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Piraten in Hamburg!

****02 Paar
23.075 Beiträge
Themenersteller 
Piraten in Hamburg!
*pirat*
Piraten in Hamburg!

Hamburg wurde vom ersten Schneesturm dieses Winters heimgesucht.
Die Koggen, Holks, Lastkähne und kleinen Boote im Hafen zerrten an ihren Trossen und Festmachern. Der Wind pfiff durch die vereiste Takelage, die Segel waren steif vom Frost, die Decks spiegelglatt. Auf der Oberfläche von Bille, Alster und Elbe hatten sich erste Eisschollen gebildet, aber noch trotzten einige Unentwegte dem Winterwetter und den rauen Bedingungen auf See. Erst vor zwei Tagen war eine Kogge aus Norwegen gelandet.

Die Besatzung saß nun nach dem Löschen der Ladung in Hamburgs Wirtshäusern, vertrank und verhurte die sauer verdiente Heuer und erzählte von ihren Fahrten und Abenteuern.
Besonders viel war von Piraten die Rede. Nach dem Kriegsende in Skandinavien bekamen sie keine Kaperbriefe mehr und trieben nun auf der Nord- und Ostsee auf eigene Rechnung und Risiko ihr sehr einträgliches Unwesen.

Manch einer der Zuhörer träumte heimlich davon, sich ihnen anzuschließen, auf der Suche nach Abenteuer, Freiheit und schnell verdientem Geld. Namen wie Störtebeker und Gödeke Michels machten die Runde. Ihre Spitzel sollten angeblich in harmloser Maske in den Küstenstädten unterwegs sein, um die Reiserouten der Handelsschiffe auszuspionieren. Es wurde gemunkelt, dass es auch hier in Hamburg geheime Treffpunkte der Piraten gab, die unter anderem dazu genutzt wurden, Seeleute für die Mannschaft ihrer Schiffe anzuheuern. Sogar Frauen sollten darunter sein….

Viele Geschichten wurden an diesem Abend und in dieser Nacht noch erzählt, manches Seemannsgarn gesponnen und mancher Becher Bier in den Schankstuben und Spelunken am Hafen geleert.

Man schrieb das Jahr des Herrn 1396.

*pirat*

*******************************************************************
Und nun?
Sind wir gespannt, wie die Geschichte weitergeht! *anmach*

Lob, Anmerkungen und Ideen zur Gemeinschaftsgeschichte postet bitte nicht hier, sondern tauscht Euch darüber gerne in der eigens dafür geschaffenen Spelunke "Zum eysernen Nagel" aus:
Kopfkino: Spelunke "Zum eysernen Nagel"

Die Vorfreude steigt beinahe ins Unermessliche. *oh2*
In diesem Sinne -
liebe Grüße von Eurem Orga-Team!
*musketiere*



Und hier gibt es alle Informationen zum Gruppentreffen:
Kopfkino: Gruppentreffen 2018 – Hamburg
*****cat Paar
43.262 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wer ist wer und wo
Hier werden wir die Protagonisten und die Autoren derselben einpflegen, damit die Übersicht gewahrt bleibt.

-----------------------------------------------------------------------------------

Piraten in Hamburg 1396 | Stand 03.03.2018
NikkFfm vom Schreibkontor des Hamburger Hafens

Protagonisten und ihre Schöpfer

Anna JoNa02
Magd in einer Schankwirtschaft in Hamburg. Bewohnt eine Dachkammer und träumt von Abenteuern.

Mary wolfsgier
Starke, charismatische Piratin, die sich zu Männern mit innerer und äußerer Stärke hingezogen fühlt.

Brid Amethyst75
„Buddelkieker“-Brauerei- und Schankhaus-Tochter, deren Vater sie jetzt mit Anders verheiraten will, was sie zornig zur Kenntnis genommen hat.

Jakob Aratus_wi
Ein junger Wirt, mit einigen Jahren Seeerfahrung, dessen Angebetete, die geheimnisvolle Angelina, von einem brutalen Piraten entführt wurde. Vom Schicksal gezwungen, verfolgt er als Pirat den Entführer, mit dem einzigen Ziel, seine Herzensdame zu befreien.

Angelina Aratus_wi
Jakobs anmutige Küchenmagd, Anfang 20, mit langen schwarzen Haaren und dunklen Augen. Eines Nachts entführt und auf ein Schiff verschleppt.

Sven Bruchner Damaris23
Groß und kräftig, rotblonde Haare, Sommersprossen und graue Augen. Ein Charmeur der gerne mit den Mädchen tändelt. Abenteuerlustig und lacht gerne. Sucht ein Schiff, um anzuheuern.
Seine Eltern (Kaufleute) sind bei der Antoniflut 17-1-1396 im Haus ertrunken.

Marlis Gebauer alias Marlies von Todendorp https://www.joyclub.de/my/1814976.roterstern69.html
Im Juni 1376 erblickte sie in Berg, einem Stadtteil von Hamburg, das Licht der Welt als das älteste Kind eines Händlers, hat drei jüngere Brüder. Genoss 12 Jahre lang eine gute Ausbildung im Kloster, aus dem sie nach Hamburg floh, um von ihrem Ziehvater Egon nicht verheiratet werden zu können.
Sie erscheint mittelgroß, zierlich und auffallend blass, die goldbraune Augen und rotblonde, leicht gelockte Haare ziehen Blicke auf sie. Mit fehlender Welterfahrung kommt sie empathisch und (noch) anständig daher.

Piet Lange https://www.joyclub.de/my/1814976.roterstern69.html
Ein zwielichtiger Abenteurer aus der Hansestadt Lübeck, geschätzte 35 Lenzen, vielleicht ein Mann von Ehre, vielleicht aber auch nicht… Hat mutmaßlich durch eigene Schuld seine Familie verloren.
Etwas größer als der Durchschnitt, schlank, sehnig, mit braunen Haaren und grünen Augen, eine markante Narbe ziert seine linke Augenbraue, seine Hände zeigen Spuren eher vieler Kämpfe als harter Arbeit. Flink und kampferfahren, lernt schnell, gibt sich oft sarkastisch, ist aber fair dem angeblich schwachen Geschlecht gegenüber.

Klaes Barne Utermann KribbelMeEasy
Seemann, rotgraue Haare und einen langen Bart, zerschlissene und gebrauchte Seemannskluft, ein schwarzes Cape unterfüttert mit einem Fischereinetz, braune Stiefel, Entermesser, Pfeife und... eine Windmütze auf, die später einmal als Südwester Bekanntheit erringen wird. Das auffälligste Accessoire an ihm ist ein großer Hammer am Gürtel.
Geheimnisvoll, unscheinbar und dennoch präsent, wissend, verschmitzt, verbindlich und präzise, humorvoll, frech und spitzbübisch… Ein Fels in der Brandung, ein Retter in Not.

Herzog Albrecht von Österreich alias Wylandt mit dem Zipfe conbrio
Schloss einen Pakt mit dem Teufel und reiste nach Hamburg, um als "Wylandt mit dem Zipfe" eine exklusive Hurenschule auf der Insel "O" (Neuwerk) zu betreiben, mit deren Absolventinnen er das Hamburger Rotlichtmilieu zur Hochblüte bringt und manch ehrbaren Piraten an den Rand der Verzweiflung.

Ells Strubhaver von der Bärwelstein mariediv
Witwe, Weinhändlerin, 36 Jahre, 1,60 klein, in der Pfalz aufgewachsen und durch einen Piratenüberfall in Hamburg gestrandet. Sie sucht ihre Ware, besten Rotwein, den sie eigentlich dort verkaufen wollte.

Lütten Hannes Whisper2001
Jan Johann Johansson, 26 Jahre alt, vierter Sohn des Schiffsbauers Sven Johann Johansson aus Stralsund. Ist aus Wysmar (Wismar) nach Hamburg gekommen, um möglicherweise bei Godeke Mychel (Gödeke Michels) als Schiffszimmermann anzuheuern.

Katterein wolfscat
Seit ihre Eltern dem schwarzen Tod zum Opfer gefallen sind, lebt bei ihrem Onkel Karl, einem verwitweten Fischer, der gerne einen Krug über den Durst hebt.
Bekam von Marlis und Piet 3 Schilling, von denen sie sich ein rotes Kleid kaufte.

Isabella Kea2012
Eine junge Spionin mit besten Referenzen, adliger Herkunft, die sich mit Leidenschaft, Fantasie und Ehrgeiz ihrem Geschäft widmet. Sie hat lange, dunkelblonde Haare, blaue Augen, eine schlanke Gestalt - und einen Erfindungsreichtum, der ihr zu anderen Zeiten auch eine Karriere in der Pharma-Branche ermöglicht hätte...

Ekaterina Karlowna Wolkowa DieTraumweber(in)
21jährige Tochter von Karlu Semjonowitsch Wolkow, Pelzhändler im Kontor Nowgorod. Mit 1,65 Meter und 50 Kilo nicht zu groß, nicht zu schwer. Weizen blondes Haar umrahmt ein hübsches Gesicht mit vollen roten Lippen, einer kleinen Stupsnase und blauen, mit grünen und goldenen Sprenkeln versehenen Augen. Reist nach Hamburg um dort bei einem befreundeten Kaufmann der Hanse ihre Ausbildung abzuschließen.

Tjark Harms HerrTraumweber
Der neue Steuermann der "Silbermöwe" auf dem Weg von Reval nach Lübeck und danach weiter nach Hamburg. Wundert sich über die Unbekümmertheit seines Kapitäns und so manch andere Begebenheit während der gefahrvollen Reise, auf der er einen tollkühnen Auftrag auszuführen hat...

Gödeke Michels Walhorn
Kaperfahrer, einer der Anführer der Vitalienbrüder und späterer Likedeeler. Derzeitiger Heimathafen Visby auf Gotland, Ostsee, wo Svantje, seine Liebste, auf ihn wartet.

Émile Brü-Bäer Berliner678
Ein junger Berliner, der die halbe Welt gesehen hat und allerlei Erfahrungen sein eigen nennt. Als Gelehrter, Seefahrer, Gastwirt, Adliger, Reisender, Seefahrer und Händler kam er in viele Städte, Antwerpen, Amsterdam, Rotterdam. Aber eine hatte es ihm angetan. Es war Brüssel.
Als leidenschaftlicher Tuchhändler kommt er nach Hamburg, um neue Geschäfte zu tätigen.

Hans Holgersson HansgeliK
Holzschnitzer aus Husum auf Geschäftsreise in Hamburg gestrandet. Trink gerne mit der rot gewandeten Ottlinde einen Scholli oder einen Pharisäer...

Maj ten Brok anima_nyx
Man munkelt in Hamborch, dieses wilde Weibsstück sei die illegitime Tochter eines der vier „Consules” des Friesenlandes, des „Häuptlings” des Norder-, Brokmer-, Emdener- und Auricherlandes sowie einer Neapolitanerin. Sie soll über gute Beziehungen an der Themse und in den Rat der Hansestadt verfügen und als Freibeuterin von der Elbe bis auf die offene See nicht nur manchem Englandfahrer den Weg oder die Tür gewiesen, den Enterhaken in die geklinkerten Planken geschlagen, den Kopf verdreht oder alles zu seiner Zeit und nacheinander getan haben. Maj ten Brok zählt 26 Lenze, misst 5 2/3 Fuß (1,67 m), hat grünblaue Augen wie der Himmel, der sich im Küstenwasser vor Lütje Hörn spiegelt, schwarzbraune Locken und ist von schlanker Gestalt. Sie geht gleichermaßen behende mit Verstand, Witz und Nierendolch zu Werke und ist so unberechenbar wie die Gischt, die einem am Bugspriet ins Gesicht peitscht.

Bengt ten Brok anima_nyx
Ist Majs Halbbruder aus dem Geschlecht der Brokmerländer. Er ist wie sie illegitimer Nachkomme des Kenock I. ten Brok – allerdings mit einer Isländerin. Der Vater, der im Dienst Königin Johannas von Neapel stand und von ihr zum Ritter geschlagen wurde, hatte den Einfluss der ten Broks schon um das Auricherland erweitert. Bengt ten Broks Ziel ist nun die Einigung der Häuptlinge des Friesenlandes. Er ist Unterhändler mit der Hanse und Verbündeter der Vitalienbrüder unter Störtebecker, die in der Folge im Brokmerland ihren Hauptschlupfwinkel finden werden. Er ist mit 31 Lenzen der Älteste der Sippe, der einzige legitime Nachfolger ist noch minderjährig. Bengt ten Brok misst stattliche 6 1/3 Fuß, hat die gleichen Küstenwasser-Augen, denen nichts entgeht wie Maj, allerdings das rotblonde Haar und die helle Haut seiner Mutter. Ihr Verhältnis ist eng. Zu eng, wie böse Zungen behaupten...

Thure von Ottensen anima_nyx
der „Heringswäscher”. Er gehört dem verarmten Landadel an, hat jede Tätigkeit, die rund um Hamburg und den Hafen anfällt, schon einmal gemacht und jeder Magd oder Ehefrau der Tuchhändler, die ihm nicht rechtzeitig entwischt ist, das Tuch vom Körper, die Jungfräulichkeit oder die Tugendhaftigkeit entrissen. Er trägt den Beinamen „Otter” nach seiner Herkunft und weil er wie der Wassermarder an Land und Wasser zuhause ist. Mit Fug und Recht könnte man ihn auch „Biber” nennen, weil er aus massivem Holz – besonders den Planken von Koggen und Holks – in kurzer Zeit Kienspan und Kroppzeuch macht. Er habe „um 30 oder was” Lenze auf dem breiten Buckel, sagt er, misst beeindruckende 6 2/3 Fuß, hat Eisaugen und bändigt seinen grauen Schopf mit einem Band aus Otterfell. Er gilt als Majs Vertrauter an Waterkant, Bord und Bettkante. Wenngleich man Letzteres besser nur behauptet, wenn man Mut hat und ein scharfes Messer.

Yasmina genannt Mina Damaris23
Ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und von dort im Alter von 15 Lenzen abgehauen. Hat sich dann herumgetrieben und wurde mit 17 von Piraten auf Landgang entführt. Sie hat in den Jahren auf dem Schiff alles gelernt was ein Matrose wissen muss und kennt das Meer. Vom Kapitän bekam sie Unterricht im lesen, schreiben und navigieren und hat Nachts die Kajüte mit ihm geteilt. Durch unglückliche Umstände und ein verlorenes Würfelspiel landete sich letztendlich in der Spelunke als Schankmagd. Sie spart um sich loszukaufen.

Oksana Andrejewna Sokolow RotfuchsAusL
Reiche Pelz- und Wachshändlerin aus Riga, unterwegs in den Städten der Hanse auf der Suche nach Partnern für eine besondere Geschäftsidee, mit besonderer Vorliebe für gutes Essen und junge Männer.

Hinnerk Buttfaaken sunnyday42
Ein Reisender zwischen den Zeiten mit eier ellenlanger Ahnengalerie. Groß, blond, blauäugig, ein Liebhaber der Weiblichkeit und... der Technik.

Heidrun sunnyday42
Hinnerks Begleiterin und Gespielin. Zierlicher Statur, ebenso blond und blauäugig, verfügt über ausgeprägte weibliche Attribute.

Die Schwarze Lola Nina_de_Wynter
Freie und stolze Freibeuterin auf den Routen der Hanse, Anführerin der "Wilden Weiber". Erkennbar an ihrer schwarzen Kluft. Ein Totenschädel mit einer wallenden schwarzen Mähne ist ihr Zeichen.

Klaas Nina_de_Wynter
Der stille Fremde, der Lolas Gefangenschaft überlebt hat.

Henrik Nina_de_Wynter
Ein Schwede aus Kalmar. Er ist ein kaum zu durchschauender Charakter, dem unstandesgemäße Verbindungen zum skandinavischen Königshaus nachgesagt werden. Er verfügt über gute Verbindungen sowohl zu den Piraten als auch zu den Patriziern der Hanse. Einst Lolas Mentor und Liebhaber. Doch seine wahre Rolle im Geschehen bleibt ungewiss.

Haark H3NDS
Ganze zwanzig Lenze zählt der geschickte Taschendieb aus der Dykstrate im Januar 1396. Heimlich betreut er ein paar Ehefrauen. Wird im „Eysernen Nagel“ eine Aushilfe gebraucht, arbeitet Haark dort in der Küche und im Schankraum.

Ungustus Bruns anima_nyx
Ein etwas grindiger Mensch aus gutem hanseatischem Hause, nicht dumm, aber zur Inhalation nicht unerheblicher Mengen an Genussmitteln neigend, wobei Alkoholtoxisches und Völlerei zuvorderst zu nennen wären, wenngleich Wylandt mit dem Zipfe und Herr der zum Vögeln freien Liebes-Wirrenanstalt der Frühphase der O, der Insel schräg gegenüber, steif und fest behauptet, auch das notorische Wichsen zu Unzeiten sei Bruns Sache und der Mann habe eigentlich immer die Hand an der Stange.

