles hervor zu stottern. Er bibberte am ganzen Leib. Ein nervliches Wrack. Wylandt hatte Erbarmen, zog seinen Mantel aus und hängte ihn dem armen Kerl um, nicht ohne zu bemerken, dass die in dem Webstoff eingesoffene Stutenmilch angefangen hatte zu stinken.

"Ich bin... Ich bin... Ich bin... so glücklich", stammelte der Bursch.
"Jaja, schon gut", sagte Wylandt mit dem Zipfe gütig, richtete ihm den Mantelkragen, drehte ihn herum und schickte ihn quer über den Platz in Richtung des Besucherzelts. Der Bursch kam gleich wieder mit einer anderen Frau ins Gespräch, doch die war den Avancen des feschen Jünglings im stinkenden Herzogsrock offenbar nicht so wohlgesonnen. Sie rempelte ihn und herrschte ihn barsch an. Der liebesflammende Zimmermannsgeselle wusste nicht wie ihm geschah, stammelte Blödsinn und fiel wieder auf die Knie, um entschuldigend die Stiefel der Frau zu küssen.

"Wie einen Hund behandelt sie den, der so viel Dreiste aufgebracht hat, vor aller Augen der besten Stute in meinem Stall die Möse zu küssen?", dachte sich Wylandt erbost, als ihm von dem Vorfall berichtet wurde. Was bildete sich diese Schlampe ein?


Der mit dem Zipfe schlürfte den letzten Rest seines Getränks durch den Halm und stand aus seiner Liege auf. Wenn sich der Zimmermannshannes auf diesen Klappstuhl-Mechanismus ein Schutzrecht machen ließe, dann könnte er ein reicher Mann werden und es vielleicht sogar zu einem Patriziat bringen. Von Westen her zog rasend eine riesige schwarze Wolkenfront heran. Es würde einen Sturm geben.

"Stangentanz ist die Zukunft!", rief Wylandt in den aufkeimenden Wind und band Marlis in ihrem Häschenkostüm vom Liegestuhl los. Sie mümmelte etwas unter dem Knebel. Doch das konnte der Hurentreiber mit dem Zipfe nicht mehr verstehen. Es grollte ein Donner, der den Sand auf der Insel flachrüttelte. "Na hopp!", sagte Wylandt: "Ab in deinen Käfig!"

Nach dieser bevorstehenden Sturmnacht würde auf der "O" nichts mehr wie vorher sein. Wylandt rülpste erwartungsvoll. *liegestuhl*
Der Drang nach Freiheit – Marlis 18 (die römischen Ziffern b
Sie überlegte. Das Angebot war ziemlich verlockend. Und sie musste für ihren Aufenthalt auf Phantasy Island nicht mal Eintritt bezahlen. War es für sie möglich, die richtige Entscheidung zu treffen? Was, wenn Piet schon ohne sie weitergezogen war?

Sie dachte nach, während Wylandt auf den Knien saß, seinen Blick devot auf ihre Füße gerichtet. Und traf für sich die Entscheidung. „Küss meine Füße, Du Knilch. Und dann massiere sie. Ich werde Dir meine Entscheidung entweder jetzt, morgen, übermorgen, spätestens jedoch in drei Tagen mitteilen.“

Seine feuchten Lippen senkten sich auf ihre Zehen und er begann, ihre Füße zu küssen. Fasziniert sah sie seinen Zopf baumeln, nahm immer noch den üblen Geruch wahr. Ihr Schädel dröhnte, ihr war leicht schlecht, trotzdem wurde sie gerade ziemlich geil. Seine Hände, die unter ihrem Unterkleid Richtung Möse wanderten waren daran bestimmt nicht so ganz unschuldig.....



Gerade fing sie an, sich zu entspannen, da durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Sie realisierte, dass Wylandt mit dem Zipfe hart an ihren Schamlippen riss und ihr einen starken Stoß versetzte, der sie zu Fall brachte. Ihr wurde schwarz vor Augen.

Als sie wieder wach wurde, sah sie sich ungläubig um. Wo war das Nonnenkostüm? Was hatte sie da für – vorsichtig ausgedrückt – müffelnde Felle am Körper? Wylandt saß da und grinste, verließ den Raum, schloss die Tür ab. Marlis kam einfach nicht heraus, und der Raum war einige Etagen über dem Erdboden.

Nach ein paar Minuten kam er zurück und sagte boshaft: „Traue niemals einem Ösi.... Du kommst jetzt brav mit und wir machen einen Spaziergang.“

Sie war nicht begeistert, er stieß sie Richtung Wand und fesselte sie. Vergeblich versuchte sie sich zu befreien. Als sie schreien wollte, wanderte auch noch ein Knebel in ihren Mund. Er packte das Seil in ihrem Rücken und schleppte sie mit sich mit zum Strand, band sie an einer Liege fest, legte sich auf die Liege daneben und nippte an seinem Drink, den er sich aus dem Zimmer mitgenommen hatte.
Es dauerte geraume Zeit bis er sie wieder losband und ankündigte, sie in einen Käfig stecken zu wollen.

Zurück im Raum lachte er sie aus und war dann der Meinung, sie könne ihm als Zeichen ihrer Ehrerbietung durchaus mal seinen Penis lutschen. Öffnete seine Beinkleider und sie starrte wirklich interessiert zwischen seine Beine.

„Wylandt, das wird wohl nichts.“, sagte sie vorsichtig.

„Wylandt mit dem ZIPFE, bitteschön. Soviel Zeit muss sein.“

Vorsichtig begab sie sich aus seiner unmittelbaren Reichweite. „Also wenn ich die Situation richtig betrachte ab heute nur noch Wylandt.“

Er verstand gar nicht, was los war. Aber Teufelchen huschte von seiner Schulter runter, seinen Körper herab, schaute ungläubig zwischen Wylandts Beine, huschte wieder hoch und flüsterte ihm ins Ohr: „Du bist glatt da unten!“

„WIE, GLATT! Willst Du mich verarschen, Beelze?!?“ Vorsichtig tastete er zwischen seine Beine. Und da war... nichts.

„Wie hast Du das gemacht, Du Miststück?“ schrie er sie an und sie wich wieder zwei Schritte zurück. „Ich? Wie sollte ich das wohl bewerkstelligt haben... Obwohl gewünscht habe ich es Dir, das muss ich wohl zugeben. Und Du bist ja der Meinung, auf dieser Insel werden Wünsche wahr. Profitipp: An Deiner Stelle würde ich nichts mehr trinken.“ Wütend betrachtete sie die blutunterlaufenen Striemen an ihren Handgelenken.

„Du behauptest, alle Frauen seien freiwillig hier. Ich bin das lebendige Gegenargument. Besorg' mir eine Passage ans Festland, ohne Gegenleistungen, dann wünsche ich Dir Deinen Schwanz zurück. Und wenn Du mit den Wirten und Hotelbetreibern in Hamburg gute Geschäfte machen willst, hältst Du Dich besser an Dein Wort. Meine Kleidung, mit der ich angekommen bin, sollte an und für sich wieder getrocknet sein. Und als kleine Entschädigung für diese hässlichen Striemen darf ich mir bestimmt noch ein Paar gute Stiefel aussuchen.“

Sie rieb sich ihre heftig pochende Schläfe und versuchte, ihren rebellierenden Magen unter Kontrolle zu behalten.
******liK Paar
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Der Reisende 5
Ottilie wacht auf
Hans und Ottilie saßen im Eysernen Nagel ganz hinten in der Ecke und schmusten. Dabei schauten sie aus dem Fenster wie der Nachtwächter die Lichter anzündete. Auf der Fensterbank saß Bella die graue Katze und schaute zu den beiden hinüber. Irgendwann sind sie denn eingeduselt. Aber plötzlich ist Ottilie aufgeschreckt und somit dem Kopf gegen die Wand gerumst das Bella mit einem Satz weggesprungen ist. Hans nahm sie in den Arm und fragt was ist denn nun los?

Oh sagt e Ottilie, noch ganz verstört ich habe geträumt wir sind mit dem Schiff auf eine Insel gefahren. Auf dem Schiff waren viele Kerzen und auf der Insel waren alle lustig und haben getanzt. ich habe Kleider genäht und einige Frauen haben die auf einem Steg vorgeführt. Einige von hier aus dem Eysernen Nagel wahren auch dort. Der Chef von Der Insel, der Zippel Wylandt hatte immer einen grünen Affe auf der Schulter.

Auf einmal zog ein Gewitter auf und ein Donnerschlag brachte die ganze Insel zum Beben. Der Affe ist dem Zippel Wylandt mit einem Satz von der Schulter gesprungen und dann bin ich aufgewacht.

Och min Deern das war doch nur ein Traum, beruhigte Hans sie hier gibt es keinen grünen Affen nur eine graue Katze. Möchtest du noch einen Scholli?
****orn Mann
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Gödeke Michels Xll – Aufbruch
Die Möglichkeit, dass die Invasion des Deutschen Ordens auf Gotland eventuell schon unmittelbar bevorstehen könnte, ließ Gödeke handeln. Er hatte noch nie viel von den elenden Kreuzzugfahrern gehalten, * den Jerusalembefreiern unter Gottes Gnaden und im Dienste der Kirche. Von wegen! Machtbesessene Ausbeuter und Unterdrücker sind sie, dachte Gödeke grimmig, und zwar alle. Ständig im Krieg mit anderen Ländern, in die sie sich nicht nur einmischen, sondern ihr Hegemonialbestreben mit dem Schwert erstreiten. Seit einhundert Jahren schon dauern die Litauer Kriege an. Nur weil die Bevölkerung sich weigert, die Taufe durchzuführen, werden sie als Heiden bezeichnet und bekämpft.

Und? So dachte Gödeke, sind die Litauer deshalb schlechtere Menschen als die ach so Heiligen Ritter des Deutschen Ordens? Ist Jana eine schlechte Frau? Lieber eine zügellose und hemmungslose Heidin als eine vertrocknete, keusche Betschwester!
Zum Teufel mit dem Lügenpack! So fluchte er innerlich und ballte zornig die Fäuste. Und jetzt hatten sie es nachweislich auf Gotland abgesehen, auf seine Feste. Michels wusste, dass er gegen die kampf- und morderprobten Rüstungsritter mit dem schwarzen Kreuz auf Schild, Flagge und Mantel keine Chance haben würde. Zumindest nicht an Land. Seine Mannen waren Kaperfahrer und keine Schlachtenritter hoch zu Ross. Ihr Verbündeter war das Meer. Sie würden sich bei einem Angriff nicht lange halten können an Land. Und das war eine Tatsache. Punkt. Fertig. Aus!

Er hatte Magister Wigbold und Käpt`n Walhorn angewiesen, nach dem Gespräch mit Jana, sich dringendst zu beeilen, Brief und Siegel zu fälschen.
Ein anderer Anführer der Freibeuter, Hauptmann Wichmann, bekam das Oberkommando für den Konvoi, der nach Rostock und Wismar segeln sollte, all die Waren, die sie erbeutet hatten, feilzubieten und zu verkaufen. Derweil hatte Lars Reesenspund mitgeholfen, das Walfangschiff seeklar und auslauffähig zu machen und die Schäden mit der Mannschaft auszubessern.

Hektische Betriebsamkeit hatte sich in Visby eingestellt, ohne dass jemand genau wusste, was eigentlich los war. Gödeke Michels wies an, dass die übrige Flotte, die in Visby verbleiben sollte, sich auf stand by begeben sollte, um notfalls auch ohne ihn auslaufen zu können. Mit Ziel Emden in Friesland. Er selbst wolle aber schon bald zurück sein, wenn er genau wüsste, ob und wann eine kriegerische Invasion bevor stünde. Sollte er bis Mitsonnenwende nicht zurück sein, sollten sie Visby verlassen, und zwar alle. Mitnehmen, wer mitkommen wollte. Notfalls auch Weiber, wenn die ein berechtigtes Interesse hätten, zu emigrieren. Auch ohne zu überprüfen, ob sie aus sicheren Herkunftsländern stammen. Sollte er, Gödeke, nicht zurück sein, sei er entweder tot oder anderweitig dringend verhindert. Man würde sich in Friesland treffen.

Eine Invasion? So schreckten Piraten und Inselbewohner gleichermaßen auf. Von wem? Aus den Ostländern? Oder aus Dänemark? Gödeke Michels blieb bei der Version, dass er nach Wismar segeln würde. Sollte sich der Angriff aber noch verzögern, wovon Michels im Grunde ausging – und hier vertraute er den Worten Walhorns – weil eben die Finanzierung noch nicht geklärt war, so hatten sie voraussichtlich noch ein paar Monate Zeit, längstens aber ein Jahr. So sollten die verbliebenen Schiffe weiterhin auf Kaperfahrten gehen, auch, um kein Misstrauen zu erwecken.

Ein paar Tage später befand er sich auf See. Mit ihm und an seiner Seite Jana Poponova, Lars Reesenspund und Käpt`n Walhorn. Kurs Südsüdwest, Richtung Sund, Kattegat und Skagerrak. Gödeke hatte sich erinnert, was Walhorn vorgeschlagen hatte, nämlich dass eine Frau von Format seiner Tarnung zuträglich sei, um seiner neuen Identität Nachdruck zu verleihen. Und Jana war genau solch eine Frau. Dazu hatte sie definitiv ein mehr als berechtigtes Interesse, dem Deutschen Orden nicht in die Hände zu fallen. Er vertraute ihr zudem auch. Sie hatte ihn fast auf Knien angefleht, sie mitzunehmen. Sie würde alles tun, was er verlangte und mithelfen, dass sein Unternehmen erfolgreich wird. Auch wenn sie mit ihrem Leben dafür bezahlen müsse. Alles, nur nicht den brutalen Ordensrittern in die Hände fallen. So hatte er letztendlich zugestimmt, und zum Dank war sie ihm jauchzend um den Hals gefallen, hatte ihrer beider wollüstige Gier aufeinander erneut entfacht, und hatte ihn nicht mehr losgelassen, bis der Morgen dämmerte, und sie beide ermattet und ausgelaugt einschliefen.

Es war seltsam, ihre Gefühle, die sie ihm entgegen brachte, erschienen ihm echt und aufrichtig. Ebenso wie ihr unbändiges, lustvolles Verlangen auf ihn. Ihre Hingabe war ein wahres Geschenk und ihr Begehren, ihr Feuer, nahezu grenzenlos. Mehrfach hatte er sich vergangene Nacht in ihr ergossen und sie abermals vor Wollust das Haus zusammengeschrien, dass man es in ganz Visby hören konnte und andere Mädels, die ebenfalls beschäftigt waren, weiter anspornten. Dass ihr Anführer im harten Einsatz war, erregte viele von ihnen zusätzlich. Einige kannten natürlich sein unzüchtiges Geheimnis, waren selbst ein Teil dessen und wohnten ihm gerne bei, sobald er nach einer von ihnen rief. Ein überaus frivoles Geheimnis, das er am nächsten Morgen nicht länger vor Jana verheimlichen wollte. Ihm blieb keine Wahl, sie musste es wissen, und zwar bevor sie sich auf den Weg nach Hamburg machten. Noch hätte sie die Möglichkeit, entsetzt sich zurück zu ziehen. Zu sagen: Nicht mit mir, good bye, Gödeke. Oder eben zuzustimmen und mit dabei zu sein, ein Mitglied des geheimen Lustzirkels zu werden. Breitbeinig stand der kräftige Mann nackt vor dem Bett, worin Jana in Decken gehüllt und mit zerzaustem Haar lag, gesättigt von der vergangenen Nacht.

„Was denn?“, hatte sie gefragt und er hielt ihr seine linke Hand entgegen, deutete auf den auffälligen Ring an seinem Mittelfinger. „Du musst wissen, dass ich noch einer anderen Gemeinschaft vorstehe. Einem Geheimbund, der nur Frauen zugehören. Und zwar solche, die eine art Piratenfetisch haben. Ist zunächst etwas Psychologisches, doch mündet das in lustvoller Gier und Hemmungslosigkeit.“
„Huuuuuuuhhh … Herr Freibeuter!“, keuchte Jana, „das erregt mich über die Maßen! Ihr wollt damit andeuten, dass Ihr schon mehrere Frauen so wie mich Euch gefügig gemacht habt? Mit Eurem so herrlich aktiven, unwiderstehlichen Piratenschwanz? Ja? Glaubt mir, Gödeke, nichts anderes habe ich von Euch erwartet und es würde mich sogar enttäuschen, wenn dem nicht so wäre. Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich mich nur zu gerne von Euch kapern lassen!“
„Ach ja? Habt Ihr das?“, fragte Gödeke gefährlich leise. Mit einem Ruck zog er ihr die Decke vom Leib, doch Jana schrie weder auf noch schämte sie sich, sondern sie biss sich auf die Unterlippe, sah ihn von unten vom Bett aus an. Doch dessen nicht genug stellte sie einen Fuß auf, zog ihn nah ans Becken heran und drückte das Knie nach außen. Vor seinen Augen begann sie sich die Perle zu reiben und leise zu stöhnen. „Wenn Ihr wüsstet, wie sehr mich das erregt, dem gefährlichsten Freibeuter der Ostsee hilflos ausgeliefert zu sein.“
Worte, die sehr nach seinem Geschmack waren, die ihn erregten und die er schon öfters von vereinzelten Frauen gehört hatte, deren Ganzkörperbekanntschaft er gemacht hatte auf seinen Fahrten. Besonders intensiv in Hamburg. Die Freie und Hansestadt war auch in gewissen anderen Dingen sehr freizügig. Genüsslich besah er sich Jana, erregte sich erneut an ihr, an ihrem unanständigen Spiel und auch an ihren schönen Brüsten. Langsam glitt seine Hand nach unten, und vor Ihren Augen begann auch er nun, sich zu reiben. Jana keuchte auf und konnte wieder nicht den Blick von dem lassen, was sich da in die Höhe zu recken begann. „Werdet Ihr in Hamburg auch andere Frauen ficken? Vor meinen Augen? Während ich gebunden an einem Pfosten stehe und alles mit anschauen muss? Seht Gödeke, wie nass ich plötzlich werde, wie sehr mich das anmacht.“
Langsam kam er näher und Janas Augen weiteten sich vor Gier.

