wenn einem Glück im Weg steht
Die meisten meiner erotischen Geschichten sind Produkt meiner Sehnsucht gewesen. Situationen, Personen und Handlungen frei erfunden. Natürlich kann kein Blinder überzeugend von der Farbe schreiben - alle, die dies hier in Braille lesen oder sich vorlesen lassen, bitte ich um Entschuldigung für diesen Vergleich - was heißt, ein gewisses Maß an Erfahrung gehört schon dazu. Aber mitunter sind es eben diese Erfahrungen, die uns dazu treiben, darüber hinaus zu gehen, Fantasien zu entwickeln, die Ausdruck dessen sind, was wir vermissen.
Dann passiert einem das Glück, jemanden zu treffen, mit dem vieles von dem, was du in fiebrigen Nächten in die Tasten gehämmert hast, Realität wird und manches, wovon du nie zu träumen gewagt hast, kommt dazu. Was nun?
Jede erotische Geschichte, die beginnt, gerät irgendwann an den Punkt, dass du glaubst, du erzählst, was vor einer Woche war oder neulich unterwegs. Ist das Verrat, Vertrauensbruch?
Seither schreibe ich kaum noch wirklich erotische Geschichten. Nicht um ihrer selbst Willen. Ich schreibe über Männer und Frauen, die sich begegnen. Plötzlich wird mir klar, dass diese Geschichten oft ohne detailierte technische Anleitungen auskommen, wenn es mir gelingt, das Gefühl, all die sich mischenden Emotionen glaubhaft und bildhaft zu vermitteln. Ich habe durchaus nicht die Lust an einer guten erotischen Geschichte verloren. Aber vielleicht hat sich mein Blick darauf, was eine solche Geschichte ausmacht, verändert. Aber wenn eine Frau beim Lesen - oder besser noch beim Vorlesen - eines meiner Texte eine Gänsehaut bekommt, ist das immer noch ein tolles Gefühl.
Andere haben Gitarre gelernt um die Mädels ins Bett zu kriegen. Ich hab' schreiben gelernt und zuhören.
Oh Gott, das klingt so arrogant! Aber es stimmt!