Frischer Wind im Schlafzimmer
Hartmut legte den Höre zurück auf die Ablage der Feststation.
„Bist du dir wirklich ganz sicher, Schatz?“, fragte er mit dünner Stimme.
Er wusste genau, dass sie das war. Das ganze Jahr hatte Christa ihm damit ihn den Ohren gelegen. Er solle offen für etwas Neues sein. Seine Fantasie benutzen. Und da er nun mal so alt war, wie er war, konnte er ihr diesen neuen Wunsch nicht mehr selbst erfüllen.
Aber, ein fremder Mann im Haus? In seinem Haus, in dem er bisher noch immer alles selbst erledigt hatte. Und dann auch noch in ihrem Schlafzimmer.
Hartmut hatte geglaubt, er hätte sich verhört, als Christa ihm erstmalig davon erzählte.
Dass sie überhaupt über so etwas nachdachte, war eine große Überraschung für ihn gewesen.
Sie hörte nicht auf damit. Neuausrichtung hier, mehr Pep im Schlafzimmer da.
Aber Fernseher geht nicht. Da gibt es doch auch Pep und Unterhaltung.
„Wie oft denn noch?“, hörte er seine Frau. Noch immer ärgerlich, nach der letzten Diskussion am Vormittag.
„Du weißt, ich habe große Vorbehalte, gegen diesen Mann. Du kennst den doch gar nicht. Wer weiß, wenn du da zu uns ins Haus holst?“
Immer dieselben, blöden Argumente. Gut, der Name – Mr 100%. Schon etwas angeberisch. Wenn ihr Martha nicht von ihm erzählt hätte, wäre sie ja gar nicht auf seine Seite in diesem Portal gegangen. Und was sie dort sah, war beeindruckend. Dann ging es ganz schnell. Sie hatte ihm von ihren Vorstellungen geschrieben und er sie sofort verstanden. Zugegeben, es kostete mehr, als sie vermutet hätte. Qualität hat eben seinen Preis. Sagt Hartmut ja auch immer, wenn es um sein Werkzeug ging. Und Mr100% konnte, laut Martha, mit seinem wirklich gut umgehen. Ein echter Profi hatte Martha von ihm geschwärmt.
„Du weißt genau, dass er mir von Martha empfohlen wurde. Sie und Rolf haben es nicht bereut. Rolf hat es dir doch sogar selbst gesagt. Auf dem Wochenmarkt neulich.“
„Ich glaube, der traut sich nur nicht, die Wahrheit zu sagen. Bei denen, hat doch sie die Hosen an.“
Das hatte man davon, wenn man eine zu junge Frau heiratet. Noch immer Flausen im Kopf.
Er könne sich ja schließlich auch selber mit einbringen. Das fehlte ihm noch. Als drittes Rad am Wagen, in seinem eigenen Schlafzimmer. Das sollen die beiden da drinnen mal schön alleine machen. Und auch die Sauerei hinterher wegmachen. Er mochte gar nicht an ihre delikate Rosette denken. Was, wenn dieser angeblich Profil, doch nicht so professionell vorging?
„Hartmut!“ Christa war aufgesprungen und schrie ihm ins Gesicht.
„Jetzt ruf ihn endlich an. Sonst tue ich es. Ich schwöre dir, ich zieh das mit oder ohne dich durch. So, kann und wird es im Schlafzimmer nicht bleiben.“
„Aber er kommt erst mal nur zum Vorgespräch, fragte er zum wiederholten Male.“ „Ihr macht da noch nichts.“
„Verdammt nochmal, Hartmut! Er ist ein Maler. Nur ein Maler! Der soll unser scheiß Schlafzimmer streichen. Warum machst du aus allen immer so ein Drama?“