Wie dem auch sei, jedenfalls ist er der seit Neumond in Ritzebüttel eingesetzte erste Amtmann der entferntesten Außenstelle Hamburgs und soll die Elbmündung gegen Piraten und Likedeeler sichern. Ein interessanter Plan, zumal eine der Freibeuterinnen par excellence gerade so frei war, sich auf seiner Tafel freizumachen.

Guybrush Threepwood TibiDog
Ein liebenswerter und redseliger Trottel, der sich bisher als Geschichtenerzähler und Entertainer (die Bedeutung dieses Begriffs war ihm bis heute noch nicht bewusst) sein Geld für die notwendige Piratenausrüstung verdiente, auf dem Weg nach Hamburg, um bei Störtebeker (seinem Idol) anzuheuern und ein mächtiger Pirat zu werden. Bei seinem schlaksigen, langen, dünnen Körper fragt sich jeder, wie er sich überhaupt aufrecht halten kann. Dinge, die er angeht, enden meistens in irgendeiner Katastrophe.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~




Wir bitten Euch, Euch selbst eine Figur, die in diesem Spiel mitwirken möchte, auszudenken und sie in das Geschehene zu verknüpfen.

Mögliche Rollen könnten sein:
Piraten und andere Seeleute, Kaufleute, Händler, Gaukler, Gastwirte, Mägde, Knechte, Dirnen, Ritter, Adelige, Geistliche, allerlei Herrschaften und Gesindel...

Aber natürlich auch… völlig fremde Personen, die irgendwie ebenso in den Hafen müssen...


Bitte seid dabei so freundlich und sprecht Euch gegebenenfalls ab, falls ihr für eine eigene Szene, andere Protagonisten mit einbezieht. Ansonsten ist es sogar wünschenswert, dass durch neue Szenerien diese Geschichte "interaktiv" wird.

Absprachen oder die Kommentare zu den Szenen bitte NICHT HIER posten, um den Verlauf nicht zu unterbrechen. Dafür haben wir die Türen der Kopfkino: Spelunke "Zum eysernen Nagel" eröffnet....

Und nun…


Strafft die Segel, schärft die Säbel

*pirat*
****02 Paar
23.075 Beiträge
Themenersteller 
Anna
"Hiergeblieben!.....Halt!" Es krachte laut, als wäre etwas Schweres gegen die Holzwand zur Kammer nebenan geschlagen worden. "Na warte! Dir werde ich´s zeigen!" Ein lautes Keuchen gefolgt von polternden Schritten auf den Dielen des Holzbodens und dem Geräusch eines zerbrechenden Tongefäßes. Die Männerstimme murmelte einen wüsten Fluch.

Anna rieb sich schlaftrunken die Augen. Sie war noch halb in dem Traum, in dem Piraten das Schiff angriffen, auf dem sie unterwegs über die Ostsee war, und der Kampf war lang und hart gewesen. Schon hatte einer der Piraten nach ihr gegriffen.... Der Lärm von nebenan passte als Untermalung so gut, dass Anna Mühe hatte, zwischen Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden. Ihr Herz schlug bis zum Hals.

"Da! Und da! Jetzt hab ich Dich!" brüllte August nebenan laut. Anna hatte endlich die Stimme erkannt und wusste wieder genau, wo sie war - in ihrer Dachstube über der Schankwirtschaft in Hamburg, in der sie als Magd Arbeit gefunden hatte.
Es war eine kalte Nacht mitten im Januar. Den ganzen Tag hatte es draußen gestürmt und auch geschneit. Trotzdem hatten sich viele Zecher in der Wirtsstube eingefunden und bei vielen Runden Bier ihre Abenteuer zum Besten gegeben, denen auch Anna atemlos gelauscht hatte. Wie viel Seemannsgarn da gesponnen worden war, wusste sie nicht. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch keinen Fuß an Deck eines Schiffes gesetzt. Trotzdem hatten die Geschichten von den Piraten sie anscheinend so fasziniert, dass sie sie mit in ihre Träume genommen hatte.

Nebenan war Ruhe eingekehrt. August, der Knecht für den Stall im Hof des Hauses und die groben Arbeiten, bewohnte die Kammer neben ihr und hatte wohl wieder eine Ratte gejagt. ´Selber schuld´, dachte Anna und seufzte. Sie hatte ihn schon ein paar Mal gesehen, wie er heimlich in der Speisekammer von den Vorräten genommen hatte, mehr als er auf einmal essen konnte, und damit treppaufwärts Richtung Dachboden verschwand. Wenn er die Essensreste in seiner Kammer versteckte, war es kein Wunder, dass das Ratten anlockte. Sie schüttelte sich vor Ekel.
Nach ihrem Gefühl war es noch mitten in der Nacht und Zeit zum Schlafen. Sie gähnte herzhaft, kuschelte sich wieder fest in ihre Decke und schloss die Augen. Vielleicht kam ihr abenteuerlicher Traum ja noch einmal zurück?
******age Mann
3.164 Beiträge
... Anna ...
Die nächste Nacht war es wieder so, in der Kammer nebenan polterte es. Sie versuchte, das Geräusch einzusortieren, dieses Mal war es ein anderes und auch die Männerstimme war eine andere, klang so gar nicht nach August, dem Knecht. Sie registriete, dass alles um sie herum schwankte und knarrte. War der Sturm draußen so stark? Sie versuchte sich zu erinnern. Gestern Abend hatte sie in der Schankstube ausgeholfen, bei dem Wirt in Hamburg, als dessen Magd sie arbeitete. Seine Frau war krank und so musste sie die Gäste bedienen.

Dann plötzlich lud ein Gast den Wirt zum Kartenspiel ein. Als sie die beiden Trunkenbolde bediente, blickte der Gast ihr lüstern in die Augen, dass ihr ganz anders wurde, und sagte zu ihr: Bring Dir auch eien Kelch Wein mit, trink mit uns! Der Wirt nickte ihr zu und sie gehorchte ergeben, kam mit dem Wein zurück und der Gast zog sie auf seinen Schoß, was ihr gefiel und doch ging das ja nicht, sie war ja keine Hure. Sie wusste noch, dass der Wirt sich fürchterlich aufregte, als er verlor und den Gast hinauswerfen wollte und dieser laut schrie: "Mein Gewinn steht mir zu!"

An mehr erinnerte sie sich nicht. Schlaftrunken versuchte sie ihre müden Glieder zu strecken und sich die Augen zu reiben, doch es ging nicht. Panik stieg in ihr auf: Sie war gefesselt, konnte sich nicht rühren. Wo war sie? Sie versuchte die Umgebung zu ergründen, doch ihre Augen waren verbunden. Hat man sie entführt? Dann ging ihr ein Licht auf: Sie war offensichtlich der Gewinn bei dem Kartenspiel des spielsüchtigen Wirtes gewesen. Deshalb war also ihre Stelle zuvor freigeworden und ihre Vorgängerin spurlos verschwunden ...

Wo war sie? Auf einem Piratenschiff? Sie versuchte sich an den Gast zu erinnern: Ein rauher Bursche, er gefiel ihr, und trotzdem wollte sie sich natürlich nicht gefesselt auf einem Piratenschiff wiederfinden. Oder etwa doch? So wie in ihren wildesten Träumen? Oft spukten Piraten in ihren Träumen herum und sie sehnte sich förmlich danach, von solch einem Bad Boy einmal genommen zu werden. Aber doch nicht dauernd, als Sexsklavin auf einem Schiff? In ihren Träumen war sie die Braut des Piratenkapitäns. Sie versuchte sich zu bewegen und genoss ihre Fesseln, gleichzeitig voller Panik, was als nächstes mit ihr geschehen würde ...
******ier Frau
38.786 Beiträge
Mary
Mary steht breitbeinig an der Spitze ihres Schiffes, beobachtet alles mit scharfem Blick und lässt ihren Gedanken freien Lauf.
Ihre langen Haare wehen im Wind, ihren Augen entgeht nichts, es ist ihr anzusehen, dass sie stark in ihrer Persönlichkeit ist, normalerweise führen Männer ein Piraten-Schiff an, doch sie hat es geschafft: mit fester Entschlossenheit und Klarheit im Inneren und sanfter Anpassung und Stärke im Äußeren.

Sie hat viele treue und loyale Anhänger, manche fragen sich, warum das so ist, vielleicht ist es ihre Herzlichkeit, und natürlich gibt es auch Neider, die ihr ihre Position nicht gönnen.

Das scharfe Messer ihres Großvaters steckt an ihrem Gürtel, immer griffbereit, niemand darf es anfassen, darauf achtet sie sehr.
Mary muss nicht wirklich kämpfen, meistens reicht ein Blick, manchmal erhebt sie ihre Stimme, um den Menschen zu vermitteln, was sie will und was nicht.

Sie weiß, dass sie schön ist, viele Männer wollen in ihre Nähe, für manche Männer hat es einen besonderen Reiz, eine starke Frau flach zu legen, doch die meisten Männer trauen sich nicht, da sie sich nicht entscheiden können, ob sie sich angezogen fühlen von ihr oder doch lieber die Flucht ergreifen.

Es ist selten, dass ein Mann innere und äußere Stärke hat. Wenn Mary so einen Mann sieht, dann öffnet sie ihr Herz.

( *tipp* wolfsgier *wolf* )
*******t75 Frau
8.746 Beiträge
Brid
Schluchzend warf sie sich auf ihr Bett und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Das konnte einfach nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr sein! Sie erging sich eine Weile in ihrem Elend.
Schließlich flossen keine Tränen mehr. Sie setze sich auf und ging zum Fenster. Nachdenklich schaute sie auf das bunte Treiben direkt im inneren Teil des Hamburger Hafens.
Ihr ganzes Leben schon hatte sie hier verbracht, in der Brauerei, die schon ihrem Großvater gehört hatte, und in deren Schankhaus noch immer das selbst gebraute „Buddelkieker“ ausgeschenkt wurde.
Sie hatte so gehofft, dass all die Dinge, die sie gelernt hatte, zu mehr nutzen sollten, als in der Schenke „Zum Buddelkieker“ zu arbeiten. Sie hatte die Brauerei übernehmen wollen, schließlich war sie ein Einzelkind.
Mit Fleiß und Ehrgeiz versuchte sie Tag für Tag den strengen Papa zu überzeugen.
Und jetzt das…

Ins Kontor zitiert hatte er sie. Streng wie selten hatte er geschaut.
Sie würde heiraten. Den Andres, den ihr Vater aufgenommen hatte wie einen Sohn und dem er alles über das Geschäft beigebracht hatte in den letzten vier Jahren.
Und Andres würde die Brauerei einmal übernehmen.
Sie, sie würde im Schankhaus helfen und die Kinder erziehen.
Das alles hatte ihr Vater ihr mitgeteilt, mit ernstem Gesicht und in einem Ton der deutlich machte, dass dazu alles gesagt war.
Sie wurde nicht gefragt, sie war ja nur die Tochter.

Wütend trat sie gegen die alte eichene Kommode, ein Erbstück, dass schon bei Ihrer Mama im Mädchenzimmer gestanden hatte.
Mit einem Aufschrei hüpfte sie auf dem anderen Bein. Das war eine schlechte Idee gewesen, die Kommode war stärker als ihr Fuß in den leichten Schuhen.

Sie musste raus. Sie suchte in ihrem Schrank nach dem dunklen Cape und schlich sich aus dem Haus.
Leise huschte sie an den Häusern entlang bis an den Hafen. Dort suchte sie sich einen ruhigen etwas abgelegenen Platz und beobachtete das Treiben dort.
Sehnsuchtsvoll schaute sie sich die Schiffe an, wie gern würde sie auch einmal auf einem mitfahren.
Ob sie sich einfach auf so ein Schiff schleichen könnte? Heimlich?
******_wi Mann
393 Beiträge
Jakob
Unruhig schreckte Jakob aus seinem Schlaf hoch. Wie spät ist es? Draußen war es dunkel, das sagte aber nichts, es war Jänner, da ist es lange finster. Er hörte den kalten Wind draußen pfeifen und in seiner Kammer war es auch nicht besonders warm. Er hatte wohl gestern einen über den Durst getrunken und vergessen, das Feuer zu schüren. Aber er war verantwortlich für alles. Es war sein Wirtshaus, oder eher eine Spelunke am Hafen.

Oft hat er sich schon gefragt, ob es das wert ist, hier als Gastwirt zu arbeiten, auch wenn das alles ihm gehörte, war es eine heruntergekommene alte Hütte. Fast täglich gab es Schlägereien und die Prostituierten gingen lieber in andere Kneipen, weil dort die reicheren Gäste waren. Zu ihm kamen nur jene, die fast nichts mehr hatten, denn bei Jakob konnte man anschreiben lassen.

Mit seinen 26 Jahren könnte er längst erster Offizier auf einem Schiff sein. Die Lebenserwartung damals war ja nicht so groß. Viele Jahre war er Matrose und kannte die Seefahrt, fast alle Ecken der damals noch recht kleinen bekannten Welt hat er bereits bereist. Doch dann starb sein väterlicher Gönner, sein Kapitän, der ihn, als er nach dem Tod seiner Mutter von daheim ausgerissen war, als Waisenknabe aufnahm und ihm alles beigebracht hatte, was man in der Seefahrt wissen muss. Das Schiff wurde von den Erben abgewrackt und er strandete in Hamburg.

Er war groß, kräftig, hatte stechende blaue Augen und blondes Haar. Sein Verstand war scharf, er strahlte eine natürliche Autorität aus, der man sich nicht entziehen konnte, er beherrschte mehrere Sprachen, die er im Laufe seiner Reisen gelernt hatte. Seinen Vater kannte er nicht und seine Mutter war Hauslehrerin beim Landgrafen, dort oben in Schweden. So war er privilegiert, denn er konnte lesen und schreiben. Er gewann jedes Wortduell, sowohl mit seiner Redegewandtheit als auch seinem natürlichen Charisma und er gewann auch die meisten Kämpfe, denn seine Muskeln waren steinhart und seine Reflexe blitzschnell. Sein stets blank poliertes Schwert hatte schon so manches Leben beendet.

Er hatte genug Geld verdient, um durch die Hamburger Nächte zu ziehen. Viele Frauen erlagen seinem Charme. Dann kam der verhängnisvolle Tag, an welchem er in eben dieser Spelunke, in der er nun lebte, zu viel trank, bis ihn der Wirt auf ein Spiel einlud. Dieser hatte wohl gesehen, dass er recht wohlhabend war, hatte er doch seine gesamte Heuer bei sich. Der Wirt gab sich größte Mühe, Jakob durch üble Tricks zu besiegen, aber dieser war selbst im betrunkenen Zustand noch schlauer als der Wirt. Eine kurze Drohung mit dem Schwert und er gestand seine Niederlage ein. Er wollte Revanche und in einem Anfall von Übermut setzte er sein Wirtshaus gegen das gesamte Geld, welches Jakob bei sich trug. Er hatte keine Chance, auch wenn Jakob schummelte, der Wirt war zu betrunken, um es zu bemerken.

So wurde Jakob Wirt, aber nicht glücklich. Seine Liebe war die See, ein eigenes Schiff sein großes Ziel. Ob als Händler, als Soldat oder als Pirat, alles hätte ihm gefallen, vor allem das freie Leben der Freibeuter, die niemandem außer sich selbst verantwortlich waren, wäre sein erste Wahl gewesen. Doch obwohl er mittlerweile mit diversen Schmuggeleien, die in seinem Keller vonstatten gingen, genug Geld verdient hatte um ein ganzes Schiff zu kaufen, gab es Angelina. Er sah sie das erste Mal, als er sein gewonnenes Lokal besichtigte. Sie war Küchenmagd und lebte auch im Gasthof, er hatte sie sozusagen mit dem Haus gewonnen, ebenso wie einen Knecht und eine alte Köchin.

Angelinas Erscheinung war etwas Besonderes. Sie war etwa Anfang 20 und hatte einen Anmut, den man in dieser Gegend nicht erwartete. Ihre langen, schwarzen Haare, ihre dunklen, stechenden Augen, so etwas findet man in Spanien, nicht aber in einer Hafenkneipe im verruchten Hamburg. Ihre Kleidung war sauber, ihre Bewegungen flink, aber bestimmt. Sie war sich ihrer Wirkung bewusst, irgendwie passte sie nicht hierher.

Jakob sorgte dafür, dass sie künftig bediente, das lockte die durstigen Männer an. Rabauken aller Schichten, zweifellos waren da auch Piraten dabei. Es gab Schlägereien und nicht nur einmal rettete Angelina einen jungen Seemann, indem Sie dem wilden Angreifer mit einem Bierkrug über den Kopf schlug.