Eine gefährliche Reise stand bevor. Hoch im Wind wehte die Flagge der Hanse und am Heck die von Bergen. Der Kaufmann Gunnar Michelson hatte sich noch einmal die Haare schneiden lassen beim Abschied von Svantje; Walhorn und Lars direkt im Anschluss auch. Er bedauerte den Fortgang von Olga, sah aber keine Möglichkeit, sie vielleicht auch mitzunehmen. Eine Frau an Bord reichte schon, obwohl er nicht dem Aberglauben verfallen war, dass sie Unglück bringen. Dennoch … die Mission war extrem gefährlich. Besonders wurde es ihnen noch einmal bewusst, als Magister Wigbold ihnen je einen kleinen Flakon in die Hand drückte, das ein schnellwirkendes, tödliches Gift enthielt. „Für alle Fälle, man weiß ja nie …“, hatte er zum Abschied gesagt. Das Begleitschreiben und auch das Siegel waren täuschend echt gelungen. Gödeke musste Svantje versprechen, dass er ganz bestimmt zurück kommt, und so war die Fahrt ins Ungewisse auch mit einer gewissen Mulmigkeit verbunden. Die Mannschaft des Walfischjägers würden sie im südschwedischen Karlskrona austauschen und möglicherweise in Göteborg noch einmal. Einerseits, damit die zurück in ihre Heimat kehren konnten nach Island und Norwegen und im festen Glauben waren, das Michels und Walhorn auf dem Weg nach Wismar waren, die neue Mannschaft aber nicht wusste, wer Gunnar Michelson wirklich war, der nach Hamburg reiste.



Anmerk. * (Der Begriff „Kreuzzug“ wurde erst im 17. Jahrhundert geprägt, ich verwende ihn aber in der Folgezeit zum besseren Verständnis schon hier)


© Walhorn Februar 2018
Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
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Lütten Hannes wärmt sich auf
"Ist das Euer letztes Wort, Jan?", fragte Martens noch einmal. Schwang da tatsächlich etwas wie Sorge mit? Hannes nickte, die Hände in die Hüften gestützt. Niemand sollte ihm die Unsicherheit anmerken, die in seinem Magen umher kollerte wie ein heißer Stein.

"Sagt Olofsson meinen Dank für das Schiff und die Männer. Meinen Teil der Bezahlung habe ich behalten." Er reichte dem Schiffer einen Bogen Papier, auf dem er einen kurzen Text und die Aufrechnung verzeichnet hatte. Darunter stand sein Signum.
"Ihr könnt lesen und schreiben?", erkundigte sich der Schiffer und eine seiner Brauen zuckte in die Höhe.
"Ihr könnt dieses Schiff steuern?", entgegnete Hannes mit einem feinen Lächeln. Der Schiffer reichte ihm die Hand.
"Gott schütze Euch, Jan Johansson."
"Gott schütze uns alle, Herr Martens. Bringt das Schiff und die Männer sicher heim."

Hannes hatte sein Bündel geschultert und war bereits fast auf der Planke hinüber auf die Pier, als ihn eine Hand am Arm aufhielt: Willm. Er sah fast verlegen aus, vermied es, Hannes in die Augen zu schauen.
"Ich wäre ja geblieben, Hannes, aber mein Weib. Pass auf dich auf und nimm dich vor dem Weibervolk im Turm in Acht." Hannes grinste, aber das kniff in den Mundwinkeln.
"Ich denke, die haben gerade andere Sorgen, mein Freund. Könnte nichts schaden, wenn ihr ein gutes Wort für uns einlegt auf dem Weg nach Hamburg." Hannes deutete nach oben und dann in Richtung Westen, wo der Himmel die Farbe nasser Schieferschindeln angenommen hatte. Der Wind gewann zusehends an Kraft. Die "Anne B" schwankte und rieb ihre Flanke an der Pier. Es wurde Zeit. Die beiden Männer umarmten sich linkisch und Hannes half, die Taue von den Pollern zu lösen. Die hereinströmende Flut drückte das Schiff Richtung Elbmündung.

Als Hannes auf halbem Weg zum Turm war, öffnete der Himmel seine Schleusen und binnen weniger Schritte war er bis auf die Haut nass. Der Regen ging kurzzeitig in Hagel über und die Körner prasselten ihm auf Kopf und Schultern. Er musste sich ordentlich gegen die Windböen stemmen, damit er nicht umgeworfen wurde.
‚Wenn da nicht der Klabauter Ernte halten will!', dachte er und endlich schlug die schwere Tür zum Turm hinter ihm zu.

Er betrat den Raum rechter Hand und blieb gleich hinter der Tür stehen. Der Raum war mit verängstigten Frauen gefüllt. Man hätte annehmen können, dass hier ein Höllenlärm hätte herrschen müssen, aber es war fast gespenstisch still. Wenn die Frauen sprachen, dann im Flüsterton. Hannes sah drüber neben dem großen, aus Feldsteinen gemauerten Kamin eine Gruppe von Frauen leise beten. Hannes erkannte Ottilie, deren Lippen sich kaum merklich bewegten. Sie wirkte ernst und angespannt.

"Du bist ja völlig durchnässt!", erscholl neben ihm eine ihm höchst bekannte Stimme: Heide war auf ihn zugetreten. Sie sah etwas seltsam aus, steckte sie doch zur Hälfte in einem der Kleider vom BruBäer und zur Hälfte in Ihren Alltagsklamotten. Ihr Haar war ursprünglich hochgesteckt gewesen, aber einige der blonden Strähnen hatten sich gelöst. Sie hielt einen Umhang um die Schultern gezogen und ihr Gesicht war blass.

"Machst du dir Sorgen?", fragte Hannes, wobei seine Zähne aufeinanderschlugen. Sie sah zu ihm hoch und nickte abwesend. Sie schien zu überlegen.
"Wir werden wohl Wasser nehmen und nicht zu knapp", sagte sie halblaut. Hannes sah ihr in die Augen und glaubte ihr.
"Aber mehr Sorgen mach ich mir gerade um dich, Großer", sagte sie. Offenbar war sie mit ihren Überlegungen zu einem Schluss gekommen.
"Ab mit dir in die Baderstube. Wenn ich mich nicht täusche, haben ein paar Mädels vorhin dort ...", sie sah Hannes an, der stehen geblieben war, "Is ja och shit egol, oder? Es müsste noch heißes Wasser da sein, meine ich. Komm, bevor du dir den Tod holst. Auch ein Turm wie du is sterblich, glaub ma ja nich!"

Die Aussicht auf ein warmes Bad ließ Hannes kräftig erschauern. Nur zu gern folgte er Heide. Der Baderraum war nur spärlich beleuchtet und Dunst waberte durch die Luft. Der Geruch von Seife und Kiefern ließ bei Hannes Erinnerungen an seine Kindertage aufkommen. Heide betätigte sich als Bademagd. Sie füllte einen der größeren Zuber mit dampfendem Wasser.
Er trat hinzu und wollte ihr den schweren Eimer abnehmen, aber sie entwand sich ihm geschickt.
"Ich hab' dir gesagt, dass du etwas bei mir gut hast!", sagte sie und sah ihn von der Seite irgendwie seltsam an. Er drehte sich zur Seite und begann, seine nassen Kleider abzustreifen.
Schließlich stand er nur noch mit der Bruche am Leib vor ihr.

"Was soll das denn? Denkst du, ich hab noch nie `nen nackten Kerl gesehen?", rief sie mit in die Hüften gestützten Händen. Ihr Gesicht glänzte von Schweiß im Licht der Tranfunzeln an der Wand und das Unterkleid klebte fast an ihrem Ausschnitt. Hannes hatte Mühe, seinen Blick davon loszureißen.
"Runter die Buchs'!", kommandierte sie und trat auf Hannes zu. Er löste rasch die Verschnürung und der letzte Schutz fiel zu Boden. Instinktiv hielt er sich die Hände vor sein Gemächt. Heide brach in schallendes Gelächter aus. Hannes wurde wieder einmal rot. Rasch stieg er in den Zuber. Das Wasser war viel zu heiß für seine fast gefühllos kalten Beine und er wusste, dass er sich beim Hinsetzen den Arsch und alles Weitere verbrühen würde, aber alles besser, als sich von dieser Frau betrachten zu lassen, wie einen Zuchtbullen. Er setzte sich und hielt die Luft an. Langsam ließ der Schmerz nach.

"Du bist mir ja einer. Wo bist du große geworden, Lütten Hannes? Im Kloster?"
"In Stralsund bei meiner Familie. Alles Kerle. Ich war der Jüngste. Uns hat kein neugieriges Weib ausgelacht zu Hause."
"Nicht mal eine Magd, ein Küchenmädchen? Komm schon, du willst mir doch nicht erzählen ..." Heide war hinter ihn getreten und begann, ihn einzuseifen. Ihre Hände waren warm und weich, aber sie hatte einen beherzten Griff. Hannes war dankbar für die spärliche Beleuchtung.
"Tut mir leid, dass ich gelacht hab", sagte sie mit einem kleinen, verstörenden Kratzer in der Stimme gleich neben seinem Ohr. Er spürte die Berührung an seiner Schulter und wusste, dass dies ihre Brüste sein mussten. Ihre Hände indes verschwanden unter der Wasseroberfläche. Sie berührte seine Lende kurz über der Hüfte und ein seltsamer Schlag ging durch seinen Körper, nicht unangenehm, eher süß und belebend.

Hannes spürte, wie sich sein Quälgeist aufrichtete. Dann legte sich Heides Hand um seinen Schaft. Hannes stöhnte auf und lehnte sich instinktiv zurück. Seine Hände krallten sich um den Rand des Badezubers, dass die Knöchel weiß wurden.
"Mach dich locker, Hannes", säuselte Heides Stimme neben seinem Ohr. Derweil bekamen seine Sitzmuskeln plötzlich ihre Befehle von anderswo her.

Der Fußboden begann zu beben. Hannes glaubte zunächst, dies hinge mit dem zusammen, was Heide gerade dort im trüben Wasser mit ihrer Hand trieb. Aber das Beben wurde stärker und es kam der Moment, als es ihm klar wurde: Das waren Brecher, die gegen die Grundfesten der Insel brandeten! Fast hätte man ihm gewünscht, er wäre eine halbe Minute später draufgekommen. Es hätte auch nicht viel geändert. Heide wünschte es ihm auf jeden Fall. So aber richtete er sich auf, schob ihre Hand fort und erhob sich.

"Hörst du das?", sagte er und stieg aus dem Zuber. Sein Glied, steil aufgerichtet, zeigte drohend auf Heides Gesicht. Nicht, dass sie vor Furcht erstarrt wäre, jedenfalls nicht aus Furcht vor dieser Drohung, auch wenn sie sozusagen ziemlich massiv vor ihr stand. Das Dröhnen, dass den Turm erfasst zu haben schien, wurde allerdings mit jedem neuen Anbranden bedrohlicher. Das war etwas Anderes. Etwas sehr viel Anderes.

© 2018 Whisper2001
******liK Paar
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Der Reisende 6
Ottilie hat Heimweh
Ottilie saß in der Ecke auf einem Hocker und grübelte. Ihr Kleid war geöffnet und ihre Beine waren sichtbar bis oben hin. Sie dachte an den Brubäer und das ihr Bauch doch gar nicht so schlecht aussieht und die Beine in den Wollstrümpfen mit den Klöppelkanten auch nicht. Na ja, der Hintern könnte vielleicht ein bisschen strammer sein, aber Hans sagt immer „Deern, du hesst en seuten Mors.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrem Glas, da war heute Rotwein Grog drin. Dann dachte sie wieder daran, wie es auf dieser Insel war. Draußen stürmte und regnete es stark aber das ist ja im Februar nix besonderes und Sturmflut auch nicht. Aber wieso ist es in dieser Jahreszeit so warm? Seit sie hier ist, brauchte sie garkeinen Wams anziehen und hier im Turm gibt es noch nicht mal einen Ofen. Überall sind Kerzen, eigentlich ist es sehr gemütlich, so wie auf der Holkadipolka oder wie das Schiff heißt. Die Leute sind hier alle so frivol und locker.

Gestern war unten am Schiffsanleger Krach mit so einer hysterischen Frau, die hat mit Zippel Wylandt rumgemeckert. Dann hat sie aber keiner mehr gesehen.Irgendwie war die Stimmung auch nicht so gut und Ottilie wollte nach Hause und hatte wilde Träume. Hans hat sie aber beruhigt und gesagt, er passt auf sie auf. Nun sitzt sie hier und spielt mit ihrem Glücksbringer, ein kleines Püppchen, was ihr Berni geschenkt hat als ihre Mutter gestorben ist. Sie grinst verträumt und lässt das Püppchen zwischen ihren Schamhaaren rumtanzen. Sie denkt, wieso eigentlich nicht. Gestern hat sie von einem Engel geträumt, der hat gesagt, dass es ganz normal ist das hier alle so frivol sind; das kann sie auch ruhig machen. Dann stöhnte sie und sah plötzlich ganz glücklich aus.

Als Hans vorbeikam sagte sie: „Vielleicht können wir ja doch noch eine Weile auf dieser Insel bleiben, mal sehen wie es nach dem Sturm aussieht. Holst du mir noch einen Grog?“

© 2018 HansgeliK
****orn Mann
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Gödeke Michels Teil 13 – Auf See
Es wurde rau, sehr rau sogar und der Holk lag hart im Wind. In Karlskrona hatten sie sich nicht lang aufgehalten. Man hatte die Mannschaft des Walfangjägers zwar nicht eins zu eins ersetzen können, und so mussten auch Gödeke Michels, Lars Reesenspund und auch Käpt`n Walhorn selbst mit Hand anlegen. In Göteborg wollte man noch einmal aufstocken, bevor es ums Skagerrak gehen würde.
Den Großen Belt durchquerten sie nur mit Mühe und Jana Poponova erfuhr am eigenen Leib, was es bedeutet, ein echter Seemann zu sein. Sie verbrachte die Tage fast ausschließlich unter Deck in ihrer Koje, oder – wenn sie an Oberdeck kam – angeschäkelt an einem Tau der Reling. Sie hatte übelst mit Seekrankheit zu kämpfen, und ihre Schönheit war einer grünlichen Blässe gewichen. Mehrfach hatte sie sich übergeben, das ständige Auf und Ab machte ihr zu schaffen. Nie hörte es auf zu schwanken, nicht eine Sekunde lang. Und das Tag und Nacht. Das Gebrüll der See war beängstigend, ständig schlug die Gischt über die Außenwand, und die Gefahr, den Halt zu verlieren, auszurutschen und hinfort gespült zu werden, war allgegenwärtig. Manch Seemann hatte hier in dieser Meerenge sein Leben schon verloren, die See war unersättlich. Immer wieder musste die Mannschaft das Segel reffen und des Nachts wurde es ein paar Mal richtig heikel, als die Krängung so groß war, dass Jana fast aus der Koje geflogen wäre. Zuletzt hatte sie sich sogar mit dem dicken Lederriemen anschnallen müssen.

Zweimal kreuzten dänische Schiffe ihren Weg, ein weiteres achteraus, was Gödeke zu einem tiefen Knurren verleitete, und seine Hände sich um das Holz der Reling spannten. Doch man ließ sie mit großem Abstand passieren, sie hatten selbst zu viel mit dem starken Wind zu kämpfen, zumal die Flagge Bergens und die der Hanse keine Gefahr für Dänemark bedeutete. Erst im Kattegat wurde es etwas ruhiger und Jana atmete erleichtert auf. Gödeke Michels sah inzwischen auch nicht mehr wie ein eleganter Kaufmann aus, sondern durch und durch wie ein Seefahrer, der den Wind und das Meer liebte. Feste und unermüdlich hatte er mit angepackt, das Rahsegel im Wind zu halten, zumeist das vordere Lik bedient. Jetzt aber, da das Wetter sich beruhigte, wurde auch das Focksegel aufgezogen und sie konnten endlich Fahrt aufnehmen. Der Holk kam Michels schneller vor, als die von ihm gefahrenen Koggen. 5 bis 7 Knoten machten sie, was natürlich auch mit der geringen Beladung zu tun hatte und auch mit den nur 11 Mann Besatzung, ohne die drei Handelsreisenden. Walhorn bewährte sich als ausgezeichneter Kapitän, der stets im Bilde war und die Segelmanöver gut beherrschte. Nein, Zeit verloren sie nicht. Dennoch dachte Gödeke natürlich auch an die Einsetzbarkeit im Kaperkrieg. Hier würde er der Holk nicht so sehr vertrauen wie einer Kogge, die waren deutlich wendiger, als der doch etwas schwerfällige Zweimaster. Auch das Achterkastell war niedriger, was aber anscheinend ein Vorteil war, was die Fahrtgeschwindigkeit betraf. Des Öfteren unterhielt er sich mit Lars darüber, ob man wohl die beeindruckende Harpune am Bug noch für andere Dinge gebrauchen könnte, als sie in die Leiber von Walfischen zu schießen.

