Rotwein...
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Er trank gerne Rotwein, trocken, samtig, nach roten und schwarzen Johannisbeeren schmeckend und nach einem Hauch guter Schokolade. Gute, dunkle Schokolade, schmelzend, vollmundig und mit einem leichten Bitterton, wie ihn auch Spitzenweine Weine entwickeln können, die in alten Holzfässern ausgebaut wurden. Nicht das neumodische Zeugs, das - weil in der Hauptsache von roter Farbe - in die riesigen Betontanks gepumpt wird und ein paar große Schaufeln angerösteter Holzspäne auf dem Reifeweg erleiden muss, was den Wein bitter macht und ihm Brandreste- und Röstaromen beschert, wie billig gemachtem Kaffee...
Er war sich der Gefäße schonenden Wirkung der Tanine und in Maßen genossen die Herzinfarkt Gefahr für Männer und den Eisenmangel bei Frauen vermindernden Wirkung des Weines bewusst. Aber das interessierte ihn momentan nur am Rande.
Er nahm es billigend in Kauf und genoss einfach nur den Wein...
... sehend, zusehend, intensiv mit den Augen aufnehmend und verarbeitend, voyeuristisch genießend, was die Fremde mit seiner Frau anstellte. Sie war gut 15 Zentimeter größer, vielleicht so groß wie er, etwa Anfang 40, sehr schlank und wohlst proportioniert. Seine Frau stand kleiner, nackter, unschuldig und als passiv spielender Teil zwischen ihnen. Oder täuschte sie ihn? Wie unschuldig spielte sie? Man sieht nur mit dem Herzen wirklich gut und sein Bauchgefühl sprach eine eigene Sprache, überstimmte zusammen mit dem Herzen den Verstand. Sein Gehirn hatte sich gespalten in den Teil, der dem Gespräch gesellschaftsadäquate Impulse gab und den entwicklungsgeschichtlich uralten Regionen, die zunehmend Oberhand gewannen und intensiver werdende, höchst komplizierte hormonelle Prozesse steuerten.
Sie küsste die Fremde, die ihr mit einer zärtlichen, bestimmenden Bewegung das Oberteil über die erreichbare Schulter gestriffen hatte und nun sanft über ihre weiche Brust strich, mit ihrer Warze zart spielte, sie streichelte.... während sie nach wie vor intellektuell bei den Inhalten ihres Gespräches verweilte. Und sie war gut, hatte was zu sagen!
"Ich will mehr... viel mehr!" Doch welche der beiden Frauen hatte das ganz beiläufig und als sei dies das Normalste auf der ganzen Welt gesagt? War es wichtig, wer es gesagt hatte oder viel mehr, wie es ausgesprochen, gewünscht, erbeten wurde? Würden sich Wunsch und Lust austarieren, wie in miteinander kommunizierenden Röhren und war dies nicht das Normalste auf der Welt, quasi den Naturgesetzen, der Physik gleich folgend?
Seine Blutgefäße erweiterten sich, als er sah, wie die beiden Frauen sich zärtlich küssten. Der Lebenssaft sackte der Physik folgend in seinen Beckenboden, um dort biologisch gefangen, gefesselt und umgeleitet zu werden in die Mitte zwischen seinen Beinen, in der sein Glied nur darauf gewartet hatte, das zusätzlich bereit gestellte Blut in den Schwellgefäßen zu stauen...
Sie sagte zu den beiden Männern: "Kommt mit!" Sie nahm Sie einfach nur am Arm und führte Sie in eine Nische etwas abseits, in der es dunkler, aber auch intimer, weicher, geborgener war...
Das Blut konnte ihm nicht entkommen. Vorerst! Das Spiel erklomm eine neue Ebene...
Die Fremde streife seiner Frau das Kleid auch über die andere Schulter. Es glitt weich und sanft, ihrem Körper schmeichelnd an ihr herab. Sie stand fast völlig nackt dar, bekleidet nur noch mit ihren halterlosen Strümpfen, Stilettos und einem Perlenstring wie einem Geschenkeband, das Nichts mehr verbarg, sondern teilte, mitteilte eine Geschichte der Lust, der Hingabe, der Begierde, der Unterwerfung und des Vertrauens.
"Liebe mich, wie Du Dich liebst...!"
Das Spiel ist eröffnet...
"Faites vos jeux! Zu unser aller Lust und Erbauung!"
Sie ließ den Perlenstring an ihren Beinen hinab gleiten, hob ihn mit einer Fußspitze geschickt auf. Er nahm ihn von der Spitze ab und steckte ihn in seine Hosentasche...
Dann wandte Sie sich wieder voll der noch fremden Frau zu! Sie würden sich erkennen...
"Ich bin Dein mit Haut und Haaren!"
©: mc
09.06.2010