.... "Was darf ich den Herrschaften bringen?", die fröhliche Stimme der Kellnerin unterbrach das beginnende Scharmützel und verhinderte Schlimmeres......
07
Richard brachte sein Gesicht aus der Reichweite von Annas unruhigen Händen und sah sie mit unschuldigem Blick an.
Als diese verhalten nickte bestellte er.
"Ein Glas Sekt für die Dame bitte und für mich einen Kaffee, danke!"
Anna hatte indessen die bittere Pille einigermaßen verdaut und trug nun ein gleichmütiges Gesicht zur Schau.
Sie wechselte das Thema.
"Wie ich hörte, hast du dich in einer hübschen Eigentumswohnung etabliert?"
Und ohne auf seine Bestätigung zu warten wünschte sie ihm,
"Glückwunsch! Das freut mich für dich."
Richard wartete argwöhnisch auf den nächsten Pfeil von ihr, doch der kam nicht, noch nicht!
Stattdessen fragte sie ihn angelegentlich,
"Aber sag mir, sind die Abende so ganz allein in den großen Räumen, nicht ziemlich öde?"
Richard sah sie misstrauisch an und war erstaunt, als sie ihm freimütig gestand,
"Zumindest mir ergeht es mitunter so."
Anna gab sich bewusst diese kleine Blöße und schien bemüht, das Gespräch wieder auf eine vernünftige Ebene zu bringen.
"Tja weißt du …" ging Richard auf ihre Frage ein, "… oftmals, wenn ich nach Hause komme, setze ich mich hin, trinke ein kühles Bier und denke über mein verpfuschtes Leben nach."
Diese Offenbarung hatte Anna nicht erwartet.
"Und dann?", fragte sie gespannt. Dabei schwang eine winzige Spur Anteilnahme in ihrer Stimme mit.
"Tja dann, spendiere ich mir noch eines und spätestens nach dem dritten Bier bin ich wieder mit mir zufrieden und im Reinen mit der Welt."
Eine lange Pause entstand, während beide an ihren Getränken nippten und schließlich war es Anna, die den Gesprächsfaden leise wieder aufnahm.
"Das kann ich gut verstehen."
Dabei vermied sie allzu mitleidig zu klingen, ließ aber dennoch für Richard durchblicken, das es ihr von Zeit zu Zeit ähnlich erging.
"Vielleicht solltest du mal mit einem Psychologen darüber reden, manchmal hilft das.",
schlug sie vor und zog abwartend mit der Kuppe ihres Zeigefingers Kreise über den Rand ihres Glases.
"Das habe ich bereits, ein halbes Jahr lang.", gestand er ihr und fügte leise hinzu,
"Es war übrigens eine sehr begabte Psychologin."
Dabei merkte er nicht, wie er Anna eine Steilvorlage zur Revanche für den Hexenbesen bereitete.
Und Anna nutzte ihre Chance, "Klingt doch gut! Lass mich raten, sie hatte mit Sicherheit Körbchengröße 'D'!"
Treffer!
Die Erinnerung an die Psychologin stand jetzt derart deutlich in Richards verblüfftem Gesicht geschrieben, so dass Leugnen völlig sinnlos gewesen wäre.
Doch eigentlich musste er das ja auch nicht und beteuerte stattdessen scheinheilig,
"Ich habe keine Ahnung von irgendwelchen Körbchen. Du weißt doch, dass ich mich mit solchen Buchstabengrößen nicht auskenne."
Zur Bekräftigung seiner Worte breitete er seine halb geöffneten Handflächen in ihre Richtung aus, lächelte hilflos zu Anna hinüber und zuckte bedauernd mit den Schultern.
"Allerdings war sie rasiert! Das wiederum, weiß ich ganz genau!",
revanchierte er sich im tiefsten Brustton der Überzeugung.
Dann straffte er entschlossen seinen Rücken und saß wieder aufrecht.
Anna hatte indessen das Glas Sekt an ihre Lippen geführt und musste sich beherrschen, um nicht überrascht hinein zu prusten.
Sie setzte das Glas ab, räusperte sich pikiert und fixierte das Menjou Bärtchen auf seiner Oberlippe.
"Also ich fände es wenig hilfreich wenn man einer nackten Dame derart haarsträubend entgegen käme. Vor allem an jener sensiblen Quelle."
Richard blickte sie mit großen Augen an und glaubte, sich verhört zu haben.
Annas Stimme klang ein wenig belustigt als sie seinen verblüfften Gesichtsausdruck studierte.
Damit hatte sie doch wieder die nächste Runde ihres kleinen Rosenkrieges eingeläutet.
Aber diesmal war Richard gewappnet und schwieg.
Er blickte sie lediglich entgeistert an und die Gedanken einer stummen Erinnerung ließen den Hauch eines Lächelns über sein Gesicht huschen.
'Das letzte Mal als ich dich … nun ja, an deiner süßen Quelle verwöhnt habe … warst du an jener Stelle noch zart bewachsen.', erinnerte er sich sehr deutlich.
Doch sofort verwarf er den Gedanken wieder und ermahnte sich einmal mehr zur Besonnenheit.
'Vergiss es, alter Freund! Das ist unzählige Monde her, der Drops ist gelutscht und außerdem bist du nicht deswegen hier!'
Das sanfte Säuseln von Annas Stimme brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
"Wenn du mich für einen Moment entschuldigen würdest?"
Er nickte, immer noch ein wenig geistesabwesend, und sah gebannt zu wie sich vor seinen Augen ein erregendes Bild formierte.
Anna war langsam aufgestanden und hatte damit ihren schlanken Körper zu seiner ganzen und kurvenreichen Größe gestreckt.
Spätestens jetzt erkannte Richard seinen Irrtum.
'Das Top ist ja ein Kleid! Wo sie doch ansonsten immer nur Hosen bevorzugt hatte!'
Und nicht nur diese verblüffende Erkenntnis machte ihm zu schaffen, sondern auch die Kürze des Kleides beeindruckte ihn zutiefst.