Oft nach der Sperrstunde saßen Jakob und sie zusammen, lachten, tranken und redeten. Sie vertrug Bier wie keine andere und sie wusste Dinge, die man von einer Magd nicht erwarten konnte. Irgendwas Besonderes war an ihr. Ihre edel aussehenden schwarzen stechenden Augen, ihr roter Schmollmund zogen Jakob immer mehr in seinen Bann. Auch das rätselhafte Amulett um ihren Hals mit einem Mond und einem Olivenbaum, zwischen welchen ein Stern aufgeht, weckte Jakobs Neugierde. Angelina sagte nur, dass sie dieses schon immer besessen hatte. Sie erzählte nie etwas von ihrer Herkunft, sie meinte nur, sie könne sich nicht erinnern.

Sie kamen sich näher, aber nicht nahe genug, zu verwundbar war Angelinas Jugend für Jakob, der auf seinen Reisen mit dem Schiff in jedem Hafen genug Frauen hatte. Angelina war es wert, zu warten, bis die Zeit reif war. Und da waren ja immer noch die Frauen der Seeleute, die oft wochenlang alleine waren und bei denen Jakob nur zugreifen musste. "Jakobs Hammer" nannte man sein Gerät hinter vorgehaltener Hand. Aber egal, welche Frau er gerade befriedigte, seine Gedanken waren immer bei seiner Angelina und der Vorfreude darauf, sich endlich mit ihr zu vereinigen.

Und nun schreckte Jakob eben hoch. Er hörte angestrengt dem fremdartigen Geräusch nach. Es war ein Schrei, eine Frau und lautes Poltern. Eine bekannte Stimme. Angelina, er wusste es sofort. Hastig sprang er auf, zog sich sein Gewand über und stürmte hinab, wo er nur mehr die Türe zuschlagen sah! Der Knecht saß stockbetrunken am Tisch, aus ihm war kein Wort herauszubekommen, er lallte immer nur "Ajelia".

Jakob wusste Bescheid, seine Angelina, die offensichtlich noch in der Küche gearbeitet hatte, wurde entführt, er stürmte hinaus und hörte aus der Richtung, in welcher der Hafen lag, wieder den Schrei dieser Frau. Er rannte, konnte aber in der Dunkelheit niemanden erkennen. Als er endlich am Hafen war, sah er dieses schwarze Schiff, dessen Leinen soeben gekappt wurden und das langsam in die Mitte des Hafens trieb, um dann Elbabwärts ins Meer zu gleiten.

Wieder hörte er den Schrei. Er war sich sicher, das ist Angelinas Stimme, die aus diesem Schiff kam. Sie wurde entführt. Seine Angelina. Für ihn brach eine Welt zusammen, aber in ihm erwachte eine Kraft, die er noch niemals zuvor gespürt hat: Zorn, Wut und das Verlangen, seine Angelina zu befreien und zu rächen. Koste es, was es wolle.

Noch viele hundert Meter rannte er am Elbufer entlang, dem Schiff, das langsam Fahrt aufnahm, hinterher. Irgendwann konnte er nicht mehr, so laut es ging, schrie er "Angelina, ich komme Dich befreien, bis ans Ende der Welt", was damals noch eine recht überschaubare Fläche war. Ein Schrei als Antwort war das Letzte, was er hörte, bevor das Schiff lautlos im Dunst der Dunkelheit verschwand. Erschöpft, verzweifelt, frierend ließ er sich zu Boden fallen und weinte hemmungslos, etwas, was er seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte.
******s23 Frau
12.725 Beiträge
Sven
Es war früher Abend. Der Wind peitschte noch immer kräftig durch die Gassen der Hansestadt. Das Chaos, welches die Antonisturmflut vor einer Woche hinterlassen hatte, war noch nicht ganz beseitigt.

Sven Bruchner, der auf dem Weg zu "der" Hafenspelunke war, rutschte mehrfach auf glitschigen Algenresten aus, die sich hartnäckig am Boden hielten.

Seine Eltern waren im Schlaf überrascht worden und ertrunken, dass er noch lebte verdankte er lediglich dem Umstand, dass er nicht Zuhause gewesen war.

Er fühlte sich schuldig, auch wenn er vermutlich nichts hätte tun können.
Statt dessen hatte er sich mit der hochwohlgeboren Marion, Tochter des Ratsherrn, in ihrer Dachkammer vergnügt. Es war auch nicht das erste Mal, dass er zu ihr hochgeklettert war. Marion hatte ihm kurzfristig den Kopf verdreht. Oder er Ihr?

Er schüttelte die rotblonden Haare, als könne er damit die trüben Gedanken an die Eltern vertreiben. Viel war es nicht was er noch besaß, nur ein Beutel voll Münzen. Er musste dringend eine Arbeit suchen, am besten auf einem der Schiffe, die regelmäßig im Hafen ankerten.
Er setzte seine Hoffnung darauf, im "Eysernen Nagel" einige der Schiffskapitäne anzutreffen um anheuern zu können.

Marion war fast hysterisch am Schluchzen gewesen, als Sven ihr seine Absichten mitteilte. Sie beruhigte sich erst, als er ihr verständlich machen konnte, dass er Geld vorweisen musste, um den Ratsherrn um „die Hand seiner Tochter“ zu bitten.

Natürlich vergass er ihr mitzuteilen, dass so etwas eine ganze Weile dauern würde...

@****ris
Der Drang nach Freiheit - Marlis Gebauer
...rutscht sie mit der glatten Sohle ihrer ledernen Schuhe auf der selbst verursachten Lache aus und kann sich gerade noch mit einem beherzigen Griff am Tisch festhalten und dadurch einen Sturz verhindern.

Mit einem geschmeidigen Satz ist er hinter ihr, greift ihren rechten Oberarm und dreht sie grob in seine Richtung, drückt sie auf den Tisch und greift sich eine Brustwarze. Gerade noch kann er ihrer Hand ausweichen, die mit merklich erhöhter Geschwindigkeit und scharfen Krallen Kurs auf sein Gesicht nimmt.

Wütend knurrend dreht er sie herum, außer acht lassend, dass sein Säbel in ihrer Reichweite auf dem Tisch liegt. Mit ihrer linken Hand ergreift sie ihn, windet sich wie eine geschmeidige Katze und plötzlich steht ihm sein möglicher Tod glänzend vor Augen.

Reflexartig weicht er zurück. Als er eine für ihn sichere Distanz erreicht hat, fixiert er die kleine Hure starr. Seine Erregung ist verflogen und er mustert sie zum ersten mal eingehend. Von mittlerer Größe, nicht feist, aber auch nicht ausgezehrt. Mittellange, rotblonde leicht gelockte Haare, goldbraune Augen. Zierliche Brüste, weiße Haut ohne Makel.

"Gib mir meinen Säbel!" Er versucht, seine Stimmlage zu vertiefen, um sie einzuschüchtern. Interessant. Sie schaut ihn an, aber sie schaut ihm nicht in die Augen. Er bewegt sich unmerklich auf sie zu und sofort hebt sich die Spitze des Säbels um einige Millimeter.

"Bleib stehen!" Für so ein zierliches Wesen hat sie eine kräftige Stimme. "Zwing mich nicht, Dich aufzuschlitzen."

"Was willst Du eigentlich....", fragt er. "Es ist doch ein Geschäft. Du bist nett zu mir und bekommst dafür ein paar Groschen. Hast Du das Geschäftsmodell nicht verstanden? Leg den Säbel weg. Ich werde Dich nicht verletzen. Und für die kaputte Bluse bezahle ich auch."

Er greift in seine Tasche und in seiner Handfläche glänzt es gülden. Sie schaut reflexartig hin. Ein Vermögen! Dafür muss eine Magd monatelang schuften.

Er registriert zufrieden ihren Blick und bewegt sich auf sie zu. Streckt seine Hand aus und bittet freundlich um seinen Säbel.

Wieder wippt die Spitze des Säbels leicht nach oben. "Ich bin keine Hure, das kann ich einfach nicht!"

"Aber anscheinend brauchst Du ja dringend Geld. Sonst könntest Du auch als Magd, Dienstmädchen oder Weberin gehen. Was treibt Dich sonst dazu, in dieser billigen Absteige Deinen Körper zu verkaufen?"

"Ich muss einfach weg aus diesem stinkenden, versifften Kaff. Eine Passage Richtung Süden brauche ich. Und ich denke, die ist nicht ganz billig."

"Wer bist Du, und woher kommst Du!?"

"Mein Name ist Marlis. Marlis Gebauer. Und ich bin aus dem Kloster geflohen. Und ich kann nicht ins Kloster zurückkehren."

Völlig verblüfft sieht er die kleine Straßenkatze an. Entweder sie ist völlig gestört oder sie sagt einfach die Wahrheit. Für sie spricht ihre klare Artikulation und die gewählte Ausdrucksweise.

"Marlis Gebauer, ich bin auf Deine Geschichte gespannt. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin. Aber man nennt mich Piet Lange. Und nun erzähl. Ich habe Zeit."

Er streckt erneut seine Hand aus und sie überreicht ihm seinen Säbel, geht um den Tisch, stellt den umgefallenen Hocker wieder auf, bedeckt sich mit ihrem Umhang und setzt sich, ihn nicht aus den Augen lassend.

"Ich wurde anno domini 1376 in Hamburg geboren. Mein Vater ist Händler und besitzt drei Schiffe. Ich bin das älteste Kind und habe drei Brüder.

Mein Vater achtete mich nie. Ich machte mir darüber nie Gedanken, schließlich bin ich ein Mädchen und trage nichts zum Fortbestand seines Namens bei. Meine Brüder lernten schon früh das Lesen und Schreiben, ich hatte meine Freiheit und war immer unterwegs, wenn ich nicht gerade im Haus helfen musste.

Als ich acht Jahre alt war, rief mich Mutter zu sich. Sie saß bei ihrer Stickerei, ihr Gesicht war verquollen und sie hatte geweint. Sie teilte mir mit dass ich dazu berufen sei, ins Kloster zu gehen, meine Gelübde abzulegen und für das Heil und die Seelen der Familie zu beten.

Ich wollte sie nicht verlassen. Vater war immer sehr streng mit ihr, sie weinte oft. Ihr Bauch rundete sich bereits wieder. Also fragte ich, wieso ausgerechnet ich ins Kloster müsse. Fromm war ich noch nie.

Sie erklärte es mir, und die Erklärung brannte sich unauslöschlich in meine Erinnerung. Ich bin ein Bastard. Mutter war schon schwanger mit mir, als sie gegen ihren Willen mit Vater vermählt wurde. Er hatte sie nur wegen der großen Mitgift akzeptiert und mit dem Geld sein Geschäft aufgebaut.

Nun war sie wieder schwanger und hatte das Gefühl, irgendwas sei nicht in Ordnung. Deshalb sollte ich ins Kloster, damit Vater keinen Zugriff auf mich hatte für den Fall, dass Gott sie endlich zu sich rufen solle.

Wenn er mich verschwinden ließe würde mein Erbe automatisch an ihn fallen. Wenn er mich schänden würde, wäre ich lebenslänglich erledigt. Sollte es ihm in den Sinn kommen, mich der Hexerei oder Hurerei zu bezichtigen, Gnade mir Gott.

Nun ist mir auch klar, warum meine Brüder, Vater und meine Mutter alle blassblaue Augen haben.

Zwei Wochen später wurde ich mit meiner Mitgift in ein Kloster verfrachtet. Und die ersten Tage habe ich nur geweint. Ich wollte heim, ich wollte keine Braut Jesu werden. Zumindest war die Mitgift ansehnlich genug, um mir ein komfortables Leben zu ermöglichen.

Ich genoss Unterricht, lernte Lesen, Schreiben, Rechnen, Anstand, Haushaltsführung, Kräuterkunde, durfte mir unter der Mutter Oberin medizinische Kenntnisse aneignen. Meine Familie sah ich nie wieder. Trotzdem war ich zufrieden.

Vor einigen Wochen erfuhr ich, dass Mutter im Kindsbett gestorben ist. Ich war Novizin und stand kurz vor der Weihe. Und dann kam Vater, forderte meine Herausgabe und die Herausgabe meiner Mitgift. Ich sagte der Mutter Oberin, dass ich Vater keinesfalls begleiten wolle und sie jagte ihn weg.

Er hat dann einen Advokaten bestellt, um meine Herausgabe zu erzwingen. Seine Chancen standen gut, also habe ich die Mitgift in die Hände des Klosters gelegt, weltliche Kleidung angelegt und bin mit etwas Hilfe meiner Schwestern geflohen. Das war vor drei Wochen."

Piet sieht sie gebannt an: "Du bist noch Jungfrau?"

"Nicht mehr so ganz", erwidert sie keck.

"Ich habe mich direkt elbabwärts auf den Weg nach Hamburg gemacht. Am zweiten Tag wurde ich überfallen und musste mein Geldsäckel hergeben. Seitdem habe ich mir etwas zu Essen erbettelt oder gestohlen. Ein paar Tage später wurde es richtig kalt. Ich wurde wieder überfallen und von einer Horde Jünglinge umzingelt.

Die haben mich festgehalten und versucht, meine Kleidung auszuziehen. Ich habe mich nach besten Kräften gewehrt, aber sie waren zu stark. Bevor sie mich schänden konnten, nahte ein großer Mann auf einem schwarzen Pferd und verjagte sie. Er hieß Thomas, war ein reisender Ritter und ebenfalls auf dem Weg nach Hamburg.

Er war sehr nett zu mir und bot mir an, ihn zu begleiten. Ich durfte zu ihm aufs Pferd, er gab mir Wein zu trinken und etwas Brot. Und er hat nicht versucht, mich zu schänden. Nachts haben wir draußen Rast gemacht, er entzündete ein Feuer und briet den Hasen, den er zuvor erlegt hatte. Endlich war ich mal wieder satt, mir war wohlig warm und selbst meine schmerzenden Füße spürte ich kaum noch.

Nachts brannte das Feuer nieder und mir wurde kalt. Er lud mich zu sich unter die Decke ein. Und obwohl mir klar war, was passieren könnte kam ich der Einladung nach. Ich war total neugierig."

Piet sitzt da, seine Erregung wächst wieder und am Liebsten würde er sie jetzt sofort über den Tisch legen und solange lecken, bis sie um Erlösung schreit.

"Erst hat er mich gewärmt, da hatte ich noch etwas Angst. Aber dann fing er an, mich zu streicheln. Natürlich war es sündhaft, ich hätte es niemals zulassen sollen. Aber ich wollte schließlich niemals eine Braut Jesu sein.

Ein wunderbares, warmes, kribbelndes Gefühl floss von meinem Bauch in den ganzen Körper. Er fragte mich ganz sanft, ob es mir gefiele. Das habe ich bejaht. Solche Gefühle hatte ich im Kloster immer, wenn ich mich selbst berührt habe.

Irgendwann öffnete ich meine Beine und er legte sich auf mich. Ich spürte etwas Dickes, Hartes und dennoch samtig Weiches, wie es in mich hineinglitt. Es tat kaum weh, eigentlich nur die erste Minute. Dann fing er an, sich in mir zu bewegen. Erst langsam, dann etwas schneller und härter.

Ich hatte Gefühle, die ich so bis dahin noch gar nicht kannte. Ohne es wirklich zu bemerken, begann ich zu stöhnen und zu zucken. Ich streckte ihm mein Becken entgegen, weil ich wollte dass er tiefer in mich eindringt. Er hielt mich fest und ich wollte es genauso haben.

In dieser Nacht hat er es noch mehrmals mit mir getan. Wenn ich gewusst hätte, wie gut sich das anfühlt wäre ich schon vor Jahren aus dem Kloster geflohen."
Der Drang nach Freiheit II - Marlis
Piet sitzt kerzengerade und reißt die Augen auf. ‚OK, mein Kommentar bezüglich ihrer Jungfräulichkeit war vielleicht etwas platt. Ihre Antwort darauf aber herrlich frech.’ denkt er schmunzelnd.

„Was hast Du jetzt eigentlich vor? Sitzt hier alleine, ohne Geld, ohne Perspektive…?“

„Ich muss irgendwie auf ein Schiff kommen, das mich weit weg bringt.“

„Ja, aber wohin denn….?“

„Salerno!“

„Waaaas? Weißt Du überhaupt, wo Salerno liegt? Und was zum Henker will ein hübsches Weibsstück in Salerno?“

„Ich glaube, im südlichen Italien. In Salerno kann ich Heilerin werden. Dort wird Medizin gelehrt.“

Piet lehnt sich zurück und sieht sich diese zierliche Frau genau an. „Du weißt gar nicht, worauf Du Dich einlässt. Nur mit Geld kommst Du nicht aus Hamburg raus. Gerade als Frau bist Du zahlreichen Gefahren ausgesetzt, hast keinen Namen, keine Rechte. Eigentlich Jeder, der Dich will kann Dich einpacken und mitnehmen, danach wird dann kein Hahn mehr nach Dir krähen. Frauen dürfen nicht studieren. Das wüsste ich aber. Hast Du schon mal erwogen, Dir einen braven Mann zu suchen und Dich heiraten zu lassen?“

„Nun, ich habe genau darüber auch schon nachgedacht. In Hamburg möchte ich nicht bleiben. Irgendwann wird Vater mir über den Weg laufen, und er bestimmt über mich und mein Schicksal. Ich möchte nicht verheiratet werden und mein Leben als Magd fristen. Ich möchte nicht jedes Jahr ein Kind auf die Welt pressen und früh sterben. Ich möchte kein Eigentum sein.

