Habe ich mich doch glatt in den Kapitelzahlen vertan und keinem ist es aufgefallen ...
Das vorhergehende müsste als '09' bezeichnet werden und somit wären wir nunmehr wieder in der korrekten Reihenfolge mit der '10'
Aber macht nix denn: "Irren ist menschlich!", sprach der Igel und stieg von der Drahtbürste.
Nun aber weiter mit unserer Lady ....
.... und ließ das trübe Gelb des Bieres dagegen, um etliche Nuancen konkurrenzlos blasser erscheinen.
10
Mit solch unverhofftem Heiligenschein versehen, richtete sie nun ihre Aufmerksamkeit quer durch den Raum auf die drei Männer an dem kleinen viereckigen Spieltisch.
Die Spieler dort hatten zunächst ihr Spiel unterbrochen und die Geschehnisse am Tresen doch mit einiger Spannung verfolgt, aber jetzt, als sie sich unversehens in den aufmerksamen Fokus der mysteriösen Unbekannten gerückt sahen, wandten sie sich wieder um und begannen ein neues Spiel.
Der Mann gegenüber dem einzigen freien Platz am Tisch war ein stämmiger Kerl und ihm als Kartengeber galt jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit der Lady.
Sie studierte unverhohlen seine groben Gesichtszüge und wartete geduldig bis er dessen gewahr wurde.
Nachdem die letzte Karte über den Tisch hinweg zu ihrem jeweiligen Besitzer gelangt war, nahm er selbst sein Blatt auf und betrachtete dieses schweigend mit undurchdringlicher Miene.
Dabei wanderten seine Augen über den Rand der Karten hinweg durch den Raum zu ihr hinüber und blieben an ihrem stechenden Blick haften.
Die Lady hatte ihr Glas wieder an die Lippen geführt und hielt nun über dessen Rand hinweg, ihrerseits den Blick fest auf den stämmigen Mann gerichtet.
Das stumme Abschätzen dauerte eine ganze Weile, währenddessen keiner der Männer im Saloon auch nur wagte, einen einzigen Mucks zu tun.
Trotzdem die Lady immer noch gelassen am Tresen lehnte, schien sie von einer bedrohlichen Aura umgeben zu sein, die so gar nicht zu ihren engelsgleichen Gesichtszügen passen wollte.
Eine unerklärliche Spannung breitete sich im Saloon aus und ließ die heiße Luft vibrieren.
Dazu kam noch der Qualm von Tabak oder irgendwelchem anderen Wüstengewächs, das ein erfinderischer Händler irgendwann einmal in eine rauchbare Form gebracht hatte.
Durch diesen träge wabernden Schleier hindurch versenkten sich die Augen der beiden ineinander und als der Spieler am Tisch als erster blinzelte, setzte sich die schöne Fremde langsam in Bewegung.
Ohne den bullig gebauten Mann auch nur eine Sekunde außer acht zu lassen ging sie bedächtigen Schrittes auf den Tisch der Spieler zu und folgte damit dem Bannstrahl ihrer Blicke.
Der gedrungene Mann ließ langsam seine Karten sinken und legte sie dann verdeckt vor sich auf dem Tisch nieder.
Als die Fremde nah genug heran gekommen war sprach er sie als erster an: "Verzeihung Ma'am, sind wir uns vielleicht schon einmal irgendwo begegnet?"
Die Fremde war am Tisch angelangt und lächelte dem Spieler freundlich zu, "Daran würde ich mich erinnern, nein Mister, ich glaube nicht."
Sie legte eine Hand auf die Lehne des Stuhles der vor ihr stand und fügte hinzu: "Obwohl ihre Bekanntschaft vermutlich durchaus eine Bereicherung für mich wäre."
Der kräftige Mann blickte sie aus seinen grauen Augen prüfend und gleichzeitig fragend an, während ein kaltes lüsternes Lächeln um seine faltigen Mundwinkel zuckte.
Doch bevor er sich endgültig entscheiden konnte, ergriff die Lady wieder das Heft des Handelns. "Wenn die Herren gestatten, würde ich mich gern zu ihnen setzen."
Ihre seidenweiche Stimme schwang angenehm in den Ohren ihres Gegenübers weiter, indessen einer der Mitspieler die akustische Idylle unterbrach.
"Sorry meine Beste, aber ich glaube das dies hier nicht der rechte Ort für eine Lady wie sie ist."
Die Fremde schenkte dem Mann ein versöhnliches Lächeln, stellte ihr Bier auf den freien Platz des Tisches und antwortete ihm geduldig: "Und ich glaube, dass insbesondere Spieler Gentlemen sind und den Wunsch einer Lady respektieren sollten!"
Ohne eine Antwort abzuwarten zog sie den freien Stuhl unter dem Tisch hervor, schlug im vorbei gehen die Schöße ihres Staubmantels beiseite und ließ sich langsam nieder.
Die Blicke der Spieler folgten den Bewegungen der Fremden und blinzelten ungläubig zwischen das schmale Geläuf der langen Beine.
Diese steckten in engen Lederleggins nach Indianerart und ließen an deren Zusammenwuchs jenes weibliche Kleinod vermuten das, bislang weit auseinander gebreitet, den Strapazen eines Sattels ausgesetzt war.
Unbeeindruckt von dieser Mischung aus lüsternen, wie auch mitleidigen Blicken hatte sich die attraktive Fremde jetzt gesetzt, vermied es allerdings mit dem Stuhl näher an den Tisch heran zu rücken.
Vielmehr hatte sie ihre Beine anmaßend weit auseinander gestellt und stemmte nun ihre Stiefel fest auf den Boden des Saloons.
Angesichts der unerwarteten Pose waren die Spieler derart verblüfft, so dass keiner von ihnen auch nur den geringsten Verdacht hegte, außer vielleicht den, einer unverhofften Offerte.
Nur ihr stämmiger Gegenüber kniff argwöhnisch die Augenlider zusammen und schien krampfhaft zu grübeln.
© by John de Beers