04
"Ja, Madame." antwortete Marcel anstelle seiner gefragten Begleiterin.
Seine Stimme klang leise, fast schüchtern.
"Schweig!" herrschte Madame ihn an.
"Ab jetzt antwortest du nur noch wenn du gefragt wirst!"
Der Student senkte ergeben den Kopf und murmelte "Sehr wohl, Madame."
Sie lächelte grimmig. 'Mit diesem Novizen würde es keine Probleme geben.'
Dann richtete sie ihr Augenmerk wieder auf ihren Griff in Natalies Gesicht.
Noch immer hielt sie die Wangen der störrischen jungen Frau fest umklammert.
Natalies breiter Mund wurde dadurch zu einem schmalen ovalen Loch zusammen gepresst.
Dabei wölbten sich ihre dunkelroten Lippen unweigerlich nach vorn und kreierten dabei einen Mund, der sich ungewollten zum Kuss darbot.
Madames Augen blickten kalt in das Gesicht der störrischen jungen Dame.
"Das gilt ebenso für dich!"
Die angehende Novizin hielt trotzig dem strengen Blick stand.
Madame presste ihre großen Brüste gegen den schmalen Leib ihrer Schutzbefohlenen und hinderte sie mit fester werdendem Griff am zurückweichen.
"Ich höre nichts!"
Ihre Stimme klang drohend.
Jetzt erst senkte die Aspirantin ihren Blick und nuschelte kaum hörbar durch ihre zusammen gepressten Lippen.
"Ja, Madame."
Triumphierend stieß Madame den Kopf der so Gedemütigte zurück und erteilte ihr die nächste Anweisung.
"Schließ die Tür hinter dir!"
Natalie drehte sich zur Tür und beugte sich ein wenig zum Schloss hinunter.
Madame betrachtete abschätzend die schmale Rückenpartie unter dem glitzernden Kleid und ließ dabei ihren Blick auch bis hinunter, zu den kniehohen Stiefeln gleiten.
Es würde ihr eine besondere Freude sein, der überheblichen jungen Dame, ihre sehr spezielle Erziehung angedeihen zu lassen.
Dann trat sie einen Schritt beiseite und wies mit ausgestrecktem Arm in den Gang hinein.
"Hier entlang! Du voran!" Sie deutete auf die junge Dame.
Folgsam und schweigend schlugen diese die angegebene Richtung ein.
Auf einen knappen Wink von Madame hin, folgte Marcel dem Weg seiner Partnerin.
Dabei blieb es nicht aus, dass sich sein Blick auf die das vorzügliche Leben unter dem glitzernden Stoff des Kleides vor ihm richtete.
Sie gelangten an eine jener Türen von denen Madame noch kurz zuvor behauptet hatte, dass sie verschlossen sei und das Verließ dahinter leer stehe.
"Halt!"
Madames Stimme durchschnitt die angespannte Atmosphäre und brachte Natalies aufreizende Bewegungen zu zu einem abrupten Stillstand.
Die kräftigen Finger der Dompteuse strichen unerwartet sanft über Marcels Hinterteil.
"Nach links! Öffne die Pforte!" dirigierte sie mit kühler Stimme.
Marcel öffnete die kleine Pforte und ließ seiner Partnerin den Vortritt.
"Tretet ein! Willkommen in meinem himmlischen Refugium!"
Die Novizin schürzte skeptisch ihre immer noch schmerzenden Lippen.
Dennoch ging sie gehorsam, wenn auch etwas zögerlich, unter dem Spitzbogen der Pforte hindurch und betrat das Gewölbe.
Unvermittelt stand sie im Schein flackernder Kerzen.
Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an das unstete Licht, welches lediglich die Mitte des Gewölbes erhellte.
Die Wände hingegen, wurden nur spärlich beleuchtet und es bereitete der Bewerberin Mühe, die Ausmaße des Gewölbes zu erfassen.
Marcel trat hinter Natalie und legte ihr beruhigend seine Hände auf die Schultern.
Sie schraken zusammen als die Tür laut hinter ihnen ins Schloss fiel.
Durch den dünnen Stoff ihrer Kleidung hindurch konnte Marcel das Zittern ihrer schmalen Schultern spüren.
Er öffnete den Mund um sie zu besänftigen, doch ein Schlag auf seinen Arm ließ ihn stumm bleiben.
"Finger weg! Ihr werdet ab jetzt weder miteinander sprechen, noch euch berühren!"
Madame stellte sich neben die Beiden und dirigierte sie mit einer schmalen Gerte auseinander.
"Es sei denn, ich befehle es euch!"
Keiner von ihnen widersprach der drohenden Stimme mit dem gefährlich lauernden Unterton.
"Der Augenkontakt hat ebenfalls zu unterbleiben!"
Sie bekräftigte ihre Worte mit einem leichten Hieb auf Natalies Oberschenkel.
Diese zuckte leicht zurück und funkelte ihre Peinigerin zornig an.
Madame lächelte kalt.
Endlich wieder einmal eine lohnende Herausforderung! So ganz nach ihrem Geschmack!
Dann fügte sie unheilschwanger hinzu.
"Zum gegenseitigen Betrachten werdet ihr später noch reichlich Gelegenheit haben."
Die dicken Kerzen, die den Raum beleuchteten, waren auf dicken Brettern aufgepflanzt.
Von solchen Brettern gab es mehrere auf dem Boden des Gewölbes.
Die großen Hölzer waren mit jeweils drei mächtigen Altarkerzen bestückt.
Da die Kerzen erst frisch angesteckt waren, erreichten sie noch eine Höhe von über einem Meter und beleuchteten eine ziemlich große Fläche.
Es war jedoch nicht genügend Licht, um alle Gegenstände im Gewölbe genauer erkennen zu können. Lediglich deren lange Schatten tanzten als unscharfe Umrisse über den Fußboden und die steinernen Wände.
Natalie schaute angestrengt in das Halbdunkel, konnte aber in den Tiefen des Raumes kaum etwas erkennen.
© by John de Beers