Da ich jetzt keine Mitgift mehr zu erwarten habe, wird Vater mich unter Wert verschachern wie ein lahmendes Pferd. Und ich möchte nicht irgendwo im Moor leben und karge Felder bestellen. Versteh’ mich nicht falsch, das ist ein ehrenwertes Leben. Aber nach meiner Ausbildung im Kloster möchte ich einfach mehr. Ich möchte für mich selbst einstehen, Menschen und Tiere heilen. Und ich möchte mehr von dem, was Ritter Thomas mir gegeben hat.“

„Oooch wenn Du mehr DAVON willst, das kannst Du hier in Hamburg reichlich haben. Es gibt übrigens viele Huren, die damit glücklich sind. Und bei Deinem Aussehen wird es auch viele Burschen geben, die Dir das Vögeln ordentlich beibringen. Noch bist Du ja völlig unerfahren. Aber es scheint Dir ja schon mal Spaß zu bereiten, das ist eine gute Grundlage.“

Nun wird sie allmählich wütend. „Ich glaube, ich gehe jetzt besser! Es war mir ein Vergnügen, Piet Lange. Ich werde jetzt eingehend darüber nachdenken, wie ich auf möglichst ehrenwerte Art und Weise an Geld komme. Und nach Italien würde ich vermutlich auch auf dem Landweg kommen!“

„Ach Mädchen, das ist doch dasselbe in grün. Du kommst hier nicht weg. Besser Du ziehst ins Moor.“
Sie steht auf, nimmt die Überreste ihrer Bluse und bedeckt notdürftig ihre Blöße. Wickelt sich in ihren großen Umhang, wirft ihm noch einen wütenden Blick zu und verlässt wortlos die Spelunke.

Mit knurrendem Magen und kalten Füßen geht sie zum nächsten Lokal und bietet sich als Mädchen für die Küche an, vorerst nur gegen Kost und Logis. Der Wirt begutachtet sie, stellt keine unnötigen Fragen, gibt ihr eine alte, aber saubere Bluse und weist ihr ein Bett unter dem Dachboden zu. Nach einem Teller heißer, dampfender Suppe und einem ordentlichen Maß Bier beginnt sie ihre Arbeit.

Zwei Tage später:

Marlis bedient in der Schänke. Zufrieden ist sie natürlich nicht, aber wenigstens satt und sie wird tatsächlich respektvoll vom Wirt und den anderen Angestellten behandelt. Plötzlich….. sitzt ihr Vater am Tisch. Sie hat ihn sofort erkannt und hofft, dass er sie nicht wiedererkennt. Immerhin ist es schon zwölf Jahre her, und damals war sie noch ein kleines Mädchen.

Leider erfüllen sich ihre Hoffnungen nicht. Der alte, unappetitliche Kerl sitzt da wie ein Fels in der Brandung, müffelt vor sich hin und starrt das Mädchen an. Langsam erkennt er sie, sagt aber nichts. Über diese Fügung muss der Alte erst mal nachdenken. Marlis glaubt immer noch, das Glück sei diesmal auf ihrer Seite.

In der Nacht kann sie wirklich nicht gut schlafen. Sie hat das Gesicht von ihrer Mutter vor Augen, verweint, verquollen, Spuren von Schlägen… Die Gesichter ihrer Brüder, die Mutter eigentlich nie zur Welt bringen wollte. Nur blassblaue Augen und blonde Haare. Die verdrängten Kindheitserinnerungen kommen hoch. Der stets hasserfüllte, stierende Blick Vaters, die schützende, ausgleichende Mutter…. Die ganze Nacht wälzt sie sich frierend hin und her. Morgens arbeitet sie sich als Erste aus dem Bett, fühlt sich fiebrig, geht hinunter in die Küche und kehrt den Ofen aus.

Mit der Asche tritt sie vor die Tür und entsorgt sie auf dem Bordstein. Plötzlich wird ihr von hinten ein Sack über den Kopf gestülpt. Reflexartig schreit sie los, und sofort bekommt sie einen Schlag gegen die Schläfe und wird halb bewusstlos weggeschleift. Gerade noch bekommt sie mit, dass sie auf ein Pferd gepackt wird, dann fängt sie an zu weinen.

Als ihr der Sack wieder vom Kopf gezogen wird, blinzelt sie verstört. Sofort erkennt sie das Haus wieder, in dem sie aufwuchs.

„Vater!“

„Guten Morgen, Marlis. Du kleine Schlampe!“
*********Easy Paar
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Was eine illustre Spelunke ...
Zwei ausgetretene Stufen hinab, zwei Schritte vor und Du stehst vor einer kleinen, dunklen aber schweren Rundbogentür. Dieser massiven Holztür ist anzusehen, dass Sie schon etlichen Stürmen standhaft getrotzt hat, so zerkratzt und mit zahlreichen derben Kerben versehen, einer unüberwindlichen Hürde gleich, die jeden Fremden bedrohlich abweist, der nicht hierher gehört.

Knarzend öffnet sie sich, wenn sie mutig und entschlossen nach innen aufgedrückt wird und entblößt eine Welt, in der Freiheit, Ehre, Zuverlässigkeit und Bruderschaft vielschichtig empfunden werden. Eingesponnen in einem Kokon von Wildheit, Draufgängertum und Entschlossenheit unterliegen hier im „Eysernen Nagel“ Recht- und Gesetz völlig anderen Grundwerten, die zu verstehen nur gelingt, wenn man tief eintaucht in diese ruchlose Atmosphäre.

Tief im Innern dieser Hafenkaschemme sitzend, beobachte ich interessiert das mich umgebende „Pack“. Hier ist der Absturz Alltag. Rabauken gehen mit Messern aufeinander los und niemand interessiert es. Ältere Dirnen entblößen sich und ernten ein Gähnen. In dieser üblen Spelunke trifft sich das „Who is Who“ des Abschaums mit den adligen Hochwohlgeborenen und dessen Schergen, um Geschäfte zu machen. Aber auch Verzweifelte und unvorsichtige Reisende sind hier anzutreffen.

Eine besondere Spezies sind die Piraten und Freibeuter, die eine gehobene Stellung in der natürlichen Spelunkenhirarchie einnehmen, denn diese scheinen hier von allen hochgeachtet und geschätzt zu werden.
Mich ..., ... Klaes Barne erfreut diese Tatsache sehr, denn der Piraten, Freibeuter und Kapitäne wegen bin ich hier. Die Dirnen und Mägde werde ich auch nicht aus den Augen lassen, wenn auch aus anderen Gründen.

Ich habe alle Weltmeere bereist und bin nach Port Hamburg gekommen, um meine schützende Hand über ein bevorstehendes verschwörerisches Treffen zu werfen, das hier in der Hansestadt in den Enden des Abrello stattfinden soll.

... und nun sitze ich hier, warte, beobachte und amüsiere mich ... köstlich !
******_wi Mann
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Jakob 2
Jakob hatte keine Ahnung, wie lange er dort im Schnee saß. Langsam trockneten seine Tränen und wichen einer eisernen Entschlossenheit. Er beeilte sich, zurück in seine Spelunke zu kommen. Einstweilen wurde es hell, die Köchin hatte das Feuer wieder entzündet und es wurde wohlig warm in der Stube.

Jakob dachte nach. Er brauchte ein Schiff und eine Mannschaft. Doch wo sollte er eines finden? Die nächsten Stunden verbrachte er mit Nachdenken. Am Abend kamen wieder die Schmuggler in seinen Keller und er wickelte mit ihnen die dunklen Geschäfte ab. Der Schmugglerkapitän, ein schon recht alter Pirat stöhnte heftig, als er die Schmuggelware in einem Sack auf die Waage legte. Jakob hatte eine Idee!

"Wollt Ihr mir Euer Schiff samt Mannschaft verkaufen?" fragte er den erstaunten Piraten. Er kannte das Schiff, es war eine ältere Kogge, groß genug, um damit die Meere zu bereisen und die Mannschaft war kräftig und eingespielt. Dieser überlegte lange. "Das wird aber nicht billig, mein Sohn". "Ich biete Euch dieses Gasthaus und dazu noch 25 Goldstücke". Der Kapitän lachte auf und zog sein Messer: "Willst Du mich beleidigen? Mein Schiff ist das Doppelte wert." Viele Stunden viele Bierkrüge später waren sich die beiden handelseins. Jakob konnte den Piraten davon überzeugen, dass das Gasthaus als funktionierende Schmugglerstätte viel mehr einbrachte als dieser dachte. Für das Gasthaus und 75 Goldstücke wurde Jakob schließlich zum Kapitän über sein eigenes Schiff, die fliegende Spinne.

Die Mannschaft war zunächst skeptisch, aber als Jakob jedem Seemann einen Becher Rum ausschenkte, waren sie schnell von ihrem neuen Kapitän begeistert. So wurde Jakob, ohne es zu wollen, Pirat. Die nächsten zwei Tage verbrachten seine Mannschaft und er damit, das Schiff mit Vorräten zu befüllen und am dritten Tag nach der Entführung von Angelina legten sie ab.

Er wusste, wie er seine Suche beginnen würde. Es hatte ihm viele gefährliche Kontakte und viele Fässer Rum und auch einige Goldstücke gekostet, um zu erfahren, um welches Schiff es sich handelte, auf dem Angelina entführt wurde. Niemand wusste genaueres, aber es hielt sich das Gerücht, der Kapitän wäre "Le Louis Noir", also der schwarze Louis, der sein Unwesen im Mittelmeer trieb und der angeblich in der Nähe von Marseille seine Piratenbucht besaß. Ein brutaler Pirat, der nicht davor zurück schreckte, mit Menschenhandel Geschäfte zu machen und seine Widersacher auf hoher See lebendig über Bord zu werfen. Sein Schiff, die "Diamant Noir", der schwarze Diamant, war auf allem Meeren gefürchtet.

Jakobs Weg würde ihn also zuerst ins Mittelmeer führen, denn er vermutete, dass Louis mit seiner Beute so rasch als möglich in gewohnte Gewässer segeln wird wollen. Dort hatte er Heimvorteil. Aber auch Jakob kannte die Gegend gut. Er hatte auf seinem früheren Schiff, auf dem er Matrose war, öfter mit Kaufleuten aus Byzanz Geschäfte abgewickelt und wusste über viele kleine Buchten aber auch über jene Bereiche, wo die Piraten ihr Unwesen trieben, Bescheid. Und er kannte Marseille gut.

Mit Freude erinnerte er sich an eine Begegnung vor vielen Jahren mit Mary, der berüchtigten Piratin, die als Frau Herrscherin über ein ganzes Piratenschiff war. Damals, als er noch einfacher Matrose war, in dieser Hafenspelunke in Marseille, als er sich zu einem Wetttrinken überreden ließ. Mary und er standen einander in der letzten Runde im direkten Duell gegenüber. Mary war nicht nur atemberaubend schön, sie war auch trinkfest wie kein Seemann, den Jakob bisher getroffen hatte. Ein Glas nach dem anderen von diesem unglaublich starken südgallischen Wein wurde vernichtet und beide hatten schwere Schlagseite. Aber keiner der beiden fiel um. Die Menge johlte. Ein Wortgefecht begann und es dauerte nicht lange, bis die Messer gezogen waren.

Heftige Schläge wurden ausgeteilt, beide erlitten Wunden auf den Oberarmen, bald ging es um Leben und Tod. Jakob lenkte den Kampf auf die Kaimauer im Hafen. "Löst die Leinen" schrie er den Kameraden auf seinem Schiff zu und der alte Kapitän reagierte sofort. Im letzten Augenblick, als das Schiff sich schon von der Kaimauer entfernte, sprang Jakob hinüber, verbeugte sich galant mit einem Lächeln und rief ihr zu: "Wir sehen uns wieder, Mylady".

Jakob musste bei diesem Gedanken immer wieder lächeln, auch wenn er sich sicher war, Mary niemals wieder zu sehen. Dafür beherrschte seine Angelina sein Denken. Er bereitete seine Mannschaft auf der langen Fahrt ins Mittelmeer gut auf die bevorstehende Aufgabe vor. Er hatte genug Rum und Goldstücke bei sich, um die Manschaft zu motivieren.

Als sie auf halbem Weg anlegten, um frische Wasservorräte zu tanken, konnte Jakob in Erfahrung bringen, dass die Diamant Noir tatsächlich drei Tage vorher vorbei gekommen ist. Die Mannschaft hatte das Dorf in der Bucht geplündert und angezündet. Die wenigen Bewohner konnten rechtzeitig in den Wald flüchten, aber das Dorf brannte vollständig nieder. In Jakob stieg wieder der Zorn auf. Er dachte an Angelina, wie es ihr ginge. Er war zuversichtlich. So wie er den Piraten Louis einschätzte, plante er, sie auf dem Sklavenmarkt in Rom, dem damals größten und berüchtigsten Sklavenmarkt, zu verkaufen. Damit würde er das meiste Geld machen. Aber da er sich zweifellos nicht verfolgt fühlte, wird er wohl in seiner Bucht Station machen, um Vorräte zu laden. Jakob hoffte, ihn dort einholen zu können.

Als er Tage später die Meerenge von Gibraltar passierte, spannten sich seine Muskeln und seine Sinne an. Ab jetzt befinden wir uns im Krieg, hatte er seinen Matrosen gesagt. Am Mast wurde die schwarze Piratenflagge aufgezogen. Die Waffen waren stets griffbereit und mit kräftigen Winden wurde sein Schiff nach Nordosten, Richtung Marseille gedrückt.
Der Drang nach Freiheit III - Marlis
Marlis rappelt sich vom Boden auf. Alle Knochen tun ihr weh, ihre Stirn ist heiß und trocken. Schmerzhaft pocht ihre Schläfe, vorsichtig tastet sie sie ab. Wenigstens kein Blut.

Egon Gebauer betrachtet den kleinen Bastard voll Hohn und schickt erst mal seine Knechte raus, damit er mit der Schlampe mal Tacheles reden kann.

“Wie gut, dass ich Dich gefunden habe, bevor Du noch mehr unter die Räder kommst. Konntest Du nicht einfach mit nach Hause kommen zu Deiner liebenden Familie? Aber nein, stattdessen läufst Du aus dem Kloster weg und hurst in Hamburg rum!“

Marlis steht vor ihm und fühlt sich wie ein kleines Mädchen. Ihr Vater ist stark gealtert. Seine Zähne haben sich verabschiedet, die Kleidung ist verdreckt, seine Hände starren fast vor Schmutz. Er stinkt.

„Eigentlich sollte ich Dich einfach ertränken und entsorgen. Und schwuuups habe ich keine Sorgen mehr. Aber wenn ich Dich so ansehe, wäre das Verschwendung. Immerhin hat das Kloster Deine Mitgift behalten und Deine Ausbildung war teuer. Du wirst mich heiraten.“

Marlis schaut ihn völlig entsetzt an. „Ganz sicher nicht. Wie stellst Du Dir das vor? Immerhin bist Du mein Vater!“

„Du kleiner Bastard! Nenn mich nie wieder Vater. Deine Mutter war eine Hure und kam schon schwanger in die Ehe. Ich habe Dich schon für tot erklärt und Du hast keinen Namen mehr. Sieh es positiv: Du führst ein ehrsames Leben, bekommst Kinder und Schutz. Und kannst noch Deine jüngeren Geschwister aufziehen. Es sind drei dazugekommen.“

Zitternd vor Empörung steht sie vor ihm. Sie versucht ruhig zu bleiben. „Bitte lass mich einfach gehen und mein eigenes Leben führen. Ich will kein Geld und Du musst Dich nie wieder mit mir befassen. Lass mich frei. Bitte! Ich habe Dir nichts getan.“

„Ich lass Dich nicht gehen. Schließlich bin ich noch jung genug, mein Schwanz steht wie eine Eins und ich kann noch Kinder zeugen. Und habe gleich Eine, die meinen Haushalt versorgt und weiß, dass sie nichts zu melden hat.“

Marlis dreht sich um und übergibt sich vor Ekel. Egon lacht sie aus und kommt auf sie zu. Und sie versucht zu fliehen. Er greift sie und stößt sie gegen die Wand, sie zieht ihm ihre Nägel quer durchs Gesicht. In diesem Moment holt er aus und schlägt ihr hart ins Gesicht. „Du wirst gehorchen. Gleich darfst Du mal zeigen, was Du auf der Straße so gelernt hast. Bestimmt hast Du schon rumgefickt, da darf ich ja auch mal ran.“

Drohend kommt er auf sie zu. Sie weicht zurück und überlegt verzweifelt, wie sie entkommen kann. In diesem Moment geht die Tür auf und ein junger Mann kommt herein, schaut verstört und fragt: „Vater, was machst Du da?“

Egon antwortet: „Hans, das ist Deine neue Mutter!“ und lacht hässlich. Ruft seine Knechte, lässt Marlis einsperren und sucht einen Bader auf, um seine Wunden behandeln zu lassen. Wenigstens seine Lust ist vorerst verflogen. Nachdem die Wunden behandelt sind, geht er in die Kaschemme und fragt den Wirt scheinheilig, wo denn das hübsche Weibsbild sei, das ihn gestern noch bedient habe.