„Auuuuuuuftakeln!“, schrie Kapitän Walhorn in den Wind und kurz darauf knatterte das zweite Segel im Vorschiff auf. Jana hatte sich im Unterdeck an die Back gesetzt und aß einen Krumpen Brot. In der Kombüse hatte der Smut sein Tagewerk begonnen, putze Gemüse und auch Äpfel. Seewasser schwappte, als Gödeke den schmalen Niedergang herunter kam.
„Hier unten steckt Ihr, meine Seemannsbraut!“, lachte er mit rotgefärbten Wangen und bester Laune. „Wie geht es Euch? Etwas besser? Das Schlimmste haben wir nun überstanden. Mit ein wenig Glück bleibt es am Skagerrak übersichtlich, und wir kommen gut ums Horn. Backbord passieren wir grad Jütland und halten Kurs nordost auf Göteborg.“
„Gott sei Dank“, stöhnte Jana, „noch nie gings mir so mies wie die vergangenen Tage. Weiß nicht, wie oft ich in die Pütz gereihert habe. Ich dachte, ich muss sterben, oder wir kentern und gehen unter.“

„Ja, ein paar Mal wars bangig knapp“, nickte Gödeke und biss in einen Apfel. „In Göteborg werden wir ein paar Tage verbringen, an Land gehen und uns aufpeppeln. Dann habe ich auch wieder Zeit für Euch. Im Moment wird an Oberdeck jede Hand gebraucht. Zumal jetzt auch die Fock aufgetakelt ist.“
„Mir ist alles egal, Gödeke, Hauptsache, ich bin bei Euch. Nicht auszudenken, wenn ich den Horden des Deutschen Ordens in die Hände fallen würde, und mit denen gar noch zurück nach Livland müsste.“
„Annektierung heißt nicht gleichzeitig Verschleppung, Süße, obwohl man Euch schon ansieht, dass Ihr keine Gotländerin seid.“
„Was soll das denn heißen?“, brauste sie auf. „Soll ich etwa 10 Kilo zunehmen, um so auszusehen wie die dralle Svantje?“
Gödeke winkte lachend ab und brachte die Sprache auf ein anderes Thema. „Wenn Ihr einige der fiesen Ordensbrüder so gut kennt, wäre es da nicht ratsam, wenn Ihr Euch nicht auch einen anderen Nachnamen zulegt? Einen etwas … hm, unauffälligeren Namen?“
„Ha ha, werter Herr Michels, glaubt Ihr, ich würde wirklich jeden verfickten Witz nicht schon kennen, was meinen Nachnamen betrifft?“
„Hört zu, Jana, ich meine es ernst“, antwortete Gödeke kühl und sah sie wieder mit seinem sehr speziellen Blick an. „Wir müssen dermaßen höllisch aufpassen, dass wir uns nicht den kleinsten Fehler erlauben können. Ab Göteborg reisen wir absolut inkognito. Und Euer Nachname ist auffällig! Ob nun witzig, zotig oder süß. Denkt zurück an eure Kindheit. Irgendwer, ein Mädchen, mit einem unauffälligeren Namen?“
„Hm, lasst mich nachdenken, hm … Irena Kalaschnikova kommt mir spontan in den Sinn.“ Sie runzelte nachdenklich die Stirn und nickte dann.
„Gut!“, nickte auch Michels, „ein feiner und sehr unauffälliger Name. Den nehmen wir. Bleiben aber bei Jana. Ich beginne mich an den Namen zu gewöhnen.“
„Vielen Dank, Herr Kaperfahrer, es freut mich, dass Ihnen mein Vorname gut gefällt. Gödeke gefällt mir nämlich auch, und so allmählich …“, sie kicherte und sah ihn keck mit schräg geneigtem Kopf von unten an, „gefällt mir auch der gesamte Mann und nicht nur sein Name.“ Sie beugte sich vor, zog seinen Kopf zu sich heran und gab ihm einen Kuss. „Und ich würde so bald wie möglich auch gern wieder mein rotes Unterkleidchen anziehen und mit Euch ins Bett. Meine Brüste ziehen und bekommen Sehnsucht nach Eurer Behandlung.“
„Nein, Jana!“, sagte Gödeke gefährlich leise. „Nicht im roten Hemdchen, sondern gänzlich nackt in Eurem offenen, weißen Pelzmantel und den eleganten Stiefeln!“



© Walhorn Februar 2018
*****div Frau
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Ells und der schreckliche Pirat
Er lag hart an ihr. Ells erschrak. Sie spürte ihn genau, fühlte ihn pochen, fühlte, wie sie auch begann sich zu sehnen, ihn nicht nur an ihrem Hintern zu spüren. Unmöglich. Unmöglich?
Crabbe zog seinen Arm unter ihr hervor und stand auf, ohne sich nach ihr umzudrehen. Sie nutzte die Gelegenheit das Laken wieder über sich zu ziehen. Sie roch förmlich seine Lust und fürchtete, dass er eine Gelegenheit suchte…

Wortlos erleichterte er sich in einen Eimer in einer Ecke. Ells war sich nicht sicher, ob sie bei und mit ihm sicher sein könnte und wurde schneller vom Gegenteil überzeugt, als ihr lieb war. Er drehte sich um, hatte plötzlich ihr türkisens Seidentuch in der Hand, schlang sich die Enden um die Fäuste und zog den Rest vom Schal straff. Er kam damit – wie Ells glaubte – bedrohlich schnell näher und beugte sich über sie.
„Was willst Du?“ fragte Ells jetzt tatsächlich ängstlich.
„Ich bin ein schrecklicher Piratenkapitän, bereits vergessen? Ich werde Dich ans Bett fesseln, aber so, dass ich Dich drehen und wenden kann, wie ich Dich gerade haben will, um mich tief in Dir zu versenken…“
„Nein…“, schrie Ells entsetzt.
Crabbe blickte grinsend und gleichzeitig grimmig entschlossen auf sie hinab.
„Dann beweg endlich Deinen süßen Arsch aus dem Lager, oder glaubst Du, Du siehst von hinten so viel anders aus als Cedric? Meinst Du ernsthaft, ich kann hier weiterschlafen, während Du Deinen Po an meiner Latte reibst, dass ich schon Holzspäne schlucken will, um Dich nicht aufzuspießen? Raus hier jetzt, sofort!“

Ells verzichtete auf jede Widerrede und überließ ihm auf diese Argumente zu gerne und sehr rasch das warme Lager. Das Seidentuch blieb unbenutzt nebendran liegen und Crabbe schlief rasch mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht wieder ein.

Sie blieben noch zwei Nächte im „Goldenen Einhorn“, allerdings zog Ells es vor, künftig auf einer von den Wirtsleuten beschafften Strohmatratze für sich alleine zu schlafen. Crabbe war bis auf die Nächte nicht zu sehen und sie nutzte die Zeit, im „Eysernen Nagel“ nach Hannes und Brubär zu fragen. Aber niemand wusste etwas Genaues. Hannes hatte noch sein Bündel von dort geholt, aber nicht hinterlassen, wo man ihn finden könnte.

Am frühen Morgen des dritten Tages brachen sie auf. Wie selbstverständlich gingen sie an Bord der Kraier Mánadís von Roem. Crabbe übernahm das Kommando beim Auslaufen, als wäre das schon immer so gewesen . Keiner der anwesenden Seeleute wagte ein Wort des Protestes. Der Steuermann grüßte im Gegenteil erfreut den neuen Kapitän. Das Wetter war stürmisch, durchdringender Regen ließ selbst die Umhänge sich rasch lastenschwer anfühlen. Ells drückte sich in eine Ecke und ließ sich gerne einen weiteren, mit Pelz gefütterten, Umhang umlegen. Wasser war nur scheinbar ihr Element. In Wirklichkeit fühlte sie sich schrecklich unwohl auf diesem riesigen Fluss. Die Männer um sie schrien Befehle durcheinander, andere führten sie aus. Jeder wusste, was zu tun war, nur sie nicht. Kein Schiff weit und breit. Crabbe schien zufrieden und gleichzeitig hochkonzentriert. Er hielt immer wieder achtern Richtung Hamburg Ausschau, als würde er auf Jemanden warten. Aber nichts und niemand zeigten sich.

Sobald sich Ells‘ Magen an den Wellengang gewöhnt hatte, fand sie mehr Gefallen an der Reise. Bei dem Wetter versank die Umgebung zwar in den tief hängenden Wolken, aber sie konnte genug von der Landschaft erkennen, um Vergleiche mit dem ihr bekannten Rhein anzustellen. Wie unterschiedlich die Gegenden doch waren! Ihre Reise blieb ereignislos, bis einer der Seeleute Alarm schlug und aufgeregt nach vorne deutete. Im Nebel tauchte eine festgefahrene Kogge auf. Wobei sie gefährlich schwankte und wirkte, als ob die auflaufende Flut sie wieder ins Fahrwasser drücken könnte. Vielleicht auch der immer stärker werdende Wind. Ein gefährliches Geisterschiff würde es dadurch werden. Die Worte, die Ells aus Crabbes Mund zu dieser Gelegenheit hörte, speicherte sie ab, für später. Den Wortschatz hätte sie ihm nicht zugetraut. Es waren keine nette Wörter.

Unruhe machte sich breit. Der Wellengang wurde immer höher und Crabbe kam mit einem Seil auf Ells zu.
„Nicht hier, bitte!“, meinte sie schon ergeben. Er stutzte und lachte humorlos:
„Genau hier!“
Damit schlang er ihr das Seil um die Taille und befestigte das andere Ende am Mast. „Bei diesem Wellengang ertrinken selbst Meerweiber. Halt Dich fest!“
Die Mannschaft prüfte, ob die Ladung richtig vertäut wäre. Nur der Friesenhengst blieb von allem unbeeindruckt stehen. Wymken beruhigte ihn zusätzlich mit Karottenstücke. Paulus schlief in einer Innentasche von Ells Umhang, an ihm ging das Wetter komplett vorbei. Crabbe fand, das Frettchen wäre während der Schifffahrt bei ihr besser aufgehoben.

„Du bist Dir sicher, dass Du auf die Insel willst?“ fragte Crabbe bei Wymken nach.
„Ich brauche Verbündete. Solange Deine Brüder in der Ostsee bleiben, muss ich schauen, wo ich bleibe.“
„Ich kann nicht warten, bis Du fertig verhandelt hast! Wir müssen weiter, die Ware umladen. Außerdem habe ich Gerüchte gehört, dass sich die Brüder sammeln. Es kann sein, dass meine Zeit hier zu Ende geht.“, entgegnete der Mecklenburger.
„Warte zumindest, ob Du noch Fracht mitnehmen kannst…“, meinte Wymken.
„Wer ist so verrückt und läuft jetzt aus?“, entgegnete Crabbe.
Wymken wies nach Backbord. „Frag doch einfach die dort…“ Knapp rauschte an ihnen eine Holk vorbei. Die Anne B. schien es eilig zu haben. Ihr war anzusehen, dass es mit Fracht nicht weit her sein konnte. Anscheinend wollten einfach die Seeleute sicher in Hamburg ankommen.
„Lauf bei der O an und wir werden fragen, ob ich erwünscht bin“, versuchte Wymken Crabbe weiter zu überzeugen.
„Schick das Weib!“, setzte er hinzu.
Beide sahen zu Ells, die sich wirklich am Mast festklammerte und kaum zu erkennen war, unter lauter Stoffbergen.

So kam es, dass Ells eine Stunde später mit wackelnden Knien auf dem schwankenden Pier stand. Crabbe hatte sie selbst vom Mast gelöst, kurz über ihre Taille gestrichen und schon wieder so unverschämt gegrinst.
„Ich sollte Dich aus Deinem Mieder schneiden und ich könnte sicher sein, dass Du wieder zurückkommst.“
„Ich werde sicher nicht zurückkommen, weil Du so ein hervorragender Liebhaber bist!“, konnte Ells sich nicht verkneifen zu entgegnen und ging Richtung Turm, in der Hoffnung dort den ominösen Wyland zu treffen. Oder vielleicht die erste Trägerin ihres Rockes? Überhaupt liefen die Menschen hier mit sehr wenig Kleidung herum.


© mariediv 02/2018
****rio Mann
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Die grausige schwarze Riesenwelle
Der Turm auf der Neuwerker Insel war so hoch wie drei aufgestellte Schiffe übereinander, und er ragte fast ebenso weit in die Erde hinein. Seine Fenster waren mit dichten Holzläden verschließbar, kein Kerzlein flackerte auf den Tischen, selbst wenn draußen von der Nordtsee ein hässlicher Sturm so wie in dieser Nacht die Wellen klafterhoch übereinanderwarf.

Freilich, der Lärm der schweren Brandung und des dichten Regens konnte auch im Inneren des Neuwerks nicht gedämmt werden. Doch ohnehin war die Nacht innerhalb der Mauern von lautem menschlichem Stöhnen, lustvollem Schreien und begierigem Ächzen durchflutet, das im Keller seinen Ausgang nahm und sich wie der Klang der größten Orgelpfeife im Dom zu Halverstidde nach oben hin fortpflanzte und vom Dach in einer atmenden Schwingung wieder in den Boden zurückgeworfen wurde, sodass allmählich der ganze hohle Turm ein dröhnendes Bollwerk gegen Gottes blasende Bestrafung der darin eingeschlossenen Sündhaftigkeit darstellte. Je kräftiger der Allmächtige seinen kalten Atem gegen die Mauern schleuderte, desto lauter dröhnte die Neuwerker Pfeife ihr langes "O-O-O-O-O-O-O" dagegen. Neuwerk war schlimmer als der Sündenturm zu Babel.

Die in der Stadt abgeworbenen Bademägde trieben es am wildesten. Was den menschlichen Körper und seine absonderbaren Sekrete betraf, war ihnen praktisch nichts fremd. Sie hantierten auch mit Saugstutzen, Schläuchen und Nadeln. Wylandt beschlich bei seinen Inspektionen manchmal der Verdacht, dass die Mädchen sogar noch einen Genuss dabei empfänden, wenn sie einem Klienten das große Geschäft mit einem Spreizlöff... Doch lassen wir das, das ist eklig! Die Bademägde werden zu einem späteren Zeitpunkt noch eine wichtige Rolle zu spielen haben.

Die größte Gewinnspanne für den Hurentreiber versprachen die sogenannten Peitschenmädchen und die Binderinnen. Obwohl sie für ihre Dienste Unsummen verlangten, waren sie ständig ausgebucht, hatten die zahlungskräftigsten Kunden, kosteten dabei jedoch wegen ihrer dürftigen Ausstattung einen Klacks. Sie trugen lediglich dünne, hautenge, schwarzglänzende Kostüme, gelegentlich auch Masken aus billigem Leder, das zum Teil Löcher hatte, sodass etwa die Schamlippen der Mädchen hervorquollen oder Nippel ins Freie standen. Keine Qualitätsware also.

Und auch die Peitschen und Stricke waren nichts wert. So hart die Mädchen mit diesen weichen Rindsleder-Katzen auch zuschlugen, es wollten sich einfach keine ordentlichen Blutstriemen zeigen. Und doch, je fester und öfter die Mädchen schlugen, desto höher war am Ende das Trinkgeld, das die Freier zu geben bereit waren. Da versteh' einer die Männer!

Aus kurzer Sicht am wenigsten einträglich waren die devoten Huren! Zwar verlangten auch sie von ihren Freiern einen stolzen Preis, doch war ihre Ausbildung extrem aufwändig (auch weil sie ständig widersprachen) und man konnte sie praktisch nicht alleine lassen. Bei jedem Ausgang musste man ihnen mindestens einen Aufpasser zur Seite stellen. Selbst dann war man nicht davor gefeit, dass die Mädchen nicht irgendeinem perversen Bootsmaat zum Opfer fielen oder sich am Ende vielleicht nicht mehr trauten, ihren Kunden ordentlich abzukassieren geschweige denn beim Honorar zu bescheißen.

Andererseits fanden sich diese Mädchen in der höheren Gesellschaft problemlos zurecht. Sie waren allesamt überaus hübsch und eloquent, parlierten oftmals in mehreren Sprachen und waren aufgrund ihrer betörenden Freundlichkeit und erstaunlichen Bildung ganz im Vertrauen für viele hochgestellte Persönlichkeiten auf und abseits der Bettkante hervorragende Ratgeberinnen. Es sollte nicht bei nur einem Ratsherren bleiben, der sich in seine Edelhure verliebt und sie schließlich geehelicht hat und der dadurch den Grundstock für eine generationenübergreifende Dynastie legte.


Draußen in der Nordtsee toste ein riesiger Wirbelwind über das schwarze Wasser. An einer Stelle war es für einen kurzen Moment ganz ruhig, als sei die Zeit stehen geblieben. Und auf der völlig glatten Wasseroberfläche spiegelte sich der Vollmond glasklar. Just an dieser Stelle und in diesem Moment zerschnitt ein gewaltiger Blitz krachend die Luft und sog mehrere Dutzend Klafter hoch eine Wasserfontäne in den Nachtraum. Eine scharfe Bö erfasste den nassen Sog und trieb einen tiefen Keil in das dampfende Loch, das der Blitz ins Meer gerissen hatte. Schicht um Schicht türmte sich nun eine gewaltige Welle auf, und der kalte schwere Mond, der sich wieder hinter dicken Wolken verbarg, spielte mit seiner Masse bei diesem üblen Spiel mit.

Der Erdtrabant konnte nicht anders. Seine Schwerkraft sorgte dafür, dass sich zusammen mit dem unsäglichen Wind mehr und mehr der salzigen Masse an diesem einen Wasserberg sammelte. Wenn nicht jemand diese grausame Walze zum Stillstand brachte, würde diese Riesenwelle in wenigen Stunden als Sturmflut über die "O" hereinbrechen und alles unter sich begraben.

Im Neuwerker Turm freilich ahnte man von der sich anbahnenden Katastrophe nichts. Wylandt mit dem Zipfe war in den vierten Stock hinaufgestiegen zu den Saunaschnallen, das waren ihm die liebsten. Sie waren blond, sprachen eine herrliche Sprache, die der ehemalige alpenländische Herzog ums Verrecken nicht verstehen konnte, aber sie hatten für jedes Bedürfnis eine Antwort: Schwitzen und sich mit einem Birkenreisig auspeitschen.

Wenn Wylandts Lieblingsflittchen Cladonie den Mund aufmachte, dann klang was sie sagte in seinen Ohren wie ein wunderbarer Gesang. Die finnische Blondine, die immer ein kurzes weiches Tüchlein um die Hüften trug, formte die Vokale sehr lang, ließ zugunsten ihres Stimmklangs lieber ein paar scharfe Konsonanten weg und artikulierte stattdessen das Wesentliche mit ihren nassglänzenden Lippen, so als ob sie beim Sprechen ihren Mund über Wylandts stattliche Männlichkeit stülpen wollte. Das hörte sich nicht nur geil an, sondern sah auch noch geil aus!

