Er fuhr den Mercedes SUV schwungvoll in die Einfahrt, wartete genervt darauf, dass das Garagentor hochgerollte hatte und fuhr das Auto dann hinein. Der Abend war komplett anderes verlaufen, als er sich das vorgestellt hatte. Während seine Frau sich mit ihrer Literaturrunde traf, hatte er über ein Datingportal eine heiße Frau klargemacht, mit der er sich bereits vor einigen Tagen auf einen unschuldigen Kaffee getroffen hatte. Dort hatte er sie mit Eloquenz und weltmännischem Verhalten beeindruckt, dass sie schnell ein Folgedate in einem Hotel ausgemacht hatten. Immerhin war es ein eindeutiges Datingportal, nicht plump, aber, irgendwie voller Freude und Freunde.
Er hatte eine Suite in einem Hotel wenige Kilometer entfernt gebucht und bezahlt, Schlüssel für die Seiteneingänge besorgt, damit man möglichst wenigen Leuten begegnete, und als er bereits dabei war den Sekt zu öffnen, kam die Nachricht.
"IT-Problem, Anwesenheit ist erforderlich."
Das war ein Code, den sie ausgemacht hatten und statt Jeanette, was er schon fast Klischeehaft fand, stand "Sascha" neben der Nachricht. Sicher ist sicher, auch wenn seine Frau nicht die PIN für sein Smartphone hatte, man konnte nicht vorsichtig genug sein. Damit hatte er einen Haufen Geld für die Suite mit Whirlpool ausgegeben und musste ungef*ckt nach Hause fahren.
Und selbst da musste er sich benehmen, die vierjährige Nichte seine Frau war für mehrere Tage zu Besuch, weshalb die Nachbarstochter, Studentin und graue Maus, als Babysitter im Haus war. Das ergab sich immer mal wieder, wenn sein Schwager mehrere Tage beruflich unterwegs war und dessen Frau, eine Saftschubse, einen Interkontinentalflug hatte. So ein Familiending. Er würde Die Stifterin herauswerfen, sichergehen, dass die kleine Göre schläft und sich dann im Internet irgendeinen Porno hereinziehen und sich dabei einen von der Palme wedeln.
"Hallo Jochen", begrüßte die Nachbarstochter ihn. "Schon zurück? Ich dachte du wärst länger unterwegs."
"Hallo Chloe." Wer gab seinen Eltern einen so bescheurten Namen. "Es gab eine kurzfristige Absage. Termine mit Übersee werden halt auch nicht immer eingehalten."
Die offizielle Version war eine Videokonferenz mit einem Geschäftspartner an der amerikanischen Westküste. Aber was nicht stattfindet, muss man auch nicht absagen,.
"Danke, dass du aufgepasst hast, du kannst dann nach Hause, bekommst aber natürlich das ganze Geld."
"Warum denn so eilig?"
Sie stand von der Couch auf, nahm den Teller und trug ihn zur Kochinsel, die mit einer kleinen Theke den Küchenbereich vom offenen Wohnzimmer abtrennte. Die Jogginghose hatte bessere Tage gesehenen und der Pullover passte überhaupt nicht dazu. Ungeschminkt, mit einem grässlichen Dutt frisiert und eine grässliche Brille: Das war ein typisches hässliches Entlein. Aber Jochen wusste es besser und schaute - innerlich grinsend - ins Bücherregal, in dem eine Buchstütze stand, die eine Überwachungskamera enthielt. Dieses unscheinbare Ding hatte immer wenn sie da war Männerbesuch gehabt und die Show die er sich ansehen konnte ... vielleicht würde er nachher einfach eines der Chloe-Videos schauen, auch wenn da natürlich die Nahaufnahmen fehlten.
Nachdem sie den Teller in der Spülmaschine verstaut hatte, lehnte sie sich mit einer Hand an die Kochinsel, und fuhr mit der anderen langsam von unten in den Pullover, so dass der sich ein wenig hob und er kurz einen Blick auf den nackten flachen Bauch werfen konnte. Die Jogginghose hing irgendwo auf ihren Hüftknochen und er war sich sicher auch ihr dunkles Dreieck gesehen zu haben.
Machte ihn die Kleine an? Seine Gedanken überschlugen sich. Von den Videos wusste er, dass sie ein Gespür hatte, wenn die Nichte wach wurde, seine Frau würde frühestens in zwei Stunden nach Hause kommen. Er entschied sich zu schauen, wie weit Chloe gehen würde, verschloß die Tür zum Flur - sollte die Nichte doch klopfen - und wand sich der Studentin zu.
"Wie weit bist du eigentlich mit deinem Studium?"