Marlis sitzt in einer kleinen, fensterlosen Kammer fest, die Knechte haben ihr noch einen Eimer, Wasser und einen Kanten Brot gebracht. Abends geht die Tür auf und Hans steht im Raum und sieht sie an. Zusammengekauert mit Spuren der Misshandlung im Gesicht sitzt sie da, hat Fieber, ist völlig fertig. Nach ein paar Sekunden fragt Hans: „Marlis? Bist Du es?“

Sie nickt. Ihre Stimme spielt nicht mehr mit. Sie hustet trocken, kann kaum klar denken.

„Meine große Schwester! Ich freue mich, dass Du noch lebst. Was will Vater von Dir?“

Krächzend antwortet sie: „Er will mir die Möglichkeit rauben, zu leben. Er glaubt, ich bleibe hier und werde seine neue Frau. Eher nehme ich mir das Leben.“

„WAS will das alte Schwein?“ Hans ist völlig schockiert. „In den letzten Jahren wurde er ja immer unberechenbarer. Irgendwie hole ich Dich da raus. Du bist meine Schwester! Bitte hab keine Angst, ich komme wieder und Dir wird niemand etwas tun!“

Hans rennt ins Kontor des Vaters, stemmt den Boden hinter dem Arbeitstisch hoch und entnimmt dem Loch einen Jutesack voller Münzen. Dann rennt er in das Schlafgemach seiner Eltern, öffnet die Truhe der Mutter und nimmt warme Kleidung heraus. Rennt zurück in die Kammer, richtet seine Schwester auf, flößt ihr Flüssigkeit ein. Ihr Fieber ist inzwischen merklich gestiegen, trotzdem zittert sie am ganzen Körper und klappert mit den Zähnen.

Hans befürchtet das Schlimmste. Den Bader kann er nicht holen, der steckt mit dem Alten unter einer Decke. Aber seine Freundin (und Geliebte) ist Hebamme und weiß vielleicht Rat. Er rennt los und holt sie aus dem Schlaf. Ohne zu diskutieren zieht sie den Umhang über und folgt ihm.

Sie kommen wieder im Haus an, gehen zur Kammer und die Tür ist auf! Egon geht gerade drohend auf das fast bewusstlose Mädchen zu. Hans weiß sich nicht zu helfen, greift sich einen Holzscheit und zieht ihn seinem Vater mit Kraft über den Hinterkopf. Der Alte bricht bewusstlos zusammen.

Sie lassen ihn an Ort und Stelle liegen und schaffen Marlis aus dem verhassten Haus raus und bringen ihn in das kleine Haus der Hebamme. Dort wird Marlis erst mal versteckt, zusammen mit dem Gold des Vaters und der Winterkleidung der Mutter.

„Wenn der Alte herausfindet, dass ich Marlis befreit und sein Gold genommen habe, wird er mich töten. Zumindest enterben. Aber weißt Du was? Das war es mir wert.“ Sanft küsst Hans seine Kerstin. „Ich werde immer meinen Unterhalt bestreiten können und hoffe, Du heiratest mich auch ohne das Erbe.“

Sie streichelt ihren Bauch und sieht ihn liebevoll an.

Zwei Wochen sind ins Land gegangen. Marlis hat das Hustenfieber überlebt und wird langsam wieder munter. Ihr Vater hat sie gesucht und nicht gefunden und ihr Bruder hat sie so oft besucht, wie er konnte. Sie hat die Zeit mit ihm genossen, viel geredet, ihm wirklich alles erzählt und ist sich sicher, ihr Bruder wird ihr immer ein Freund sein.

Sie erzählt von ihren Plänen und wird unterstützt. „Marlis, Du hast jetzt genug Gold für die Reise nach Salerno. Tue es einfach. In Hamburg wirst Du niemals sicher sein. Vater hat gesagt, wenn er Dich noch einmal sieht wird er Dich der Hexerei bezichtigen. Seine Stimme hat Gewicht und der Galgen ist Dir sicher. Ich will, dass Du lebst.“

Sie umarmt ihren Bruder und macht sich in der Kaschemme auf der Suche nach einem Schiff. Prompt trifft sie Piet Lange wieder. Er schaut sie an, registriert ihre edle Bekleidung und fragt natürlich prompt, ob sie ihren Vorsätzen untreu gewesen sei.

„Nein, ich hatte einfach Glück im Unglück. Ich habe meinen Namen verloren und dafür meinen besten Freund getroffen, für den ich mein Leben geben würde. Und nun kann ich mir ein Schiff suchen, dass mich nach Salerno bringt.“

„So einfach ist das nicht.“

Entnervt sieht sie ihn an. „Warum nicht….! Wie lange muss ich hier noch bleiben? Wenn mein „Vater“ mich findet, bin ich tot.“

„Nun ja, bei der Witterung laufen die meisten Schiffe nicht aus. Es kann durchaus noch Wochen dauern, bis ein Schiff Salerno direkt anläuft. Die meisten Schiffe fahren Richtung England, Spanien, Helgoland, Island, Dänemark. Möglicherweise musst Du erst mal nach Dover oder London und kannst von dort aus das nächste Schiff suchen.“

Frustriert dreht sie sich um und stellt sich vor das Fenster. Das Glas ist grünlich und lässt wenigstens ein wenig Licht rein. „Irgendwo muss ich mich solange verstecken, ohne dass meine Retter wegen mir Probleme bekommen. Ich kann kein Englisch. Wie soll ich mich mit Seeleuten verständigen. Sollte ich auf einem Handelsschiff mitfahren? Ich glaube, ich werde es ohne Hilfe nicht schaffen.“

Piet grinst. Eigentlich sind die Probleme nicht unlösbar. „Ich habe gerade noch nicht angeheuert und könnte Dir helfen. Ich bin Dolmetscher, Reisebegleiter und Beschützer. Dafür bekomme ich die Hälfte Deines Goldes. Und für eine Reise, die möglicherweise Monate andauert, ist das ein fairer Preis.“
*******t75 Frau
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Brid
Lange harrt sie in ihrem Versteck aus und beobachtet das Hafentreiben. Hier und da schnappt sie Fetzen von Gesprächen auf.

Immer wieder hört sie „Eyserner Nagel“. Sie weiß aus Gesprächen in der Schankstube, dass dies eine Wirtschaft unten am Hafen ist. Es gibt viele Gerüchte und alle haben stets versucht, sie fernzuhalten von den Gerüchten. Es soll dort Huren geben, die in dem Schankhaus arbeiten, Piraten sollen dort ein- und ausgehen.

„Halte dich fern von dort“ hörte sie stets, wenn sie vorsichtig nachfragte.
Ob sie dort jemand finden würde, der ihr hilft? Fortzugehen zum Beispiel…. Oder irgendwie unabhängig werden von Ihrem Papa.

Sie kann lesen und schreiben, kann rechnen, … bis der verdammte Andres auftauchte war sie der Sohn, den der Vater nie hatte. Und jetzt …. Jetzt wird sie verschachert.

Sie wird den „Eysernen Nagel“ aufsuchen. Aber das will geplant sein.
Froh über diesen Entschluss schleicht sie ins Haus zurück.

An diesem Abend schläft sie lächelnd ein.
Der Drang nach Freiheit IV - Marlis von Todendorp
Marlis zögert, sieht aber keine andere Möglichkeit, als zuzustimmen. Piet scheint ihr zumindest ein zuverlässiger Partner zu sein. Er ist zwar schon ziemlich alt (sie schätzt ihn auf 35 Lenze), strahlt aber Kompetenz aus. Wie würde es wohl sein, Monate mit ihm an ihrer Seite zu verbringen? Nach ihren jüngsten Erlebnissen muss sie davon ausgehen, dass es genau darauf hinausläuft.

„Also“, sagt Piet „zunächst brauchst Du einen Schlafplatz. Ich kann nicht garantieren, dass ich innerhalb von ein, zwei Tagen ein passendes Schiff finde. Du musst vorsichtig sein, wenn Du nach draußen gehst. Die Knechte Deines Vaters wissen jetzt auch, wie Du aussiehst. Versuche, drin zu bleiben und geh nur raus, wenn es gar nicht anders geht. Wenn Du das Gefühl hast, Jemand hat Dich erkannt musst Du mir sofort ein Zeichen geben. Vielleicht wäre es sogar klüger, wir nehmen uns gemeinsam ein Zimmer.“

Das sieht sie eher skeptisch, waren ihr seine ersten Annäherungsversuche doch noch ziemlich frisch im Gedächtnis. Er sieht ihren Blick. „Wir haben eine Geschäftsvereinbarung. Ich werde nichts tun, was Du nicht willst. Aber mit einem Partner an Deiner Seite wirst Du nicht als Freiwild angesehen. Selbst alleine im Zimmer bist Du nicht sicher. Hier mitten in Hamburg werden des Öfteren Frauen einfach entführt.

Sie denkt angestrengt nach. Was, wenn er ein Betrüger ist und ihr Gold stiehlt? Was, wenn er sie mit auf ein Schiff nimmt und irgendwann auf hoher See über Bord wirft? Was, wenn er sie im Mittelmeer in die Sklaverei verkauft? Was, wenn sie in Hamburg bleibt und am Galgen endet, weil der ekelhafte, geldgierige Mann ihrer Mutter ihr nicht an die Wäsche durfte? Ihr war, als müsse sie sich zwischen Pest und Cholera entscheiden.

Sie sieht ihn an und versucht, ihn einzuschätzen. Okay, er trägt eine Waffe. Das ist in diesen rauen Zeiten nichts Ungewöhnliches. Er war offensichtlich schon weit rumgekommen. Schlecht sieht er nicht aus. Er ist bestimmt eine halbe Elle größer als sie, hat ein hartes Gesicht, bestimmt hat er schon viel erlebt. Seine Augen sind von einem lebhaften grün, welches sie eigentlich eher bei einer Frau vermutet hätte. Seine Haare sind braun. Er macht einen gesunden Eindruck und hat ganz passable Hände und Zähne.

An der linken Augenbraue trägt er eine ziemlich auffällige Narbe, die Hände zeigen auch Zeichen von harter Arbeit und Narben. Sein Körper ist schlank und muskulös. Beim Betrachten wird sie irgendwie nervös, kann das aber nicht einordnen.

Sie gibt sich einen Ruck. „Mietest Du ein Zimmer für uns? Ich vertraue darauf, dass Du mich mit Respekt behandelst.“

Er lächelt und fragt: „Da Du ja keinen Namen mehr hast, wie darf ich Dich denn zukünftig nennen?“

„Meine Mutter hieß Elke von Todendorp. Ihr zu Ehren will ich ihren Namen annehmen. Marlis von Todendorp.“

„Also, Marlis von Todendorp. Auf ein gutes Gelingen. Ich miete schnell ein Zimmer und hole Dich dann hier ab.“

Piet verlässt die Spelunke. Inzwischen ist es tiefe Nacht geworden. Marlis plagt ein menschliches Bedürfnis und sie verlässt die Spelunke und sucht den Abtritt. Sichtlich erleichtert will sie wieder zurück, als plötzlich ihr Vater vor ihr steht! Vor Schreck zuckt sie zusammen. Sein Gesicht zuckt, er ist betrunken und zeigt sofort mit dem Finger auf sie. „Wenn Du schreist, bist Du tot! Ich will mein Gold zurück. Gib mir mein Gold, dann kommst Du vielleicht lebendig aus der Sache raus!

Sie tritt zwei Schritte zurück, er kommt hinterher. Hinter ihnen rauscht die Elbe. „Bitte geh doch einfach weg.“ fleht sie. „Lass mich einfach gehen!“ „Nein, erst darfst Du mir einen blasen, dann gibst Du mir mein Gold und dann – erst dann – kannst Du darüber nachdenken, ob Du mich um irgendwas bitten kannst. Ich weiß, dass Hans Dir geholfen hat. Ihn und seine kleine Freundin nehme ich mir als nächstes vor.“

„Einen blasen?“ Irgendwie kann sie mit dem Ausdruck gar nichts anfangen. Aber sie denkt, dass sie es nicht machen möchte.

„Blasen, nuckeln, was auch immer. Mädel, hast Du etwa noch nie einen Schwanz gesehen?“

Endlich begreift Marlis und sagt spontan: „Eher nicht.“

Langsam kommt er auf sie zu und sie geht rückwärts auf das eiskalte Wasser zu. „Und wenn ich es nicht mache? Ertränkst Du mich dann oder bezichtigst Du mich lieber der Hexerei?“

„Hmmm ich bin mir noch nicht sicher, was mir mehr Spaß macht. Das Problem mit der Hexerei ist halt, dass es Zeugen gibt. Nachher sagt noch Dein Bruder gegen mich aus. Und ich kann schlecht beweisen, dass Du ein Bastard bist und nicht von mir. So wie ich Dich einschätze, hast Du das Gold nicht in der Kaschemme gelassen, sondern trägst es am Körper. Also rück’ es einfach raus. Und wenn Du dann richtig nett zu mir bist, lasse ich Dich laufen.“

Marlis sieht ihn an. Klar hat sie das Gold am Körper. Und sie vertraut ihm nicht. Mit dem Gold ist sie mehr wert als ohne. „Entweder Du gehst weg oder ich springe ins Wasser. Und dann ist es weg für immer.“

Der Alte ist zwar listig, aber ziemlich betrunken. Er geht nicht weg, sondern versucht Marlis in die Enge zu treiben. Nur noch zwei Schritte trennen sie vom eiskalten, reißenden Fluss. Plötzlich – wie aus dem Nichts – taucht Piet auf und packt den Alten am Kragen. Der hat dem Jüngeren nicht viel entgegenzusetzen. Piet schiebt ihn zum Kai und lässt ihn in das tödliche Wasser schauen. Ohne lange zu fackeln wirft er Egon hinein. Der japst ein-, zweimal, dann kann er nicht mehr atmen, schlägt um sich und versinkt ziemlich schnell.

Marlis stöhnt auf. „Das kannst Du nicht machen, das ist Mord! Hol ihn da wieder raus!“ Sie trommelt auf seiner Brust und er hält sie fest. Beschwörend redet er auf sie ein: „Er hat sich selbst in diese Lage gebracht. Er wollte Dich töten. Und wenn er davongekommen wäre, er hätte Dir spätestens morgen die Inquisition auf den Hals gehetzt. Sei vernünftig. Er ist schon längst tot, bei diesen Temperaturen geht es rasend schnell. Er hätte nicht nur Dich, sondern auch Deinen Bruder vernichtet. Ich habe alles gehört und wollte mal sehen, wie weit das Schwein geht.“

Piet ist ziemlich unglücklich über die Situation. Der einzige Vorteil bei der Sache ist, dadurch dass er den Alten am Kragen hatte hat er keine Spuren hinterlassen. Keine Knochenbrüche, keine rätselhaften Verletzungen. Der betrunkene Alte ist einfach abgerutscht und ins Wasser gefallen.
****rio Mann
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Die Insel "O"
Herzog Albrecht von Österreich, genannt Albrecht mit dem Zopfe, lutschte am Palmsonntag des Jahres 1395 an den kernigen Brustwarzen einer Laxenburger Bauerndirne namens Fudrun.

Die nasse Magd hatte einen derart großen Busen, dass der Lehensherr seinen ganzen Kopf zwischen ihren üppigen Geräten vergraben konnte. Beinahe drohte er zu ersticken, sofern ihn die Hure nicht am namensgebenden Zopfe wieder aus den mächtigen Fleischbergen hervorzog und ihn zu Atem kommen ließ. Dabei lief ihm der Saft aus den Mundwinkeln.

Am Luftmangel hatte es also nicht gelegen, dass Herzog Albrecht kurz nach diesem sexuell erregenden Ereignis tatsächlich das Zeitliche segnen musste. Nein, das hatte einen anderen Grund.
In der Zeit vor Ostern war es nämlich verboten, das Fasten zu brechen. Tat man es dennoch, wurde man vom Teufel geholt und von diesem in ein tiefes Höllenfeuer gestoßen. Dort musste man angeblich elendigliche Dinge erleiden. Genaues wusste zwar niemand, aber man hörte so Einiges.


