Schamlos gelauscht
Ich hatte ein paar Bekannte zu einem Fest gefahren, denn so konnten sie was trinken. Dafür hatte ich alles frei was ich trinken oder Essen wollte. Es war ganz nett und unterhaltsam. Aber zumeist hörte ich lieber nur zu. Ob ich nun wollte oder nicht, bekam ich von der Bank hinter mir am meisten mit. Eine Mädelsrunde hatte sich dort niedergelassen und so sehr ich mich auch bemühte diese nicht zu hören sie waren nicht zu überhören, leider. Denn was ich da zu hören bekam war einfach nur der Horror für mich.
Sie planten ihr Leben durch, und zwar von A bis Z. Da wurde Karriere gemacht. Geheiratet wurde nebenbei, und auch die Kinder liefen so nebenbei. Schwanger werden kein Problem und bis kurz vor der Entbindung im Büro, dann kurz das Kind bekommen, es dann in der Kindergrippe abgegeben und weiter ging es im Büro und in der Karriere.
Es wurde auch klar umrissen was man für einen Partner wollte und was der alles zu machen hatte, Widersprüche waren nicht erlaubt. Ach ja, und natürlich sollte er gut aussehen und auch erfolgreich sein. Am besten so dass er immer einen Schritt hinter ihnen war. Die Rangfolge musste geklärt sein.
Als ich mich umdrehte um zu sehen wie alt die Hühner waren erschrak ich dann doch. Ich hatte gedacht das sie Abitur machen würden oder gerade mit dem studieren angefangen hätten, aber Fehlanzeige, die waren schon älter und vermutlich hatten sie gerade ihren ersten Job angetreten.
Aber da gab es einen Silberstreifen am Horizont für mich, ich war viel zu alt für die. Wer immer auch die „Glücklichen“ sein mochten die an die Damen gerieten mir blieb nur übrig, ihnen viel Glück zu wünschen.
Nein, den Mädels wünschte ich kein Glück, denn das brauchten sie nicht. Sie hatten alles geplant. Auf Glück würden sie sich nicht verlassen. Also warum sollte ich ihnen Glück wünschen?
Dabei kam natürlich so die ein oder andere Frage in mir auf. Hatten sie auch schon die Scheidung mit eingeplant. Ich meine könnte ja sein das der Mann hinter den Erwartungen zurück blieb, oder was Gott verhüten möge, er wäre erfolgreicher? Was dann?
Ach ja und dann waren da noch die Kinder. Klar natürlich Einzelkinder. Durften die krank werden? Und wer bitte schön würde dann daheim bleiben und sich um die Kinder kümmern?
Aber was wäre wenn eines ins Krankenhaus müsste. Sowas kam immer wieder mal vor. Mandeln, Blinddarm, und all die kleinen Unfälle die es geben konnte. Ich meine wie bitte will man sowas einplanen.
Aber wenn ich die Mädels so reden hörte, dann gab es das alles nicht. Klar das die Kinder, auch nur Musterkinder sein würden.
Wenn sie aus der Bahn liefen dann war das natürlich die Schuld der Erzieher und Erzieherinnen. Später dann die der Lehrer, soviel war schon mal klar. Wie gut das man nichts falsch machen konnte, man konnte getrost immer mit dem Finger auf jemanden zeigen und sagen der war schuld. Sehr bequem wie ich finde.
Klar erkannte ich dann auch mein Versagen bei meinen Kindern, ich hatte das alles nicht richtig geplant und durchorganisiert. Sonst wäre ich von so manchen verschont geblieben, und vieles wäre auch gar nicht so gekommen wie es jetzt war. Und ganz nebenbei hätte ich so viele kleine Glücksmomente versäumt.
Als die Mädels auf ihre Zukunft anstießen hob ich für mich mein Glas, und war zufrieden das ich mit denen nichts zu tun hatte. Und deshalb war es dann auch ein sehr schöner Abend für mich.