Konrad stand immer noch vornübergebeugt mit dem Queue in der Hand und schaute fasziniert ihrem Fingerspiel zu......
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Jetzt richtete er seinen Körper langsam wieder zu seiner vollen Größe auf und seine begehrlichen Gedanken zerstoben, kaum dass er sie zu Ende gedacht hatte, im Raunen ihrer Worte,
"Siehst du, so wird eingelocht. Zärtlich aber zielsicher und immer sehr gefühlvoll!"
'Grundgütiger!', schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf,
'Mit Hilfe eines pulsierenden Stößels wäre es für uns beide sicher noch entzückender gewesen.',
laut jedoch sagte er, "Deine Fingerfertigkeit ist wirklich sehr beeindruckend aber sag mir, widerspricht diese, deine Spielart nicht ein wenig den üblichen Regeln?"
Charlene musste laut lachen und entblößte dabei im Oval ihrer roten Lippen eine Reihe blendend weißer Zähne,
"Durchaus mein Lieber, aber brav war gestern und ist ohnehin stinklangweilig.",
ihr Lachen wich einem pikanten Gurren und ihre Lippen formten ein maliziöses Lächeln zu Konrad hinüber.
"Möchtest du noch einen Stoß wagen oder vertrödeln wir jetzt hier nur noch unsere kostbare Zeit?"
Diese offenen Worte boten ihm die Chance für einen ehrenhaften Rückzug vom grünen Tisch und signalisiertem ihm gleichwohl eine Möglichkeit der Revanche auf einer völlig anderen Ebene.
"Voila, Charlene! Lass uns gehen.",
sagte er leichthin, stellte die Queues zurück in den Ständer, legte den Arm um ihre Taille und geleitete sie zum Ausgang.
Auf dem Parkplatz vor dem Restaurant angelangt, ging er auf eines der parkenden Autos zu und öffnete ihr die Beifahrertür.
Charlene stieg ein und wartete darauf, dass Konrad endlich die Beifahrertür schloss.
Währenddessen zupfte sie mit spitzen Fingern an den offenen Schößen ihres Rockes und versuchte vergeblich, diese an ihre bedeckende Aufgabe zu gemahnen.
Allein die kokette Bewegung bereitete ihr jedoch diebisches Vergnügen zumal sie wusste, dass Konrad immer noch neben ihr stand und seine Augen auf ihren Schenkeln ruhten.
Natürlich spürte sie seinen Blick in ihrem Schoß, jenen Blick der ihr auf der Haut brannte und sie angenehm wärmte.
Dennoch sah sie mit einem wissenden Lächeln zu ihm auf und weckte ihn mit sanfter Stimme,
"Kommst du auch mit?"
Konrad schrak hoch, "Aber ja!", und war dennoch der Meinung, dass es absoluter Frevel gewesen wäre, diesem Anblick keine Beachtung zu schenken.
Während er den Wagen startete schmunzelte Charlene still in sich hinein,
'Du magst ja glauben, dass du die Dinge lenkst und im Moment mag das ja auch zutreffen …', ihr Schmunzeln wurde breiter, '… letztendlich aber werde ich es sein, die sie steuert!'
Ohne ihre Gedanken zu erahnen, begann Konrad laut über den tieferen Sinn des Billardspieles zu philosophieren,
"Ist es nicht so, dass die Kugeln ein wenig dem Lauf des Lebens gleichen? Ich meine, das Schicksal stößt uns ebenso umher und bewegt uns wahllos in gewissen Grenzen, es schiebt uns aneinander, aber nur um uns alsbald wieder zu trennen und hält uns damit ständig in Bewegung."
Er blickte fragend zu Charlene hinüber, doch die schwieg verblüfft angesichts seiner philosophischen Ader und schien zunächst etwas irritiert zu sein.
Gedanken solcherart hatte sie bislang noch nie von ihm vernommen und die entsprachen auch keineswegs seinem Naturell.
Doch dann griff sie seinen Faden auf, wenngleich auch nur aus Höflichkeit,
"Darüber habe ich mir noch nie den Kopf zerbrochen, aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ja warum nicht?"
Sie schwieg und wählte ihre nächsten Worte sehr sorgfältig,
"Das Leben bringt uns tatsächlich in Bewegung und lässt uns mitunter nur eine kleine Weile ruhen.
Allerdings nur, um dann wieder heftig anzustoßen. Mitunter beliebt es auch einige über den Rand hinweg, aus dem Spiel zu stoßen, andererseits, wenn wir Glück haben, finden wir uns gemeinsam für kurze Zeit auf engstem Raum wieder."
In Konrads Ohren klangen diese behutsam andeutenden Worte wie leise Musik und als er vor seinem Haus einparkte, umspielte ihn bereits eine ganze Symphonie von Gefühlen und Bildern.
© by John de Beers