"Du spinnst doch wohl!", schrie Albrecht den Teufel an. "Ich habe doch keine Melonen gefressen in der Fastenzeit, ich wüsste nicht einmal ob mir das schmeckt!"
"Keiner hat behauptet, dass du sie gegessen hast", entgegnete der Teufel, "aber abgelutscht hast du sie gewiss, das habe ich selbst gesehen."
"Das sind doch keine Melonen, du Depp", schimpfte der Herzog und deutete abfällig auf Fudruns riesige Möpse. "Diese armseligen Lappen gehen doch höchstens als ein Paar ausgedürrter Feigen durch! Zwei dünne haarige Nüsschen. Faltige Fladen eher, die noch dazu..."

Weiter kam er nicht, da hatte ihm die Dirne mit dem Reisbesen einen Scheitel gezogen, dass Albrecht samt seinem Zopfe die Augen verdrehte und benommen zu Boden sank. Selbst als er schon wehrlos dalag, drosch die Wütende mit dem Besen fest auf ihn ein und meinte, dass sie ihm gleich zeigen würde, wie haarige Nüsschen in der Fastenzeit schmecken. Nämlich seine eigenen!

Da hatte der Teufel Erbarmen, und wandte ein: "Der Herzog hat das sicher nicht so gemeint. Ich habe ihn wohl auch etwas unter Druck gesetzt."
"Jetzt kommst mir du auch noch blöd, oder was?", drohte die Dirne nun dem Satan und erhob gegen ihn den Besen.
Der Teufel riss die Augen auf, schnappte den Herzog gerade noch an einem Bein und nahm Reißaus!


Als sich die beiden in Sicherheit gebracht hatten, erörterten sie in aller Ruhe die Situation. Vorschriftsgemäß hatte also der Teufel den Herzog geholt, weil dieser an zwei üppigen Melonen genuckelt und sich damit der Sünde des "Fastenbrechens" schuldig gemacht hatte. Bei genauerer Betrachtung war der Vorwurf nun jedoch nicht mehr haltbar. Selbst der Teufel musste eingestehen, dass diese Art von "Melonen" nicht zu den sündigen Genussmitteln zählten.

Der Herzog gab seinerseits zu Bedenken, dass diese extremen Geräte der Landdirne womöglich sogar noch größer gewesen wären als handelsübliche Melonen. Es müsse doch auch dem Teufel einleuchten, dass man sich so eine Gelegenheit nicht einfach entgehen lässt. Was wäre man denn da für ein Mann?

Jaja, das leuchtete dem Gehörnten durchaus ein. Aber zurückgeben konnte er den Herzog nun nicht mehr. Denn wen der Teufel einmal geholt hatte, den gab er nicht mehr frei. Wo käme man denn da hin?

Das sah auch der Herzog ein. "Teufel auch", ärgerte er sich.
"Was wäre mit einem Pakt?", fragte Beelzebub.
"Was schwebt dir vor?", fragte Albrecht und spielte mit seinem Zopfe.
"Wir lassen dich offiziell sterben. Sagen wir, du erstickst an einer dürren Feige. Und dafür erhältst du ein schönes Begräbnis mit christlicher Salbung. Ehre gerettet!"

"Mir scheint, da steckt der Teufel im Detail", sagte der Herzog. "Was habe ich davon? Dann bin ich ja immer noch tot, und die Würmer beißen mir in den Arsch!"
"Pfui Teufel, so etwas sagt man nicht", sagte der Teufel. "Du wärst nur offiziell hinüber. Wenn es unter uns bleibt, könntest du durchaus noch ein paar Jährchen in Gesundheit und Wohlstand daranhängen. Natürlich weit weg von hier und unter einem anderen Namen. Was sagst du?"
"Ich wäre nicht mehr Albrecht mit dem Zopfe?"
"Nein, aber du könntest leben wie im Paradies!"
"Wo ist der Ort, den der Teufel als das Paradies ansieht?", fragte der Herzog.
"Es ist die Stadt Hamburg im Norden", sprach der Teufel.
"Ich bräuchte etwas zu tun", sagte der mit dem Zopfe, "etwas Tugendhaftes."

"Nun, du könntest dich dort gegen die Verwahrlosung des Weibsvolks engagieren", erklärte der Deixel. "Seit meiner letzten Pest-Epidemie will das Hurengewerbe einfach nicht mehr in die Höhe kommen. Lieber versaufen die Seeleute ihre Heuer in den Spelunken, anstatt sie mit diesen dummen, manierlosen und dreckigen Weibern zu verschwenden und dabei Gefahr zu laufen, sich eine Hautkrankheit einzufangen. Es gibt derzeit praktisch keine brauchbaren Nutten in Hamburg. Das Geschäft ist am Boden, du könntest ein Vermögen machen!" So warb der Teufel um den Herzog.

Albrecht überlegte eine Weile. Dann stand er auf und rief: "Schlag ein, Klumpfuß, wir haben einen Pakt! Ich werde der größte Hurenhändler von der Nordtsee. Die besten und teuersten Mädchen werden wir ausbilden und in die Hamburger Meile bringen. Unser Ausbildungsprogramm wird hart, aber die Mühe wird sich lohnen. Die ehrbaren Seeleute werden die Piraten überfallen, nur um an einen Goldtaler für unsere Edel-Schwalben zu kommen! Ich brauche eine geheime Ausbildungsstätte außerhalb der Stadt, wo ich die Huren abrichten werde."

Da schlug der Teufel ein: "Du bekommst deine Hurenschule, mit allem Drum und Dran. Ein hochgemauerter Turm, umgeben von einer Flanier-Trainingswiese und Wasser. Es ist die Insel 'O' – sie liegt direkt an der Elbmündung, kein Schiff kommt ungesehen an ihr vorbei."

"Die Insel 'O', welch passender Ort für eine Hurenschule", sagte Albrecht mit dem Zopfe.
"Wie willst du dich nennen, wenn du in Hamburg unse.. – äh – deine Geschäfte machst?", fragte der Teufel und bekam ganz feurig funkelnde Augen.
"Ich werde Wylandt heißen", sagte Albrecht.
"Nur Wylandt?", fragte der Teufel. "Ohne Beinamen? Kein Zopf mehr?"

"Doch", sagte der Herzog. "Ich bin Wylandt. Wylandt mit dem Zipfe!"
*****div Frau
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Ells
Sie hatte sich in den letzten Winkel vom Eysernen Nagel zurückgezogen. Die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht gezogen, musterte sie die übrigen Besucher sehr aufmerksam. Seit einer Woche besuchte sie jeden Abend eine andere Spelunke, in der Hoffnung endlich jemand zu treffen, der sie zu den Piraten führen könnte. Dieses Exemplar gegenüber vielleicht? Rotgraues Haar, selbst in einen dunklen Umhang gehüllt. Nein – so stellte sie sich keinen gefährlichen Piraten vor. Er hatte eher etwas von einem mit allen Wassern gewaschenen Großhändler, der sie übers Ohr hauen wollte. Dabei sprang ihm der Schalk aus den Augen, während er heftig an seiner Pfeife zog. Nein – im Leben nicht war das ein Pirat. Vielleicht der wesentlich jüngere Rotschopf auf der anderen Seite, der gerade der Dirne tief in den Ausschnitt sah? Ein Riese, soweit erkannte sie auch im Sitzen. Aber er sah viel zu lieb aus. Nicht wie dieser rattengesichtige Kapitän, an den sie in Rotterdam geraten war.

Ohne das Geld für den Wein würde sie sich zuhause bei ihrem Vater auf Burg Bärwelstein nicht mehr blicken lassen können, soviel war sicher. Unglücklicherweise hatte sie geglaubt, was der Kapitän in Rotterdam ihr versichert hatte. Während sie die kurze Strecke von Worms nach Köln und auch von dort mit dem Segelschiff weiter den großen Strom flussabwärts im gesicherten Verbund mit anderen Händlern unterwegs gewesen war, kam ihr das schon merkwürdig vor. Auf seinem Schiff würden die Fässer und sie so sicher sein, wie in Abrahams Schoß, hatte der Halunke beschwichtigend gemeint. Den Begleitschutz könnte man sich sparen. Sein gieriger Blick auf die Goldstücke hätte sie misstrauisch machen müssen. Nun ja, er hatte es als erster mit dem Leben bezahlt, dachte sie grimmig. Ihr Verlust - der komplette Jahrgang des vergangenen Jahres. Ein ausgezeichneter Jahrgang; der Wein war so süffig, dass sie auf dem Hamburger Markt einen sehr guten Preis dafür erhalten hätte. Wenn, ja, wenn sie den Wein nur hätte liefern können.

Vom ersten Erkennen der Raubkogge am Horizont bis zum Beidrehen an der Reling war erschreckend wenig Zeit vergangen. Noch weniger Zeit, bis die Männer tatsächlich an Bord waren. Zu wenig Zeit, klare Gedanken zu fassen. Genug Zeit, das an Backbord verzurrte kleine Beiboot mit einem beherzten Messereinsatz vom Seil zu befreien, vom Schiff zu stoßen und hinterher zu springen. Dass hinter ihr eigentlich so gar kein Schlachtgetümmel aufkommen wollte, bekam sie nicht mehr mit.

Sie hatte Glück, das Boot landete auf der richtigen Seite und sie mit einem beherzten Sprung genau darin. Keiner achtete auf sie. ‚Sehr gut‘, dachte sie zuerst. Bis sie realisierte, dass sie in dieser Nussschale im eisigen Meer verloren sein würde. Sie versuchte erst, mit den Händen zu paddeln, ohne großen Erfolg. Die Paddel, die tatsächlich unter einem Stück Segeltuch lagen, übersah sie in ihrer Panik. Dass sich das Segeltuch immer wieder bewegte, übersah sie ebenso. Eher beschäftigte sie sich damit, das Wasser aus ihrem Rettungsgefährt immer wieder heraus zu schöpfen, das ständig hinein schwappte. Irgendwann übermannte sie vor Erschöpfung der Schlaf. Als sie schließlich wieder erwachte, völlig durchnässt und halb erfroren, dankte sie ihrem Herrn und Schöpfer. Vielleicht hatte aber auch der Meeresgott kurz einen Blick auf ihr Haar geworfen und festgestellt, sie müsse eine seiner verschollenen Töchter sein und hatte sie sanft an die morastige Küste gepustet.

Die Bedienung stellte ihr endlich einen Becher mit Wein vor die Nase. Beim ersten vorsichtigen Nippen daran wurde ihr geübter Gaumen von Verzweiflung heimgesucht. Das Zeug brannte in der Kehle wie Essig. Tränen blieben in ihren fast weißen Wimpern hängen. Ein heftiger Hustenanfall folgte, ihr Umhang rutschte dabei zu Boden und offenbarte ihr weißblondes Haar, in kunstvollen Flechten um den Kopf gelegt und eine kleine Gestalt, mit äußerst weiblichen Attributen, allerdings in sehr abgerissener Kleidung. Die Umsitzenden hielten in ihren Gesprächen inne, musterten sie kurz, bevor sie ihre Gespräche wieder aufnahmen.

Nur einer, einer blickte auf und vergaß wieder wegzuschauen, auch nachdem Ells erfolgreich wieder Luft bekam und der Umhang sie abermals fast unsichtbar machte.

©mariediv 01/2018
Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
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Lütten Hannes hat eine Erscheinung
Da war er nun also. Hockte in der Ecke mit krummem Rücken unter dem Bord mit den Zinnkrügen. Trank das dünne und saure Bier, das hier ausgeschenkt wurde und dachte etwas wehmütig an die kleine Schenke am Hafen von Wysmar zurück. Die Stadt hatte einige Berühmtheit erlangt seit ihr das Stadtrecht zugestanden worden war. Der Schiffe wegen, die hier gebaut wurden und wegen der Braukunst. Hannes hatte Beides zu schätzen gelernt.

Er nahm mit den Fingerspitzen die letzten Krumen seiner Mahlzeit auf und steckte sie sich in den Mund, während sein Blick durch den Schankraum geisterte. Es war früher Abend und noch war der „Eyserne Nagel“ nicht gefüllt.
Dort drüben dieser Kerl nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Seine Tabakspfeife dampfte gewaltig und der Rauch mischte sich mit den tausend anderen Gerüchen, die den Raum erfüllten. Man musste schon ein wenig Zeit in Räumen wie diesen verbracht haben, um die besondere Atmosphäre genießen zu können. Hannes kannte mit seinen sechsundzwanzig Lenzen die eine oder andere Seemannsschenke entlang der Küste der Ostsee und Frieslands. Er war von Wysmar aufgebrochen, weil ihm ein Gewährsmann den Rat gegeben hatte, hier in Hamburg sein Glück zu versuchen.

Die Zeit der Vitalienbrüder in Wysmar ging dem Ende zu. Seine, Hannes’ Hoffnung, bei einem der berühmt berüchtigten Kapitäne anheuern zu können, die noch vor wenigen Jahren im Hafen der Residenzstadt unbehelligt vor Anker gehen konnten, hatte sich nicht erfüllt. Störtebeker war seit Monaten nicht mehr vor der Küste aufgetaucht. Godeke Mychel, so hatte es gerüchtehalber am Hafen von Wysmar geheißen, würde hin und wieder heimlich und unentdeckt in Hamburg auftauchen. Der Name dieser Spelunke hier war ihm zugeraunt worden. Da seine Ausbildung in Wysmar abgeschlossen war, die Zahlungen aus Stralsund ausblieben, seit sein Bruder Merten die Werft des Vaters übernommen hatte und ihn zudem die Lust nach Abenteuern umtrieb, hatte er sich kurzerhand auf den Weg in die große Stadt am Strom gemacht.

Jener dort in dem schwarzen Umhang, den Hut tief ins Gesicht gezogen, die Pfeife im Mundwinkel, er stach irgendwie heraus. Hannes hätte nicht zu sagen gewusst, warum. Er wirkte souverän und aus seinen sparsamen Bewegungen sprach eine gewisse heitere Gelassenheit. Er scherzte mit der Bedienung, schlug ihr beherzt auf das Hinterteil, aber Hannes sah, dass dies in gewisser Weise Fassade war. Wenn dies ein Vertrauter von Mychel war, würde es sich vielleicht lohnen, ihn anzusprechen?

Ein „Mädchen“ schob sich in sein Blickfeld, nicht eben eine Schönheit und von Jugend konnte auch schon fast nicht mehr die Rede sein. Dafür waren ihre „Auslagen“, mit denen sie die Aufmerksamkeit der Seemänner zu erregen suchte, sehenswert. Dann wurde Hannes sich bewusst, wo sich sein Blick festgesogen hatte und er wandte sich abrupt ab. Der Dämmer in der Ecke unter dem Bord verdeckte, dass er errötete.

Seine Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht hielten sich in Grenzen und das war schon eine ziemliche Übertreibung. Alle hatten ihn beschworen, sich von den Dirnen am Hafen fern zu halten. In Wysmar, wo er die letzten zehn Jahre als Lehrling und Geselle eines angesehenen Schiffsbauers zugebracht hatte, war ihm das nicht schwergefallen. Dort hatte seine schmachtende und unbeholfen romantische Aufmerksamkeit Neele gegolten, der Tochter seines Meisters und fast väterlichen Ratgebers. Aber Hannes, gleichwohl aus gutem Hause, war der vierte von vier Brüdern und sein Erbe schien nicht eben üppig auszufallen, auch wenn es der Werft seiner Familie in Stralsund gut ging. Die Flotte der Wendischen Hanse bestand zu einem Gutteil aus Koggen, die die Handschrift Sven Johann Johanssons trugen.

Sein Meister hatte ihm ziemlich unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er für Neele andere Pläne hatte und so war es im letzten Frühjahr auch gekommen. Hannes wollte es sich nicht so ganz eingestehen, aber die Verlobung Neeles mit einem Reeder aus Rostock hatte ihm einen ziemlichen Stich versetzt und ihm seine Entscheidung, nach Hamburg zu gehen, in gewisser Weise erleichtert.

Die Dirne war neben ihn an den Tisch getreten und beugte sich tief zu ihm herunter. Der Einblick war grandios und versetzte Hannes in einige Aufruhr.
Neben ihm begann jemand heftig zu prusten. Weintröpfchen sprühten durch die Luft und trafen noch Hannes rechten Handrücken. Sein Kopf ruckte von den Bergen und Tälern zu seiner Linken herum und er sah, wie ein dunkler, weiter Umhang sich von einer kleinen Gestalt am Tisch an der anderen Wand löste und gleichsam über die Schultern hinabfloss wie träges Wasser. Er gab preis, was er noch kurz vorher geschickt unkenntlich gemacht und verborgen hatte: Ein schönes, ebenmäßiges Gesicht mit dunklen Brauen, die in seltsamem Kontrast zur Farbe des flachsblonden Haars standen. Hannes sah im unruhigen Licht der Funzel nur ihr linkes Auge einen Moment erstrahlen wie die sonnenbeschienene See vor Visby.

