"Was fangen wir nur mit diesem Schwänzchen an?“ Seufzte Madame Maike und blickte nicht gerade begeistert. Das letzte Mal lag schon eine Weile zurück und sie hätte sich mehr Fülle gewünscht. Vermutlich hatte er ihre Anweisungen beim Abschied des vorigen Mals nicht korrekt befolgt und nun hatten sie den Salat. Das würde nun Konsequenzen haben.
Ihre Frage zu Beginn war jedoch mehr oder weniger rhetorischer Natur. Natürlich verfügte sie sowohl über die entsprechenden Kenntnisse als auch über die speziellen Mittel ihn ohne große Mühe aufzurichten. Klemmen in unterschiedlichen Größen als Hilfsmittel gab es zuhauf in ihrem Kästchen. Doch war es wirklich das, was sie heute wollte?
Nein, heute war ihr nach etwas Besonderen, doch dazu bedürfte es erst einmal einer Verlängerung des vorhandenen. Außerdem war er viel zu trocken und sie würde ihn mit etwas Öl in ihren Händen schön geschmeidig machen.
Sein Blick in ihre Augen war fragend, doch sogleich senkte er ihn ergeben. Er wusste, dass er gefehlt und was er nun zu erwarten hatte. Genau diese Aussicht hatte ihn zu ihr gelockt und er würde jeden Moment davon auskosten und genießen. Schon öfter hatte er sich in ihre erfahrenen Hände begeben und war noch nie enttäuscht worden. Leise und mit einer gewissen freudigen Erwartung auf das Ergebnis hauchte er ein: „Ich bin wie immer ganz der Deine!“ Und lehnte sich mit geschlossenen Lidern vertrauensvoll zurück.
Mit geübten Fingern brachte sie ihn in Form. Endlich füllte er ihre Hand aus und fühlte sich dabei herrlich an. Zufrieden nickte sie, er lag seidig, zart und doch mit einer gewissen Härte in ihrer Hand. Damit konnte man nun arbeiten. Sie winkte ihre Gehilfin herbei, denn für das Folgende bräuchte sie mehr als zwei Hände. Wie die Hälften eines Sandwichs umrahmten sie ihn beidseits und das Objekt ihrer Begierde, hingebungsvoll kneteten, zwirbelten und bearbeiteten sie ihn nun mit vier Händen gleichzeitig. Das tat ihm so gut und er seufzte voller Verlangen.
Doch plötzlich durchfuhr ihn ein brennender Schmerz. Die Klemmen! Am liebsten wäre er davon geflitzt. Doch er war wie festgepinnt. Gott, was für ein Gefühl. Er rang um Atem und sofort spürte er ihre nun wieder sanften Hände. Er konnte nicht anders, ließ los und entspannte sich.
Fertig! Oh nein – das war alles viel zu schnell gegangen. Bitte, noch ein bisschen. Er wollte noch nicht die Augen öffnen, doch die beiden zwangen ihn mit sanfter Gewalt, Madame Maike kniff ihn in die Wange. „Schau!“ Wie ein Befehl klang das und er gehorchte besser.
Was ihm da im Spiegel entgegenblickte, begeisterte ihn. Da hatten sich die ziependen Schmerzen gelohnt und von wegen Auslaufmodell! Dieser Haarknoten nach Wikinger Art, auch Männerdutt genannt, war der Wahnsinn und hatte Klasse. Er wusste schon, warum er nur zu Maike, der Friseurin seines Vertrauens ging. Sie und ihre Kollegin hatten seine Haare bestens im Griff.
So einen langweiligen und dünnen Pferdeschwanz wie zuvor würde er nie wieder tragen und ja - diesmal würde er das besonders kräftigende Shampoo auch benutzen.