Dem mit dem Zipfe wollte kein Vergleich einfallen, wie Cladonies Sprachgesang in seinen Ohren klang. War es das glückliche Röhren eines brünftigen Rentiers, oder das lüsterne Stöhnen der Kuh, die von diesem geilen Hirschen eben begattet wurde? Ließ da eine Möwe ihr helles Lachen vernehmen? Oder war es gar das sehnsuchtsvolle Heulen eines Wolfes, der in der russischen Tantra sein Revier absteckte, oder das süße Wimmern einer badenden Kattze? Wylandt wusste es nicht. Vielleicht kam ihm in nicht allzuferner Zukunft ein Mann unter, der schon einmal den bezaubernden Gesang eines freien Wals gehört hatte. Man würde dieses Phänomen genau zu besprechen haben. Bei einem gekühlten Getränk auf dem Nacktbadestrand der "O".

Sofern es diesen Strand nach dieser schrecklichen Nacht überhaupt noch geben würde. Denn draußen vor dem Turm tosten die auflandigen Winde und die Riesenwelle kam immer näher. Nur noch drei Stunden!

Wylandt zog sich aus, es war ein langer Tag gewesen. Cladonie streifte ihm das weiße Hemd über die Schultern und strich mit ihren zärtlichen Fingern über seinen muskulösen Oberkörper. Sie sagte etwas Angenehmes, so mit -oollåå- und -suunuu- und -lliinnaa-, und lächelte daraufhin so verführerisch mit ihren blauen Augen und den weißen Zähnen, dass er sie einfach küssen musste.

Es gehört zum Leichtsinnigsten, das ein Mann in diesem Milieu tun kann, wenn er sich nackt auszieht und der Frau vor ihm das Messer überlässt. Doch Wylandt hatte Vertrauen in Cladonie, und sie würde ihm bestimmt nichts anhaben wollen. So seifte sie ihn erst rundum ein und setzte ihm daraufhin die scharfe Klinge an die Wangen, dann an die Kehle.


Von draußen konnte man die peitschende See hören, den Regen, der wohl waagerecht gegen die kleinen Gemäuer vor dem Turm sprengte und den gefährlichen Tornado, der auf der „O“ Bäume knickte, die nagelneuen Liegestühle vom Nacktbadestrand in die Luft riss und die Bretter des schön gezimmerten Laufstegs wie die Falten einer Seemannskonzertina ineinander schob.

Die Riesenwelle war ein silberschwarzer Berg mit einer giftig zischenden und sich ineinander schlagenden Schaumkrone. Und oben auf dem Wellenberg, da stand der Verursacher des Unheils, und es war nicht der allmächtige Gott, der die Sünden-"O" vernichten wollte. Sondern es war in Person: Klaes Barne – der Klabautermann!

Wylandt lehnte sich auf der Saunabank zurück und sog die feuchte Hitze in die Nase als Cladonie ihre schlanken Beine über ihn schwang und des Herzogs steifes Gemächt vor ihrer glatten Spalte in Position brachte. Das weiche Röckchen hatte sie anbehalten, es verbarg ohnehin nichts. Es war auch nicht im Weg als sie von hinten zwischen ihren Backen mit zwei Fingern ihre Schamlippen auseinanderbreitete und mit der anderen Hand von vorne seine Eichel an ihrer Pforte rieb, die ihm schon glitschig und warm Einlass gewähren wollte. Über ihm kniend begann sie nun, sich langsam auf und ab zu bewegen und dabei Wylandts steifes Glied tiefer in sich aufzunehmen.
"Wie groß er ist", hauchte sie auf Finnisch und ritt stöhnend auf dem edlen Zipfe.

Mehrmals ergoss sich Wylandt in dieser Nacht in die heiße Grotte der blonden Finnin – ein Privileg, das die schöne Hure keinem anderen jemals bieten würde. Die Möglichkeiten, die den Mädchen zur Verhütung und zum Schutz ihrer Gesundheit zur Verfügung standen, wurden in einem eigenen Unterrichtsfach gelehrt, und die Huren hatten sich streng daran zu halten.

In einer Ruhepause, nach einem abermaligen sehr intensiven Schwitzgang, hieß der mit dem Zipfe die gurgelnde Cladonie innehalten: „Hörst du das?“, fragte er in die Stille.
„Ei, se on täysin hiljainen“, antwortete das Mädchen, nachdem es kurz geschluckt hatte, „Nein, es ist völlig still“.
„Eben, und warum?“, fragte Wylandt. „Was ist mit dem Sturm passiert?“

Tatsächlich rührte sich draußen kein Blättchen mehr, kein Tröpfchen fiel aus dem schwarzen Nachthimmel. Hätten die Bewohner des Turms auch nur eine Armlänge in diese Dunkelheit blicken können, sie hätten bemerkt, dass sich gar nichts bewegte. Und nur ein paar dutzend Schiffslängen vor der Inselküste stand bedrohlich, höher als der Neuwerker Turm, mitten im Watt die grausige schwarze Riesenwelle völlig still über einer glatten Meeresoberfläche. Im Turm hörte man jedoch ein lautes Pochen, so als ob jemand wie verrückt mit seinem schweren Hammer an einen der hölzernen Fensterläden klopft.

„Der Sturm ist wohl abgeflaut“, sagte Wylandt beruhigt. „Ich werde noch einen Rundgang machen. Möchtest du in meinem Gemach im obersten Stockwerk übernachten?“ Die Antwort von Cladonie war auch für einen Nicht-Finnen verständlich. Von dieser Nacht an sollte das Mädchen an Wylandts Seite schlafen.


Am nächsten Tag, als die Mädchen noch schliefen, legte um vierzehn Uhr eine Schnellkogge aus Hamburg – die Anne B – an der Mole an. Sie lieferte dringend benötigte blaupulvrige Arzneiwaren, die der Schulleiter bei einer geheimnisvollen Pharmareferentin im „Eysernen Nagel“ bestellt hatte.

Das Schiff nahm einige Gäste von der Insel zurück nach Hamburg mit, darunter war in nagelneuen Stiefeln eine Besucherin, deren Drang nach Freiheit sich Wylandt mit dem großen Zipfe ganz und gar nicht in den Weg stellen wollte. "Servus", sagte er zum Abschied leise und küsste Marlis in formvollendeter Art, wie sie nur ein österreichischer Herzog zu bieten imstande war, die Hand (und nicht die Füße).

Auf dem Rückweg zum Turm gewahrte Wylandt auf dem Nacktbadestrand der „O“ angeschwemmtes Ladegut. „Mein Gott, liegen denn da Menschen?“, dachte er bei sich und lief hinüber. Doch es waren keine Körper, die da lagen sondern eigenartige Bündel von mannshohen grünen Rohren, eine Art Süßholz, das auch der studierte Naturwissenschaftler Herzog Albrecht mit dem Zopfe nicht gekannt hätte. Daneben lagen schwere Fässer und Kisten verstreut am Strand.

Wylandt sah sich um, es lagen keine Menschen im Wasser, auch Trümmer eines zerstörten Schiffes konnte er nicht ausmachen. Er zerrte ein Bündel aus dem Wasser und zog es an Land. In diesem Augenblick legte ein ihm unbekannter Kraier am Pier an. Es war der Mánadís von Roem, dem eine hübsche aber schlecht gekleidete rheinische Jungfrau entstieg. „Soll ich dir helfen, das Zeug zum Turm zu schleppen?“, erklang eine Stimme hinter Wylandt und eine riesige Männerpranke streckte ihm den Gruß entgegen. Es war Hannes, der Zimmermann.
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****012 Frau
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Isabella 8
Beinahe schnurrend räkelte sich Isabella in ihrem Bett und genoss das Gefühl, noch nicht gleich aufstehen zu müssen. Während sich das erste, fahle Winterlicht durch das Fenster stahl, ließ sie die gestrigen Ereignisse noch einmal Revue passieren. Was für ein Tag! Langweilig wurde es einem in ihrem Beruf nur äußerst selten. Man tanzte an einem gefährlichen Abgrund, musste ständig bereit sein, mit Fantasie und Geschick seinen Kopf aus allen möglichen Schlingen zu ziehen. Und genau das liebte sie daran. Wenn man bei all den Risiken und tolldreisten Unternehmungen dann auch noch Erfolg hatte, war das Leben einfach großartig!

Sobald sie gefrühstückt hatte, würde sie als Erstes einen Silberschmied aufsuchen und sich ein eigenes Exemplar von Gödekes Lustring anfertigen lassen. Sie wusste auch schon, wie ihre persönliche Verzierung aussehen würde. War gestern nicht ein gewisser Piratenkapitän durch ihre Fantasien gespukt, der genussvoll seine wiehernden Stuten zuritt? Wenn das kein Zeichen war! Sie sah das Schmuckstück förmlich vor sich, es kam nichts anderes infrage: Ihr persönlicher Ring-Talisman würde das Seepferd sein...

Ob Gödeke selbst wohl auch ein eigenes Zeichen hatte? Einen Schwertfisch vielleicht? Isabella grinste. Nein, besser einen Hai: Räuberischer Lebensstil, gefährliche Waffen, dominantes Wesen – und in der männlichen Version gleich zwei harte Luststäbe, um die willige Damenwelt zu beglücken… War das nicht das perfekte Symbol für den Herrn der Meere? Ein übermütiges Lachen perlte durch Isabellas Kehle: Falls sie dem Likedeeler eines Tages persönlich begegnen sollte, würde sie ihm das einmal vorschlagen. Oder vielleicht doch lieber nicht…

Vorerst aber musste sie über etwas Anderes nachdenken. Stirnrunzelnd angelte sie nach dem Papier, das sie gestern Nacht bei ihrer Rückkehr auf dem Boden ihrer Kammer gefunden hatte. Der hinkende Bote musste es unter ihrer Tür durchgeschoben haben. Zugegeben: Etwas unheimlich war er ihr schon gewesen mit seiner komischen Frisur! Andererseits war es natürlich kein Verbrechen, sich das Haar zu Hörnern zu kämmen, wenn einem danach war. Und auch für sein plötzliches Verschwinden konnte es alle möglichen Erklärungen geben. Harmlose. Und… andere.

Der Brief, den der Kerl gebracht hatte, war jedenfalls interessant. Ein gewisser Wylandt mit dem Zipfe wollte zum einen eine große Lieferung „Unicornagra“ bestellen. Zum anderen lud er sie persönlich ein. Ob sie nicht Lust habe, seiner aufstrebenden Bildungseinrichtung auf der Insel O einen Besuch abzustatten? Sie sei ihm als begabte Gauklerin empfohlen worden, die mit ungeahnter Überzeugungskraft sämtliche Facetten der weiblichen Lust darstellen könne. So eine Fähigkeit sei für die Schülerinnen seines Nachtschwalben-Internats natürlich von äußerstem Wert. Er würde sie, Isabella, daher gern als Dozentin für den Kompaktkurs „Verdorbenes Schauspiel“ engagieren. Über Modalitäten und Bezahlung werde man sich schon einigen…

Hm! Isabella trommelte nachdenklich mit den Fingern auf das Papier, dem ein seltsamer, leicht schwefliger Geruch zu entströmen schien. Der Herr Schuldirektor schrieb ja durchaus höflich und eloquent. Man munkelte, dass er aus österreichischen Adelskreisen stammte. Ob da etwas dran war? Wie auch immer: Der Vorschlag hatte seinen Reiz!

Immerhin hatten die Gäste im „Eysernen Nagel“ gestern davon gesprochen, dass auf der Insel 69 junge Frauen ausgebildet wurden. Liederliche Weibsbilder allesamt… genau wie Gödeke sie liebte. Vielleicht war unter all den Ludern ja auch eine Ringträgerin, deren Vertrauen sie mit ihrem gefälschten Silber-Ausweis gewinnen konnte? Ja, die Idee war gut! Entschlossen sprang Isabella aus dem Bett, um mit den Vorbereitungen für ihr neues Projekt zu beginnen.

Als erstes schickte sie mit einer Schnellkogge das „Unicornagra“ auf den Weg – die Lieferung schien doch dringend erwartet zu werden. Dann wandte sie sich anderen Erledigungen zu. Die Stunden flogen nur so dahin, während sie zwischen Silberschmied, Markt, Hafen und „Einhorn“ hin und her eilte. Doch am Nachmittag des nächsten Tages hatte sie endlich alles organisiert.

Das Schiff, auf dem sie eine Passage zur Insel O gebucht hatte, machte einen halbwegs vertrauenserweckenden Eindruck. Die „Meeresstern“ war nicht besonders groß, doch gegen ein paar zusätzliche Münzen hatte sie sich sogar eine eigene Unterkunft sichern können. Gut, es war nur ein kleiner Verschlag unter Deck und ein erstes Probeliegen bestätigte die Befürchtung, dass die schmale Koje alles andere als bequem war. Doch immerhin hatte sie dort ihre Ruhe, bis sie nach einer guten Tagesreise ihr Ziel erreichen würde.

Da sie vorerst nichts anderes zu tun hatte, streckte sie sich auf ihrem Lager aus und betrachtete den neuen Ring, der sich um den Mittelfinger ihrer linken Hand schlang. Hoffentlich brachten Seepferdchen Glück! Isabella freute sich auf dieses neue Abenteuer. Doch langsam forderte die Rennerei des Tages ihren Tribut. Ihre Lider wurden schwer…

Als sie wieder zu sich kam, schwankte der Boden, die Planken knarrten und seufzten. Die Laterne, die von einem Haken an der Decke hing, pendelte hin und her und malte wabernde Pfützen aus schummrigem Licht an die Wände. Kein Zweifel: Sie waren unterwegs. Und dieses Loch war eng und stickig wie ein Grab!

Isabella stand auf und warf ihren Mantel über. Leicht benommen stolperte sie an Deck und atmete tief durch. Die Luft war kalt und belebend. Dunkle Wolken jagten über den Nachthimmel, ließen funkelnde Wintersterne auftauchen und wieder verschwinden. Der auffrischende Wind zog mit übermütigen Fingern an ihren Haaren…

Vielleicht war es das. Dieses Gefühl, dass ihr jemand voller Leidenschaft die Frisur ruinierte. An den Flechten zerrte, bis sie sich zu einer wilden Mähne auflösten. Jemand, der sich die Strähnen wie einen Zügel um die Hand schlang und ihren Kopf daran in den Nacken zog. Sie zu bändigen versuchte in unbändiger Lust…

Vielleicht lag es auch einfach am Schwanken und Knarren der Planken unter ihren Füßen. Oder hatte ihr Einbruch in Thorsteyns Haus die Erinnerungen geweckt? Jedenfalls fühlte sich Isabella auf ein anderes Schiff versetzt, in wärmere Gefilde… Und in die Hände jenes Diebeskönigs, mit dem sie vor zwei Jahren nach einem nicht ganz geglückten Coup aus dem Hafen von Marseille geflohen war. Obwohl die Umstände alles andere als romantisch gewesen waren, hatte sich diese Fahrt zu einer echten Lustreise entwickelt...

Wo sie es überall getrieben hatten, auf diesem Schiff! Isabella lächelte bei dem Gedanken. Wahrscheinlich hatte es auf der „Poseidon“ keine Planke gegeben, die sie nicht mit ihren Säften getränkt hätten! Anfangs hatten sie sich natürlich immer bemüht, ein verschwiegenes Plätzchen oder eine günstige Gelegenheit zu finden. Bloß nicht entdeckt werden! Nur kein Aufsehen, kein wildes Stöhnen! Dann aber war der Tag gekommen, an dem sie sich zu sicher gewähnt hatten… Jener sonnengleißende Tag, an dem Isabella mitten im Rausch die Augen geöffnet hatte. Nur um festzustellen, dass sie nicht allein waren…

Den Blick der beiden Seeleute, die mit den harten Beweisen ihres Interesses in der Hand an der Reling der „Poseidon“ lehnten, würde sie nie vergessen… Genauso wenig wie das Gefühl von sechs rauen, erfahrenen Händen, die gemeinsam jeden Winkel ihres Körpers erkundeten und sie fast in den Wahnsinn trieben …

Wie ungeheuer reizvoll dieser Kontrast gewesen war: Sanfte Finger an ihrem Hintern, drängende zwischen ihren Beinen, provokantes Ziehen und Zwirbeln an ihren Knospen… alles zugleich… und alles für die fauchende Wildkatze, die in ihrem Inneren erwachte. In zuckendem Genuss hatte sie unter den gierigen Blicken der Männer auf dem sonnenwarmen Deck gelegen… hatte sich aufgebäumt, war auf die Knie gegangen… und hatte gelernt, dass sich eine Frau nicht unbedingt mit einem einzigen Schwanz begnügen musste, wenn auch mehrere zur Verfügung standen. Sie hatte geschrien an diesem Tag. Eine animalische Geilheit in der Stimme, die sie noch nicht an sich kannte... Und auf den blaugrünen Wellen hatte weiße Gischt geschäumt…

Die Erinnerung kroch Isabella mit windigen Fingern unters Kleid. Ließ sie schauern in Empfindungen, die nichts mit der norddeutschen Kälte zu tun hatten. Mit fliegendem Atem lehnte sie sich gegen den Mast, öffnete den Mantel und schnürte ihr Kleid auf. Schob das Unterkleid beiseite und präsentierte der Nacht ihre nackten Brüste. Spürte, wie sich die Spitzen aufrichteten und beinahe schmerzhaft zusammenzogen unter dem Kuss des Winters…

Ihre Hände entwickelten ein Eigenleben. Lockten Hitze und Nässe aus ihrem Körper hervor. Keuchende Atemstöße… Isabella bog den Kopf in den Nacken und schaute in den Himmel. Sah, wie die Sterne eine einzige funkelnde Botschaft ans Firmament schrieben: Luder… Luder… Luder…

Wie hypnotisiert griff sie nach dem Spleißwerkzeug mit dem glatten, abgerundeten Holzgriff, das jemand an Deck der „Meeresstern“ vergessen hatte. Ihre Finger fuhren über das sorgfältig bearbeitete Holz. Wie gut es sich anfühlte… Isabella stellte einen Fuß auf eine Rolle Tau, raffte den Rock und drehte das Knie nach außen. Züngelnde Nachtluft zwischen ihren Beinen… kein Stoff im Weg… tropfende Gier… Wie leicht der runde Kopf des Werkzeugs in sie eindrang! Tiefer… schneller…

Isabella knurrte vor Lust... und badete im Blick von zwei weit aufgerissenen Augen. Der Steuermann der „Meeresstern“ umklammerte das Ruder so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.