Die Frau war nicht mehr ganz jung, aber das Leben hatte ihr noch nicht zugesetzt. Die schäbige Kleidung konnte kaum verdecken, dass sie eine Frau in ihrem Zenit war.
Nicht, dass Hannes das wirklich beurteilen konnte. Er sah etwas Anderes dort drüben: Das Bild seiner Mutter. Vater hatte sie malen lassen und Hannes einzige Erinnerung an sie war dieses Bild gewesen.
Sie war bei seiner Geburt gestorben.
Hannes spürte, dass er die Frau anstarrte wie eine Erscheinung. Für ihn war sie das, fürwahr! Sie kam zu Atem, raffte den Umhang und verbarg sich erneut darin.
Plötzlich waren der verwegene Mann mit der Pfeife und selbst Godeke Mychel unwichtig geworden.
Lütten Hannes hatte es buchstäblich erwischt.

© 2018 Whisper2001
******_wi Mann
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Jakob 3
Langsam glitt die "fliegende Spinne" in Marseille ein. Obwohl erst Ende Jänner, war es angenehm warm im Vergleich zum kalten Hamburg. Jakob gab der halben Mannschaft frei, die andere Hälfte musste die Vorräte an Bord ergänzen, damit man jederzeit wieder in See stechen konnte. Die Piratenflagge wurde natürlich eingezogen und man gab sich ganz seriös als Händler aus Hamburg aus.

Auch Jakob ging von Bord. Er kannte die Stadt von früher sehr gut, hier kamen viele Handeslsrouten zusammen. Auf seinen Reisen mit dem alten Kapitän waren sie daher sehr oft hier, um Waren aus Marokko, Byzanz oder sogar aus China, welche über die Seidenstraße ans Mittelmeer gelangten, zu kaufen und mit großem Gewinn in Hamburg weiter zu verkaufen. Viele Nächte, viele Saufgelage und viele Raufereien hatte er hier erlebt und dank seiner Ausstrahlung konnte ihm keine Frau widerstehen.

Sein erster Weg führte ihn zu Giaccomo, einen Venezier, der irgendwie in Marseille gestrandet war und hier sein eigenes Wirtshaus betrieb. Es war aber mehr als ein Wirtshaus. Zu Giaccomo kamen alle, Seeleute, Edelmänner, zwielichtige Gestalten, Piraten und Huren, Hauptsache, sie hatten Geld und konnten die Dienstleistungen bezahlen oder halfen, dass für Giaccomo sonstwie die Rechnung stimmte. Dazu gab es im Keller Räume, wo sich die Schmuggler trafen, oberhalb der Gaststube befanden sich einige Zimmer, in denen die Prostituierten ihrem Gewerbe nachgingen und in der Gaststube fand man jede Menge verborgener Ecken, in denen man diskret seine dunklen Geschäfte abwickeln konnte. Bei Giaccomo gab es alles, gutes Essen, süßen Wein, die schönsten Frauen des ganzen Mittelmeers und wenn man dafür zahlen konnte, auch Informationen. Er konnte fast alles besorgen, vorausgesetzt, man zahlte dafür.

Giaccomo erkannte Jakob sofort. "Jakobe, mio fratro caro!" rief er durch die Gaststube und die beiden Männer umarmten sich. Viele gemeinsame Nächte hatten sie hier schon verbracht. Giaccomo, ein sehr gebildeter Mann aus Venedig, über den es das Gerücht gab, ein in Ungnade gefallener Sohn des Dogen Antonio Venier zu sein und Jakob, der dank seiner Mutter ebenfalls eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Bildung hatte, waren seit ihrer ersten Begegnung Freunde. Zwei etwa gleich alte, starke Männer, die trotz ihrer Jugend alleine mit ihrer natürlichen Autorität Dinge veränderten. Giaccomo hatte Jakob oft vor Banditen, die von ihm übers Ohr gehauen wurden, oder vor rachsüchtigen Frauen, denen Jakob das Herz gebrochen hatte, beschützt. Jakob wiederum half Giaccomo mehrmals bei der Verteidigung seiner Besitztümer, wenn Piraten Marseille heimsuchten.

Nach einem langen Essen, einigen Bechern Wein, dem Austausch von Erzählungen über alles, was sich seit deren letzten Begegnung ereignet hatte rückte Jakob mit seinem Anliegen heraus, der Entführung von Angelina und seiner Suche nach dem schwarzen Piraten Louis. Giaccomo versprach, seine Fühler auszustrecken und Jakob Antworten zu liefern.

Draußen war es bereits dunkel, also blieb Jakob noch in der Gaststube. Die Magd, die ihn bediente, durfte sich zu ihm setzen und mit ihm etwas trinken, Giaccomo wusste, Jakob würde für die entfallene Arbeit bezahlen. Die Magd war keck, aber provokant, sie wusste, wen sie an der Angel hatte und Jakob, der schon einige Wochen keine Frau mehr hatte, war kaum mehr zu bändigen. Seine Hände suchten unter ihrem Rock nach dem Allerheiligsten und als er es gefunden hatte, wusste er, sie war bereit für ihn. Lachend liefen sie die Stufen ins obere Stockwerk, wo sie in einem der Zimmer verschwanden und vor Sonnenaufgang nicht mehr gesehen wurden.

(c) Aratus 2018
*****cat Paar
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Gruppen-Mod 
Katterein
Ihre kalten Finger krallten sich in das klamme Netz, welches sie aus der Elbe hievte. Ihr betrunkener Onkel lallte lauthals „Nischnutschige Göre, tu machsdss gansche Netsch kaputt!“ und schwenkte die tönerne Flasche mit gepantschtem Wein hin und her. Umständlich versuchte er sich aufzurichten, kippte aber immer wieder an die Reling. Er rülpste noch einmal und war wieder eingeschlafen.
Katterein wischte sich mit dem schmutzigen Ärmel die Stirn. Mit seiner Hilfe war wieder Mal nicht zu rechnen.

Nur mit großer Anstrengung holte sie das Netz ein und ließ die glitsche Fracht auf die Planken gleiten.
Barbe, Gründlinge, Bitterlinge, Döbel, Moderlieschen. Plötzen, eine Nase, drei Quappen und ein paar Rotfedern hatten sich verheddert.
Gar kein schlechter Fang. Sie beeilte sich die zappelige Fracht in das offene Fass zu werfen. Viel Salz war da nicht mehr drin. Es war zu teuer und ihr Onkel versoff das hart verdiente Geld.

Seit ihre Eltern dem schwarzen Tod zum Opfer gefallen waren, war sie froh, bei ihrem Oheim untergekommen zu sein. Auch ihre Tante und ihre zwei Cousins hatte es nicht überlebt.

Auf der Unterelbe hatten die Finkenwerder schon immer gefischt. Die Fischerei war in ihrer Familie Tradition. Allerdings eher etwas für Männer. Nur waren ihre Vetter nicht mehr am Leben und ihr Onkel ständig duhn.

Bewundernd schaute sie auf die großen Koggen, die in die Häfen fuhren, um ihre exotische Fracht auszuladen. Das waren echte Schiffe und nicht so ein schimmliges Stück Holz, was sich Fischerboot nannte.
Sie brachte die Ausbeute des heutigen Tages zum Umschlagplatz. Endres kümmerte sich um das Geschäftliche. Er war sicher nicht ganz ehrlich und behielt einen großen Teil zurück aber was sollte sie machen. Als Frau konnte sie unmöglich die Ware feil halten.
Ihr Blick fiel auf ihren schnarchenden Onkel. „Los Karl, steh schon auf!“ Sie versuchte den betrunkenen Mann hochzuhiefen. Er taumelte auf den eisigen Anleger. „Bring misch tschum roschtischn Naschel!“ knurrte er mit seinem alkoholisierten Atem. „Eyserner...der Nagel ist eisern....Meinst du nicht, du hast schon genug?“, fragte Katterein und hakte ihn unter. „Sach du mir nisch, wann isch genuch hab..hicks!
Und so nahm sie Kurs auf die gewünschte Kaschemme, um ihren Onkel dort abzusetzen.
Profilbild
****012 Frau
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Isabella (1)
„Verdammte Pfeffersäcke!“ Mit einem energischen Tritt ließ Isabella die schwere Eichentür hinter sich ins Schloss fallen. Endlich allein! Aufatmend sank sie auf einen Schemel in der kleinen, aber recht gemütlichen Kammer, die sie sich in einem der besseren Gasthäuser Hamburgs geleistet hatte. Das „Goldene Einhorn“ war zwar etwas teurer, bot dafür aber einige Annehmlichkeiten. Weitgehend flohfreie Betten zum Beispiel, durchaus trinkbaren Wein und eine passable Küche. Vor allem aber einen Luxus, den sie an diesem Abend besonders zu schätzen wusste: Ruhe. Man musste hier nicht befürchten, dass betrunkene Seeleute vor der Tür randalierten oder man von den theatralischen Schreien einer übermotivierten Hure aus dem Schlaf gerissen wurde. Für derlei Lokalkolorit hatte sie heute nun wirklich keinen Sinn mehr.

Es war ein anstrengender Tag gewesen. Seufzend schloss sie für einen Moment die Augen und massierte ihre Schläfen. Das Ausmaß an Dummheit, Standesdünkel und männlicher Eitelkeit, mit dem sie in den letzten Stunden konfrontiert gewesen war, hatte ihre Nerven bis aufs Äußerste strapaziert. Ihre Kiefer fühlten sich wie versteinert an, so fest hatte sie zeitweise die Zähne zusammengebissen. Und sie hatte das Gefühl, als klebe ihr das falsche Lächeln immer noch im Gesicht. Wie konnte ein einziges Dutzend Kaufleute nur dermaßen verbohrt sein? Ein Geheimtreffen der Hanse hatte sie sich irgendwie ein bisschen anders vorgestellt.

Dabei war sie zunächst mehr als begeistert gewesen, als Heinrich Thorsteyn sie zu dieser Versammlung in seinem Haus eingeladen hatte. Mit dem reichen Gewürzhändler verband sie eine langjährige Geschäftsbeziehung. Erst vor ein paar Monaten hatte sie einen kleinen Spionage-Auftrag zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt. Tatsächlich war es ihr gelungen, ihre Nase tief in die ebenso delikaten wie strafbaren Geheimnisse eines seiner Konkurrenten in Lübeck zu stecken. Das hatte dem unglücklichen Lübecker den gesellschaftlichen Ruin, Thorsteyn ein paar äußerst lukrative Geschäfte und ihr selbst eine erkleckliche Summe Goldes eingebracht. Und eben dieses unwiderstehliche Angebot.

Eine Frau mit ihren Fähigkeiten sei genau das, was die Hanse jetzt brauche, hatte der Gewürzbaron erklärt. Sie habe ja sicher schon von den Vitalienbrüdern gehört? Das Piratengesindel mochte ja in der Vergangenheit mitunter ganz nützlich gewesen sein. Nun aber entwickelte es sich zum echten Problem. Als anständiger Kauffahrer war man ja auf der Ostsee seines Lebens nicht mehr sicher! Von Schiff und Ladung ganz zu schweigen. Und es gab immer wieder Gerüchte, dass die Kerle ihre gottverdammten Aktivitäten auch zunehmend Richtung Hamburg und Nordsee orientierten.

Man musste da dringend etwas unternehmen! Nur was? Die Vitalienbrüder waren unberechenbar wie die See und mit allen Salzwassern gewaschen. Es war, als leite der Satan persönlich ihre Unternehmen und schicke ihre Schiffe immer genau dorthin, wo es am lukrativsten war und wo man sie nicht erwartete. Es gab nur eine Chance: Man musste mehr über diesen tückischen Feind herausfinden, seine Pläne und Operationsweisen auskundschaften. Wäre das nicht eine reizvolle Aufgabe für sie?

Oh ja, das war es ganz gewiss! Für Isabella war Spionage mehr als ein Geschäft. Es war eine Leidenschaft, der sie sich mit Fantasie und Ehrgeiz widmete. Schon als Kind auf der Burg ihres Vaters hatte sie ein Talent dafür gehabt, übersehen zu werden, mit den Schatten zu verschmelzen und Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Und später, als die Entscheidung zwischen Heirat und Kloster anstand und ihr beides wenig reizvoll erschien, hatte sie daraus einen Beruf gemacht.

Zu Hause konnte sie sich seither natürlich nicht mehr sehen lassen. Doch das bereute sie keine Sekunde. Was hatte sie in Diensten von kleinen Adligen und wohlhabenden Kaufleuten, von politischen Ränkeschmieden und skrupellosen Abenteurern schon alles erlebt! Sie hatte wunderbare Orte gesehen und gefährliche Situationen gemeistert, faszinierende Menschen getroffen und in Ausschweifungen geschwelgt, von denen anständige Frauen nicht einmal zu träumen wagten. Und bei all dem hatte sie nicht schlecht verdient.

Doch diese Piratengeschichte konnte die Krönung ihrer bisherigen Laufbahn werden. Was für Möglichkeiten, was für eine Herausforderung! Sie würde ihre gesamte weibliche Raffinesse aufbieten müssen, um nicht unliebsame Bekanntschaft mit einem Säbel oder Entermesser zu machen. Doch sie war schließlich eine Meisterin ihres Fachs. Versiert darin, unauffällig Kontakte zu knüpfen, Fragen zu stellen und Informationen zu sammeln. Wenn es nötig war, konnte sie eine Hafenhure mit ebenso viel Überzeugungskraft darstellen wie eine sittsame Jungfer aus gutem Hause. Keines ihrer Opfer hatte sie bisher durchschaut. Hatte auch nur geahnt, dass sich hinter der harmlosen Maske eine ebenso schöne wie gefährliche Schlange verbarg. Bis es zu spät war.

Und trotzdem hatten diese selbstgefälligen Krämerseelen sie mit einer derartigen Herablassung empfangen! Ob sie sich einer so gefährlichen Aufgabe denn überhaupt gewachsen fühle, hatten sie mit heuchlerischer Besorgnis gefragt. Was eine Dame von offensichtlich guter Herkunft überhaupt in einem solchen Gewerbe zu suchen habe? Ein Fettsack mit Goldkette und grünem Wams hatte sogar mit schmierigem Lächeln zu verstehen gegeben, dass er sie als geeignete Nachfolgerin für sein verstorbenes Weib betrachte…

Isabella war jetzt noch stolz auf ihre Selbstbeherrschung. Mit professioneller Kühle hatte sie die Unverschämtheiten an sich abprallen lassen und auf ihre ansehnlichen Referenzen verwiesen. Mit Unterstützung ihres gewürzhandelnden Fürsprechers war es ihr so schließlich gelungen, das Gremium zu überzeugen: Sie würde die Rettung des Seehandels sein! Der entscheidende Nagel im Sarg der Piraterie! Nach zähem Ringen hatte sie nicht nur den Auftrag bekommen, sondern sogar einen ansehnlichen Vorschuss zur Deckung der ersten Kosten. Eigentlich konnte sie durchaus zufrieden sein! Und je mehr die Anspannung von ihr abfiel, umso deutlicher wurde ihr das klar. Morgen würde sie anfangen, Pläne zu schmieden und sich vielleicht auch schon mal am Hafen umsehen. Sie freute sich darauf!

Lächelnd schälte sich Isabella aus ihrem Kleid und kroch in ihr Bett. Und als sie die Augen schloss, sah sie bereits die Gestade der Pirateninsel Gotland vor sich…


© Kea2012, Januar 2018
*********eber Paar
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Ekaterina Karlowna Wolkowa (1)
Einsam stand die kleine Person, eingehüllt in einen warmen, bodenlangen Zobelmantel, am Heck der „Silbermöwe“.
Die große Kapuze verdeckte ihr weizenblondes Haar. Der eiskalte Wind hatte auf ihr hübsches Gesicht mit den vollen roten Lippen, der kleinen Stupsnase und den blauen, mit grünen und goldenen Sprenkeln versehenen Augen eine leichte Röte gelegt.

Ekaterina Karlowna Wolkowa war erfüllt von Trauer, während sie die Küste schwinden sah und ihre geliebte Heimat in der Ferne versank. Aber auch eine große Erregung ergriff von ihr Besitz angesichts des Abenteuers, welches im unbekannten Hamburg auf sie wartete. Ihr Vater, Karlu Semjonowitsch Wolkow, einer der bedeutendsten Pelzhändler Russlands, der seine Geschäfte im Peterhof in Nowgorod mit der Hanse betrieb, hatte sie seit ihrem achten Lebensjahr, nach dem Tod ihrer geliebten Mutter Faina, alleine groß gezogen und später mit ins Geschäft genommen. Nun, mit 21 Jahren, sollte Ekaterina ihre Ausbildung bei einem befreundeten Kaufmann der Hanse in Hamburg abschließen und außerdem ihre Deutschkenntnisse vervollkommnen.

Langsam begann sie sich von den Strapazen der fast 500 Kilometer über Land in Eis und Schnee zu erholen. In Reval angekommen, hatte sie sich von Ruslan, dem Vertrauten ihres Vaters und ihrem väterlichen Freund, der sie bis dort begleitet und beschützt hatte, verabschieden müssen. Sie war jedoch froh, auf der „Silbermöwe“ in Schura Smirnow einen ebenso zuverlässigen und erfahrenen Beschützer zu haben. Er war auch der einzige, der wusste, wer sie wirklich war, und er würde dieses Geheimnis unter allen Umständen bewahren. Bei ihm fühlte sie sich sicher.
Und noch jemand war Ekaterina aufgefallen. Der neue Steuermann, den Schura in Reval angeheuert hatte.

