Grenzüberschreitung
Backdoor Busters stand in rotem Graffiti auf dem Garagentor.
Und als sie jetzt davor stand, fragte sie sich zum wiederholten Male, was sie hier im Begriff war zu tun.
Sie schämte sich noch immer für ihre Gier, ihre Geilheit, ihre Verlangen danach.
Gabi hätte ihr nie davon erzählen sollen, wünschte sie sich.
Aber ihre Schwägerin war so ganz anders als sie.
Eigentlich komisch, waren sich Jens und Sven doch so ähnlich.
Ihr Sven.
Es war ja nicht sein Schuld, dass es im Bett nicht mehr so lief wie früher.
NEIN! Fang nicht wieder damit an.
Sie atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür neben dem großen Tor und trat bebend über die Schwelle. Und sie wusste in diesem Moment ganz genau, waren es zwei.
Es ist ein Duftgemisch aus altem und frischem Motorenöl, Benzin und Gummi das ihr entgegenschlägt. Der Geruch einer Männerwelt, die so anders ist als Svens Welt der Zahlen und Renditen.
Ihr Blick schweift über Hebebühnen, Werkzeugkästen auf Rollen, Regale voller Dinge, die sie noch nie gesehen hat. An den Wänden hängen Fotos und Kalender mit nackten Frauen.
Aus unsichtbaren Lautsprechern dröhnt Rammstein.
„Hallo, schöne Frau. Was können wir denn wohl für sie tun?“
Sie schreckt zusammen und fährt herum.
Wow! Er sieht toll aus. Aus Gabis Beschreibungen weiß sie, das muss Steve sein.
Groß, kräftig, blond mit Bart
Während er sich die Hände in einem Lappen abwischt kommt er lächelnd auf sie zu.
Seine blauen Augen strahlen sie an als er vor ihr steht und ihr seine Hand entgegenstreckt.
„Hi, ich bin Steve.“
Gabi hatte ihr gesagt, dass es ein Codewort gibt.
„Hallo, mein Name ist Sarah. Ich möchte sie bitten mein Fahrgestell zu prüfen.“
„Ok, verstehe. Ich muss sehen ob sich jemand sofort um Sie kümmern kann.
Warum setzen sie sich nicht solange in unser Büro. Gleich dort drüben“. Sagte er und deutete auf eine grüne Tür über der BÜRO II stand.
Etwas verunsichert mache sie sich auf den Weg. Davon hatte Gabi ihr gar nichts erzählt.
Sie trat ein und tastete nach einem Lichtschalter. Endlich fand sie ihn.
Was sie jetzt sah verschlug ihr den Atem.
Raue unverputzte Wände an denen mehrere unterschiedliche Konstruktionen aus Holz und Metall befestigt waren, deren Bestimmung sich ihr nicht sofort erschloss. Von der Decke hingen Ketten und Seile, die über eine Vielzahl an Rollen liefen. Es gab mehrere verschieden Böcke und Liegen. An der Wand zu ihrer Rechten sah sie ein Gestell. Dort hingen Peitschen und andere Gerätschaften, die ihr den Schweiß auf ihre Oberlippe trieben.
Ihre Hand strich über das Leder und sie spürte die Wärme zwischen ihren Schenkeln.
Die Mitte des Raumes dominierte eine Art Pranger und als sie näher trat bemerkte sie ein beunruhigendes Detail an seiner Basis.
Dort befand sich ein Abfluss. Er sah genau so aus wie der in ihrer Dusche zuhause.
„Oh mein Gott, was mache ich hier bloß?“
Sie drehte sich abrupt um und ging schnurstracks Richtung Tür.
In dem Augenblick als sich nach der Klinke griff, öffnete sie sich.
Fünf Männer traten in den Raum und bauten sich vor ihr auf.
Wie durch Watte vernahm sie Steves Stimme.
„Wir konnten uns gar nicht entscheiden, wer ihre Fahrwerksprüfung vornehmen soll. Da haben wir einfach schon Feierabend gemacht und beschlossen wir werden uns alle um ihr Problem kümmern.“
Ihre Knie wurden weich …
Als sie viel später in der Nacht in ihre Dusche stand, fragte sie sich wie sie Sven ihren Wunsch nach einer neuen Dusche erklären könnte.
Während das heiße Wasser von hellrosa Schlieren durchzogen, gemeinsam mit ihren Schuldgefühlen Richtung Abfluss strömte.
Sie hatte sich noch niemals so lebendig gefühlt ...