© Kea2012, Februar 2018
****orn Mann
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Gödeke Michels Teil 14 – Der Deutsche Orden
Gödeke Michels alias Gunnar Michelson und Jana Poponova, jetzt Jana Kalaschnikova, saßen in einer Hafenspelunke in Göteborg, die Kapuzen ihrer weiten, dunklen Umhänge tief in die Gesichter gezogen. Bei einer guten Portion Kabeljau in Buttersoße und gekochten und gestampften Steckrüben unterhielten sie sich gedämpft über die Gefahr, die der Deutsche Orden für sie bedeuten könnte. „Elendes Dreckspack!“, hatte Gödeke geschimpft und Jana hatte ihm leise ihre Geschichte erzählt, was für ein unsagbar schreckliches Leid die Kirchenmänner über ihr Land gebracht hatten.
„Es sind im Grunde Nachfahren der Kreuzritter, die die bewaffneten Pilgerfahrten nach Jerusalem durchführten. Ursprünglich war er durchaus religiös geprägt, um die Muslime unter Saladin aus der Heiligen Stadt der Christen zu vertreiben. Was nicht vorhersehbar gewesen war, mit was für einer unglaublichen Brutalität die Kreuzritter vorgingen, und die Gräueltaten werden ganz bestimmt nie unvergessen bleiben und die verschiedenen Religionen für alle Zeiten spalten. Tatsache aber war, dass die Kirche durch ihr christlich-religiös motiviertes Treiben sämtliche Fürstenhäuser aus aller Herren Länder angesprochen hatte, die nicht nur ihre besten Männer aussandten, sondern dadurch auch ihre eigenen Häuser dermaßen schwächten, dass die Landesbischöfe plötzlich leichtes Spiel hatten, um dorten an Einfluss zu gewinnen. Auch für die arme Landbevölkerung war es durchaus lohnend, sich den Kreuzfahrern anzuschließen.“

„Gab es da nicht auch mal einen Kinderkreuzzug oder sowas?“, überlegte Gödeke und trank einen Schluck Bier aus seinem Humpen. „Ein grauenhaftes Unterfangen, das auch nicht sehr weit kam?“

„Ja, gab es“, nickte Jana und ein Schauer kroch ihr über den Rücken. „Doch damit nicht genug, hatte die Kirche mit den Kreuzzügen nun ein Mittel in der Hand, um die Christianisierung auch weiterhin auf brutalste Weise voran zu treiben. Constaninopel, nur um ein Beispiel zu nennen, und später eben auch bei uns im Osten. Die orthodoxe Kirche zu bekämpfen, wie sie es nennen. Es geht ihnen nur vordergründig darum, in Wirklichkeit sind sie an unserem Land interessiert und an Macht. Nicht nur das Livland, sondern das gesamte Baltikum unter ihre Fuchtel zu bekommen. Und das unter dem Gelübde der Keuschheit, Reinheit und Armut. Auch um Ablass zu erhalten für ihre Sünden und Gräueltaten. Vom Papst. Beim Beil des Henkers, wie sehr ich sie hasse ich ihren weißen Kapuzenmänteln mit dem schwarzen Kreuz auf dem Rücken! Unter denen das Langschwert hervor lugt. Einzig an Margarete l beißen sie sich die Zähne aus, doch die will im Grunde auch nur eines: Ganz Skandinavien zu beherrschen. Von daher, Herr Gödeke, ist eine Eroberung Gotlands für den Deutschen Orden von noch ganz anderem Interesse, als ein paar unliebsame Vitalienbrüder zu verscheuchen, mit Verlaub, und ohne Euch zu nahe treten zu wollen. Es geht auch hier um rein wirtschaftliche Interessen und um Einfluss. So kommt Ihr ihnen sogar sehr gelegen, um ihren Überfall zu rechtfertigen, und … ihn sogar auch noch finanzieren zu lassen. Ihr müsst das Große und Ganze sehen, Gödeke, Euch bleibt keine Wahl. Flieht oder sterbt.“

Gödeke Michels zog sich die Kapuze vom Kopf und sah Jana mit großen Augen an. „Woher wisst Ihr das alles? Einen solch fundierten Vortrag hat mir noch niemand gehalten, und erst Recht keine Frau!“

„Ihr meint zwar, dass ich fortan eine mittellose Frau bin, ohne Familie und Ländereien, die für einen Shilling ihre Titten und alles andere auch herhalten müsse, und so ganz Unrecht habt Ihr damit auch nicht. Denn ist es wohl so, dass ich jetzt völlig allein auf der Welt bin, niemanden mehr habe. Was Ihr aber nicht wisst, dass ich die Tochter des Großherzogs von Kaunas bin und eine vorzügliche Bildung genossen habe. Dort wo die Neris in die Memel mündet, da hatten wir unseren Landsitz, die große Trutzburg leistet auch heute noch erbitterten Widerstand. Bis meine Familie aber, ein paar Jahre nach meiner Vermählung mit einem sehr angesehenen und wohlhabenden Kaufmann, genau jenem Deutschen Orden zum Opfer fiel und die Burg zerstört wurde. Unsere Leute sie aber binnen kurzem zurück eroberten und wieder aufbauten. Kaunas steht den Ordensrittern massiv im Weg, liegt sozusagen inmitten einer Nord-Süd-Achse, und stört den Versuch des Ordens, seine Territorien miteinander zu verbinden, um so einen einheitlichen und kompakten Herrschaftsbereich von Estland über Livland bis nach Ostpreußen zu errichten. Deus lo vult! – Gott will es! Damit rechtfertigten sie alle Taten, auch die scheußlichsten. Meine gesamte Familie wurde ausgelöscht und in unser Haus zog irgendein amtierender Erzbischof ein, dessen Namen ich Euch besser verschweige, sonst packt mich gleich wieder diese gnadenlose Wut. Und ich will doch nicht auffallen. Oder?“

Sie lächelte ihn trotz der erschütternden Worte offen an und ihre blauen Augen funkelten auch ein wenig. Gödeke nickte und meinte, auch ein wenig berührt: „Nein, Jana, wir wollen und dürfen auf keinen Fall auffallen, oder uns eine Schwäche erlauben. Insofern, bei all meinem Beileid auch ein paar tröstende Worte, falls es Euch hilft: Das habt Ihr sehr gut gemacht. Respekt, Frau Kalaschnikova. Ich finde, es ist von Bedeutung unseres Abenteuers, dass wir von nun an Mann und Frau sind. Findet Ihr nicht auch? Ihr tragt ja eh noch Euren Ring.“
Jana verschluckte sich so dermaßen an ihrem Bier, dass sie sich vorbeugen musste, um sich nicht zu bekleckern.
„Das ist vermutlich der romantischste Heiratsantrag aller Zeiten, Gödeke!“, schnaufte sie und fing so lauthals an zu lachen, dass sie sich erneut verschluckte und mit der flachen Hand mehrfach auf den Tisch schlug. Rasch bestellte Michels noch zwei weitere Humpen Bier, um den griesgrämig dreinschauenden Wirt bei Laune zu halten. Doch dann beugte er sich weit vor, fuhr ihr mit der Hand unter die Kapuze, griff ihr überraschend fest ins Haar und zischte: „Ab jetzt in der Öffentlichkeit nur noch Gunnar! Hast du verstanden? Merk dir das! Ritz es dir ins Hirn!“
Erschrocken sah sie ihn an und ihre Augen weiteten sich. „Ach du Schreck! Aber ja, natürlich!“
„Dann ist gut! Und jetzt … komm her! Küss mich!“