Er hatte sie vom ersten Augenblick an fasziniert, aber er war so beschäftigt und außerdem ziemte es sich nicht als junge Frau, einen Fremden anzusprechen, geschweige denn, ihm Avancen zu machen.
Ekaterina schüttelte über sich selbst den Kopf. 'Was hast du bloß für Fantasien, dummes Mädchen“,
schalt sie sich und vernahm in eben jenem Moment eine tiefe, sonore Stimme: „Wird es Ihnen nicht zu kalt hier an Deck?“ Erschrocken wirbelte Ekaterina herum und versank augenblicklich im Anblick von zwei Augen, blau wie die Tiefen der See. Ihr Kopf war schlagartig voller Bilder.
Seine Stimme holte sie kurz darauf in die Wirklichkeit zurück.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken. Mein Name ist Tjark Harms, ich bin der neue Steuermann.“
Ekaterina bemerkte, wie sie ihn anstarrte, und ein kleines wissendes Lächeln breitete sich um seine Mundwinkel aus.
„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
Nur ein einziges Wort kam über ihre Lippen: „Carlotta“.



© DieTraumweber(in), Januar 2018
Der Drang nach Freiheit V - Marlis
Gemeinsam gehen sie in die neue Herberge und beziehen das Zimmer. Weinend legt Marlis sich aufs Bett. Piet geht nach unten in die Schänke und besorgt einen Krug Wein und zwei Becher. Er versucht, sie nicht zu lange alleine zu lassen.

Zusammengekauert liegt sie auf dem Bett, ihre schmalen Schultern zucken. Er stellt den Krug und die Becher auf den Tisch und überlegt, ob er sich ihr nähern sollte oder lieber nicht. Verdammt, musste sie es wirklich sehen, wie er den alten Sack umgebracht hat? Was ist, wenn sie ihm nicht mehr vertraut?

Er greift in sein Wams und zieht ein scharfes Messer in einem ledernen Etui hinaus und legt es auf den Tisch. Jetzt hat er ihre Aufmerksamkeit.

„Ich möchte, dass Du das Messer an Dich nimmst. Du solltest in der Lage sein, Dich zu verteidigen, ich möchte Dich nie wieder so wehrlos wissen.“

„Ich weiß nicht, ob ich Jemanden töten kann. Das ist eine Todsünde. Und selbst ein Ablassbrief wird mich niemals von meiner Schuld reinwaschen. Ach wäre ich doch nie geboren, dann wäre das Alles gar nicht passiert.“ Ihre Stimme bricht fast, ihre Verzweiflung bricht ihm fast das Herz.

„Pass auf, Marlis. Ob Du lebst oder nicht, liegt nicht in Deiner Hand. Die Pfaffen erzählen immer soviel von Hölle und Fegefeuer. Aber glaub mir, die Hölle ist hier. In uns und um uns herum. Du bist nicht schuldig am Tod Deines – naja nennen wir es mal Vaters. Das hat er sich selbst zugefügt. Er wollte Dich einfach töten. Das weißt Du doch, oder?“

Sie nickt zögernd und er nimmt den Krug und gießt beiden Wein ein. „Trink mit mir. Das wird Dich beruhigen.“

Sie nimmt den Becher, setzt ihn an und leert in ihn einem Zug. Verblüfft schaut er sie an und gießt nach. Nun wird sie etwas zurückhaltender.

„Ich weiß nicht mal, ob es Gott und Satan gibt.“

Entsetzt guckt sie ihn an. „Das ist Häresie. Wenn Dich die falschen Leute hören, bist Du des Todes.“

„Nee, nee. Dann widerrufe ich und kaufe mich frei. Anscheinend ist Gott bestechlich.“

Marlis ist immer noch völlig entsetzt.

Piet grinst: „Sieh es mal so…. Sollte ich sterben, stehe ich vor meinem Schöpfer. Wenn er Sinn für Humor hat, lacht er mich aus. Hat er Keinen und schickt mich nur wegen meiner Auffassung in die Hölle, ist er ungerecht und Niemand sollte ihn anbeten. Habe ich recht und es gibt ihn wirklich nicht, ist es ja egal.“

Widerwillig muss sie lachen und nimmt noch einen kräftigen Schluck. Piet atmet innerlich auf, die schlimmste Krise scheint überwunden zu sein. Sie schaut sich das Messer genauer an. Es ist aus Stahl, die Klinge ist beidseitig glatt geschliffen, ca. 10cm lang und scheint sehr scharf zu sein. Die Scheide des Messers besteht aus festem, dicken Leder und zur Befestigung hängen Bänder daran.

„Lang ist es ja nicht“, sagt sie zweifelnd. Er grinst süffisant und meint leichthin: „Es kommt wirklich nicht auf die Länge an, eher auf die Technik. Es gibt verschiedene Punkte, wo man bei einem Menschen zustechen kann. Alle können sie tödlich sein, müssen aber nicht. Also ein Stich in die Kehle ist eine ziemlich sichere Sache. Wenn Du den Bauch nimmst, ist der Angreifer auf jeden Fall nicht mehr in der Lage, viel zu machen. Arme und Beine sind gut, wenn Du ihm sein Leben lassen willst. Es sei denn, Du erwischt eine der großen Adern. Dann kann er verbluten.

Ein Stich in die Lunge ist fast immer tödlich, ins Herz auch. Allerdings muss das Messer dann im richtigen Winkel in den Oberkörper eindringen, sonst bleibt es an den Rippen hängen. In den nächsten Tagen werden wir ein wenig üben.“

„Das ist gut, dass ich Keinen töten muss“, sagt sie ziemlich erleichtert. „Manchmal langt ja auch eine Lektion. Und mit der Behandlung von Wunden habe ich bereits erste Erfahrungen sammeln können. Messerstiche waren allerdings noch nicht dabei.“
*********eber Paar
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Tjark Harms
Die Unbekümmertheit dieses Pleskauer Kapitäns war geradezu himmelschreiend. Entweder litt er unter einem völlig übersteigerten Selbstbewusstsein oder er war grenzenlos naiv. Möglicherweise aber auch einfach nur dumm. Tjark Harms, der in Reval neu angeheuerte Steuermann, hatte es von Beginn an kaum fassen können. In Zeiten, in denen Piraten und Kaperfahrer die baltischen Gewässer unsicher machten, auf jedwede Bewaffnung und eine kampferprobte Mannschaft zu verzichten, war in seinen Augen sträflich nachlässig.

Tjark ließ seinen Blick ins Krähennest schweifen, in das er einen der Jungmatrosen, einen nicht einmal zwanzigjährigen pockennarbigen Knaben, hinaufgescheucht hatte, und schüttelte den Kopf. So würde das Schiff eine leichte Beute werden. Zugegeben, ausgezeichnete seemännische Kenntnisse, große Erfahrung und eine gute Hand bei der Auswahl der Matrosen sowie viel Geschick, gepaart mit der sich immer wieder als unabdingbar notwendig erweisenden Härte im Umgang mit den rauen Kerlen konnte man Alexander Timofejewitsch Smirnow kaum absprechen, denn dann hätte die Hanse ihm nicht die „Silbermöwe“ anvertraut, eine ihrer größten Koggen in der Nowgorodfahrerei.

Vor allem nicht um diese Jahreszeit. Üblicherweise blieben die Hansekaufleute entweder den ganzen Sommer oder den gesamten Winter über im Peterhof, dem neben der „Tysken Bryggen“ in Bergen, dem Stalhof in London und dem Kontor im flandrischen Brügge größten Auslandshandelsstützpunkt der Hanse. Zu gefährlich und risikoreich war die Fahrt durch die bereits ab Anfang Oktober oft Eis tragenden Gewässer der Ostsee. Verließ man die ansonsten schutzbietende Küstennähe und begab sich mit den dickbäuchigen Koggen und Holken weiter hinaus auf die offene See, setzte man sich unweigerlich den dort tobenden schweren Winterstürmen aus, gegen die anzukreuzen großes Können und viel Glück erforderte, wollte man seinen Zielhafen sicher erreichen.

In diesem Jahr aber hatte der Ältermann in Nowgorod nach langem Zaudern die gefahrvolle Eisfahrt angeordnet, und so war die „Silbermöwe“ unter dem Befehl von Schura Smirnow, wie der beliebte Kapitän hier von allen genannt wurde, am 13. Dezember 1395, dem Tag der Hl. Lucia, von Reval aus in Richtung Lübeck in See gestochen. In den Wochen zuvor waren die kostbaren Pelzen, die sämtliche Lager des palisadenbewehrten Peterhofs im Verlauf dieses außerordentlich erfolgreichen Handelsjahres gefüllt hatten, mit Dutzenden, von Pferden gezogenen Lastschlitten über den schon tief verschneiten fast 500 Kilometer langen Landweg von Nowgorod in die Hafenstadt an der Ostsee transportiert worden, nachdem der Ende September einsetzende Eisgang die wesentlich kürzere Flusspassage über Wolchow und Newa in den Finnischen Meerbusen unmöglich gemacht hatte.

Während Arbeiter und Tagelöhner den Laderaum der beinahe 30 Meter langen und gut sieben Meter breiten „Silbermöwe“ bis unter die Planken mit den zum Teil noch unbehandelten Rauchwaren und Fellen stauten, stellte Alexander Timofejewitsch seine Mannschaft für die Lübeckfahrt zusammen. Die meisten seiner Offiziere und Matrosen kannte er bereits von früheren Reisen. Wer es erst einmal geschafft hatte, in die Dienste der Hanse einzutreten, blieb nach Möglichkeit auch dabei, wenn ihn denn keine Krankheit oder ein Unfall ereilte und zum ungewollten Abheuern zwang. Genau das war aber Iwan Petrowitsch Kulakow, seinem langjährigen Steuermann, passiert, der sich bei einem dummen Sturz das Bein gebrochen hatte und daher für diese Fahrt nicht zur Verfügung stand. So war es Alexander Timofejewitsch wie ein glücklicher Zufall erschienen, dass er in der Heuerstube auf Tjark Harms getroffen war. Schnell waren die Männer nicht nur ins Gespräch gekommen, sondern sich auch einig darüber geworden, dass der Deutsche der neue Steuermann der „Silbermöwe“ werden würde.

Eine Woche später ließ Schura Smirnow die Segel setzen und befahl Tjark, das schwer beladene Schiff ordentlich aus dem Hafen von Reval zu manövrieren und anschließend Kurs Westsüdwest auf Lübeck zu nehmen. Nachdem die Matrosen die Wanten aufgeentert waren, um das gewaltige Rahsegel zu lösen, setzte sich die Kogge ächzend und knarzend vor den Wind. Tjark vergewisserte sich, dass der richtige Kurs anlag, übergab an den Rudergänger und drehte sich zu Alexander Timofejewitsch.

„Ay, Kaptein, wohlan, Richtung Lübeck!“
Schura nickte ihm zu und verließ das Achterdeck, während der Steuermann einen Blick zurück warf und die junge Frau bemerkte, die, wie er und auch die gesamte Mannschaft wusste, unter dem persönlichen Schutz des Kapitäns stand. Sie hatte einen Zobelmantel fest um ihre schmalen Schultern gezogen. Dennoch schien sie erbärmlich zu frieren. Langsam ging Tjark zu ihr hinüber.

„Wird es Ihnen nicht zu kalt hier an Deck?“, sprach er sie vorsichtig an. Erschrocken wirbelte die Frau herum und starrte ihn aus großen blauen, mit grünen und goldenen Sprenkeln versehenen Augen an.
„Ich wollte Sie nicht erschrecken. Mein Name ist Tjark Harms, ich bin der neue Steuermann“, fügte er lächelnd hinzu.
„Und mit wem habe ich das Vergnügen?“
Nur ein einziges Wort kam über ihre Lippen: „Carlotta“.


© HerrTraumweber, Januar 2018
****orn Mann
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Gödeke Michels – Auf See
Rau peitsche die schwere See die Kogge. Noch war unklar, ob die starken Böen sich wandeln würden, wandeln in einen handfesten Sturm. Dem Käpt`n, der sich an Oberdeck mit beiden Händen an die Reeling klammerte, war`s egal. Er war allerbester Stimmung. Das war das Wetter, das er liebte, das ihn lebendig hielt. Tief hatte er sich den Südwester ins Gesicht gezogen und auch sein Ölzeug hielt, was es versprach. Dazu die schweren Stiefel, er war gerüstet, und das nicht nur an diesem trüben Nachmittag im Jännar. Grau in grau die Sicht, Regen schlug ihm ins bärtige Gesicht, dass es eine Freude war. Was für ein Wetter, was für ein feiner Wind. Gen Norden ging die wilde Fahrt, Visby war sein Ziel. Endlich hatten er und seine Mannschaft ein lohnend Land gefunden, wo er höchst willkommen war und warmer Unterschlupf ihn rief. Heim nach Gotland, heim zu Svantje, seiner Liebsten. Doch noch war es nicht soweit; bevor er seine Holde nehmen konnte, musste er erst noch die nächste Dünung nehmen. Und nach der die nächste und die übernächste. Welle um Welle brach der schwere Rumpf der Kogge. Gut waren die Segel aufgestellt, der Kurs war günstig, zügig kamen sie zunächst voran. Da, die nächste Welle die gebrochen wurde! Hoch bahnte sich die Gischt, klatschte rauschend auf das Deck. Was für ein Getöse, was für eine Urgewalt. Jaaaa! So schrie der Gödeke in den stürmischen Wind, so gefällt mir das, so soll dat sin! Wie oft schon hatte der Klabautermann bei ihm persönlich angeklopft, die Nord- und Ostsee war seine Heimat und auch sein Zuhause. Scher dich zum Teufel, böser Tod, so hatte er die Fratze angeschrien, heute holst du mich nicht und nimmer nie auf meinem Feld. Nein, er duckte sich vor keiner Welle, so auch vor dieser nicht. Salzig war das Wasser, herrlich kühl und ach so wild, peitsch mir mein Gesicht, so rief er, tränke mir den Bart!
Hoch und nieder ging das Schiff, von einem Wellental ins nächste, nur mittelmäßig kamen sie voran, zu schwer die Ladung für einen rasanten Ritt. Dazu die Mannschaft, deren tollkühner Anführer er war, allesamt Vitalienbrüder, vereinigt in der Zunft. Gottes Freunde und aller Welt Feinde! So war die Losung, so war der Schlachtruf, der manch Schiff schon ins Verderben stürzte. Wenn die Enterhaken flogen und die Armbrustschützen ihren tödlich Dienst verrichteten. Den Weg freischossen in die hoffnungslos Unterlegenen, in die sich kurz darauf nur … die Beile auch noch gruben. 60 Männer hatte Gödeke an Bord, kein einziger von ihnen ein Weichei, alles Männer, die kein Zaudern kannten. Die sich nahmen was und wen sie wollten, sie kannten kein Gericht. Für manche waren sie Geächtete, auf die der Henker wartete, für andere waren sie Befreier und auch manch letzte Rettung in der Not.
So ein Kaperbrief ist eine feine Sache, hatte der Kät`n schon sehr früh erkannt und mutig eingeschlagen in des Herrschers Hand. Ob Mecklenburger oder Schwede, stets war der Däne auch sein Feind. Nein, sie kannten keine Heuer und weder Lohn noch Brot. Sie handelten auf eigne Rechnung, fuhren selbstbestimmt zur See. Waren Verbündete der Nordsee, die für viele wurd zur Mordsee. Doch nicht für ihn, den Gödeke Michels, auch die Ostsee war ihm hold; die beritt er lange Zeit am liebsten. Doch die Umstände, die wandelten sich schon bald, nirgends war er sicher und niemand war sicher vor ihm. Mit fetter Beute fuhr er heim, viele Menschen zu sättigen und mit guten Waren zu versorgen. Den Pfeffersäcken hatte er`s genommen, vor ein paar Stunden noch. Abgesoffen war des Bremers Kogge, nicht anders hatten sie`s verdient! Wieder war`s ein Hansefahrer gewesen, der ihm vor den Bug gelaufen war. Arme Teufel allesamt. Darauf einen guten Schluck Rum, so dachte Michels, und hielt sich schon die Buddel an den Mund. Gesegnet seist du, Waffenrock, der mich beschützt und vorwärts treibt. Doch da, was war das? Was schrie da durch den Wind? Sein grimmig Blick hinauf ins Adlerhorst, der Bootsmann rief ihm etwas zu. Doch was nur, was? Die hecktisch` Geste ließ ihn nach vorne blicken, doch Gödeke sah das was er sah. Grau in grau, weder Horizont noch Himmel, nur die Stimme, die war nun klar.
„Schiff voraaaaaaaaaaus!“
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