08 DIE PUNKTE VERBINDEN SICH!
Pünktchen, Pünktchen du musst wandern…!
in neuer Morgen kam langsam über die Berge hinweg
geschwebt, hielt Einzug in das Tal des Flusses und verbreitete dort sein wärmendes Licht über der kleinen Stadt.
Die Sonnenstrahlen erreichten auch das Chateau, glitten suchend an der steinernen Fassade der Türme entlang und schienen es ganz besonders auf das offene Fenster im ersten Stock abgesehen zu haben.
Eines der hellen Strahlenbündel leuchtete vorwitzig durch die weit geöffneten Fensterläden in den großen Raum hinein und fand sein begehrtes Ziel noch immer schlafend im Bett.
Die frechen kleinen Lichtspitzen begannen langsam über die Ränder der Bettdecke hinweg, auf den nackten Körper zu wandern.
Sie purzelten unversehens in die tiefe Mulde des Bauchnabels, krabbelten wieder mühelos bis hinauf zur Bauchdecke und erklommen von da aus die einsamen Höhen nackter Brüste.
Von hier balancierten sie empor bis zu den höchsten Spitzen und genossen von dort aus den verdienten Ausblick über die nackten Ebenen des makellosen Körpers.
Einige kleine vorwitzige Lichtpünktchen hatten nun auch die immer noch fest geschlossenen Augen entdeckt und machten sich daran, diese wenigstens einen Spalt breit zu öffnen.
Andere taten es ihnen gleich und begannen leise kichernd, darunter ein wenig in den zierlichen Nasenlöchern zu kitzeln.
Kristina machte einen tiefen Atemzug und öffnete ihre Augen zu einem winzigen Spalt.
Draußen war es bereits heller Morgen und das Licht blendete sie etwas.
Sie schloss ihre Augen wieder und konnte dennoch den Geräuschen und Düften des Sommermorgens nicht mehr entgehen.
Zudem kitzelte irgendetwas an ihrer Nasenspitze und spätestens jetzt war an Schlaf nicht mehr zu denken.
Sie strich sich mit ihren Fingerspitzen über die Nasenflügel, streckte die nackten Arme weit von sich und öffnete langsam die Augen.
'Guten Morgen Welt, da bin ich wieder!'
Trotzdem sie allein war schenkte sie dem neuen Tag ihr freundlichstes Lächeln und erhob sich.
Doch ganz so einfach wie sie es vorgehabt hatte, gelang ihr das heute doch nicht.
Ein unangenehmes Ziehen, irgendwo im Hinterkopf, ließ sie inne halten.
Sie saß aufrecht im Bett und blickte suchend im Zimmer umher.
Auf dem Tisch am Fenster entdeckte sie zwei leere Glaskaraffen und bei deren Anblick erinnerte sie sich allmählich wieder.
So niedergeschlagen wie sie gestern war, hatte sie eine längere Zwiesprache mit dem Rosé darin begonnen.
Sie hatte ihm von ihrer Liebe zu Gabriela erzählt, von ihrer Enttäuschung und später hatte sie ihm gestanden, dass sie Gabriela nun doch schmerzlich vermisse.
Gläschen für Gläschen hatte sie dem Rosé ihr Leid geklagt und dieser hatte geduldig zugehört und ihr mit jedem einzelnen seiner köstlichen Tropfen ehrlichen Trost gespendet.
Dann musste sie wohl eingeschlafen sein.
Kristina befühlte vorsichtig ihre Stirn. 'Ouuhii!'
Das Gespräch gestern hatte bei ihr einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Sie musterte die leeren Glasgefäße.
'Er hat mir nicht einmal widersprochen und wie es aussieht …' sie blinzelte zu den Karaffen hinüber '… habe ich wohl auch noch das letzte Wort behalten!'
Der Gedanke stimmte sie, trotz aller bedrückenden Sorgen, heiter und zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Ihr Blick glitt weiter durch das Zimmer und über eine Vielzahl von einzelnen Kleidungsstücken und Accessoires hinweg.
Die lagen wahllos verstreut auf dem Teppichboden und den verschiedensten Möbelstücken umher. 'Das sind noch die Nachwehen meiner kleinen Modenschau gestern Morgen …' erkannte sie völlig richtig und fügte in Gedanken an '… und die andere Hälfte ist der Frust über das Ausbleiben Fabians, diesem Schuft!' (Dieser wollte ihr eigentlich den verschwiegenen Zugang zu den Gewölben zeigen und sollte letztlich als betäubende Vergeltung für Gabrielas Verrat herhalten.)
Auf diesen hatte sie vergebens gewartet und sich dann letztendlich zu einem weiteren Rundgang im Haus selbst entschieden.
'Na schön! Sehr gründlich war das wohl gestern alles nicht.'
Kristina strich mit den Handflächen über ihre Taille aufwärts.
'Aber solche Tage musste es eben auch geben.'
Ihre Handflächen waren inzwischen auf ihrem Oberkörper angelangt.
Sie umfingen mit ihren Fingern die Konturen ihrer großen Brüste und Kristina schloss entspannt die Augen.
Einen Augenblick verharrte sie reglos so und genoss den Reiz.
Dann glitten ihre Handflächen weiter nach oben, strichen über die Seiten ihres Halses hinweg und wuschelten schließlich durch ihr Haar.
Sie streckte die Arme weit nach oben und reckte sich ausgiebig.
Ihre Brüste schwangen derweil ähnlich unternehmungslustiger Gondeln bei jeder Bewegung ihres Körpers umher und streckten ihre kleinen festen Häubchen neugierig in das Licht des neuen Tages. Kristina war nun endgültig erwacht und bastelte in Gedanken an ihrem Plan für den heutigen Tag.
Sie wusste jetzt, was der drängendste Punkt war und als nächstes geklärt werden musste.
© by John de Beers