© Walhorn Februar 2018
Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
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Lütten Hannes auf dem Turm
Das Dröhnen, dass den Turm erfasst zu haben schien, wurde allerdings mit jedem neuen Anbranden bedrohlicher. Das war etwas Anderes. Etwas sehr viel Anderes.

~~~~~~~~~~~~~~~~~

Hannes raffte seine Sachen zusammen und rannte hinauf in den großen Raum. Unterwegs versuchte er verzweifelt, sich die Bruche überzustreifen, stolperte und fiel, schlug sich die Lippe blutig,
"Ihr müsst hier raus!", schrie er heiser, kaum angekommen. Die Köpfe der Frauen flogen herum. "So muss sich ein Popstar fühlen!", dachte eine verschüttete Erinnerung in ihm, während er die Verschnürung an seinem Bauch endlich festzurrte.
"Geht ein oder zwei Stockwerke höher, schnell!", rief er in den Raum. Es begann links von ihm. Frauen begannen zu rufen und erhoben sich. Erste Schreie wurden laut.

"Langsam, langsam. Macht mir die Damen nicht scheu, Herr Zimmermann!", erklang des Wylandts Stimme plötzlich hinter ihm. Hannes fuhr herum. Der mit dem Zipfe schien gerade aus der Sauna zu kommen. Er strahlte ein wenig Hitze aus und war gerötet im Gesicht. Tröpfchen rannen ihm von den Schläfen auf das weite, weiße Hemd.
"Hört Ihr das nicht? Brecher schlagen gegen die Insel. Wenn der Sturm noch zunimmt, werden wir vielleicht überflutet"!", rief Hannes und fuchtelte mit den Armen vor seinem Auftraggeber herum. Der sah ihn gelassen an.
"Dieser Turm, junger Freund, trotzt so manchem Sturm, rühre er nun von den Elementen oder den Menschen her. Vertraut mir. Wir werden die Schotten dichtmachen und diese Flut hier drin abwarten."

Die Frauen zogen es indes trotzdem vor, den großen Raum zu verlassen und begaben sich nach und nach in die höher gelegenen Räume. Schon bald war das gewendelte Treppenhaus erfüllt von so manchem Lustlaut und Gestöhne.
Hannes half dem Hausherrn, die Fenster und Türen des Erdgeschosses mit stabilen Luken zu verschließen. Noch immer erzitterte der Boden unter dem Ansturm der Wellen, die von Nordwesten gegen die Insel tosten.
"Wenn es Euch danach gelüstet, junger Freund, so steigt ganz hinauf und begebt euch auf den Wehrgang, der unter dem Dach umläuft. Haltet Ausschau nach dem, was immer da kommen mag", sagte Wylandt mit einem etwas väterlichen Tonfall, der Hannes ein wenig gegen den Strich gehen wollte, weil er etwas Herablassendes hatte. Hannes kannte diesen Ton von den feisten Ratsherren in Stralsund, die mitunter seinen Vater aufgesucht hatten.
‚Er muss ein Hochwohlgeboren sein!', vermutete Hannes bei sich.
Alsbald empfahl sich der mit dem Zipfe und verschwand. Hannes stand etwas verloren vor dem Kamin und wärmte sich die Hände.

Die Geräusche, mit denen der seltsame Bau erfüllt war, hatten eine fatale magische Wirkung auf Hannes. Die Elemente schienen ihm wie außer Rand und Band. Jene dort draußen: Sturm, Regen und Meer, gierig, alles zu verschlingen, was sich widersetzen wollte. Jene dort oben in den Zimmern und Kemenaten, die auf unaussprechlich sündhafte Weise der Fleischeslust frönten, ganz, als stünde der Jüngste Tag bevor. Hannes konnte nicht verhindern, dass sich zwischen seinen Schenkeln seine eigene Bedenkenlosigkeit zu rühren begann, Freiheit einzufordern schien. Wieder suchten ihn die raschen und aufreizenden Bilder jenes Traumes heim, der ihn in seiner Kajüte angefallen war. Er sah Ells' Gesicht wie im fahlen Licht eines Blitzes. Er sah ihren Mund näherkommen, die Lippen leicht geöffnet. Die Augen - blau und grün - verschleiert von fremder Gier. Seine Hände spürten wieder das wunderbar weiche Gewicht ihrer Brüste und den Druck ihrer Rückseite gegen seinen aufragenden Unruhestifter. Er hatte plötzlich einen Duft in der Nase, der ihn, gleichwohl er ihn nicht deuten konnte, lustvoll aufstöhnen ließ.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Dann schrak er auf. Das Krachen eines Donners unmittelbar über dem Turm ließ ihn aufschrecken.
Er wandte sich vom Feuer ab, das nur noch dunkelrot waberte und begann den Turm zu erklimmen. Der Aufstieg war mühsam und ein uns andere Mal schrak Hannes zusammen, wenn er an einer der Plattformen vorbeikam und von dort heftige Schreie oder schrilles Lachen zu vernehmen waren. Er wollte sich nicht ausmalen, was sich gerade hinter den Türen dort abspielte. Zugleich spürte er die animalische Anziehung, die von der Art von Geräuschen ausging.

Je höher er kam, umso deutlicher wurde das Heulen des Sturms, der am dicken Gemäuer des Turms rüttelte. Die Beleuchtung wurde spärlicher und schließlich blieb nur eine einsame Fackel, die vom Luftzug heftig bewegte Flammen trug. Hannes nahm sie an sich. Über ihm sah er das rohe Gebälk der Dachkonstruktion, deren Deckung selbst aus Bleiplatten bestand. Die Treppe endete auf einem Podest, das sich an drei Seiten um die Außenmauer des Turmes zog. Auf halber Strecke öffnete sich die Wand und er trat hinaus auf den Wehrgang.

Eine übermütige Windhexe entriss Hannes die Fackel, sobald er aus dem Schutz des Plateaus getreten war. Der Anblick, der sich ihm bot, war grandios wie angsteinflößend. Der Himmel schien in heilloser Aufruhr. Die Wolken jagten dahin und Hannes zog unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern, weil er fürchtete, sie könnten seinen Haarschopf streifen. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, aber seltsamerweise war er nicht besonders kalt. Hannes Augen begannen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Das Heulen des Windes an den Vorsprüngen des Daches überdeckte fast alle anderen Geräusche. Doch dann vernahm Hannes diesen fremdartigen saugenden Klang, der an das Zurückweichen des Wassers über dem Kieselbett am Strand erinnerte, wenn die Brandung ausholte für den nächsten Brecher. Nur schien dieses Geräusch um ein Vielfaches lauter, reißender, anhaltender, ganz, als söffe ein Riese das Wattenmeer leer. Aber das konnte nicht sein! Die Flut hatte ihren Höchststand noch nicht erreicht. Er hatte noch vor einer Weile turmhohe Wellen auf den Strand der Insel schlagen hören. Das Beben war erstorben.

Hannes starrte hinaus ins Dunkel. Er spürte die heran rollende Gefahr fast körperlich, aber er wusste sie nicht zu benennen. Für einen Moment vermeinte er weit hinten auf See einen Lichtschein zu entdecken. Fast schien es ihm, als wäre dort die Wolkendecke aufgerissen und hätte dem bleichen Licht des Mondes einen schmalen Spalt geschaffen. Das Licht spiegelte sich in einer Monstrosität aus Wasser und Gischt.

Hannes Herz wollte stehen bleiben. Rasch bekreuzigte er sich. Er schlug die Augen nieder. Nein. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Was er dort zu sehen geglaubt hatte, sprach allem, was er von Wasser zu wissen glaubte, Hohn. Dort draußen stand eine himmelhohe Wand aus glitzerndem Wasser, sicher höher als der Turm, auf dessen Spitze er stand.
"Gott steh uns bei!", flüsterte er. Er starrte noch einmal hinaus. Allein, die Dunkelheit hatte das Monstrum wieder verschluckt. Hannes spürte, wie die kalte Hand des Entsetzens ihn anfasste.

Er wandte sich zur Flucht, hastete die Treppen hinab. Seine Gedanken überschlugen sich. Sein erster war, dass er Alarm schlagen müsste, die Bewohner des Turmes warnen vor dem, was dort wenige Seemeilen im Nordwesten himmelwärts strebte.
Dann wurde ihm bewusst, dass sie sich auf einer Insel befanden. Es war ausgeschlossen, dass sie sich mit den wenigen Schiffen und Booten, die unten im Hafen lagen, würden bei Nacht retten können. Sie waren verloren. Der Turm mochte stark sein, aber einer Welle diesen Ausmaßes würde auch er nicht standhalten können.

Im Kaminzimmer traf er auf Heide. Sie machte sich am Feuer im Kamin zu schaffen, drehte sich verwundert herum, als er schwer atmend herein wankte.
"Wer ist denn hinter dir her?", rief sie zwischen Amüsement und Besorgnis, aber ein Blick in sein Gesicht ließ sie stocken. Er kam auf sie zu. Sein Haar war nass vom Regen und Tropfen liefen ihm das Gesicht herunter. Sein Kehlkopf hüpfte, als er vergebens versuchte, ihr zu antworten. Dann riss er sie wortlos einfach in seine Arme.

"Ich wusste doch, dass du das kannst!", sagte sie später zu ihm und strich mit ihren Händen über seine muskulöse Brust mit dem feinen rotblonden Flaum um die kleinen Brustwarzen. Er verbarg sein Gesicht an ihrem Hals und biss sich auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte.
Sie schliefen vor dem Kamin ein. Hannes letzter Gedanke war: "Verzeih Ells. Aber wir sterben sowieso."

© 2018 Whisper2001
*****div Frau
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Ells macht die Windsbraut
Je näher Ells dem Turm kam, umso größer war ihr Bedürfnis, sich die Kleider vom Leib zu reißen. Selbst, einfach so. Den Pelzumhang hatte sie direkt auf dem Schiff gelassen. Ihren Wollumhang deponierte sie auf einer Bank, kurz hinterm Strand bei einer Frau, die ihr seltsam bekannt vorkam. Woher nur? Überrascht fiel es ihr ein. Im "Eysernen Nagel" hatte sie sie sitzen gesehen. Ells hatte nett gegrüßt, nach Hannes gefragt, aber die Entgegnung leider nicht verstanden. Nur das bedauernd verneinende Lächeln in ihren Augen konnte sie lesen. Dort war die Frau allein gewesen. Ells hatte ein inniges Zwiegespräch gestört. Es zog halb Hamburg auf die Insel, schon erstaunlich.

Paulus machte es sich mal wieder als ihres Kleides Verbrämung gemütlich, nutzte dafür ihre Hand zum Aufsteigen. Keine 50 Fuß weiter bedauerte Ells, das Frettchen dabei zu haben. Es war so warm plötzlich, unerklärlich. Kleine Schweißperlen kullerten ihr vom Gesicht und suchten den Weg hinab über die üppigen Hügel, die vom Mieder zusammengepresst aus dem Ausschnitt lugten. Wo das Frettchen saß, brannte schier die Haut.

Paulus fühlte sich kurzfristig auf seinem Ausguck pudelwohl und fauchte in Ells Ohren mehrfach anerkennend, als sie an einzelnen Frauengruppen vorbeikamen. Die steckten ihrerseits die Köpfe zusammen und tuschelten offensichtlich über ihre Erscheinung auf der Insel. Bis eine Dame erschien und energisch in die Hände klatschte. "Sofort hinein - Zeit zum Essen."

Ells Magen knurrte. Zu verführerisch, der Gedanke, einfach hinterher zu marschieren und mitzuessen. Nein, zum Essen war sie nicht hier. Sie musste den Herrscher der Insel finden! Dann aber nichts wie weg hier. Warum Wymken wirklich her wollte, war ihr nicht klar. Vermutlich rechnete er sich aus, so eher ein Schiff nach Friesland zu bekommen. Oldenburger Land versuchte Wymken zu vermeiden, so weit möglich. Dass er an den überfallenen Schiffen partizipierte, sickerte langsam aber sicher durch. Dass das friesische Territorium und erst recht die friesischen Häuptlinge auf die Einhaltung der Magna Frisia pochten, war sämtlichen Anrainern ein absolutes Dorn im Auge. Weiter weg residierende Fürsten wollten gerne ihre Ansprüche durchsetzen.

Ells war seit ihrer Geburt die Kleinstaaterei des Südwestens gewohnt. „Mehr Zollschranken als Landedle“ tobte ihr Vater gerne. Ständig Kriege, damit sich die Adligen die Truhen vollstopfen konnten. Zahlen musste das gemeine Volk. Nur vor dem Schwarzen Tod waren alle gleich.

Warum kam ihr gerade der Schwarze Tod in den Sinn? Wo doch die Luft geschwängert war von Blütendüften und sie meinte, Schmetterlinge über frischem Grün tanzen zu sehen. Unheimlich. Einfach unheimlich. Das konnte nicht wirklich um sie herum sein. Ein Rest realen Verstandes rebellierte gegen das, was ihre Augen meinten wahrzunehmen. Bevor sie vom Schiff gegangen war, hatte sie ein Kügelchen aus dem Beutel ihrer Schwester, der Apothekerin, genommen. Die hatte seinerzeit gemeint, die schaden nicht, beruhigten nur die Nerven, wenn ihr mal alles über den Kopf wüchse. Angenehmer Süßholzgeschmack mit Anis und weiteren Kräutern entfalteten sich auf ihrer Zunge. Zuletzt hatte sie die inbrünstig gelutscht und hatte plötzlich Frettchen gesehen.

Paulus wurde anscheinend von ihren Tagträumen angesteckt. Sprang von ihrer Schulter, sah sich kurz um, und verschwand in einem Kaninchen Bau. So tanzten bald nicht nur Schmetterlinge in der Luft, sondern aufgeschreckte Kaninchen schlugen auch noch Haken vor ihren Augen.

Was war das? Ells sah nach oben und zwischen bunten Seifenblasen tauchte das Gesicht von Hannes auf. Noch so ein Trugbild. Was sollte ausgerechnet der auf der O, nachdem er bereits bei ihrem Kuss so scheu reagiert hatte? Trotzdem versuchte sie zu rufen, aber ihr Mund ließ keine Wörter über ihre Lippen kommen.

Dafür brannte es zwischen ihren Schenkeln, obwohl sie fühlte, dass ihr Körper bereits löschen wollte. Diese Träume, die sie die ganze Zeit verfolgten. Paulus Schwanz, der noch kurz zuvor unabsichtlich diese Stelle in ihrem Nacken gestreift hatte, die sie angenehm schauern ließ. Sie musste sich ausziehen. Wenn schon keine fremden Hände sich beteiligten, sollten es ihre eigenen sein. Sie lockerte wirklich das Mieder, öffnete es vorne ein Stück. Zu weit, der Stoff mit ihren eingenähten Habseligkeiten gab nach, klappte einfach nach unten. Eine Böe wehte das Hemd von ihren Schultern. Ells interessierte das gar nicht, fühlte höchstens die Windfinger sie wenig sacht berühren, aber das empfand sie als guten Anfang. Gäbe es nur einen Baum oder ähnliches zum Anlehnen. Ihren Auftrag hatte sie vergessen. Ihre Wünsche nicht. Kein Baum, kein Efeu, nur zwei Dinge zum Anlehnen, die Stange direkt an der Pier – zu weit. Die Mauern des Turmes?
„Was tue ich nur hier?“, flüsterte sie selbst mehr rast- als ratlos.

Ells beeilte sich, das Gebäude zu erreichen und zu umrunden, bis sie eine ruhige Ecke entdeckte. Glücklich ließ sie sich auf einem dort liegenden breiten Holzbalken nieder. Die feinen Wasserperlen auf ihren bloßen Brüsten würde eine kundige Zunge mit Salzgeschmack in Verbindung bringen, aber der Weinhändlerin war so heiß, dass sie nur Schweißperlen sah, als sie an sich heruntersah. Vor Hitze zog sie den Rock hoch, bemerkte das Brummen über sich, wie von tausenden Bienen. Im Februar? Was würde sie noch auf dieser Insel finden?

Entspannung – unbedingt. Ihre Hand rutschte tiefer, überließ ihren Busen wieder dem Wind, der sich mit lutschenden, feuchten, taugetränkten Lippen und fein zubeißenden, sandigen Zähnen der dargebotenen Himbeeren annahm. Ihr Daumen berührte kaum diesen kleinen Kern der Glückseligkeit, der bereit war sich hart zu erheben. Sie öffnete sich den Elementen, ohne sie noch recht mitzubekommen, heftigen Regen, Hagel, kleine Windverwirbelungen, die sich einzig zwischen ihren Schenkeln brachen. Hätte sie gewusst, was Schallwellen sein könnten, wäre sie nicht erstaunt gewesen, wie diese blasenden, saugenden, wehenden Elemente innerhalb weniger Minuten sie über den Regenbogen wahrlich hinaus katapultierten. Das begleitende rote Leuchtfeuer, welches ihrer Einbildung nach aus ihrem Liebesdreieck erstrahlte, hörte genauso urplötzlich auf, wie das Brummen über ihr. Ells Strubhaver von der Bärwelstein wurde erlöst, wie schon seit Jahren nicht mehr. Vergaß, dass sie den Herrn der Insel sprechen wollte. Nur Hannes vergaß sie nicht. Das war ganz gut so, denn der kam gerade mit einer Menge Strandgut um die Ecke und sah unerwartet die delikatesten Teile der Weinhändlerin offen vor sich liegen. Fast als wäre sie bereit…

Wozu auch immer.

© mariediv 02/2018
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Jakob - Angelina 2
Wieder legte das Schiff, die "Diamant Noir", der schwarze Diamant, an, es wurde beladen. Diesmal mit vielen Vorräten, Fässern und Kisten, Angelina hatte keine Ahnung, was sich darin befand, aber sie vernahm Stimmen, dass dem Piraten der Inhalt viel Geld einbringen werde, weil es sich um ganz seltene Waren handle, da gäbe es ein Wirtshaus in Hamburg, das dafür Verwendung hatte.

Angelina fühlte sich wohler, jetzt, wo sie wusste, sie würde wieder nach Hamburg kommen. Ihre Anspannung ließ nach, denn sie wusste auch, dass der Pirat sie in Ruhe lassen würde. Woher er ihre Herkunft kannte, blieb ihr ein Rätsel, aber vielleicht war das ihre Rettung. Wie schon in den vergangenen Wochen kam er immer wieder in den Laderaum, um sich eines der Mädchen zu holen. Meist kamen sie weinend zurück, aber manchmal erzählte eine auch, was der er mit ihr getrieben hatte und dass sie es durchaus genießen konnte. Er sei, obwohl schon sein Name "Le Louis Noir", der schwarze Louis, und vor allem seine Erscheinung furchteinflößend war, in Gegenwart einer Frau ganz anders, ruhig und bestimmend, aber respektvoll. Es schien fast so, also wäre er nur für seine Mannschaft der brutale Kapitän, um sie zu disziplinieren.

Diese Erzählungen hinterließen in Angelina ein seltsames Gefühl. Nie durfte sich ihr ein Mann nähern, zu streng war ihre Erziehung gewesen. Aber dieses Gefühl, ein Ziehen im Bauch, spürte sie schon öfter, manchmal, wenn sie in den Zimmern des Wirtshauses, in welchem sie in Hamburg arbeitete, Geräusche hörte, die wie Freudenschreie klangen. Einmal konnte sie durch eine nicht ganz geschlossene Türe in ein solches Zimmer hinein sehen. Was sie sah, ließ eine bis dahin unbekannte Hitze in ihr aufsteigen. Zwei nackte Körper, der eines Mannes und einer Frau, wälzten sich auf dem Bett, es schien, als würde die Frau auf dem Mann reiten. Beide stießen laute Seufzer und Schreie aus, sie wurden immer wilder, bis die Frau mit einem letzten lauten Stöhnen über dem Mann zusammen sackte und reglos liegen blieb.

Angelina war damals verwirrt und erst langsam lernte sie, auch durch Gespräche mit anderen Küchenmädchen, dass sie Sex zwischen Mann und Frau beobachtet hatte und dass man dabei große Lust empfinden kann. So lernte sie auch die Kunst der Selbstbefriedigung kennen. Oft, wenn sie alleine war, fanden ihre Finger ihr Heiligtum zwischen ihren Beinen und sie massierte sich, bis auch sie jenen Punkt erreichte, in dem tausende Sterne in ihrem Kopf explodierten.

Sie wusste also mittlerweile, was der Pirat mit den Mädchen anstellte. Und sie hatte keine Angst. Denn sie entwickelte einen Plan. Auch wenn sie selbst noch nie mit einem Mann Sex hatte, war das vielleicht ihre Rettung, ihr Weg in die Freiheit, sie war bereit, dieses Opfer zu bringen, sie war stark und sie war sich ihrer Wirkung auf den Piraten bewusst. Sie würde es versuchen. Auch wenn sie dabei sehr intensiv an ihren Jakob denken musste. Wo mag er im Augenblick sein? War er auf der Suche nach ihr? Oder hatte er sie bereits vergessen?

Als der Pirat das nächste Mal in den Frachtraum kam, um eines der Mädchen zu wählen, lächelte Angelina ihn mit aller Energie, die sie aufwenden konnte an. Es war nicht leicht, denn er sah wirklich furchterregend und brutal aus. Man erzählte sich, er hätte einmal mit einem Hai gekämpft und diesen auch besiegt. Dabei büßte er jedoch ein Bein und einen Arm ein, sodass er ein Holzbein und einen Haken am Arm trug. In einem anderen Kampf in einer Spelunke in Hamburg verlor er ein Auge, so dass er mit seiner Augenklappe noch brutaler aussah. Aber irgendwie strahlte das andere Auge das Gegenteil aus.

Er wurde tatsächlich auf Angelina aufmerksam. Sie musste sich bei seinem Anblick beherrschen, aber sie flirtete mit ihrem Blick so intensiv, dass er sich nicht mehr abwenden konnte. "Warum soll ich nicht testen, was ich an Dir habe, bevor ich Dich jemandem, der viel Geld für Dich bezahlt, überlasse?" Mit diesen Worten befreite er sie von ihren Fesseln und führte sie an der Hand in seine Kabine. Diese war wertvoll eingerichtet. Der Pirat konnte seine Augen und seine Finger nicht von ihr lassen. Mit einem Messer schnitt er mit einem Streich ihre Bluse auf, die der Schwerkraft folgend hinab rutschte. Angelina stand nun mit nacktem Oberkörper vor ihm und kämpfte mit sich, ob sie ihre prallen Brüste mit ihren Händen verbergen sollte oder nicht. Aber sie hatte ihren Plan, überwand sich und lächelte Louis sogar an. Dieser wurde immer unruhiger, knetete ihren Busen und atmete schwer. Ohne weiter zu zögern schnitt er auch ihren Gürtel auf und der Rest ihres Kleides, welches durch die lange Zeit am Schiff ohnehin schon schmutzig und zerrissen war, glitt hinab.

Nun war sie völlig nackt. Auch wenn sie sich irgendwie schämte, bewirkte der Anblick dieses Mannes, der offenbar angesichts der nackten Frau fast seinen Verstand verlor, ein Gefühl, mehr zu wollen. Sie spürte, dass sie als sein Objekt der Begierde Macht über ihn ausübte. Blitzschnell entledigte auch er sich seiner Kleider. Niemals zuvor hatte Angelina einen nackten Mann gesehen. Schon gar nicht einen mit einem künstlichen Bein und einem Armhaken, aber sie sah den Mann vor ihr dennoch interessiert an. Er war kräftig gebaut und der dicke Prügel, der zwischen seinen Beinen steil weg stand, war also das, wovon sie schon so viel gehört hatte und das den Frauen so viel Vergnügen bereitete.

Er nahm sie sanft an der Hand, fast unwirklich für einen brutalen Piraten zog er sie zu seinem Bett. Seine Lippen erforschten ihren Körper und sie fühlte sich glücklich, Lust nach mehr stieg in ihr auf und als er vorsichtig in sie drang, war der kurze Schmerz, von dem ihr erzählt wurde, schnell vorbei und wich einem lustvollen Gefühl, welches sich immer mehr unter seiner kunstvollen Behandlung steigerte. Als der Punkt kam, in welchem sie jegliche Selbstkontrolle verlor, glitt sie in eine sanfte Ohnmacht.

Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Die Kabine war leer. Ihr Knie zitterten. auf dem Bettende lag ein Kleid, sauber und wunderschön. Offenbar für sie bestimmt. Es passte wie angegossen.

Das Schiff schaukelte heftig, der Wind blies laut und stark. Die Türe nach draußen war versperrt, sie konnte die Kabine nicht mehr verlassen. Panik überkam sie, was würde nun mit ihr geschehen? Ihr Plan war gewesen, den Piraten zu verführen, ihm die Freilassung der Mädchen und natürlich auch ihre Freiheit abzuringen. Aber danach sah es nicht mehr aus.

Sie wusste nicht, wo sich das Schiff derzeit am Weg nach Hamburg befand, wieviel Zeit ihr noch blieb. Es war deutlich kälter geworden, also waren sie zweifellos schon weit im Norden. Das Schiff schwankte immer mehr, der Sturm wurde zu einem Orkan. Ihre Panik wurde immer schlimmer, sie hatte Angst, das Schiff würde kentern und alle an Bord ertrinken. Sie durchsuchte die Kabine und fand tatsächlich einen Schlüsselbund. Zitternd probierte sie alle Schlüssel und tatsächlich sperrte einer die Türe und sie trat ans Deck.

Draußen war es finster. Die kalte Gischt spritzte mit jeder Bewegung des Schiffes über das Deck. Es war niemand zu sehen, die Mannschaft war wohl im Schiffsinneren verborgen. Oben am Steuerrad sah sie den Piraten, der fluchend versuchte, das Schiff gegen den Sturm auf Kurs zu halten. Plötzlich gab es einen fürchterlichen Lärm, die Spanten des Schiffes ächzten und krachten und das Schiff neigte sich von einer riesigen Welle gebeutelt so zur Seite, dass Angelina den Halt verlor. Ohne etwas dagegen unternehmen zu können, rutschte sie am Deck entlang und fiel hilflos ins Wasser. Neben ihr plumpsten Fässer und Kisten hinein, zum Glück konnte sie sich an einer dieser Kisten festhalten.

Im Dunklen sah sie, wie sich das Schiff langsam wieder aufrichtete und in der Dunkelheit verschwand. Angelina schrie ihre Angst aus sich, die Angst zu sterben gab ihr unglaubliche Kräfte. Sie klammerte sich verzweifelt an die Kiste, während sie immer wieder von den hohen Wellen überspült wurde.

Plötzlich spürte sie Boden unter ihren Füßen, das Wasser wurde seichter. Die Strömung spülte sie tatsächlich an ein Ufer, auf dem sie erschöpft niedersank. Nach und nach landeten die ebenfalls von Bord gefallenen Fässer und Kisten, auch ein paar Bündel mannshoher Pflanzen, am Ufer.

Dankbar, noch einmal mit dem Leben davon gekommen zu sein, wurde sie ohnmächtig.
Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
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Lütten Hannes findet nicht nur Strandgut
Hannes schreckte aus dem Schlaf. Er spürte seine Hand nicht mehr und das irrwitzige Bild der heranrasenden Welle versank verblassend auf den Grund seines Alptraumes. Er öffnete die Augen und setzte sich auf. Das Lager neben ihm war leer. Plötzlich flutete die Erinnerung wie ein kalter Strom in sein Denken. Diese gewaltige Welle vor der Insel, das saugende Geräusch des ablaufenden Wassers mitten beim Hochwasser, das alles war kein Traum gewesen! Warum war er noch am Leben, warum stand der Turm offenbar völlig unbeschadet immer noch hier und es war kein Wasser eingedrungen? Wo war Heide?

Sie kam wie auf's Stichwort, ein Bündel Brennholz im Arm.
"Ist Vieles zu Bruch gegangen?", erkundigte er sich vorsichtig, während er seine Kleider richtete. Heide sah zu ihm hoch, zuckte die Achseln.
"Ich weiß nicht. Hab genauso geschlafen wie du, mein Großer. Hast dich nicht dumm angestellt, wirklich. Ganz und gar nicht dumm." Sie erhob sich, kam zu Hannes herüber und griff ihm ungeniert zwischen die Beine. Hannes entzog sich ihr. Er musste sich dringend erleichtern und er fühlte sich seltsam schmutzig. Heide sah ihm ins Gesicht, las darin, ihre Brauen zuckten. Dann wandte sie sich ab.
"Ells ist natürlich etwas standesgemäßer für den Herrn Zimmermann, Laufstegbauer, Schiffereparierer", sagte sie mit hörbarem Spott in der Stimme. "Sie nimmt dir wahrscheinlich keinen Pfennig ab, wenn sie dich ranlässt. Wenn sie dich ranlässt."
"Rede nicht so von ihr!", zischte Hannes sie an. Er musste dringend nach draußen, also ließ er die Frau stehen und verließ Zimmer und Turm.

Die Insel wirkte friedlich und unversehrt. Die Luft roch wie frisch gewaschen. Hannes wandte sich in Richtung Strand, fand eine etwas verwilderte Hecke, die bereits Blüten ausgetrieben hatte und deren Duft ihn plötzlich förmlich einhüllte. Fast tat es ihm leid, dass sich unvermittelt der scharfe Geruch seines Strahls mit diesem mischte, als hätte man Heringe in Blütenwasser gebadet.
Wohin Hannes auch blickte, nichts wies auf die Zerstörungen einer gewaltigen Welle hin. Der Sturm hatte am Hafen gewütet und auch der Laufsteg war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber nichts, was geschickte Hände nicht würden wieder in Ordnung bringen könnten. Hannes ging am Pier entlang, wo die "Mánadís von Roem" vertäut lag. Sie musste in den frühen Morgenstunden eingetroffen sein.

‚Mondfee', murmelte er vor sich. Mit einem Mal stand Ells Gesicht vor seinem inneren Auge. Hannes stockte. Plötzlich schlug ihm sein Gewissen. Er hatte es mit der Dirne getrieben, weil er geglaubt hatte, sie würden die Nacht nicht überleben. Er hatte Ells verraten! Bei dem Gedanken indes schüttelte er sacht den Kopf.

Nein, das war romantischer Unsinn. Sie war diejenige gewesen, die mit einem vagen Versprechen einfach fortgelaufen war! Überhaupt, es mit einer Hure zu treiben, hatte ihm Conrad einmal erklärt, wäre eigentlich nicht wirklich Betrug und eine zeihliche Sünde überdies. Hannes hatte wenig Vertrauen in Aussagen dieser Art, wenn sie von Conrad auf ihn gekommen waren. Aber sie beruhigten seine Gedanken.

Der Strand sah chaotisch aus. Ein Schiff musste im Sturm Teile seiner Ladung verloren haben. Überall war Treibgut angeschwemmt worden. Beim Näherkommen erkannte Hannes die Gestalt, die ihm an der Wasserlinie des Strandes entgegenkam. Es war der mit dem Zipfe.
Immer wieder bückte der sich, untersuchte Kisten und seltsame Gebilde, die der Sturm herangetragen hatte.
"Soll ich Euch helfen, das Zeug zum Turm zu schleppen?", fragte Hannes und hielt dem Edlen die Hand zum Gruß hin. Der erhob sich, sah dem Riesen ins Gesicht, wobei er prüfend ein Auge zukniff. Dann nickte er.

Es war eine Menge Zeug, das sich entlang des Sandstreifens finden ließ. Hannes wusste nicht, was er dort schleppte, es war ihm eigentlich auch gleich. Dem Wylandt schien es wichtig zu sein und Hannes wollte sich sein Frühstück mit seiner Hände Arbeit verdienen.

Schließlich war der Strand zertrampelt aber geräumt. Hannes trug die letzten Kisten hinauf zum Turm. Ein seltsames Geräusch ließ ihn aufmerksam werden. Ein tiefes Brummen, das weder zum Ort noch zur Jahreszeit passen wollte. Er lief, die Kisten unter die Arme geklemmt, um die Ecke des Turms, dort wo die Verstärkung des Fundamentes auskragte.

Weiter hinten sah er die Gestalt einer Frau auf einem Balken sitzen, gegen die Mauer des Turmes gelehnt. Sie schien ihn nicht zu bemerken, war wie in sich versunken. Der Wind spielte übermütig mit den grünen Halmen des Grases, ließ Schmetterlinge tanzen und zauste mit dem weißblonden Haar der Frau. Hannes stockte der Atem. Noch bevor er des Gesichtes ansichtig wurde, wusste er es: Dort saß Ells!.

Hannes ließ die Kisten fallen, wo er stand.
Etwas stimmte nicht mit der Frau! Sie stöhnte; sie saß in völlig unschicklicher Haltung dort, die Brüste entblößt, die aufgedeckten Beine gespreizt, dass er beim Näherkommen ihr blondes Schamhaar sehen konnte und die kleine gespreizte ...
Hannes wollte reflexartig die Hand über die Augen legen. Aber er konnte nicht.

Als er sich neben sie auf die Knie niederließ, wandte sie ihm endlich das Gesicht zu. Er erkannte die Augen voller Gier, den leicht geöffneten Mund. Er sah den Schweiß auf ihren Wangen, das Glitzern auf ihren Brüsten, deren Gewicht er in seinem Traum in den Händen gespürt hatte, wie ihre Weichheit und die Härte der kleinen himbeerfarbenen Brustwarzen, die sich aus dem Haselnussbraun der gekräuselten Höfe erhoben.

Mit einer einzigen gleitenden Bewegung schlang die Frau ihre Arme um seinen Nacken, schob er seine Rechte unter ihre Kniekehlen und hob sie an. Wieder, wie bei ihrer ersten stürmischen Begegnung im "Eysernen Nagel", dachte er: ‚Wie leicht sie ist!' Ihre Lippen suchten die seinen und er beugte sich zu ihnen hinab. In den Kuss versunken, alle Sinne auf die Frau gerichtet, erhob er sich und drehte sich um.

Er trug sie unter den erstaunten Blicken der Frauen, die aus dem Turm traten, ins Innere. Erklomm drei Treppen, stieß die Tür zu der Kemenate auf, die ihm der Wylandt bei seiner Ankunft auf der Insel zuweisen hatte lassen.
Die Schlafstatt stand mitten im Raum und war tatsächlich das einzige Möbel. Dafür jedoch über alle Maße groß und luxuriös mit Schaffellen bedeckt. Hannes gab der Tür einen Kick mit der Ferse und die fiel mit derbem Knall ins Schloss. Er beugte sich herunter, legte Ells mitten auf das fellbedeckte Bett. Sie nahm kein Auge von ihm, als er begann, sich wie unter einem fast tranceähnlichen Zwang mit fliegender Hast zu entkleiden.
Sie hatten noch immer kein Wort gesprochen.

Ihr Blick wanderte an seiner Gestalt abwärts. Dann schloss sie für einen Moment die Augen und schluckte.
Hannes hielt inne, tauchte auf, spürte seine Atemlosigkeit und plötzlich wollte Scham ihn anspringen. Da öffnete Ells diese beiden Augen - grün und blau - und streckte zugleich ihre Arme nach ihm aus. Er beugte sich herab und sie zog ihn an sich.

"Davon habe ich geträumt", sagte sie am frühen Mittag des Tages und es waren die ersten bewussten Worte, die sie an ihn richtete. Er nickte, während seine Blicke in ihrem Gesicht spazieren gingen wie über eine Sommerwiese.
"Ich auch, glaub' mir!", sagte er.

‚Nicht von allem!', dachte es in ihm mit diesem traumwandlerischen Staunen, das ihn seit Stunden gefangen hielt. Das meiste, was er in ihnen erlebt hatte, war ihm schier unmöglich erschienen, fantastisch, ekstatisch, furchteinflößend und wunderbar zugleich. Er hatte mal um Ells und mal um sich selbst gebangt; er hatte seine Seele verloren gegeben und Gott für diesen Tausch gedankt mit einer Inbrunst, als gälte es sein Leben. Was vermutlich der Wahrheit entsprach.
"Du machst mich fertig, Jan Johansson. Ich habe gewaltig Hunger!" Das Leben meldete sich zurück.

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****orn Mann
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Gödeke Michels Teil 15 – Venus im Pelz
Die unverhoffte und unmissverständliche Attacke in der Göteborger Hafenkaschemme erregte Jana bis ins Mark und fand in ihrem Kuss brennend Ausdruck. Augenblicklich entfachte sich das Feuer, entzündete sie beide und als sie sich keuchend in die Augen sahen, gab es nur noch ein Ziel: Auf der Stelle ihre geräumige und großzügige Kapitänskajüte zu entern, die Käpt`n Walhorn ihnen selbstredend beim Einschiffen überlassen hatte. „Warte draußen“, hatte sie ihm zugerufen, bevor sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, „ich will mich noch ein wenig für dich zurecht machen.“
Gödeke hatte schmunzelnd genickt und schnürte sich auf dem Gang die Stiefel auf, zog sie aus, denn sie waren arg verschmutzt von dem Landgang und all dem Matsch. Es war ruhig auf dem Schiff, die Mannschaft hatte abgeheuert und Lars und Walhorn waren dabei, neue Leute zu finden in den Spelunken der kleinen Hafenstadt. Nach einer Weile öffnete Gödeke die Tür und betrat den Raum.

„Hallo, Herr Freibeuter“, wurde er mit leiser, verführerischer Stimme begrüßt. „Kommt ihr meine Kajüte erobern und Beute zu machen?“ Augenblicklich schoss ihm das Blut in die Lenden. Jana hatte sich komplett umgezogen. Eben noch als unscheinbares Mädel unterwegs, stand sie jetzt in ihren eleganten, schwarzen, fast kniehohen Stiefeln und in dem weißen langen Zobel gehüllt vor ihm. Mit beiden Händen hielt sie den Mantel zugezogen vor der Brust. Kinn und Nase in den weichen Kragen getaucht. Nur ihre blauen Augen funkelten ihn an, und Gödeke erspähte sofort das Verlangen in ihrem Blick. Ein Bein hatte sie angewinkelt, Knie und Schenkel entblößt.
„Gut fühlt er sich an“, hauchte sie, „weicher Pelz auf nackter Haut. Ich liebe es.“ Mit einer Hand zupfte sie den Zobel zurecht, ließ ihn über die Schulter gleiten und zeigte Gödeke auch hier die glatte, zarte Haut. „Ganz nackt, Herr Kapitän, nackt unter dem Pelz.“
Sodann nahm sie auf einem der Sessel Platz, schlug die Beine übereinander und forderte ihn auf, sich ebenfalls zu setzen und für beide je einen Becher Rotwein zu kredenzen. Ihr würde jetzt der Sinn danach stehen. Sie beugte sich vor, hielt den Pelz vor der Brust zusammen und sah ihm mit intensiven Blick an. Nicht dass Gödeke sich gefürchtet hätte, normalhin war er es, der Anweisungen gab und die unverzüglich ausgeführt wurden. Wieder entblößte sie die ihm zugwandte Schulter, strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und schwang minimal den Oberkörper. Ihre blauen Augen wirkten kühl und recht bestimmt. Sie hielt die Beine übereinandergeschlagen, wippte mit der Stiefelspitze und ließ knieaufwärts nackte Haut erkennen. Mit einer lasziven, langsamen Bewegung entblößte sie ihren Oberschenkel und sprach mit leiser, höchst erotischer Stimme: „Seht, Gunnar, ein reicher Handelskaufmann aus Bergen bringt ganz bestimmt eine gewisse
Etikette mit, Manieren, wie man mit Frauen umgeht. Höflich, zuvorkommen, aufmerksam. Ihr sagt, ihr wollt nicht auffallen? Ihr fallt schneller auf, als euch lieb sein dürfte! Wenn ihr eine Dame in eurer Gesellschaft habt, dann betrachtet sie nicht als eure Hure oder Gespielin sondern als Eure Partnerin. Es müssen gewisse Regeln eingehalten werden. So ein Pelzmantel wie ich ihn trage, kostet ein Vermögen, es ist ein weißer Zobel, das wisst ihr, und weder für einen Normalsterblichen noch für einen Handwerker jemals erschwinglich. Es ist ein Prestigeobjekt, teuer und wertvoll. Königinnen tragen so etwas und Damen aus reichem Haus, Herrschaftshäusern.“
Gödeke verstand, worauf sie hinauswollte. Er nickte, erhob sich und füllte zwei Silberbecher mit Rotwein.
„Meine Teuerste“, sagte er und verbeugte sich leicht, „Jana l aus Bergen, darf ich Euch auf einen Becher Wein einladen, es wäre eine Ehre für mich.“
Sie lachte auf. „Nun übertreibt man nicht. Wir bleiben bei den reichen Kaufleuten. Ich denke, Ihr seid mit einem bestimmten monetären Reisebudget ausgestattet?“
„Magister Wigbold hat alles geregelt. Das Vermögen Eures Mannes wurde selbstverständlich gelikedeelt, aber ja, ich besitze genügend Gold. Ich habe mich aber auch um etwas anderes gekümmert. Euer Reisekoffer befindet sich mit an Bord. Mit all eurer Kleidung.“
„Ist das wahr?“, fuhr sie auf, „ehrlich? Oh, Gödeke! Das ist die schönste Nachricht seit langem. Denn nackt unter dem Pelz will ich nur für euch sein.“
„Wollt Ihr meine Erfahrung wissen, Jana? Hinter jeder vornehmen Dame steckt auch eine Hure! Ein lustvolles Weib.“

Er nahm einen großen Schluck Wein, stellte den Becher auf die Back und war mit zwei Schritten bei ihr. Er nahm sie bei den Händen und zog Jana aus dem Sessel. Sah ihr in die Augen und zog ihre Hände an seine Lippen und küssten sie. Sodann führte er sie sachte hinter ihren Kopf, sah, wie der Pelzmantel sich ein wenig öffnete und wies mit leisen Worten an, dass sie die Hände dort jetzt belassen solle. Jana stöhnte auf, hauchte: „Ja, mein Herr Kaufmann …“, und drückte den Rücken durch, reckte sich und stellte die Stiefel ein wenig auseinander. „So mögt Ihr es, nicht wahr? Wenn Ihr mich betrachten könnt.“
Mit beiden Händen zog er den Pelzmantel auseinander, bewunderte die nackte Frau von oben bis unten. Sanft glitten seine kräftigen Hände über ihre festen Brüste, spürten die weiche, vom Zobel gewärmte Haut, kitzelte mit den Handtellern die längst schon aufgerichteten Nippel. Er wog die Brüste von unten, hob sie an und drückte sie mit allen Fingern gleichzeitig. Jana senkte doch die Arme und hielt mit beiden Händen den Pelz auseinander, weit auseinander. Sie zog die Schultern nach hinten, bot sich an, präsentierte sich dem Hauptmann und ließ es zu, dass er jetzt auch ihre Nippel zu lecken begann und zart an ihnen zu knabbern und sie zu saugen.

„Und nun zeig mir, dass du das, was du gelernt hast in meinem Haus, nicht schon wieder vergessen hast, meine feine Dame im Pelz“, sagte er nach einer Weile, als Jana auch schon zwei, dreimal aufgeschrien hatte, so lüstern nahm er sich ihre Knospen vor. Sie hielt ihm tapfer weiterhin den weißen Pelz auf und stellte auch die Lederstiefel noch ein wenig weiter auseinander. Verlockend reckte sie ihr Becken vor, bot sich an, jetzt gar nicht mehr die feine Dame, so wie Gödeke es vorhergesehen und gewollt hatte. Leise keuchend erwartete Jana seine Hand sehnlichst dort, seinen so wundervollen, festen, fordernden Griff zwischen ihren Beinen. Bevor sie seiner Anweisung nachkommen konnte, langte er zu. Fasste ihr an den Schritt und kniff mit ganzer Hand die Schamlippen zusammen. „Nass, das Luder, klitschnass!“, stellte er fest und drang langsam mit zwei Fingern ein. Nicht tief, nur mit den Fingerkuppen, strich auch über die pralle Perle, sodass Janas Körper zuckte. Tückisch lächelnd sah er ihr in die Augen, verändert nun ihr Blick, nicht mehr selbstbewusst und hochnäsig, sondern ertappt. Und als er ihr dann die beiden Finger in den Mund schob und befahl: „Lutsch!“, da konnte sie ihre eigene Feuchte schmecken und seine Worte tropften wie heißes Wachs in ihre Seele: „Die vornehmen Damen im Pelz sind die versautesten! Und so auch du. Schlampe! Und nun mach!“

Sie wusste sofort was er meinte, ging vor ihm in die Hocke, drückte die Knie weit nach außen und gewährte ihm freie Sicht zwischen ihre Schenkel. Sodann öffnete sie die Kordel seiner Hose, zog sie herunter und ließ sich sein steifes, hartes Teil von unten gegen das Kinn klatschen, als sie ihm die Hose darüber hinweg gezogen hatte. Sie lächelte Gödeke keck von unten an, sah ihn mit ihren schönen Augen an und streckte lasziv die Zunge heraus. Dann griff sie mit beiden Händen zu.
„Hmmmm … Frau Kalaschnikova, das ist ein Angriff nach meinem Geschmack“, rief Gödeke, „gefällt Ihnen wohl auch meine Waffe?“
„Ich bin Euch so dankbar, Gödeke, Ihr glaubt gar nicht wie!“, keuchte sie und stülpte ihre vollen Lippen langsam und genüsslich über die ihm dargereichte pralle Spitze. „Euer Speer hat eine andere Frau aus mir gemacht, seit er in mich eingedrungen ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.“ So sprach sie, als sie kurz nach Atem rang und mit der Hand weit sein Bändchen dehnte.
Gödeke legte beide Hände auf Janas Kopf auf und ließ die Finger durch das glatte, blonde Haar streichen. Durch das Haar der eleganten Dame im Pelz, die tatsächlich dabei war, sich ganz nach seinem Geschmack zu entwickeln, so wie er es geahnt hatte. Langsam zog er ihr den Zobel von den Schultern, bis hin in die Ellenbeugen.


© Walhorn Februar 2018
******liK Paar
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Der Reisende 7
Die Frau mit der Karre

Langsam normalisierte sich die Lage auf der Insel wieder. Hans und Ottilie saßen an einem Tisch , schlürften ihren Grog aus und da meinte Ottilie zu Hans: „Das ist ja ein reges Treiben hier– lass uns mal rausgehen und uns den Wind um die Nase wehen.“

Als sie aus der Tür traten kam ihnen ein frischer Duft nach Frühling entgegen. Sie schlenderten in Richtung Strand und entdeckten Hannes und Wylandt bei der Bergung von dem angespülten Strandgut. „ Oh, kiek mol Hans, die Winterlinge blöhen all und da achtern een Huupen Schneeglöckchen“.

Oh, guck mal Hans, die Winterlinge blühen und da hinten sind haufenweise Schneeglöckchen.


Oh ja , sagt Hans, es wird schon richtig Frühling. Guck mal hier in der Hecke sind schon dicke Knospen. Ottilie kam angelaufen und reckte ihren Hals nach den Zweigen, dabei öffnete sich ihr Kleid ein wenig und Hans schaute ihr in den Ausschnitt. Oh, sagte er, ich sehe bei dir auch noch etwas feines , griff ihr an den Busen und drückte einen dicken Kuss auf ihren Mund. Sie lachten und liefen weiter über die noch nasse Wiese und erreichten völlig außer Atem eine Bank. Wie kleine Kinder liefen sie um die herum und Ottilie ließ sich dann von Hans einfangen. Er plumpste mit seiner“ Beute“ auf die Bank und geriet mit seiner Hand in den Schlitz ihres Kleides." Oh, hest du all wedder wat feines funnen"? („Oh, hast du schon wieder was feines gefunden“?) Ottilie lachte und ließ sich in seine starken Arme fallen. „Ja, etwas schön Weiches“ und drückte ihr noch einen dicken Kuss auf den Busen.

Da kam Anni, eine der Schneiderinnen vorbei. „Hallo Hans, da bist du ja“ . Ein Schiff hat angelegt, eine Frau und ein Mann mit einer Karre sind angekommen. Die Frau muss dich kennen, sie sagt sie heisst Bea Temuse und sucht nach Hans Holgersson, dem Schnitzer. Ich habe sie zum Turm geschickt. Was sie auf der Karre hatte roch nach Leder.
„Oh ha, das müssen wir uns anschauen. Kommt mit“ sagte Hans und nahm Ottilie an die Hand.

© 2018 HansgeliK
*********Easy Paar
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Klaes Barne hat Langeweile!
Kennt ihr das?
 
Immer wieder die gleichen Muster ... Angeber, sündige Verlockungen, Testosteron geschwängerte Gewaltausbrüche, schlechte „Lange Getränke“ ... und irgendwie ist alles schmutzig.
 
Mir ist ja sooooooo langweilig!
 
Reflexartig greife ich zu meinem am Gürtel befindlichen Hammer. Ich muss hier raus! .... und dringend mal auf den Busch klopfen ... 
 
Nein, nicht so wie mein Vetter, der mit den kurzen Beinen. Stielecht hüpft dieser in seinem Wald, in der Nähe von diesem Dorf vom Konrad (Kuening) Brulin umher und versucht peinlichst einen Lehrling aufzutreiben. So deppert wie Rumpel sich dabei anstellt, wird er noch einige Jahrhunderte an einer Erfolgsstrategie feilen dürfen. Dessen sehnlichster Wunsch es ist jemanden zu finden, der sein unsinniges Treiben bewundert. Völlig durchgeknallt!!!
 
Oder der Andere, der launische, unbescheidene und wankelmütige schwarze „Berggeist“ - dass ich nicht lache - in seinem riesigen Gebirge. Der einzige Geist, der mit dem verbunden werden kann, ist, dass er geistig nicht ganz klar in seiner Rübe ist.
 
Nein .... was liebe ich doch da das Meer und seine rauen, aber gradlinig denkenden Seeleute, denen es immer um ihre Ehre geht.
 
Obwohl .... meine Vettern haben den Vorteil, diese reizenden Feen und Elben in ihren Wäldern als durchaus eloquente Nachbarinnen zu haben. Ich dagegen, muss mich mit diesen Wassersprotten plagen, diesen sogenannten Meerjungfrauen .... paaah ..., die man(n) weder essen noch ficken kann. Kaum bekommen die mal ein Wort in die falsche Kieme, verwandeln sie sich sofort in hässliche, spitzbeißige Fratzen.
 
Wo war ich gerade stehengeblieben? Ach, ja ich muss hier raus ...
 
Schmutzig, die Pinte ist schmutzig, die Straßen stinken, der Hafen riecht muffig, Port Hamburg ist einfach nur dreckig, da muss dringend mal Hand angelegt und ordentlich durchgereinigt werden!
 
Los, raus aufs Nordmeer und genügend Wasser zusammenklopfen. Was gibt es Schöneres, als hoch oben auf einer Welle zu reiten. Irgendwann wird dies bestimmt mal eine Vergügungsbeschäftigung. Vielleicht sollte ich mir diese Aktivität patentieren lassen ...
 
So ....da vorn hinter diesem alten Turm, da liegt dieser versiffte Hafen, .... auf zum Großputz .... juchuuuuuuu .....
 
Was höre ich denn da? ... ein orgelartiges Pfeifen ... nein, ... Stöhnen, Schreie, ... Lachen ? ... Peitschenhiebe ... au Backe ... ist der Turm bewohnt ???
 
Oh nein, nicht diese rote Socke schon wieder .... STOPPPPP .... Pausetaste ....
 
 
„Ey, Luzi ... was machst Du denn hier? .... sag mal ... riechst Du nach Stutenmilch?“
 
Teufel: „Nun lass mal diesen Turm schön im Dorf, Du Seewichtel! Dies hier ist mein neues Wellnesskonzept und Du sieh zu, dass Du Meer gewinnst und eine hübsche, kürreife Bogenwelle um mein Eigentum ziehst.
Falls Du vorhast Dich hier auch einmal zu entspannen, dann sieh zu ein originelles Präsent zu hinterlassen.“
 
Hmmm ... Wellnessclub ... prima ..., dann hat‘s sich was zukünftig mit der Langeweile! ... und mit dem Geschenk kann ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! Ich hinterlasse einfach ein paar Fässlein eines alkoholischen Getränks und ein paar Bündel Zuckerrohre. So ist mein gesellschaftliches Vergnügen gesichert und es ist viel einfacher als alles unbedingt vergolden zu müssen. Vielleicht erahnt ja auch ein Pfifikus den Zusammenhang zwischen dem Zuckerrohr und diesem leckeren braunen Gesöff.
 
Ein bisschen Tand kann trotzdem nicht schaden, denn hübsche Frauen sehen mit Gold geschmückt einfach noch eleganter aus.
 
Wo ist doch gleich die Fernbedienung geblieben? Ah, hier, PLAY ... nun ...um den Turm drumherum ... auf nach Hamburg ... putzen ... das wird ein Spass ...

Gestatten: Klaes Barne, der mit dem Hammer *grins*
*********ynter Frau
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Gruppen-Mod 
Die Schwarze Lola und ihr Votzenschiff (5)
„Und? Soll ich mir nun Brid oder eine andere zu meinem weiteren Vergnügen und deinen kleinen Sklaven, damit er was lernt, dazu holen…?“

(5) Die Mission
Lola erwachte an Henrik gekuschelt. Ihre Hand lag in seinem Brusthaar vergraben und sie spürte in ihren, von der wilden Orgie der Nacht, ermatteten Körper. Ihre Scham war wund von Henriks Fingerspiel und seinem fordernden, scheinbar nie müde zu werdenden Schwanz. Ihre Knospen brannten und pochten von Brids Zungenspiel und zartharten Bissen, ihre rauen Lippen sehnten sich nach parfümiertem Wollfett und einem Becher Wein. In ihrem Mund schmeckte sie noch immer Brids süßes und Henriks leicht herbes Aroma.
An ihren Rücken schmiegten sich in einem zärtlichen Löffelchen Brids weiche Brüste und ihr flacher Bauch. Leise seufzte diese in ihrem Traum und umschlang Lolas Hüfte enger mit ihrem Arm. Die strammen Backen von Hans spürte sie an ihre Sohlen gepresst, der dort am Fußende über die Breite des Betts vor sich hin schnarchte. Noch wollte Lola nicht ihre Lider öffnen, einfach nur die sanften Berührungen genießen und die lustvollen Spiele der vergangenen Stunden vor ihrem inneren Auge Revue passieren lassen.

Als Henrik zu ihrem Erstaunen demonstriert hatte, dass seine Faust nach ein wenig lustvoller Dehnung sehr wohl in Brids Schoß passte. Seine schmunzelnden Erklärungen an Hans gut zuzusehen und die neuerlernte Mösenbehandlung mit den besten Empfehlungen von ihm - Henrik, dem Schweden - den hübschesten Huren der Hanse zuteilwerden zu lassen. Mit dem zwinkernden Versprechen, dass er sicherlich hinterher nichts zu zahlen hätte. Denn gut befriedigte Weiber neigten gern zu Großzügigkeit. Hans Kiefer, der immer weiter vor Lust und Überraschung aufklappte bei all dem, was die Drei vor seinen Augen trieben und den unterstützenden Diensten, die er sehr gern und willig ihnen dabei leistete.
Ob Hans Hemd noch immer in der Lache der reichlich geflossenen Lustsäfte lag, in einem kläglichen Versuch, diese von den Holzplanken aufzuwischen? Oder hatten sie sich ihren Weg durch die Ritzen ins mittlere Deck gebahnt und waren den sich dort lautstark Liebenden auf die Rücken getropft?
Seit wie vielen Tagen lagen sie nun schon fast ununterbrochen in diesem Bett und frönten tabulos ihren Trieben?

Eine Veränderung in Henriks Atmung verriet ihr, dass er erwacht war und sie vermeinte sein Lächeln auf ihrem Gesicht zu spüren. Ein tiefes Gefühl, das vom ersten Moment seines Anblicks von ihr Besitz ergriffen hatte, verstärkte sich nun schmerzhaft. Eines, das sie eigentlich nicht zulassen wollte – vor allem nicht bei ihm, der immer unterwegs und nicht wirklich greifbar war. Doch eine selten erlebte Schwäche ließ sie bei ihrem Versuch stark zu bleiben, straucheln, und sie wünschte sich in diesem Moment in diesen beiden tiefblauen Seen seiner Augen wie in Treibsand zu versinken. Blinzelnd strahlte sie ihn an.

„Guten Morgen, mein süßes wildes Weib, Lust auf einen weiteren Ritt?“ Fragte er heiser und drehte sich mit seiner Front an ihre. Sein hartes Zepter glitt auf gutgeschmierten Bahnen erneut zwischen ihre Schenkel und versenkte sich mit einem schmatzenden Glucksen in einer genießerisch stöhnenden Lola.
Im gleichen Moment rief es vom Ausguck: „Christiansand in Sicht!“

„Genießt weiter, ihr beiden“, flüsterte Brid, „ ich kümmere mich.“ Sie küsste Lola liebevoll auf die Wange und winkte Henrik kess zu, während sie sich erhob und gleichzeitig Hans an seiner Hand hochzog. „Hoch mit dir Faulpelz und bring unserem Liebespaar noch ein gutes Frühstück als letzten Dienst!“
*
Brid kommandierte gerade das Anlegemanöver in der flachen Bucht mit der breiten Sandbank und einem kleinen Weiler inmitten eines mächtigen Waldes als Lola und Henrik lächelnd, sowie Hand in Hand, die Brücke betraten. Ihre Gefangenen waren bereits angetreten, deren Blicke lagen ohne Ausnahme auf Lola als diese ihre Stimme erhob:

„Männer – ihr habt mir gut gedient. Jeder einzelne von euch hat sich in den letzten Wochen mit all seinen Fertigkeiten sowohl des Tags als auch der Nacht hier an Bord eingebracht. So gut in Schuss und ordentlich gevögelt waren sowohl meine Kogge als auch meine Schwestern schon lange nicht mehr. Ich danke euch.
Wie versprochen, dürft ihr alle hier unversehrt von Bord gehen und erhaltet zusätzlich von mir noch eine großzügige Heuer. Ihr werdet einige Zeit bis Hamburg unterwegs sein. Die Zeit, die ich brauche, um aus diesen Gewässern zu verschwinden, bevor eure Ankunft eine Strafaktion der Pfeffersäcke auslöst. Grüßt sie mir recht herzlich und dankt ihnen für die schöne Prise.“

Lolas letzter Satz tropfte vor Ironie und kaum einer konnte sich ein Lachen verkneifen.
Dann wurden die Bündel gepackt und es kam der Abschied.
Den meisten Burschen fiel es schwer von Bord zu gehen. Heiße Tränen flossen, auch unter ihren Mädelz, begleitet von allerlei raubeinigen Bemerkungen, um den brennenden Schmerz in ihren Herzen einigermaßen unter Kontrolle zu halten. Liebeskummer und gehauchte Schwüre allenthalben. Doch es musste sein, das wussten alle und ehe sie sich versahen, waren sie wieder auf der von Stürmen wildgepeitschten See. Die Hälfte ihrer Frauen, darunter auch Brid, befand sich dabei als Besatzung auf der zweiten Kogge. Ihr gemeinsamer Kurs war Skagen an der Nordspitze. Dort sollte die erbeutete Kogge verkauft und neuer Proviant an Bord gebracht werden und sie hatten es eilig.
Henrik drängelte mit einem engen Zeitfenster zur Erfüllung seiner Mission und wollte bis Marienhafe keinen weiteren planmäßigen Stopp einlegen.

Lola befahl er in der Nacht, sich ihr Haar von nun an nicht mehr mit Welschnuss(Walnuss)-Schalen und –blättern dunkel zu färben und sie sich täglich mit Seife auszuwaschen, was bei dem eiskalten Wetter einer gefährlichen Schikane gleichkam. Sie verstand nicht.
Warum sollte sie eine ihrer wirkungsvollsten Tarnungen aufgeben? Bald würde ihr eigentlich weißblondes Haar durchscheinen und immer stärker hervortreten. Aus der Schwarzen Lola würde schon bald eine blonde werden.
*
Alles war gut verlaufen. Die zweite Kogge war dank Henriks Handlungsgeschick gut verkauft, die Winde und Strömungen ihnen günstig und wohlgesonnen. Auch gab es keinen weiteren Angriff der Vitalienbrüder, obwohl in weiter Ferne einige ihrer Schiffe kreuzten. Man ging sich aus dem Weg. Auch Handelskoggen der Hanse blieben unberührt, was zu einigen Verstimmungen unter den Weibern führte. Doch zu gefährlich und auch keine Zeit für eine Kaperfahrt.
Henrik befand sich in lustvollen Stress, denn als einzig an Bord verbliebenem Mann oblag nun ihm die so wichtige Befriedigung der Frauen, welchem er aber sehr gerne nachkam. Lola, als sein besonderer Augenstern, kam dabei nie zu kurz und sie teilte gerne mit ihren Schwestern – so wie alles auf dem Schiff.

An einem frischen Morgen kam er leicht breitbeinig zu einer süffisant grinsenden Lola ans Steuer hinauf, just in dem Moment als sie in die Leybucht einliefen. Lola verbat sich selbst das Aussprechen ihrer geplant kecken Bemerkung in Bezug auf Henriks überstrapazierten Schwanz, welche unweigerlich in ihrer Kajüte, gefesselt und kniend zwischen den Bettpfosten, zu einem von seinem Riemen brennenden Arsch und einem - mit dem Objekt ihrer Begierde - gestopften Mund geführt hätte.

In einiger Entfernung zum Flecken Marienhafe ankerten sie und Lola spürte Henriks ungewohnte Nervosität. Auch sie selbst fühlte ein gewisses Unbehagen, gaben sie doch für Feinde sowohl von Wasser als auch von Land ein leichtes Ziel ab. Sie hatte bereits einiges von den stolzen friesischen Häuptlingen aus Erzählungen gehört, was ihr Gänsehaut verursachte.
Gewaltig erschien Lola die mächtige Kirche aus Stein direkt am Wasser, viel zu groß für so einen kleinen Ort. Und erst der hohe Turm im Vergleich zu den Fachwerkhütten daneben. Hier sollte klar und deutlich Macht demonstriert werden.
Henrik packte ein Bündel und verlangte mit einer Schaluppe an Land gebracht zu werden.

„Lola, du begleitest mich. Sonst keine. Egal, was an Land passiert, ihr bleibt hier und bleibt ruhig! Verstanden?! Brid, du hast die Brücke.“ Befahl er knapp und sein Ton duldete keinen Widerspruch.
Über Lolas Rücken jagten eiskalte Schauer, doch sie nickte der empört wirkenden Brid und den anderen beruhigend zu und gemeinsam ruderten sie an Land, wo sie bereits erwartet wurden.

Ein imposant wirkender Mann trotz seines hohen Alters und in das edle Tuch eines Häuptlings gehüllt, trat aus der Gruppe waffenstarrender Männer vor. Sein durchdingender Blick traf Henrik und dieser schien darunter zu erbeben und sich zu winden. Das verunsicherte Lola, denn so – fast kleinlaut - hatte sie den Schweden noch nie erlebt.
Schließlich wandte der Ältere sich Lola zu und sah ihr direkt und forschend in die Augen und etwas seltsam Vertrautes regte sich in ihr. Eine unbekannte Saite in ihr begann hochfrequent zu schwingen und sie konnte es nicht erklären. Ihr Herz galoppierte. Zur gleichen Zeit streifte Henrik ihr das schwarze Tuch von den Haaren und eine fast ungebändigte, weißblonde Mähne umfloss ihr schmales Gesicht und ließ ihre grünen Augen noch stärker leuchten.

Der Ältere stutzte, griff sich ans Herz und stieß einen qualvoll röchelnden Laut aus, der durch Mark und Bein ging. Seine Knie sackten unter ihm weg und zwei der jüngeren aus seiner Garde fingen ihn gerade noch rechtzeitig auf und stützten ihn. Schwer atmend streckte er seine Hand Lola entgegen und berührte sacht ihre Wange.
„Lottje Lavea“, hauchte er, „meine einzige Tochter…“

Nina de Wynter 15.02.18
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